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agevmtt uer Mzeiger für öas Erzgebirge Nr. 207 Dienstag, äen S. September 1922 17. Jahrgang >or Freud« )h,r st,litt wilarkäni- hauptstadi »träger >r die b«- der Geld» »»betrag«» ssiön üb«r- dl, schöne Unt,r. ülern -,r » Rechnen sl, ln d,r z >u ver- daß da» f halbem für «ln, n ln d«r IN««-»'—, »Wch »ttz« »em, /ANAerger für oas ^rMevirge sm,f,„ch-ftn1chll>- n». SS, , BUM». ».»«tt. erlraramm», Lageblau ftueerzgebirg». Stttyalteno Sie amtliche« Sekanotmachvngra -es Nates öer Sta-t Mtü -es nml-gericht» /we. p.stgh»<r.«.n:., ftmt ttpzig Nr. „, >n,n und ktion). — m «lN«M mordnung ) in d«n m Preis« lelegenheit xn Preis- afrngehen m temehmen >t. ute Auf- l leichten chriften u. Tageblatt, gen Brr« m, 'S- ttidt, 16. mi ung arzahlung . raaeblatt. M lattes k: »PN L: Das Wichtigste vom Tage. Die Konferenz der ErnShrungsminister unter Vor sitz des Reichsernährungsministers Fehr hat in Hamburg begonnen. In der allgemeinen Aussprache wurde Haupt» sächlich die Getreide- und Brotversorgung besprochen. Der Reichspräsident hat in einer Verfügung be stimmt, daß entsprechend seiner Kundgebung vom 11. August 1922 die Reichswehr das Deutschlandlted als National hymne zu führen hat. » Das englische Kabinet hat bereits Mitte August die Frage der deutschen Kriegsschuldigenprozesse in Eng land im ablehnenden Sinne entschieden. Der französische Ministerrat stimmte der An regung Poincares zu, schnellstens eine Konferenz der Verbündeten einzuberufen, um die Neparationsfrage und die Schulden der Allierten zu besprechen. Der Dollar notierte heute in Berlin mit 1462. Rücktritt Vraäburgs? Aus englischen Blätterstimmen ist zu entnehmen, daß das englische Mitglied der Reparationskommission, Str John Vradbury, sich mit Nücktrittsgedanken trägt. Aber er hat nicht die Absicht, die von ihm begonnene Aufgabe einer Lösung des Reparationsproblems nun etwa aufzugeben. Sondern er möcbte ungehemmt durch amtliche Fesseln seine Pläne weiter verfolgen. Diese gehen einmal auf die vernünftige Begrenzung der Reparationen und die zweckmäßige Kürzung der alliierten Schulden untereinander. Zunächst liegt ihm daran, den deutsch-belgischen Garantie vertrag zu fördern. Es ist kein Geheimnis, daß er bet seiner letzten Anwesenheit in Berlin schon sehr eingehend mehrere Möglichkeiten mit den deutschen Staatsleitern durch gesprochen hat, wie man die in Belgien zu gebenden Schatz wechsel evtl, sichern könne. Bradbury scheint als praktischer Politiker dabei an Möglichkeiten gedacht zu haben, die uns nicht zwingen, Reichsbankgold ins Ausland zu überführen. Heute beginnen die Verhandlungen mit den belgischen Delegierten, und Str John hofft, daß diese Verhandlungen sehr rasch zum Ziele führen. Sollte er so gut vorgearbettet haben, daß es sich hier nicht ^nur um eine Hoffnung handelt? Sraöburps siebe« Kombinationen. Der Pariser Korrespondent der Times erklärt, er könne bestätigen, daß die Frage der Garantien, die Deutschland auf Grund des Beschlusses der Repko an Belgien geben werde, ohne Zweifel zur größten Zufriedenheit der Brüsseler und der Berliner Regierung gelöst werden wird. Sir John Vradbury, der ihm diese Eröffnung gemacht habe, habe den Erfolg der Operationen bei seinem Aufenthalt in London so gut wie gesichert und nicht weniger als sechs bis sieben verschiedeneKombinationen ausgearbeitet, um die deutschen Schatzscheine annehmbar zu machen. Er glaube allerdings, daß die Kombination, die schließlich gewählt wird, die Unterschrift der O-Banken vorsieht. Die Times schreibt dazu:' Das Gold der Reichsbank wird nicht einmal mehr erwähnt; aber der Plan soll ein Arrangement erhalten, In dem England eine hervorragende Rolle spielt. Diese Feststellung ist ebenso beunruhigend wie geheimnisvoll. Ist es möglich, daß unsere Regierung oder eines ihrer Mit glieder einen Plan ernsthaft