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ageblatt uer MW. Nr. 200 Montag, äen 28. August 1922 17. Jahrgang Mi ritt 4—allgemeinen Interesse nur so lange behalten, bi» Deutsch, rmsrass« land sie wieder einlöst. Die Franzosen sind keine Ne- grspretse. ^s und Bismarcks. So tönt von Westen her der Hatz? Aue, MW « UM Neidung, !ähe Hauptbhs »rNoen OeoiLVNplkt». tenhanölg-, >»r Str, h Vom Oberbürgermeister Dr. Külz, M. d. R- Im Vordergründe des großen Weltdrama», das sich eit 1914 vor unseren Augen abspielt, steht vom ersten in bis hur heutigen Stunde das deutsche Problem. Der Dollar stand heute vormittag in Berlin orbörslich auf 16S0. ck mskr. nkLnctler. in ors zur yeungen «srunoe oas oeur,cye Provtem. LNINVl xs wird weder einen Dichter noch einen Historiker ge- Vettinerstr. 2s ».UM. »len tung! lstch Eschen, und Sirenengesang zugleich, In Berlin feilscht man um P fänd er. Toll Mutsche land sie geben, um da» Moratorium zu erreichen, ohne da» Unserem finanziellen Glend niemals ein End« bereitet werden kann? E» wird Stimmen geben, Vie auch diesem Opfer noch da» Mort zu reden geneigt sind. Ein Deutschland, in dem noch ein Rest von Lebenswil len flackert, kann niemals die verlangten Pfänder geben. Je mehr wir von der wirtschaftlichen Substanz an un sere Feinde überlassen, um so geringer wird die Aus. sicht, solche Pfänder je wieder einlösen zu können, um so mehr kommen wir der ausgesprochenen Absicht Frank reich» entgegen, diese Pfänder als Vorstufe dauernden Lefitzes zu erhalten, um so unheilvoller schwächen wir t Bücher pro " »u» der» wir den Ruhen der Experimente vertieren, die wir unternehmen, .um friedlich, aber mit den Waffen in der Hand, die Bevölkerung am Ufer de» Grenzflusses zu erobern. E» ist besser neue Gebiete zu erobern, al» Geldetnstrekchen und Reparieren, da» ist die Zwischen- aklsmusik Poineares zum 4. Akt der deutschen Tra gödie. Aber natürlich denkt Frankreich nicht an defi nitive Besitzergreifung, sondern wird die Pfänder im die politischen Strömungen in der Mett, die aus eige nem LebenStnteresse ein lebensfähige» Deutschland er- halien wollen, um so restloser zerstören wir die Möglich keit, datz da» weltwirtschaftliche Kapital Vertrauen -U Deutschlands Zukunft gewinnt. Wenn wir unsere Zoll einnahmen, unsere Kohlenbergwerke, unsere Staatsfor sten verpfänden wollen, dann ist eS schon besser, wir verpfänden sie dem privarwirtschastlichen Kapital als dem französischen Imperialismus. Ja. was sollen wir aber tun, wenn Frankreich auf den Pfändern besteht? Habt endlich den Mut, das deutsche Problem als Welt Problem auzufassen und aufzurollen. Tie Dinge liegen jetzt ander» als in Ver sailles und zur Zeit des Londoner Ultimatums. Da» Bis hierher Und nicht weiter eines deutschen Volkes, das bis über die Grenze seiner Leistungsfähigkeit hin aus den Versuch der Erfüllung gemacht hat, wird heute im Innern und nach außen einen anderen Widerhall finden, al» in den Tagen von Versailles. Von einer Solidarität der Entente ist nicht mehr die Rede; diesen gewaltigen Erfolg darf die sogenannte ErfüllungSpoliti? für sich buchen. Stellt England, Italien, Belgien und auch Amerika vor Pie eigene Schicksalsfrage, ob sie Frankreich die Alleinige HandlunMreiheit in der Wett zugestehen wollen, zwingt sie zu der Erkennung der «eigenen Peripetie, zwingt sie zu der Entscheidung, ob sie Europa als Kultur- und Wirtschaftszentrum und damit ihre eigene Existent in Trümmer schla gen lassen wollen, wenn die