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N«. S00 «un LaqMitt und tzttWtß« fld da» Erzg»Nrg«. Montag, den M. vugustLML Wenn man Dtelenmuslkant ist... <«. «»<«».,, drill, Man dann dto Kellneret und den ZettunMandel aut der Straße mit einem ernsten und einem lustigen Auge betrachten, zumal. wenn man Nutzensetter ist und mehr auf da» Reflektierende dieser beiden ELtstenzmög-. lichteilen Gewicht legt — aber als Dielenmulikant konnte ich nicht die gewisse humoristische Einstellung erreichen. Lazu birgt dieser meist fürchterlich entlohnte und nur, in wenigen Füllen gut bezahlt« Beruf zu viel Dragt!« in sich, zu viel entschwundene Hoffnungen, verkrachte Ideale und die seltsamsten, widerstreitenden Empfindun gen. Mit diesen Worten leitet Ttreltsker in der D.AZ.> seine dritte BerufSstudi« ein und erzählt weiter: Zwar gibt e» eine Grupp« Musikanten, die ihr Handwerk ken nen und «» in jener, durch keinerlei besonderen Ehr-, geiz vertieften Weise betreiben wie so viele anderq LUrchschntttShandwevker, bloß um einen Erwerb zu ha ben und davon leben zu können. Aber eine große An- zahlvon ihnen seht sich aus Resignierten zusammen, aus Leuten, die eine künstlerische Sehnsucht der Musik in die Arme trieb, die aber durch die Ueberproduktton auf diesem Gebiet, durch Mangel an überragendem Talent oder auS sonst welchen Gründen nicht das erstrebte Ziel erreichten, den schönen Künstlertraum aufgeben mußten und nun in Kinos, Weinrestaurants, Konzertkaffees und anderen Vergnügungsstätten mit und ohne Tanz- gelsgenhett ein wenig beneidenswertes Dasein führen. ES war ein kleines Nachtlokal im Westen Berlins, wo ich für einen Abend den Pianisten der aus drei Mann bestehenden Kapelle Vertreter konnte. Ter gute Junge, ein LMHrtger Student, der sich durch das all abendliche Musizieren seinen Unterhalt verdient, freute sich aufrichtig, einmal ausspannen 'zu können. Am Vor mittag übte ich mit Mm das Programm ein, die üb lichen Tanzpiecen und Saisonschlager — bei meiner Musikalischen Orientierung an und für sich schon eine Tortur. (Für diese Tortur bekommt er pro Abend 150 Mark in bar, ein Glas Bier oder Kaffee und bei Ge legenheit eine kleine Mahlzeit.) Etwas nach 7 Uhr be gebe ich mich in das Lokal, wo ich« bereits vom Kapell meister und dem Primgeiger erwartet werde. Er macht mich auf ^besondere Taktgepslogenheiten bei den ver schiedenen Tänzen aufmerksam, gibt mir Streichungen und Passagen bekannt, die wiederholt werden sollen, und bemerkt schließlich, im Anfang möchte ich die Pe dal« wenitz benutzen, später aber, wenn die Gäste etwas angeheitert werden, dafür desto mehr. Um 8 Uhr eröffnen wir das Konzert mit einem Marsch. In den Körben und Fauteuils lungern zwei halbwüchsige Burschen, um einen anderen Tisch drei erschreckend junge Mädchen ohne Herrenbegleitung, und in einer lauschigen Eche tafelt ein Ausländer mit einer Tome. Eben be stellt er Sekt... Al» zweite Nummer spielen wir einen Foxtrott. Ta ich da» .abgeklapperte Zeug schon auswendig kenn«, ist es mir möglich, meine Aufmerksamkeit zu teilen. E» erheben sich die drei erschreckend jungen Mädchen, zwei tanzen zusammen, die dritte bekommt den eine»» Burschen, der andere kümmelt indessen bet einer Wein flasche, und die deutsch-au-ländtsch« Nachtalltanee in der Ecke gewinnt an Innigkeit, Langsam beginnt sich da« Lokal zu füllen. Ich höre auffallend viel russisch sprechen, und zwar die» sehr laut und ungeniert. Un» schenkt man vorläufig noch wenig