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ES ist Kuzugeben, daß die letzten Tage sehr ost auch Vas umgekehrte Bild gezeigt haben. Immerhin erfordern diese Vorgänge die ernsteste Aufmerksamkeit der Regierung. Man kann selbstverstäntich nicht den Markkurs auf dem Wege der Verordnung heben oder auch nur stabilisieren. Wenn jetzt nach einer Korre spondenzmeldung von den Gewerkschaften angeblich so etwas gefordert wird, so würde mit Recht darruf hin gewiesen werden können, daß dieses untaugliche Mittel in Rußland den Wähtrungssturz erheblich beschleunigt hat. Gegen die harten wirtschaftlichen Tatsachen kann man nicht mit bürokratischen Verordnungen an. Etwas anderes ist es, ob die Vorschriften über den Kauf von fremden Zahlungsmitteln nicht noch etwas enger und strenger gefaßt werden können, sodaß es Lernen, welche nicht in fremden Währungen zu zahlen haben, unmög lich gemacht wird, an der Börse spekulativ in die Er scheinung zu treten. Auch hier ist die Kontrolle unge mein schwer, da ja selten sestzustellen ist, ob jemand für den eigenen Bedarf oder für irgend welche Hintermän ner Tevifen erwirbt. Immerhin könnten wir hier durch scharfe Verbote und die Androhung erheblicher Strafen Wandel schaffen. Es ist ein unmöglicher Zustand, daß heute Portokassenjünglinge in fremder Währung speku lieren In bestimmten Zweigen des- Großhandels ver sucht man schon lange die deutsche Währung durch frem de Wahrungen W ersetzen, und ganz zynisch inserieren Agrarier in ihrer Presse, daß sie ihr Gut gegen sound soviel Toklar verlaufen. Daß die Regierung hier der gleichen Zustände hat einreiben lassen, ist selbstver ständlich eine schwere Versäumnis. Man mutz auch mit aller Deutlichkeit die Regierung darauf drängen, daß sie nicht der uferlosen Preisstei gerung tatenlos Auschaut. Tie Auswucherung des Vol kes kennt bald keine Grenzen mehr. Auch deute produ ziert Deutschland beispielsweise noch seinen Eigenbedarf an Zucker, soweit es sich um den Volksverbrauch handelt. Sobald natürlich ganze Industrien asts Käufer auf dem Zuckermarkt austreten, die vermöge Mer Ausfuhr be quem Auslan-Wucher erwerben könnten, tritt Material verknappung ein- Ohne einer neuen Zwangswirtschaft das Wort reden zu wollen, muß, dpch gesagt werden, daß der Staat keinesfalls sich! mit der berühmten Nacht, wächterrolle begnügen darf, wenn eS um Leben und Sterben eines Volkes geht. Gewisse Regelungen und eine geschärfte Aufmerksamkeit sind in dieser Zeit uw> xrläßlicher denn je. Tabei ist auch festzuhallen, daß in der Lebensmittelerzeugung die Tinge doch nicht so liegen, daß wir hier die Preise einfach nach! der Ent-i Wicklung der fremden Zahlungsmittel bemessen müßten. Ter landwirtschaftliche Produze nr kauft keine Rohstoffe in fremder Währung ^es ist darum auch Wahn sinn. wenn er seine Getreide-, Kartoffel-, Fleisch-, But ter- und Gemüfepreise einfach munter nach, den Kletrer- kunststücken der fremden Zahlungsmittel bemißt. Ganz ähnlich.liegen die Tinge in Vielen anderen Zweigen, welche den deutschen Tagesbedarf in Nahrung und Be kleidung liefern.. Wenn hier die Preise ins Uferlose steigen, wenn in der schamlosen Absicht einer noch stär keren AuSwucherung Waren zurüchgehalten werden, so liegt das einfach darchr, daß unsere Wuchergeketzgebung und unsere Polizeiorganisatton