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Mzeiger für -as Erzgebirge 17. Jahrgang Mittwoch, äen iS. August 1S22 Nr. 1S0 VN erdeten. i'tk D !'Ä K M- W Ls! M? -j? .-7>H W HK Ter Do liar stand heule vormittag in B e r- ltn vdrbörslich auf 1015. I v^4» ^V4444^a-V44 »4^»^-^»»,, »»»»» I setzung des Zahlungsplanes zu erlangen. Man Muh beinahe über die volkswirtschaftliche Ignoranz des fran zösischen Ministerpräsidenten mehr staunen als ' über seine Kühnheit, mit der er solchen Unsinn vor doch immerhin urteilsfähigen Wrenschen vorträgt. Der Zweck! der ganzen Rede vor den Journalisten war freilich ein anderer. Ter französische Ministerpräsident "will nicht den Bruch der Entente; denn auf die Tauer Weitz er ganz genau, datz er, mit diesem Odium belastet sehr bald in seinem Lande abwtrtschaften würde. Zn Eng>- land ist man sich gleichfalls darüber Aar, datz ein Bruch mit der Entente Englands Einfluß in Europa gewaltig schmälern mutz. Darum glauben wir nicht, datz der Abbruch von London zu einem Bruch zwischen Frank reich und England führen wirb. Aber es wird schwer sein die Fäden wieder zu knüpfen, wenn etwa heuie die NeParattonSkommission zu dem gleichen negativen Re sultat kommen sollte, wie die Londoner Konferenz. Es ist darum nicht unwahrscheinlich, datz man in der Re- parationSkommission abermals seine Zuflucht zu einer kurzen JnterimSregelnng nehmen wird. Damit ist freilich nur etwas Zett gewonnen. Immerhin würde ein« solche Regelung bedeuten, datz die Konferenz von London nur ein Zwischenakt war. Ta Deutschland beim besten Willen nicht mehr kann, so bleibt ihm nichts an deres übrig, als den Dingen feinen Lauf zu lassen. hat _ . Chesbesprechung staltgefunlnn. Gegenstand der Bera tung war der Stand der Wioratortnmsfrage nach dem Abbruch der Londoner Konferenz und die Frage der Ausgleichszahlungen. Die Ressortminister nahmen an der Beratung teil., Irgendwelche Beschlüsse wurden nicht gesatzt. ES wurde lediglich die Re daktion einer Note vorgenommen, welche in der Ange legenheit der Zahlung der 500 000 Pfund Sterling den Alliier en überreicht werden soll. Die Veröffentlichung dieser No!e ist sür Mittwoch zu erwarten. Gestern abend 0 Uhr trat da» Kabinett zu einer Sitzung zusammen, in welcher die gesamte, durch den Abbruch der Lon doner Konferenz geschaffene politische und wirtschaftliche Lage besprochen wurde. Tas überaus scharfe Anziehen der Devisenkurse hat auch in Regierungskreisen leb hafte Unruhe hervorgerusen. Das Wichtigste vom Tage. Latz Reichskabinett hat gestern die durch das Kitzlern der Londoner Konferenz entstam Ü«NS autzenpvlttksche Lage erörtert. Die Be ratungen, Weiche nicht abgeschlossen sind, werden in die» »Lchsteü Tagten fortgesetzt werden. m. Nit,», lschrn gen. Plüsch- ll.T 40N4" !« bst. Bl. beiter »fort M. >r. werden. . T. 4<>5tt- l erbeten. ute voll., eil). und Mni. turg 8«, ». l!w. Macht geht vor Recht. Taö Herz dreht sich einem im Leibe um, wenn man Berichte über die Not und Verzweiflung der aus- MM- Mzeiger für Sas Erzgebirge WMM ernspttch-stakhl«- «». SS ßtztiff,» n.»m. keiegVaamn, Lageblott Aneeezoebtrg». Enthalt«»- -le amtliches vekaontmachnogen -es Kates -er Lta-t UN- -es Amtsgerichts Me. p»ftsch,ck.«»nt», K«t retpztg ,444 riten >n etnfach- wführung luävi« idrlLK« vetnnplntz kMI »ttnsllg btt rinlrtß lelepb.»«/. »le »eration u. lt ««den. stund» 1 Merkur, 18. W,«. N- chtttden, »ktttr. 