Germanen uruergehen. Am guten Willen hat Deutschland es seit dem Gewalt akt von Versailles nicht fehlen lassen; jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, e» auch am festen Willen nicht schien zu lassen. Nur ein Deutschland mit unbeugsamem Selbsterhaltungswillen findet wirtschaftliche und mora lische Bundesgenossen, ein Deutschland, da» sich selbst aufgtbt, verschwindet im 5. Akt seiner Tragödie in die Versenkung, aus der kein Wiederaufstieg möglich ist, au« der nur die Totenklage durch die Weltgeschichte klingt: finiS Germania« l k >«n. der je in der Lage wäre, in 'ihrer ganzen Gewalt öe Tragik hu erfassen und darzustellen, die in dem Schicksal des deutschen Volke» seit den Augusttagen de» Wahres 1914 verkörpert liegt. Wir als Miterlebende ind dazu am allerwenigsten in der Lage. Nur die gro- 7 M Wendepunkte unserer eigenen Tragödie, die sind un« - um Bewußtsein gekommen. Wir stehen jetzt vor der Peripetie. Ten fchicksals-entscheidenden Wendepunkt n der Tragödie nannten seit Aristoteles die Alten en»uister Peripetie, und die Dichter legten diesen SchicksalSum- eUdeckev chwung zumeist in den 4. Akt, in den Akt der Erken- m UW i-vanq ns t»» inorv k vunvnit Die Verhandlungen über die Reichshtlfe für die ktädte sind erfolgversprechend. Der amerikanische Botschafter Houghton hat dem keichskanzter einen Besuch abg estattet, um sich über le politische Lage zu unterrichten. Am morgigigen Dienstag tritt in Berlin die Ver- assunggebende Kirchenversammlung wieder zu- ammen, Um die evangelische Kirchenverfassung n zweiter Lesung zu beraten. ken sicher au» , Fernspr. 41' Das Wichtigste vom Tage. Die Entscheidung der ReparationSkom- nission ist nicht vor Mittwoch zu erwarten, ,n welchem Tage sie bereit ist, die bevollmächtigten leutschen Vertreter in Parts zu Hören. Die Not äes Volkes. Dir Berliner Verhandlungen mit den Abgesandten der Entente haben die Reichsregierung von unseren in neren Nöten und Beschwerden abgelenkt. Aber bereit» zwischen den Besprechungen mit Bradburh und Mauc- lere» hatte der Reichskanzler die Gewerkschaftssllhrep empfangen, und sofort nach der Abreise der Repko- delegterten trat das ReichSkabinetjt unter dem Vorsitze de» Reichspräsidenten zu einer Kabinett Ssitzung zusammen, um über die zur Linderung der Not des Volke» zu ergreifenden Maßnahmen zu beraten. Di« .einzelnen Ressort» arbeiten jetzt Vorschläge au». Rie-t mand kann sich darüber im Unklaren sein, daß die Not Letzt nicht zu beheben, sondern nur zu lindern ist. Eine Behebung könnte nur von außen her kommen, und darauf Letzi große Hoffnungen zu setzen, wäre geradezu sträflich. Aber e» gilt, jeden tötenden Fatalismus zu verhüten, und aus per anderen Seite jeder Paniksttm« mung zu wehren. Hinsichtlich der letzteren erläßt der Vorstand der S.P.D. jetzt einen Ausruf, in dem er aus di« verzweifelte Lage aufmerksam macht, aber dennoch seine Anhänger ersucht, den Kops oben zu be halten. Vor allem warnt er di« Arbeiter, verblendenden und gewissenlosen Aufrufen zur Selbsthilfe und zur Aktion zu folgen, denn diese müssen in sich zusammen brechen und werden da» Elend nur vergrößern. ES ist ja klar, daß solch« trübe Zeiten, immer den Aatck jägern in der Politik Veranlassung.für ihr verbrecht rische» Treiben bieten/ Antisemiten und Kommu nisten sind auch jetzt wieder am dunklen Merke. Frei lich! muh man auch dringend verlangen, daß eine Mühl arbeit unterbleibt, wie sie jetzt von dem Pommer sch en Landvund bekannt wird. Lieser