Beachtung. Nach je dem Schlußtakt ko in int von irgendwoher ein leichter, nahezu mitleidiger Applaus. Erst al» der Prlmgeiger mit gut gemachter,Bepve eine kaukasische oder tsasrtart« sche Tanzweise solo herunterfiedelt, gibt es einen Mei nen Beifallssturm. Ein Mäzen reicht ihm sein Wein glas herüber und rüst ihm etwas Russisches zu. Ter Kapellmeister dankt mit einem russischen Wort. ,ES ist das einzige, das er kennt — zum Haus- und Dielen- gebrauch. In Wirklichkeit ist er ein waschechter Deut scher aus der Nheinprovinz. Aber bet den Russen drückt sich iandSmänntsches Empfinden gern in Trink geldern aus. ' Mit der Zeit beginnt sich um die roten Ampeln ein dicker, stickiger Nebel zu lagern, der eigentümliche Al- Mholdunst gewinnt an Intensität, die Unterhaltung.der Gäste wird gellender und wirkt doch viel entfernter als früher — wie durch Vorhänge hindurch. Es geht auf 11 Uhr. Theaterschluß. Neue Ankömmlinge beiderlei Geschlechts schieben sich in den Raum und juchen ver gebens nach freien Plätzen. Dazwischen schlängeln sich tanzende Paare. Während des Spiels neigt sich plötz lich der Primgeiger zu Mir herab: Der Herr dort mit dem.Strohhut, den hat Vie Kriminalpolizei vor 6 Wo chen hier abgeholt. Jetzt ist er schon wieder da. Muß ein großer Gauner sein, aber gibt fürstliche Trinkgelder. Passen Sie auf: Ws nächstes Stück spielen wir Warum denn weinen, wenn man auseinandergeht, das hat er giämlich so gerne, da freut er sich.und dann gibt es einen Extrasold. Kurz darauf schlägt er mit dem Bogen au und wir beginnen sofort mit dem klassisch-schönen Lied. Ter Herr mit dem Strohhut, der einmal von der Kri-> Minalpolizei abgeholt worden war, strahlt über das ganze Gesicht, klopft unserem Kapellmeister wohlwol lend auf die Schulter und legt — dann einen Hundert markschein auf das Klarier nieder —. Zum Schluß habe ich etwas ganz Seltsames erlebt. In einer Anwandlung.bat ich unseren Kapellmeister um eine ausgefallene Sache: ich wollte allein etwas von Chopin spielen. Er willigte ein, meinte nur, daß ich damit v«i der augenbficklich sttzekn Stimmung wenig Anklang finden Mrd». NtchiSveswweniäer I Ev«n al» ich anfangen wollte, rief »in stark ung«hett«rt»» Mäd chen, da» in Gesellschaft mehrerer KavaAere an einem der nächsten Disch!« faß: Hallo — Ate Klavl ermann! Spielen St'e wa» recht Dolle»! Hören Ti« — wa» recht Lustige»! ' , > ' ! ' Ich nickt» unbekümmert »und spielte dann StzopiN- Au» irgend einer Laune heraus. Und ich empfand, Mia sich da» Gesumme im Raum« um «in« Nuance Müßigt« und die leise Melancholie der Musik sich auf Pi« Gäste übertrug. Einen Augenblick lang vergaß ich, wo ich mich eigentlich befand. Aber irgend «in Lärm, d«r sich plötzlich am anderen Ende dtz» Saale» erhob, zwang mich rasch abzubrechen. Hm gleichen Moment ergossen sich einige Wetntropfen auf Meinen Smoking und ich! spürte irgend etwa» Unerklärliche». . . Ich wandt« mich! um und sah in da» verzerrt« Gesicht der ossenbar gänz lich betrunkenen jungen Tiame. St« hatte MV Gla» mit den Fingern zerdrückt und auf.mich geworfen — ob au» Wut, aus jäher Zerknirschung vder au» sonst Melcher Stimmung heraus? Ich weiß e» nicht. Sie droht« mit der Hand und schrie mich an r Ich sagte Ihnen doch — etwas Lustiges spielen! Warum denn gerade da» — gerade das'.? Tann verfiel sie plötzlich in ein Milde» Schluchzen. Ihre Begleiter bemühten sich angestrengt um sie. Und richtig — nach einer Weile dröhnte ww- der alkoholisiertes Gelächter. »' Kurz