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agebmtt uer Anzeiger für das Erzgebirge ei,«,I,lI»«I »«Ich »»Nie 0»«W ,«« «—mch»ch» »«i. MM MM MHAHG' UWSHGKß^^tz^I^MHG^W^ v.m»»»imi ««n»».«» »Istill««,!, ».»MI« »I.B«.,„II 11 I 11UHII MUUIXlMU U^UU U^ Um,.,.,»e- ««!,. «AI»».«,, >.»ft>i^.»»i««.»i.p«ft«,st«ui« F MAG/vAM UMA^ n»»ii-e-«»"-U'n—-»»«- « ,„!« - «Ifttz.i»' »Iin„»ch f 4 >1». Ich- mm. »II ,I,„II,N». ßeenspeech - finsihlu- Nr. «S, -Uff.» miis,i«ch»»—i »«»,«1. Liligkamm», Lagidlatt Enthaltend bie amtlichen Bekanntmachungen üe» Kates her Staöt uvß bes Amtsgerichts /tue» p»ststh»ck«K»nt», K«1 Leipzig a». 144» Nr. 1S4 Montag» äen 2t. August 1S22 17. Jahrgang veutschlrmä nach Lonäon. vom Oberbürgermeister Dr. Hill,, M. d. R. Wie der hinter nns liegende Krieg in seinem Muk. Wich und in seinen Formen rein Gegenstück in der Ge schichte Hal, so ist auch die Liquidierung de» Weltkriegs, tote »vir sie seit vier Jahren erleben, ohne jeden ge schichtlichen vergleich!. Auf dreizehn Konferenzen hat man sich jetzt bemüht, den weltwirtschaftlichen, welt- Ipvlttischen und moralischen Widersinn, welchen man den „Frieden" von Versailles genannt hat, wenigstens seiner ungeheuerlichsten Folgen zu entkleiden, aber ein durchschlagender Erfolg ist bis jetzt nicht zu verzeichnen. Ohne einen Zusammenbruch des ganzen Gebäudes, wel ches in Versailles Verblendung, Gewalt und Rache auf- gesührt haben, ist dies auch nicht denkbar Einem sol chen Zusammenbruch stehen wir vielleicht näher, als wir ah.»en; es fragt sich nur, ob nicht unter den Trünr- mern die europäische Wirtschaft und Kultur mitbegraben werden. Was sich in London vor den Augen der Welt ab gespielt hat, war ein neuer Abschnitt in dem immer schärfer werdenden Kampfe der französischen Vernich« tungS- und Zerstörungspoli-ik um jeden Preis gegen die britische Politik der egoistischen Vernunft Nichts wäre verkehrter, als auf britischer Seite als Motiv Sympathien für Deutschland anzunehmen. Wer daran geglaubt haben sollte, den belehrt das amtliche Sich Lust-, Kvmmuniquee des englischen Funkdienstes gründlich etneS Besseren mÄ dem Satz: „Der Standpunkt Eng lands gegen die von Potncare vorgeschlagenen Garan tien ist nicht bestimmt durch irgendwelche warmen Ge fühle für DeutschlaM" Bestimmend für England ist das ureigenste Interesse der Selbsterhaltung als euro päische Wirtschafts- und Großmacht. Ter französische Imperialismus glaubt die Zeit für gekommen, um die letzten Früchte zu ernten und sich zu der politischen und tmtlilärischen die wirtschaftliche Vormachtstellung des europäischen Kontinents zu sichern. Man muß gestehen: Lite Ziele sind von napoleonischem Format, und seit der Kontinentalsperre ist für die europäische Stellung Englands keine größere Gefahr istr Anzuge gewesen als jetzt. Ein durch! wirtschaftliche Gewaltmaßnahmen po litisch zerfallendes Deutschland gibt Frankreich! alles, was es zur Beherrschung Europa» noch braucht. Ohne das Ruhrgebiet ist die wirtschaftliche Hegemonie Frank reichs nicht fundiert; bekommt es aber zu den Erzen deS Daargebiete» und zu den Kohlen Oberschlesten», die es unter polnischer Firma zum erheblichen Teil hat, auch -ie Kvhlenschätze des Ruhrgebietes, dann ist Eng, land als europäische KvhlenwirtschaftSniacht au» den Angeln gehoben Und die europäische Wirtschaft ist Sklave de» französischen ÄMPerkaltSmu» und Kapitalismus. Ein wirtschaftlich lebensfähig bleibende» Deutschland kann allein ein entlastende» Gegengewicht schaffen. Angesicht- dieser ungeheuerlichen Gegensätzlichkeit zwischen der britischen und französischen Politik noch von einer Entente zu sprechen, ist absurd. Ebenso un begründet aber wäre es au» dem inneren Zerfall der dem Namen nach noch bestehenden Entente ein« Er leicht terung der Lage Deutschland» zu erwarten. Da» peine Gegenteil ist der Fall. Ein von England innerlich los gelöste» Frankreich wivd hemmungslos seinem politi schen Sadismus die