hat «ine förmliche Gebrauchsanweisung für sein« Mitglieder autzgearbettet, um die Getreideumlag« völlig zu sabotieren. Ein sol che» Treiben ist verbrecherisch, und «» schädigt vor allem die Landwirte, die mit Röten wirklich zu kämpfen ha ben. E» ist jia klar, daß, wenn der Pommersch« Land bund all« Landwirt« aufsvrdert, gegen di« Veranlagung systematisch Widerspruch zu erheben, die Schiedsgericht« derart überlastet sind, datz «in« gerecht« Prüfung des Etnzelfall«» dadurch zur Unmöglichkeit wird. Dt« Un abhängigen fordern jetzt die Einberufung des Reichstag» Helsferich wünscht d«n Auswärtigen «usschutz d«vuf»n zu sehen. Menn die Maßnahmen »ur vekämpsung der «»,»»««», e»»ch »»k>» e»n» ,11», «»»» »»»»«Ilch nn M„I. »sllll»»,»» II» «»»««1» I» fiu n»«»>ttt,i «Iipesti-steltt» >1,1,1». — «»fthii-t »«neettch. «rnfpeech-stnphluZ Ne. SS. . i»tf»,ichi»»i, ümeamme, «agisiatt Nu'»'»'b>»o». Enthaltens -1t amtlichen Sekanntmachangro -es Nate» -er Sta-t onö -e» Nmtsgerlcht» /tue. pogsth«r.Kt>n,o, statt Leipzig«». 1*4, Anzeiger für das Erzgebirge MW Lkne Note -er N. K. Dt« Reparatlonekommlsslon veröfsentlicht folgend« Not«: Di« Reparationeiommission «ar Sonntag mittag von 11 bi» 1 Uhr versammelt. Di« Kommission ist d«r A». sicht, daß ««ihr nicht möglich sein werd«, vorMlttwoch dem SV. August, «ine Entscheidung über da» von der deutschen Regierung am 12. Juli vorgelegte Moratori- »movrrlangen zu sAlen. Sie hat der dentschen Regie rung mitgeteilt, daß, wenn diese von der Möglichkeit, gehört zu werden, di« ihr nach Artikel 284 de» Frieden«- vertrage« znsteht, Gebrauch zu machen wünscht, die Kom mission genelgt ist, die bevollmächtigte« Vertreter am Mittwoch zu hören. " Wie der DempS mitteilt, ist die deutsch« Regierung von der Entscheidung der Reparation-komnüsston sv- sort telegraphisch in Kenntnis gesetzt worden. Ebenso ist der Kriegslastenkommission in Parij» Mitteilung ge macht worden. ' < A«ek Strömungen. Wie der Lemps meldet, haben in der am Svnn-» tag.stattgefundenen Sitzung der ReparationSkommtssion, die offiziösen Charakter Hütte, die einzelnen Delegier- len ihre Ansichten über das Moratoriumsverlangen au»- einandergesetzt. Tle einen erklärten, fie seien einem Moratvr'ium günstig.gesinnt, di« anderen be tonten, sie seien gegen eist Mvratortum. .wenn nicht durch Deutschland produktive Pfänder ge geben würden. Zwei Ansichten seien bet allen Mit gliedern der Reparation-kvmmission -um Durchbruch gekommen, einmal, daß die gegenwärtig« Unsi cherheit ohne schwere Folgen nicht länger dauern könnte, und düß die Entscheidung der Kom mission möglichst früh, wenn möglich am Mittwoch, er folgen müßte, außerdem, datz durch die Delegierten Bersöhnüngsverfuch« gemacht werden müßten, um «ine einstimmige Entscheidung -erbeizu- Mverr. - >' ! : . .! l li I l. i '.-j.l lj j I Sraöburps Hoffnung. Sunday Limes melden an» Pari», »radbnry habe in einem Interview erklärt, er sei davon überzeugt, datz di« deutsche Regierung ernst« Anstrengungen mache, dem französischen Standpunkt entgegen- zu kommen. Er sei der festen Meinung, datz di« franzö sisch« Regierung ihr Möglichste» tun wolle, um der deutschen Regierung ans halbem Weg« entgegen,«kommen. I 'N)» Wslg »» uing N ver äeutschen Tragöäie vierter Akt >ne«derg.8trL4 Deutsche Vertreter nach Paris gelaäen. Vke Entschelöllng auf Mittwoch verschoben. Nachdem die Delegierten der Reparationskommis- sion, Bradburh und Maueleve, am Sonnabend um 12V, Uhr in Parts eingetroffen waren, versammel