8!» die g ewiesenen Elsatz - Lo > hringer liest. Ztvar wur den sie diesmal nicht, wie bet früheren Anlässen, her-t denwctse über die Grenze getrieben, sondern durften als besondere Vergünstigung einzeln das Gebiet verlas sen^ dafür mutzten sie einer umso gründlicheren LeibeS- visiiation sich unterziehen, damit sie ja nicht eine Mark über die erlaubten Summen mit sich nahmen. Angesichts dieser französischen Retorsion ist es wahrlich kein Wun der datz auch im neutralen Auslande über diese grausame Verfügung Entrüstung und Empörung herrscht. Aber auch in der vberelsässischen Bevölkerung selber mach' sich mehr und Mehr eine tiefe Erregung breit- Tenn es handelt sich ja nicht um die Entfernung unerwünschter Elemente, sondern um harmloie Menschen, an denen Potncare seine Wut und seine R »che auSlätzt. Sie alle sind Opfer jenes infamen Ttenunztanien« und Spitzeliums. jener Commission de Ttrag«, vet welcher die böswilligsten Verleumdungen Gehör fanden, jener Kom- nufsion, welche Hand in Hand arbeitet mit der Evm« Mission sgecta'.e, welche auch die verschiedenen Katego rien von schwarzen Listen aufstellt. Frankreich leistet sich hier Dinge, die zum Himmel schreien und di« je» dem RechlSbewutztsrin in» Gesicht schlagen. Tie Saat, we.che es damit ausstreut, wird einmal fürchterlich aus gehen. Umso mehr ist es Pflicht aller deutschen Volks genossen, die Vertriebenen mit Rat und Tat zu unter- stützen, ihnen in ihrem ehrlichen Bemühen sich in di« deutschen Verhältnisse zu finden, zu helfen und in ihrem schweren Kampfe zur Gründung einer neuen Exi stenz mit allen Kräften zur Sette!zu stehen. Nasche Hilfe tut umso mehr Not, al» ja durchaus damit zu rechnen ist, datz Poineare noch weiterhin da» Recht Die Stimmung in Bagern. Mo bürgerliche politische Presse Bayerns war erst am Montag in der Lage, hu dem Berliner Prv- tokoll Stellung -u nehmen. Sämtliche bürgerliche Presse stimmen sind wenig erbaut von dem in Berlin Erreichten- Liie Münchn. Neuesten Nachrichten legen der Erklärung der IteichSiregierung deshalb keine besondere Bedeutung bei. weil sie ein» rein« Meinungsäußerung der jetzigen NetchSregierung darstelle, deren politische Tragweite schon durch die Lebensdauer Vieser Regierung begrenzt sei. Dafür geben aber die Münchn- Neuesten Nachr. dem Mitschöpfer der Weimarer Verfassung, Justizminister Tr. Düringer, das Wort zu einem längeren Aussatz, in welchem diese» Zurist erklärt, datz d^s materielle Recht auf selten Bayerns sei. Justtzmiutster Tr. Düringer fägrt fort r Wohin käme man, wenn man durch verfassungsändernde Gesetze die Hoheitsrechte der Län der. ihr« staatlich« Selbständigkeit in Verfassungsfragen, jeden Lag ganz oder teilweise aufgeben oder beseitigen könnte. Ttie Hoheitsrechte eine» Lande» dürfen nach der föderativen Grundlage des Reiches und dem föderativen Charakter seiner Verfassung ohne des betreffenden Lan des Zustimmung nicht anqetastet werden- Tas gttt für die kleinsten deutschen Länder so gut wie für da» grüßte. Deshalb ist das ReichSrecht, welche» diesem RechtSgrund- satz widerspricht, materiell verfassungswidrig. — Tert Bahr. Kurier erklärt, datz das Protokoll keine Lösung sondern günstigstenfalls ein Wechsel f.ür die Zu kunft sei, über dessen Einlösung nichts sicheres fest- steht. — Tie München-Augsburger Abendztg. schreibt: Man täusche sich ja nicht. Ttie Erregung in Bayern über die sogenannte Verständigung wächst zusehend». Tie bayrische Verordnung darf nicht kurzerhand aufge hoben werden, eh« die von Bayern geforderten Sicher heiten und Bürgschaften nicht einwandfrei gegeben sind. Sonst hat Bayern als selbständiger Staat aufgehört. Man mutz also vem heurigen Mittwoch mit großer Spannung Lntgegensehen. Zn der Bayrischen Mittel partei besteht wenig Neigung, dem Berliner Protokoll zuzustimmen. Innerhalb der Bayrischen Volkspartei sind sehr viele, die