Zügel schießen lassen. Was dann alle» zu erwarten ist, davon geben die Garantiesorde rungen Potneares in Londdn und die Maßnahmen einen Vorgeschmack, Pi« 'bisher von Frankreich ergriffen wor den sind.' Eine so brutale Maßnahme, wie die binnen 48 Stunden durchgeführte Vertreibung von 500 un schuldigen deutschen Familien aus dem Elsaß ist seit dem Zeitalter de» Barbarentums zwischen zwei angeb lich im Frieden lebenden Völkern nicht zu verzeichnen gewesen. Liesen sittlichen und menschlichen Rvheitsakt begeht derselbe Potncare, welcher eine Verständigung mit Gvwjetrutzland unter der Begründung ablehnt, daß der Bolschewismus gegen die christlich« Auffassung Von Privateigentum verswtze. Wenn dem gegenüber «in ehe maliger deutscher Staatssekretär den Geschmack hat, dar an zu erinnern, daß im Kriege auch von deutscher Seite die belgischen Arbeitslosen au» chrer Heimat entfernt worden seien, sv ist diese EntgleHung ein neue» Zeichen für di« Verwirrung, welche der verloyen« Krieg IN man- ch«n Köpfen in dem angerichtet hat, was man nationale Würtz« nennt Und ein Beweis de» kurzen Gedächtnisse» oder der Oberflächlichkeit des eilfertigen Artikelschvei- bers, welchem es nicht gegenwärtig ist. daß diese Ver bringung der belgischen Arbeitslosen kn brutsche Arbeits gebiete Kn Einverständnis mit den belgischen Behörden geschah. Daß die sogenannten Kulturstaaten der Welt auch diese französische Schandtat genau so Hinnahmen, wie di» schwarze Schmach, wird ftchieren Geschlechtern al» ein» unbegreifliche Kulturschande erscheinen. Aber auch das deutsche Volk hat in den letzten schweren Lagen leider nicht die Haltung gefunden, dtp als wirksamer Faktor in London in die britische EUt- lastungspolstik eingestellt werden könnte. Latz sich die deutsche Regierung während der Londoner Konferenz tage äußerster Zurückhaltung befleißigte, ist nur allzusehr verständlich. Latz aber die öffentliche Meinung Deutsch lands gegenüber den neuesten Ausgeburten französischen Wahnwitzes nur matt und unvolllommen reagiert, ist «in schmerzlicher und verhängnisvoller, Fehler. Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, in fatalistischer Gleichgültigkeit jeden neuen Gewaltakt unserer Feinde als etwas Unabwendbare» zu betrachten. Die deutsche Republik hat sich in den letzten Wochen fähig gezeigt, die nötigen Schutzmaßnahmen gegen die Gefährdung von innen heran» zu ergreifen, weil da» deutsche Volk iv seiner breiten Masse auf den Plan trat, und diesen Schutz al» eigene Lebensnotwendigkeit erkannte und forderte. Jetzt drohte und droht die schwerste Gefähr dung des Deutschen Reiche» von außen her seit den Tagen von Versailles. Wo bleibt da die geschlossene Bekundung des deutschen SelbsterhältungSwillenS? Wir verlangen nicht etwa, daß die Massen wieder in Demonstrationen auf die Straße ziehen, wie am 4. Juli, wo sie für ein Gesetz demonstrierten, waS sie damals noch nicht kannwn, denn wahre Demokratie Macht nie eine Politik der Straße, nie eine Politik auf der /.Straße und mit der Straße, sondern eiste Politik für das Volk mit dem Volk und durch da» Volk, Hier zu aber ist es notwendig, daß sich' das Volk al» mit verantwortlicher Träger seine» eigenen Schicksal» fühlt und bekennt. Solche starken Bekenntnisse, welche zwei fellos sehr nützlich gewesen wären, haben in den letzten Tagen und bk» heute vollständig gefehlt. Worin hätten st« bestehen sollen und können? Nun, wenn die deut schen Gewerkschaften aller Richtungen z. B. erklärt hät ten, daß kein deutscher Arbeiter Frondienste im Ruhr- gebiet unter der Knute des französischen Kapitalismus leisten werde, so hätte sie im Interesse des Schützes der deutschen Republik nach außen eins besser« Vaters ländische Tat vollbracht al» durch die von Gewalttaten nicht freigebliebenen Demonstrationen zum Schutz der Republik gegen innere Feinds. Wenn, am Tage nach der schmachvollen Ausweisung her 500 deurschen Fa milien in allen deutschen