vollkommen versagen. Die Regierung muß hier aus ihrer Passivität heraus. Aber sie allein vermag das Uebel nicht zu bändigen, sondern aus dem Volke heraus muß ein neuer Gemein sinn erstehen, der Hamsterei ebenso ablehnt wie Wu cheret, und nur wenn Bevölkerung und Behörde» Hand in Hand arbeiten, kann dem Uebel gesteuert werden. TaS entscheidende Lei der Steigerung unsere» inne ren und äußeren Elend» ist aber natürlich die Haltung de» Auslandes un» gegenüber. Die gestrige Marktata- strvphe der Berliner Börse wurde durch da» französisch« Pressegeschrei über die Berliner ReparationSverhand- lungen hervorgerufen. Noch ist gar Vein« Summtz ge nannt worden, die Deutschland bereit wäre, al- Galantw in» besetzte Gebiet zu überführen, noch erörtert man diesen Gedanken nur al» eine der Möglichkeiten, «inen habgierigen Gläubiger zu besänftigen — und schon brüllt dl« Bvulevardpresser Ablehnung, Ablehnung! Lite Re- gterungSmänner Frankreichs veden von Sanktionen und auch au» England kommt kaum «in Wort de» Verständ nisse» für unsere furchtbar« Lag«. Wenn dann die Ka- Viialisterr zu einem schwer bedrückten und bedrohten Land« da» Zutrauen verlieren, dchrf man sich über den Mavksturz nicht wundern. Darüber jedenfalls kann bet uns keine Unklarheit aufkommen r Regieruugsmaßnahmen I durch die endliche Einkehr der Vernunft bei unseren können das Uebel nur mildern, beseitigt känn es allein Gegnern werden. Unser Volk in Rot. Der Dollar 2000. Nach einer außerordentlich scharfen Auswärtsbewe- wegunp in den letzten Tagen hat der Dollarkurs an der Börse die 2000-Mark.Grenze überschritten, die Tschechenkrone 70 Mark erreicht. Liese außerordentlich schnelle Entwertung der Mark vollzieht sick auch an der Börse nicht, wie man vielleicht denken könnte, in dem äußeren Rahmen einer bereitwillig unterstützten Auf- wärlsbewegung. Vielmehr zeigt sich Beklemmung auf den Gesichtern all derjenigen, welche von Minute zu Minute die weitere Steigerung, des Tvllarkurses mit erleben. Tazu kommt, daß der gesamte deutsche Devi senhandel und alle dahinterstehenden Bankkreise der Devisenbewegung in völliger Ohnmacht gegenüberftehen. Abgesehen von politischen Erwägungen, die verschärfend wirken, ist es vor allem die außerordentliche Material knappheit, welche das Heraussetzen der Kurse zur Folge Hai. Ratlos stehen wir dieser furchtbaren Entwicklung der Dinge, der Verdichtung unserer Not gegenüber. Und mit Staunen und Kopfschütteln sehen wir dem Steigen der Lschechenkrvne zu. dem Geld« des Landes, über welche» gerade in Vie sen Lagen die trostlosesten Berichte zu un» herüber dringen. So lesen wir in einem solchen; Seit Monaten befindet sich die tschechoslowakische Industrie in einer schrecklichen Lage: Betriebseinstellun gen Betriebseinschränkungen, Arbeiterentlassungen, Streiks wegen Lohnherabsetzung häufen sich immer mehr. Im Zusammenhang mit der neuerlichen rapiden Kurs steigerung der tschechischen Krone ist es nun der sicht bare Ausdruck dieser latenten Krise in einem der für, die Tscheche! wichtigsten Industriezweige, der Glas industrie. gekommen. Liese rein auf Export einge stellte, zum größten Teil in deutschen Händen befind liche Industrie steht vor dem Zusammenbruch. ES kommt die Nachricht, daß in sämtlichen Glasfabriken West- und NordwestböhmenS der gesamten Arbeiterschaft