nicht mit dem Protokoll einver standen sind. Wie sich der Bayrische Bauernbund Ver hallen wird, mutz man abwarten. Auch der Bayrische Bauernbund hat für den heutigen Mittwoch seine Frak tion zur VorstandSfitzung einberufen. Eine französische öeschwer-enote über v. Kahr. Ter Reichsregierung ist eine französische Beschwer de n o > e wegen der früheren Rede des ehemaligen bay rischen Ministerpräsidenten v. Kahr überreicht worden. Ter Bayr. Kurier bemerkt, datz diese Beschwerde nichts anderes sei. als der französisch« Gegenzug gegen die Kompromittierung des französischen Gesandten in Mün chen Tard im Leoprechting-Prozetz und da« daran sich schlietzcnde Abberufungsverfahren der bayrischen Re gierung. ich- »e, gesucht. T 4»M edl erb. lfl DU» stst vom l» c ist in» Blasien 1,tn um rar ISIS nmd de» ten vom « dem 2 dieser ch mehr Rest mit die Er- m neuen ,t durch cht» auf estierung uSlande. «nehmen, tehenden infolge» es Sach- hkeit des uerlichen Bruch ocler Abbruch? »von unserem Berlsner Mitarbeitrr.i Der negative Ausgang der Londoner Konferenz stell! naturgeulütz ein wichtiges politisches Ereignis dar Die .Rückwirkungen für Teulschland sind zunächst kata strophal. An den deutschen Börsen ist gestern der Dollar auf über 1000 Mark 'hinaufgeschnellt. Neben ven innerpolitischen Folgen dieser neuen Markkata- ttrophe sür Deutschland interessiert vor allem 'die Frage, wie sich die Dinge jetzt weiter entwickeln werden. Fr ank- reich Hal jetzt seine so stürmisch geforderte Hand lungsfreiheit wieder. Damit ist freilich noch lange nicht gesagt, datz er jetzt uns gegenüber tun und lassen lann was es will. Von den blutsaugerijchen Forde rungen. welche Poineare in London vorirug, kann er allein keine einzige in Kraft fetzen. Ohne die Zustim mung der übrigen Alliierten ist an eine neue Zoll grenze, an Beschlagnahme der Forsten und Bergwerke, sowie an Erhebung einer AuSführabgabe nichtzuden- ke n. Frankreich ist hier durch den Versailler Vertrag gebunden. ES hat sich einmal in der eigenen Schlinge gefangen, und würde es diese 'zerreißen, so wäre das eine Lösung des gordischen Knotens, die ohne weite res zu einem Bruch der Entente führen mützte. Frankreich bleibt höchstens der Weg, zu Politischen oder militärischen Sanktionen, der bekannt lich viel kostet, aber nichts ein bringt. Es ist Möglich, daß ihn Potncare beschreitet, weil er den Pariser Schreiern sonst nichts Positives zu bieten hat. Aber sicher ist das keinesfalls. Zunächst scheit»! doch der Abbruch der Londoner Konserenz in Frankreich wie in England starke Beunruhigung hervorgerufen zu haben. Die englische Presse bremst sichtlich. Sie vermeidet pein lich. Hel ins Feuer zu gießen und selbst der olle ehr liche Seemann Poineare Hai vor französischen 'Jour nalisten beteuert, datz er einen Bruch der Entente nicht will. Ws ist wahrscheinlich, daß jetzt von beiden Seilen m verstärktem Matze Bestrebungen einsetzen, doch noch eine Lösung zu finden. Geschäftsordnungsmäßig liegen die Dinge so, daß ja die Londoner Konferenz in erster Linie zusammentrat, um über das deutsche Mora- !oriumsgesuch vom 12. Juli zu entscheiden. Man nollte y» dieser Frage der Reparaltonskommisston die Last abnehmen. Nun wird sie ihr wieder aufgebllrdet. etder in der Reparattonskommission dürfte die gleiche Unklarheit Platz greifen, welche da« Kennzeichen der Londoner Konserenz war. Wenn Frankreich und Bel gien sich gegen das MoratvrtumSgesuch auSfprechen, dann ig os mit S.immengletchhett abgelehnt. Ta aber dann »w von Frankreich vorgeschlagenen Zwangsmaßnahmen cvensalls mit Stimmengleichheit abgelehnt werden wür den, fe wäre die