te sich die ReparationSkommtsston um 5 Uhr nachmit tag zu einer Sitzung, um den offiziellen Bericht ihrer Vertreter über die Berliner Verhandlungen entgegen- zunehmen. Ueber die Sitzung wurde folgende offizielle B-ekanntMachung veröffentlichtr Die R«paration«kommission war von L hi» 7 Uhr versammett. Sie hört« di« Darlegungen ihrer au« Berlin zurückgekehrten Mitglieder Bradbury und Mautlör« an und beschloß danach, am Sonntag «in« neu« Sitzung abzuhalten, um den Bericht durchznsprechen. Der Lemps behauptet, die ReparativnSkom mission Werde sich zunächst mit der fälligen Rate vom IS. August in Höhe von KO Millionen Colvmark befassen und werde entscheiden, ob Deutschland diesen Betrag sosort zu Hahlen Hüb«, oder ob thM ein prinzipieller Aufschub bewilligt werden soll. Vrel Möglichkeiten. D«r Jntranstgeant erkundigte sich bet Vertretern der Reparationskommission über Die Absichten der Kom mission und erfuhr, daß drei Möglichkeiten vorhanden seien r ' 1. Könne da» von Deutschland geforderte Mora torium gewährt Werden, wobei auch eine Ent scheidung über die Tüuer getroffen werden könnte. 2. Könne da» Moratorium abgslehnt und Deutschland einfach' verpflichtet werden, die nächste Rate zu bezahlen. ' 8. Könne die Reparationskommission sich in klu ger Reserve halten und keiUerl^i Entscheidung weder für noch gegen da» Moratorium treffen. Man glaubt allgemein, daiß di« ReparationSkom- Mission in längsten» 48 Stunden einer« Beschluß fassen werde. Bküdbury hätte von seiner Regierung ab solut« BloNmachtYn erhalten, um die ihm recht erscheinend« Entscheidung ßu treffen. Lite Pariser Abendpresse vom Sonnabend glaubt, daß die Prüfung der letzten deutschen Gegenvorschläge wahrschßtmich noch »tnig« Zett in Anspruch nehmen wird, sp daß die Ent scheidung erst in einigen Tagen fallen wird. Im gro ßen und ganzen tut man gut ^sich der reservierten Stel lung per Pariser ALendpresse in bezug auf den Rück gang der Verhandlungen anzuschltetzen und keinerlei Voraussagen in pessimistischem oder optimistisch«« Skm zu machen. mng, dem als letzter Akt die Entwirrung in Gestalt >e» Unterganges oder der Rettung folgte .ayr Die Peripetie in der deutschen Tragödie setzte mit Zernspr. 18181. >.er Ermordung RathenauS ein. In kaleidoskopi- MMMM, irriger Folge und in den grellsten Farben wechselten die zenischen Bilder. Schwerste Erschütterung de» inner- olitischen Leben», die Massen des Volkes demonstrie rend auf der Straße, die junge Republik sich zu starkem Selbstschutz ermannend, einzelstaatttche Widerstände ge- zcn den zentralen Selbsterhaltungstrieb, lähmender und ersetzender Truck von außen auf da» um sein wirtschckst- iches und politisches Dasein ringende Volk, .sanarischer kernichtungSwi'lle des Feindes von gestern und heute md morgen — so jagen in wildem, wahnwitzigem Wir bel die Bilder dahin. Mühsam am Bettelstab sich fort- »cwegend erscheint der eine Teil des deutschen Bolkesl >on Wien her auf der Weltbühne; in Rom, .in Prag, in Berlin klopft der Führer verzweifelnd an die Türe. - und aus dem Tor des Vaterhauses grinsen ihm Jam mer und Elend entgegen. Ach wie gern wollten wir leisen und können es doch nicht. Auch wir leben in der Peripetie, in der Erkennung unsere» um Haa« keSbrette am Abgrund entlang.führenden Weges. uFd die Tiefe de» Abgrund», der sich vor uns austut. scheint unS Wille und Kraft lähmen zu wollen. Wird ein letzter Fußtritt den Sturze in die Diese bringen? Mir würde es weh tun, wenn Deutschland bezahlte,