Theatern, Konzerten, Kino» und sonstigen Vergnügungsstätten die Unternehmungen auch nur einen Teil ihre» Reinertrages für diese un glücklichen deutschen Volksgenossen zur Verfügung ge stellt hätten, dann hätte die Welt aufgehorcht und ge genüber der erbärmlichen französischen Rachepvlittk eine deutsch« Tat gesehen. Wenn di« Organisationen de» Handels angesichts des sprunghaften Emporschnellens des Lollarstande- einmütig beschlossen hätten, freiwil lig auf die weitere Einfuhr von französischen Parfü merien und Seifen, von französischem Sekt und Cvanak, von Schweizer Schokolade, von spanischen und italieni schen Apfelsinen zu vernichten, so wäre da» «in Beweis höchster wirtschaftlicher Moral gewesen. Wenn' in Bayern angesichts der jetzigen Gestaltung unserer aus wärtigen Lage di« Regierungsparteien einmütig und ohne Ausnahme da» mit der Retchsregierung Verein- bart« Protokoll, welches den Bayern wahrhaftig Weir genug eMgegenkommt, unterzeichnet hätten, so wäre ge rade in diesem Augenblick damit am wirkungsvollsten di« trügerische Hoffnung Frankreich» auf ein Schivan- ken der Retchsgrundlage zerstört worden. Derartige Laten Find nicht Ausstrahlungen eine» unfruchtbaren Chauvinismus, sondern notwendige Aeutzerungen «ine» auch im Unglück lebendigen Nationalgefühl». Ohne sie gMühnt man die Well und sich selbst an den für uns furchtbarsten Gedanken r den Deutschen kann man alle» bieten! Republik, Temokraiie und Volk in Frankreich haben in ähnlichen Zeiten anders gehandelt al» wk. Rehen dem Ruf nach liberte, egalste, fraternite setzten siel im gleichen Atemzug da» Gebot: et mort a no» «nnemis! da» „Tod den Feinden" verbannt di« deutsche Demokratie bewußt und absichtlich al» vergiftende» Wort au« khreM politischen Wörterbuch ; wohl aber mutz e» ihr« vornehmste vaterländische Pflicht sein, jeden neuen Akt düs Vernichtung-Willen» unserer Feinde mit einer deutlichen Bekundung des deutschen Selbsterhaltungs- wtllen» zu beantworten. Vorbereitung äes frnrnöslschen Einmarsches ins Ruhrgebiet? Während gestern noch die Pariser Blätter der Ansicht warm, daß Potncare ohne militärische Aktion die von ihm er- trebten produktiven Pfänder im besetzten Gebiet sich verschaff en werd«, teilen heute einige Zettungen mit, daß die franzv- isch« Regierung den Einmarsch ins Ruhrgebiet vorbereit«. Da» wurnal berichtet, daß di« Besetzung des Ruhrgebiet» inner halb von 48 Stunden werd« ftattfinde« können. Die erforder lichen Truppen seien bereit» an Ort und Aelle versammelt. Die Operationen würden sehr einfach sein, da man Ruhrorr und Duisburg bereit» in Länden habe. Man werde zunächst die Ausgangs- und Hauptpunkte de» Ruhrgebiet» besetzen, wo durch der Mittelpunkt der deutschen Großindustrie in Frank reichs Hände fallen werde. Die französische Regierung werde aber nicht» Mn, was die Ausbeutung der Bergwerke stören könnte. E» handele «sich nur um eine wirtschaftliche Besetzung, di? den Zweck verfolge, die deutschen Großindustriellen zu eine, praktischen Zusammenarbeit zu veranlaßen. Die Besetzung würde aufhören, sobald die deutschen Zahlungen wieder regel mäßig erfolgten. Der Berliner Besuch Ser Repro. Mit welchen Aufträgen und Plänen die beiden Mitglieder der Repro, Bradbury und Mauclere, nach Berlin entsandt find, ist im einzelnen'natürlich noch nicht bekannt. Zweifellos aber nicht auf Grund des Artikels 284 des Brrsailler Vertrage-, de» die regelmäßig sich wiederholende Prüfuim der Hilfsmittel und der Leistungsfähigkeit Deutschlands vorsieht. Wie dem aber auch sei, es ist zu begrüßen, daß die Lösung die in London nicht gefunden werden konnte, nunmehr auf dem Wege direkter Be sprechungen mit der Reichsregierung gesucht wirdi Damit ist ein Weg eröffnet, der zur weiteren Klärung der Sachlage führen? kann, was sich natürlich in direktem Gedankenaustausch besser erzielen läßt als durch den Austausch von Noten. Ueb- rigens soll'der wahre Grund der Reise der sein, wie ein Pari