in Betracht zieht, nach dem amt licher englischer Kredit in irgendeiner Form benutzt werden soll, um eine Garantie für die deutschen Schatzscheine zu schaffen, für die Deutschland selbst das Gold der Reichsbank nicht verpfänden will? Wenn Herr Stinnes und seine Freunde nach dieser Richtung hin informiert worden sind, dann wird die Einstimmigkeit, mit der sie und ihre politischen Freunde das deutsche Nein in die Welt donnem, mit einem Male verständlich. Aber alle in Betracht kommenden Stellen müssen daran denken, daß ein solches Vorgehen unbedingt die Zustimmung de» englischen Steuerzahlers verlangt. Dieser würde aber eine ungeheure Schwachsinnigkeit beweisen, wenn rr seine Zustimmung dazu geben würde, daß er «ine oberste Garantie für die deutschen Reparationen zu leisten habe. Man hat ihm bet den letzten Wahlen versprochen, die Negierung werde die deutschen Kassen leeren. Aber nun würde er die Entdeckung machen, daß der erste Schritt dazu der ist, den betrügerischen Bankerotteur mit Gold oder in einer anderen Form aus seiner Tasch« zu unterstützen. Schon das Auftauchen derartiger Bericht« macht ein« vollständig« und sofortig« authentisch« Mitteilung unbedingt notwendig, um di« öffentlich« Meinung aufzuklären. vberschleslens Verbleib bei Preußen. Di, üb,rwälttg«ndi Mehrheit der Brwohn«r des deutschen vderschlesien» hat den willen bekundet, im Rahmen des Preußischen Staatsverband«» zu bleiben. Di« Abstimmung»- zettel lauteten: Oberschlesien wird preußische Provinz bleiben — oder: Oberschlesten soll ein eigener Bundesstaat werden. Neunzig v H. der Bevölkerung haben sich für den Ver bleib bet Preußen ausgesprochen. Die Abstimmungs beteiligung betrug über 73 Prozent. Das ist eine überaus starke Beteiligung, und man kann feststellen, daß die polnische Parole der Stimmenthaltung kaum irgend einen nennens werten praktischen Erfolg gezeitigt hat. Offenbar haben zahl reiche Oberschlesier polnischer Zunge, die bei der Abstimmung über die Zugehörigkeit Oberschlesiens zu Deutschland oder Polen polnisch gestimmt hätten, sich jetzt für den Verbleib bei Preußen ausgesprochen. Ihnen kam es durch dieses Be kenntnis vor allem darauf an, ihre frühere, im Rausche pol nischer Versprechungen getätigte Abstimmung zu widerrufen. Die Mehrzahl der Oberschlester, die seinerzeit für Polen votiert hatten, haben ja später privatim keinen Zweifel darüber ge lassen, daß sie gegen die Zerreißung des politisch, wirtschaft lich und kulturell zusammengehörenden Landes sind. Darum ist die jetzige Abstimmung auch von hohem außenpolitischen Wert. Sie wird der Bewegung für die Wiedergewtn - nung des geraubten Teiles erhöhte Spannkraft verleihen. Die Abstimmung ist aber auch ein Zeugnis dafür, daß das neue Preußen moralische Eroberungen zu machen vermag. Die Oberschlesier haben sehr klar zwischen dem hakatistischen Altpreußen und dem demokratischen Freistaat Preußen unterschieden. In der Anlehnung an den großen Staat erhofft das gequälte Volk seine Wiedergenesung und die Befreiung seiner losgerissenen Teile vom Joche der pol nischen Korruptionsherrschaft. Stinnes* Lieferungsabkommen mit Frankreich. Marcel Huttin hatte eine Unterredung mit dem Sena tor de Lubersac über die Vereinbarungen, welche dieser mit Stinnes getroffen hat. Nach einem Bericht des Echo de Paris hat die Einleitung dieser Abmachung folgenden Wort laut: In der Zusammenkunft zwischen Lubersac und Sttn- nes setzte Lubersac die ausnehmend kritische Lage aus einander, in welcher sich noch heute die französischen und verwüsteten Gebiete befinden. Er hob den lindernden Ein fluß auf die französtsch-deutschen Beziehungen hervor, der aus einer wirksamen Teilnahme Deutschlands am Wiederauf bau der verwüsteten Gebiete sich ergeben würde. Stinnes schloß sich diesem Standpunkte Lubersac» an und vereinbarte in der Absicht, seinen Wunsch kundzutun, zu