daraus bin ich mit dem roten Weinfkeck nach Hause gegangen. Er dürfte schwer zu entfernen sein. Ab,er ich fürchte, durch ihn noch lang« an diese Rocht, d.l ich aushilfsweise Musikant war, erinnert zu werden und an das gellende: Spielen Sie was recht Tolle» — hören Sie, was recht Lustiges! Es ist eine hart« Zeit Und da muß es Wohl manchem Musikanten harr an kommen, dazu noch lustig auszuspielen. Ich .wenigsten» will les sür das eine Mal genug, sein lassen . .. In Stpeliskers Schlußsatz liegt eine nur zu begreif liche Resignation, die aber gerade bei Mm seltsam, an» mutet. Ist er doch einer jener Literaten Wiener Ge blüts, di»e trotz der traurigen Zeiten sich.ihren liebens- würdigen Humor nicht vergällen lassen und immer wie der etwas Fröhliches aufsvielen. Weiß doch gerade er mit seinen grotes-lustigen, ost recht boshaften Einfäl len Lächeln und heitere Stimmung zu Zrregen. Oder empfand damals Georg Strelisker, der immer gut ge launt sein müssende Feuilletondichter die Verwandt schaft mit den Musikanten und damit die beiden Beru fen eigene Tragik, fidel zu sein, wenn auch mit eiinem nassen Auge, Tag um Tag, denn da» Publikum Wilk amüsiert, unterhalten werden: Hören Sie, wa» re-chE Tolles — was recht Lustiges! Lonnadenä vormittag erlöste ein snnlter loci nack Isneem, scbverem beiclen unsere innigsigeliebte blutter, Lclivieger- uncl Qrobmutter, Sckvägerin unä laute, brau stlsrie stiiMe iiero. pmrkl Leb. Steubler im S5. l-ebensjabr. Oles neigen tlekbetrüht an cils Irsuerncksn KInrtsr. äue, ^uerliammer, äen 28. August 1922. Ole Leercllgung unserer teuren Lntscklalenen klnäet vlens- t»g nscbm. 1 Otir vom Irauertiause, Ännstraüe 5, aus statt. '.H stnjt neuer Mim - Wage» zn verk^-'s-m. Zu rrs'.'u„ im AuTngcblntt. 2 gutevhaltenv Bettstellen zu verkaufen Wettrnerstr.2S,Ill. Netterer, led-, durchaus selbst. .LL WlNbmr al»Le>t«r fürSchniltbauabtellg. gesucht. Angeb. unt. L T.«202 an di« Seschüstsst. d. Bl. erbet. t" 2üzrßs empf. in großer Auswahl 8tvnn L Ksugen tsbps» >!. Pelüch'nöuin', Aue- Wettiiierstr.-t^.mnWl-tlinpInji PWMlllhe CmilnlWslt Psb!I<>, Nind-uSchweine- slcisch vcrs. in Poslp. p.Rachn. Will,. Straßburger, Limbarh, Sa. H.! I Dienstag bis Donnerstag, den 29. —31. Ang. gelangt der wissenschaftliche Lehrfilm Je mA SeiiA auf Veranlassung des Aeutral-Komitecs zur Bekämpfung der Tuberkulose, hergcstclll von d. Kulturabteilung d. Ufa im „tzM-LWiDus" zur Vorführung. Aerztlicheu Vortrag hierzu wird Herr Dr. ined. Mittler-Aue halten S —.——— ——-——— Täglich U Vorstellungen. Beginn <>, °/." und >/Z0 Uhr. Knssenössnung 5 Uhr- Wir bisse» unsere werten Besucher, die Ansangozciien genau zu beachten, da nur »elchlvssene Vorstellungen gegeben werden und während denselben kein Einlaß staltsindrn kann. -ent« Montag: Ir. MW, dn Mikk." ««-. Liebe im SOulenller - 3Me. iillckMÄW es m n i 1 r ÄiUitUM. l'rogiammr riurel, KsrI IKsmmvrt, ekeninitr, Künigstr. 25. Achtung. Grotzer Posten IW— Herren-Ulster sowie gröberer Posten Bettdecken sofort greifbar, i ferner alle Arten Berufskleidung. »ebr. Sprung, Leipzig, Gerb -chr. IS (Nähe Hauptbhk.) !u. Windmühlenstr. «3 (a. Vayr. Bahnh.). gernspr. ISIS». maciit äen 8cbud dlUrklsnie unä eeseeo^eUokt. 8cbv»rr, braun, Leid u. velü. nach«- Signin Verkette Damenschneider empfiehlt sich In und außer dem Haufe. Angebote unter A. T. 1216 an die Geschäftsstelle b». Bitt». Ve/-/77^/^/7^c7/7^6/§'6/7 //-/er-/ Lcz/ie// u/iä /,? 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