gekündigt worden ist. Tie Arbeiterschaft der Glashütten des Srcinschönau-Haidaer Gebietes steht gleichfalls vor der Kündigung. In den Raffinerien dieses Gebiete» dro hen in den nächsten Wochen Massenentlassungen. Tie jetzigen Schätzungen bewegen sich in der Höhe von einer Viertelmillton. Tazu kommen heule 13 000 Arbeitslose der Glasindustrie und 20 000 Glasarbeiter, welche von der Entlassung unmittelbar bedroht sind. Im Gablonzer GlaSbezirk ist^ wie die Neichenbergor Zeitung schreibt, die Wirkung der Kronensteigung dro hend Tie Heimindustrie liegt brach, fast alle Betriebe sind stillgelegt. In der Glasperlenbranche, in welcher gearbeitet wird, geschieht es in der Furcht, daß die Auf träge annulliert werden. Tie Arbeiterschaft stellt sich naturgemäß gegen jeden Lohnabbau, da die Preise für Lebensmittel und tägliche Bedarfsartikel nicht in dem Maße fallen, wie die Krone steigt. Die Metallindustrie mutz einen Betrieb nach dem anderen sperren; soweit sie noch arbeitet, sucht sie mit einem Minimum von Arbeitern auszukommen, oder sie arbeitet nur einige Tag« in der Woche. Die ManneS- mannröhrenwerke in Komotau, welche jüngst poch .1000 Arbeiter beschäftigten, können nur noch 100 Mann voll beschäftigen. Wenn keine größeren Bestellungen ein laufen sollten, will das Etablissement mit dem 1. Ja nuar 1923 den Betrieb überhaupt auflassen. In den Skodawerken in Pilsen sollten dieser Tage fast 2000 Arbeiter entlassen werden, doch gelang es, nach länge ren Verhandlungen durchzusetzen, daß vorläufig nur etwa KOO Arbeitern gekündigt wird. Tie Emaillterwerke Austria in Brüx werden ihren Betrieb binnen kurzem ganz etnstellen müssen, da die hohen Selbstkosten eine Konkurrenz mit ausländischen Waren völlig unmöglich macht. The Metallarbeiterschaft hat bereit» «in gemein schaftliche» Einschreiten sämtlicher Arbeiterorganisatio nen wegen de» Steigen» der tschechoslowakischen Krone bei der Negierung vorbereitet. In den übrigen Jn<< dustriezweigen. der Textilindustrie, der Porzellan- und Holzindustrie, ist die Lage nicht ander». Eine Folge diese» Zustande» macht sich bereit» bemerkbar r Lite In dustrie wandert au». Während wir diese Zellen schreiben«, wird un» der Lollar mit 2400, di« Tschechenkrone mit 80 bi» 84 ge meldet. Die Feder fällt vor Schreck au» der Hand. Im« m«r ängstlicher drängt sich die Frage auf: wa» soll werden, wie soll da« Schicksal de» deutschen Volke» enden. Wer kann helfen, wie kann geholfen werden? Keine Antwort. Wir sind der Willkür der Fetndvälkr ausgeliefert. Alle Schritte au» un» heraus müssen zur Erfolglosigkeit verurteilt bleiben, solange der Versailler VergewaltigungSvertrag Geltung hat und Europa von Potncare—Clemeneeau regiert Mrd. die wirtschaftlichen Zoröernngen -er Gewerkschaften. Ter Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund hat dem Reichswirtschaftsminister folgende Forderungen unter breitet: > > . Beschlagnahme der Lebensmittel, Kleider und Stiefel; Rationierung Deutschlands; Festsetzung eines Bankkurses der Mark; Festsetzung von Höchstpreisen; Uebernahme des gesamten Ausfuhrhandel» durch die Reichsregierung; Devisen-Etn- und Verkauf nur durch da» Reich; schärfste Ueberwachung der Preisbildung durch da» Reich; sofortige» Verbot von Kuchen und Luxus-Back waren; », sofortige» Verbot der Herstellung von