diesem Wieder aufbau beizutragen, mit Lubersac folgende Abmachung, durch die Stinnes sich verpflichtet, dem Verbände Materialien zu liefern. Es sei das, so erklärte Lubersac, ein Kontrakt, der, wenn er von beiden Seiten loyal durchgeführt werde, den Wiederaufbau der französischen Städte und Dörfer in beson derer Weise beschleunigen könnte. Nach Frankreich zurückge kehrt, macht er, wie das in der Abmachung festgelegt ist, der französischen Regierung sofort Mitteilung von der Abmachung. Um den Kontrakt möglichst nutzbringend zu verwerten, schuf der Verband ein besonderes Materiallieferungsamt, das sich aus dem Präsidenten, aus Derwaltungsmitgliedern des Ver> bände», der Architekten und des Verbandes für Bauhand werk zusammensetzt. Die Slaäle unä äie Crnährungsfrage. Im Ernährungsausschuß des Deutschen Städtetages, der nach Halle Unberufen worden war, zeigte sich, wie die Ge schäftsstelle des Deutschen Städtetages mttteilt, daß die Stadt verwaltungen durchweg von den besten Willen beseelt sind, mit ihren Kräften und Mitteln gegenüber der Valutablockade zu helfen, wie einst gegenüber der Krtegsblockade. Doch können sie in ihrer gegenwärtigen furchtbaren Finanznot zu diesem Ziele nicht das Geringste unternehmen ohne Gewährung der nötigen Geldmittel von Reich und Staat. Alle jetzt öffentlich erörterten Hilfsmaßnahmen, die natürlich durchweg bedeutende Kosten — mindestens vorschußweise — verursachen, sind und bleiben ohne finanzielle Reichs- oder Staatshilfe gänzlich undurchführbar. Die Fürsorge könnt« sich auch immer nur erstrecken auf diejenigen Kreise, di« sich nicht durch Anpassung ihre» Einkommens an di« veränderten Verhältnisse selbst helfen können, vor allem aus di« Armen, die Sozial und Kleinrentner, die Milttärrentner (Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene). Diesen aber wird vielfach wirkungs voller geholfen werden können durch Naturalien, einschließlich der Hetzstoffe, als durch Bamnterstützung. Die Versorgung durch fertig«, Essen in Form von Massenspetsungen (selbst wenn Reich und Staat di« nötigen Zuschüsse bezahlen) wurde nach den reichen Erfahrungen der Städte aus diesem Gebiet, au» vielerlei Gründen übereinstimmend al» durchau» un wirtschaftlich bezeichnet. Jedenfalls würde ,» sich nicht empfehlen, etwa neue Einrichtungen zu schassen. Nur di« Erhaltung von Mittelstand,küchen wurde al» dringende» Bedürfnis für gewiss, Bevölkerungsschtchten über» «insttmmend befürwortet. Sn der Kartosselversorgung haben sich die Städte schon seit dem Vorjahr« von eigenen Geschäften zurückgezogen und da« Feld dem sachverständigen Handel und den Verbrauchergenossenschaften geräumt, die vielfach organisatorisch und durch Kredttgewähmng unter stützt werden. Nur in einigen wenigen Städten soll eine gewisse Notreserve von der Stadtverwaltung eingelagert werden. Die gleichmäßige Verteilung der nächsten Zucker ernte unter die Bevölkerung wird zunächst in einer Form erstrebt, welche die völlige Zwangsmäßigkeit vermeidet. Mit der Beschränkung der zuckerverarbeitenden Lurus-Jndustrie ist man selbstverständlich einverstanden. Die Seeftschoersor- gung ist in der Hauptsache eine Kohlenfrage. Entsprechend« Anträge sollen gestellt werden. Der Dölkerbunä in Genf. Die Tagesordnung der Völkerbundsversammlung, deren Dauer auf etwa 3—4 Wochen berechnet ist, enthält keine besonderen Sensationen, nachdem nach allgemeiner Aufassung die Frage der Aufnahme Deutschlands in diesem Jahre nicht gestellt wird und auch die Gerüchte über Lloyd Georges persönliche Beteiligung an der Versammlung noch keinerlei Bestätigung gefunden haben. Nichtsdestoweniger können die Fragen der Aufnahme Ungarns in den Völ» bund, das Problem der österreichischen Krisis und di« Neuwahl der 4 nichtständigen Mitglieder des Völkerbunds- rate» zu größeren politischen Auseinandersetzungen führen, die voraussichtlich