ser Blatt meldet, daß der deutsche Finanzmintster Dr. Hermes, „der einzig kompetente Mann , krank sei und die Re se nach Paris nicht hätte unternehmen können. In jedem Falle wird man sich 'hüten müßen, an diesen Besuch besondere Hoffnungen zu knüpfen. Ein gute- immerhin wird er haben: E» wird der Regierung ein leichtes sein, den beiden Herren nachmweisen, daß Deutschland mitten in einer schweren Katastrophe steht und daß deshalb die Entscheidung nicht mehr hinauSgesqoben wer den darf, sondern schleunigste Hilfe not tut, wenn da» finkend« Schiff nicht vollends untergehen soll. Mißbrauch mit hkn-enburg. Ein beliebter Gegenstand für die rechtsradikalen Hetzer, Unfrieden zu stiften und Regierung und Volk in GegensH zu bringen, ist die Person Hindenburgs. Sehr lang ist die Reihe der Versuche, den Feldmarschall in da» Parteigetriebs zu ziehen und um ibn das Volk anetnandergeraten zu lasten. Da» tollste Stück wird jetzt aus München gemeldet. Hindenburg reist ins Gebirge und passiert am 21. August München. Die Parteien der Rechten wollen ihn begrüßen und gegen diese Ehrung de» Feldmarschalls wäre nichts etnzuwenden, denn auch anderen Parteien ist die Gestalt Hindenburgs teuer. xAbev wieder soll der Akt ein nationalistisches und militaristische-, republikfetnd- licheS Gepräge tragen. Die Bürgerfchaft wird aufg.'fordert, zu flaggen, und die sämtlichen bayerischen Offizier-Vereine la den Offiziere, Aerzte und Beamte veS früheren Heere- und dir Marine ein, vor dem Armeemuseum Paradeaufstellung zu neh men« Auch die Mitglieder des bayerisch?« „Ordnungsblock»", alle deutschvölkischen und republtkfetndltchen Truppen beteiligen sich an der Veranstaltung, zu der von 29 Sammelplätzen ge schlossene Züge geführt werden. Der bayerischen Reichswehr wurde nun durch telegraphischen Befehl des ReichSwebrmintstertumS die Betei ligung an virser Parade dieser politischen Verbände untersagt. ES ist eine gesonderte Begrüßung Hindenburg» durch dte Münchener Reichswehr vorgesehen. Dieser Befehl de- Reich»- wehrministertumS ist voll berechtigt, da die Kundgebung von denselben politisch?» Verbänden veranstaltet wird, die erst vo» zwei Tagen auf dem König-Platz durch dir Ausschreitungen ihrer Anhänger eine schwere moralische Niederlage erlitten haben. Eine Beteiligung der Reichswehr an dieser kundge- bung, die zweifellos einen extrem antirepublikanischen Charak ter tragen wird, wäre unziemlich. Volkspartei gegen preußische Negierung. Eine VertrauenSmännerversammlung der Deutschen Volk». Partei, in der Dr. Stresemann sprach, beschäftigte.sich mit der Besetzung der Regterungspräsidten. Es wurde eine Ent schließung angenommen, in der schärfster Protest gegen dte Der- abschtedung der Regierungspräsidenten erhoben wird, dte nicht nur! eine schwere Kränkung treuer, im Dienste bewährter Män ner, sondern vor allem eine Schädigung der Interessen de» Rhetnlande» bedeute. Dio Stundung cier kiusgleichszeihluag sind die Zwangsauewtlsungin an, Elsaß-Lothrtngen k Aus Parts wird berichtet, daß die französisch« Regierung die Absicht heg«, mehrere der erfolgten Ausweisungen Deut- scher wieder rückgängig zu machen Diese Milderung soll vor allem jene Ausgewiesenen betreffen, die Saarländer sind und zu deren Gunsten angeblich dl, Regierungskommtsston in Saarbrücken vorstellig geworden sein soll. S» kann sich da nur um einig« Dutzend von jenen fünfhundert Schuldlosen handeln, die al» Opfer einer unsinnigen (tzewaltpolittk au« ihrer Heimat verjagt worden sind. Di« weitaus überwiegende Mehrzahl der Ausweisungen dagegen wird in Kraft verblei ben. Daß dies« Retorsionen allem menschlichen Empfinden in» Gesicht schlagen, soll nicht noch einmal gesagt, wohl ade« «in« andere Frag« gestellt «erden: di« französische Regierung hat die Retorsionen angeblich nur durchgeführt, um auf dte deutsch« Regierung einen Druck dahin auszuüben, daß sie die Aus-letchsrat« vom Iß. August in der vollen Höhe von zwei