Likören, Konfitüren, Schokolade usw.; Einschränkung der Biererzeugung, verbot von Schaumweinfabrikation für den Luxusverbrauch; Einfuhrverbot für Apfelsinen, Weine, Delikatis- sen usw. Dl« Kohler»not Deutschland» hat die Bergarbeitervertretungen nun doch noch dazu bewogen, in Verhandlungen über das Verfahren von Ueberschtchten einzutreten. Die Vertreter der Zechenverbände (Arbeitgebers und der Beraarbeiterorgani- sationen sind unter Vorsitz des ReichSarbeitSministerS Dr. Brauns zusammengetreten, um mit der Ueberschichtenfrag« auch die Neuregelung der Äergarbetterlöhne zu beraten.' Mm, kann den Beratungen angesichts der Kohlenkatastrophe der kom menden Zett nur guten und schnellen Abschluß wünschen. Kundgebung d«r Filnkost-Kauflinti zur Liuirung. Ter ReichSverbandStag Deutscher Feinkostkaufleute nahm in seiner Hauptversammlung ein« Entschließung an., in der e» u. a. heißt; , Die deutsche Feinkost-Kaufleute fordern schärfste Ver folgung wucherischer Ausbeutung des Bolles, legen aber Wert darauf, zu erklären, Hatz die Lebensmittelteuerung Kn- Folge der Lebensmittelknappheit ist. Die deutsche Ernäh- runasdecke ist zu kurz geworden: 30 Millionen Morgen gleich 20 Prozent der deutschen landwirtschaftlichen Nutzfläche ist durch den Friedensvertrag verloren gegangen. Ungenügende Bodenbearbeitung und -düngung während des Krieges, der Verlust von Phosphatquellen durch den Friedensvertrag und Mangel an Stickstoff infolge Kohlenknappheit haben einen Ernteertragsverlust von 30 bis 40 Prozent gegenüber der Frtedensproduktton erzeugt. Die aus valutarischen Gründen nahezu unmöglich gewordene Einfuhr von ausländischen Kraftfuttermttteln (im Frieden etwa 2 Milliarden Goldmark) amerikanischem Schmalz, nordischer und sibirischer Butter ist der Grund für die autzerordentltche Verminderung der Fleisch-, Fett-s und Milcherzeugung und der dadurch beding ten Verteuerung. Für 40 Millionen GoldMark gleich 9 Milliarden Paptermark ist im Monat Juli 1922 englische Kohle etnaeführt worden. EtnewbchentltcheUeber- stundederKohlenarbeiterhättögenügt, um mit den für die überflüssige Kohleneinfuhr aufgewend^ten Exportvevisen dem gesam ten deutschen Volke eine grotze Menge not wendigster Lebensmittel zuzuführen unv durch dieses verstärkte Angebot die Preise agrarischer JnlandSprodukte zu senken. Die deutschen Feinkost-Kaufleute protestieren au» volks wirtschaftlichen wie au» nationalen Gründen gegen die Ein fuhr aller überflüssigen AuSlandSluxuSwaren, gegen jeglich« Ausfuhr deutscher Nahrungs« und Genutzmtttel, insbeson dere Zucker, Fleischwaren, Konserven und Fische und fordern ein generellr» Verbot der Verarbeitung inländischen Zucker» tn der Likör- und Schokoladen-Jndustrte. Die deutschen Feinkost-Kaufleute verurteilen da» Schlemmerleben der Krieg»« und RevoluttonSgewinnI«, ebensosehr wie die durch da» unsoziale Lohnsystem yervorge- rufens Verschwendung juaendlicher Lohn- und Gehaltsem pfänger zum Schaden kinderreicher Familienväter! Vir Sorg» am -as täglich» -rot. Nm nächsten Liten«ag tritt der Volkswirtschaftlich» Ausschuß de» Reichstage« zu «irrer Sitzung zusammen, um über einig« Fragen der Getreideumlag« zu beraten. E» ist l«ider nicht zu befürcht««, daß di« Eritaniss« de« Lüg«n strafen w«rd«n, der al» Ergevni» dt«s«r V«v» tuna«n «in« ErMuna de» Vr«1s«» für Marknbrot vor»