alle von der Politik der kleinen Entente abhängig sein werden. Wie verlautet, will die kleine Entente die Aufnahme Ungarns in den Völkerbund von vorherigen Zusicherungen, sei es durch Ungarn oder durch den Völker bund selbst in der Habsburgischen Frage abhängig machen. Die Mehrheit der Versammlung ist der Aufnahme günstig gesinnt. Was die Neuwahlen für den Rat betrifft, so be ansprucht die kleine Entente einen Sitz. Man nimmt allge mein an, daß ihr Wortführer Benesch in den Rat ein ziehen wird. Alle diese Fragen dürften aber mehr hinter den Kulissen als sm Plenum entschieden werden. Schließlich rechnet man damit, daß der Rechenschaftsbericht des Völker- bundsrätes die Abrüstungsfrage und vielleicht auch das Minderheitenproblem zu großen, wenn auch nur platonischen Debatten führen könnten. mittag über die beiden Ent- i Aktton»programm». Vorwärts einen durchau« zufrie- Meiire politische rneldrrirse«. Da« Defizit des Reiches. Im Monat August Überstrigen die Retchsausgaben die Einnahmen des Retchsetats wieder um 13 Milliarden. Der größte Teil des Mehrbedarfs entfällt im abgelaufenen! Monat nicht auf die Verkehrsanstalten, sondern auf die MeHrbewilltgung von Gehältern und Löhnen. Die Konferenz der Ernährung-Minister, in der alle Länder zumeist durch dir Ernährungs- oder Landwirtschaft-Minister vertreten find, wurde gestern vormittag im Phöntxsaal des Hamburger Rathauses durch den Bürgermeister Diestel im Namen der hamburgischen Regierung begrüßt. Der ReichSer- nährunasminister übernahm dann den Vorsitz und eröffnet: die allgemeine Aussprache über die Lage, wobei in erster Linie die Frage der Getreide- bezw. Brotversorgung besprochen wurde. Staatssekretär Dr. Heinrich gab eine eingehende Schil derung der gegenwärtigen Lqge auf diesem Gebiet. Hierauf begann die Einzelaussprache. Putschgefahr in München. In München spielrn rechtsradi kale Hetzer mit dem Gedanken eines monarchistischen Putsche», und die Gefahr, daß er zur Ausführung kommt, muß schon ziemlich drohend sein, denn Führer der Bayerischen Volkspartei und der Christlichen Arbeiter- und Bauernvereine haben es für nötig gehalten, in öffentlichen Aufrufen vor ge waltsamen Putschen zu warnen. Wir die sozialistische Münch ner Post meldet, nnd Männer in Oberlandler Tracht in Rosenheim angrkommen und haben Schlafstellen und Un terkunft im dortigen Realgymnafium verlangt. Sie wiesen Ouartierscheine vor, die angeblich vom General v. Mbhl, dem Chef, der bayerischen Reichswehr, unterzeichnet sein fallen. In München ist noch alles ruhig. Dio sozialistische Arortter- jchaft hält sich zur Abwehr bereit. Gärt e« in Mitteldeutschland? Wie die Neue Berliner 12 Uhr-Zettung mrldrt, fanden in der Halleschen und Man»« selber Gegend in den letzten Tagen verschiedene große Arbet- terversammlungen statt, in welchen im Anschluß an die Teuerung zum allgemeinen »kämpf aufaefor- dert wurde. Es wurden Resolutionen gefaßt, in welchen dtr Arbeiterschaft die Gewerkschaftsführer auffordert, die von ihnen ausgestellten Forderungen durch den Kamps der Arbeiter schaft sofort zu verwirklichen und zum Kampf gegen die Aus beutung und Knechtschaft aufzurufrn. M. S. P. und Unabhängig«. Die Parteivorstände der Sozialdemokratischen und der Unabhängigen Partei beraten seit gestern vormittag über die beiden Ent würfe eine» gemeinsamen Aktionsprogramm». Die Besprechung nimmt laut Vorwärts einen durchaus zufrie- drnstellenden Verlauf. Dem Nürnberger SintgungSpartrttag soll emvfoblen werden, eine Programmkommtsston eins»- letzen, die sodann gemeinsam ein allgemeine» Progxamm fassen Einschränkung de» verkauf» von Spirituosen in Preeeße«. Al» zwei« der angekündiaten Maßnahmen de» preußischen Mi nisterium» de» Innern tm Kampfe gegen ^ßa» Wucher- und Schlemmerunwesen veröffentlicht der Mußtsche Pressedienst ' utne verordnuiP zur tunlichst weitgehenden EtnschrLn-