berühmte Kommission glücklich auf eem toten Punkte angelangt. Sie hat inzwischen der deutschen Regierung »nitgeteilt, daß die Entscheidung über die Zahlung der Reparationsrate für den 15. Uugust noch in der Schwebe bleibe»» solle. Man muß dabei streng von der fätligpn Repa- ra> t v nsra > e für Augnst Vie Zahlungen für Vas A uS- gleich Sv er fahr en trennen. Auch für die Aus gleichszahlungen hatte die deutsche Negierung um einen Zahlungsaufschub ersucht. Diese Frage beschäftigt die ReparaUonSkommisston nicht, sondern mutz direkt mit den beteiligten Regierungen erledigt werden. Auf unser SundungSgesuch hin halte Poineare sofort mit den Re- wrstonSmahnahmen in Elsaß-Lothrtngen geantwortet. Um ihm hier in den Arm zu fallen, hat die Schlußsitzung der Londoner Konferenz noch rasch beschlossen, daß wir di« fällig« Augustrat« im Betrag« von 2 Millionen Pfund oder 42 Millionen Goldmark 'zahlen sollen. Tia» ist zweifellos gut gemeint, um 'den Wüterich Frankreich in seine Schranken zu verweisen. Aber Deutschland ist, besonders nach dem neuen MarUurz, garnicht kn der Lage, die 42 Millionen Goldmark für die Au»« gleichszahlungen aufzubringen, Ttie deutsche Regierung j teilt in einer Note mit, daß sie V» Million Pfund, also ! über 10 Millionen GoldMark, am gestrigen Tage für Dey .bayrische Kultusminister will die die Ausgletchsfvrderungen überwiesen hat. E» scheint Richtlinien de» RetchSministerS de» Innern für den republikanischen Schuh in den bayrischen Hoffnungslosigkeit in deutschen Regierungskreisen. Di« durch den ergebnislosen Abbruch der Londoner Konferenz geschaffen, politisch« Lage wird in Berliner Re gierungrireisen al» hossnung»Io« betrachtet L» wird vor allem betont, daß e» geradezu töricht wäre, sich jetzt noch irgendwelchen Hoffnungen auf einen Bruch In der Entente und ein« dadurch herbeigeführte Besserung der politischen und wirtschaftliche» Lag« Deutschland» hin,»geben. Vie weiter« Entwicklung müsse mit der allergrößten Skepsi* verfolgt werden, nachdem sich gezeigt hab«, daß Deutschland von Kiner, aber auch van gar teiner Seite «ine über da» theoretisch« Wollen hinan»g«hend« Hilf« erwarten dürfe. Der bi»h«r schleichend«, sich vollziehende verfall Deutschland» werd« nun in «in Stadium »reten, in dem «» kein Aushalten mehr gäbe. Da» zeig, klar und deutlich da» gestern an der Börse erfolgte Steigen de» Dollar» über 1000 hinaus. Dies« Panik, di« sich der Handel»- und Wirtschaft» kreis« bemächtigt«, sei nur zn begreislich, wen» man bedenke, daß «nch ans dieser Konferenz, von der man wenigsten» er wartet hatte, daß sie den Anlauf zu einer Regelung der europäischen Wirischast»verhSltnifsr bringen würde, der Ver nunft der Sieg verwehrt blieb. Kabinettsberatungen zur Lage. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Wirth gestern mittag um 12 Uhr in der Reichskanzlei eine i das unser leistbares Höchstmaß augenblicklich zu sein. ... Poineare weiß es freilich anders. In seinem Sprach nüv mit Vorbehalt und Elns.chräu- vor den französischen Journalisten hat er Deutschland kunäl annehmvn. j wieder einmal beschuldigt, datz es zahlen könne. aber ' / ! nicht wolle. Wie ein Reporter sechsten Graves hat Lta» englische Lust rahrtmintster tum beab-1 der französische Ministerpräsident vou deutschen Ban- MMt, einen Luftdte nst von London nach Köln «ken auf dem Balkan gesprochen, Vie eine shstemattische mit Unterstützung dor Regierung zu eröffnen. Entwertung der Mark betrieben. Deutschland wolle vor Die« Dienst soll später bis Berlin ausoestalier. den Augen Europas Bankerott machen, um eine Herab werden. > setzung des Zahlungsplanes zu erlangen. Man Muh