Volltext Seite (XML)
Mzeiger für öas Erzgebirge lt» äev l Iltlllllll II. Jahrgang Sonnsbenä, äon 2S. Juli 1S22 Nr. 17S »Isn V. Orlern». I). INI Aue. ab »rstN. H-'i Das Wichtigste vom Tage. GeV gestern mittag.spricht mchn in Berlin von einer ntspannung des Konflikts mit München. hofft, in Kürze 'zu einem Kompromiß zu kommen. Der Brief ttes Reichspräsidenten an Lerchenselä. Vle gefährdete Nelchselnhelt. Ta) dem bayrischen Ministerpräsidenten Graf Lec- chcnie.H gestern vormittag durch Graf Zech überreichte Seeleute gezwungen wären, auf.längeren Fahrcen zahl reiche Bedürfnisse in valuta'starken Ländern zu decken. T.e kämpften außer um Lohnerhöhung auch noch für <ine Bezahlung! Von Ueberstunden, weil ihre tti.be lttkrast besonders au-genutzt Coerde und sie nicht iel^en znölf bis fünfzehn Stunden mit schwerer Arbeit beschäftigt würden. Tie deutschen Schiffsingenieure lind Äecntaschinisten sind in einem Verband zusammenae- ch.ossen, der nach vergeblichen Verhandlungen mit den n ganifier.en Reedereien vor vier Wochen den Streik uoklamier.e. Dadurch Wurden auch die Seehafenviätze Schreiben des RotchSPrä'sideinen'hat folgen- cn tzerhaiv Hamburgs, wo die Bewegung zuerst begann,, den Worilaut: Eine neue französische Bote. Zrankrelch stellt neue Sewaltmoßnahmen ln Aussicht. Auf die Rote , die- die deutsche Regierung im Zu« sammen'hang mit dem Mo ra toriumSg es uch vom 12. Juli den beteiligten alltherten Regierungen wegen der Barzahlungen im Ausgleichsverfahren und in den Urtei.en der gemischten Schtedssgerichte (Artikel 2ü7e) übermittelt hat, ist di«' Antwovt der fr anzösf- scher. Regierung Angegangen. Tarin werden dm deutschen Anträge, die dähtn >geh«n, di« in dem Loin- doner Abkommen vom 10. Juni 1921 vereinbaren wo- natlich;en Pauschalzahlungen von 2 Millionen Pfund S.erltng zicr Abdeckungder Tebetschulden im Ausgleichs« rerfahren von 600 000 Pfund Sterling abzusehen und Vorsorge dafür -zu treffen, daß vuÄ den Schiedsgerichts- urleikn, die vcreinbarungÄgemäß in erster Vinte <n»S dem Erlör des liquidierten deutschen Eigentums ern füllt werden sollen, für die Dauer des Mvratlo«, r.iuma keine Banza'hi ungen gefordert 'iverven, Hoch geehrter Herr Ministerpräsident! Die, S ellungnähme der bayrischen Stnatsregierung zu dem Gesetz, zum Schutze der Republik erfüllt mich mit ernster Sorge und zwingt 'mich, Fhueu folgendes mt.zutetlen. Die von der bayrischen Regierung zu diesem Gesotz erlassene Verordnung stehi nach meiner uns dec ReichSregterung- Auffassung und Ueberzeu- gung in Widerspruch mit der R e ich s vor fa s- sung. Sie ste.1t eine schwer« Störung der deutschen Reichseinheit dar, die bei Ähnlichen Schritten auch an derer Länder den Bestand do» Reiches gefährden müßte. AuS meiner Aufgabe als Hüter der Retchsver» sassung und des ReichSgedankonS erwächst nttr daher die Pf.icht, gemäß Artikel 48 vor ReichSverfassunz aus die Auf'hebungderbayrtschon Verordnung htnzuwirken. Ich möchte zu diesem Mir nach der Ver fassung gewiesenen Schritt mich erst dann entschließen, wenn ich die Ueberzeugung gewinne, daß auch die letz ten Mittel 'M einer Verständigung über eine schnelle Beilegung dieses Konfliktes erschöpft sind, sich bitte Sie daher, sehr geehrter Herr 'Ministerpräsident, im Interesse unseres deutschen Volkes und Lande», da» uns beiden gleichermaßen am Herzen liegt nochmals, in Erwägung»» «in-u.relen, ob e» nicht möglich «D» Cin gefährlicher Streik. (von unserem Berliner Mitarbeiter.) TaS Wort Streik hat 'längst feine Schrecknisse für inl verloren. Wir !haben uns in den letzten Fahren sc Vst daran gewöhnt, daß solche Streiks, dre und un- intltekbar berühren, unk unbequem werden, wie die Arbeitsniederlegung der Gas- und Elektrizitäsarbritcr, nur noch! Mit einem 'Kopsschüttetu und einem fatali stischen Achselzucken oshne besondere Aufregung zur Kenntnis genommen werden. Nur die ganz, 'großen Per'kehrsstreikS der Eisenbahner, die wir auch 'wieder- !>»lt durchkosten mutzten, machten noch, besonderen Ein druck, ineil die Schädigung, die die Allgenleinheit durch st« erlitt, allzu offen 'zutage trat.! Nun tobt feilt vste» Wochen an der Wasserkante ein tzroßer Sch i fsahr ts- sdreik, der in vieler Hinsicht Mit einem Eisenbahner streik im Inlands verglichen werden kann. Er legt eben so Widder dieser den gesamten Verkehr — nur zur Seo still und macht den 'Austausch Von Gütern und die üteisen nach dem Ausland aus deutschen Schiffen unmög lich.' TaS sst in gegenwärtiger. Zett um so gefährlicher, ctts die deutsche Handelsflotte' eben erst aufängt, wie der in Gang 'zu kommen und iws schweren Kampf ge gen die erdrückende Auslandskonkurrenz natnrgemM eine längere Stillegung viel schmerzhafter empfinden 'nutz als jede andere Unternehmung, die in sich ge- sesttA ist. ' ' Ter Schifsahrtsstreik hat seinen Ausgang von Lohn forderungen der Sch i fs si n gen i e u r e und See maschinisten genommen. Tiefe für die Schiffahrt na ürlich unentbehrlichen Angestellten mach en geltend, ' atz ihre Entlohnung, die 'im Höchstfalls nur üäOO Mark Reichsgerichtspräsidenk Tr. Simons wird seine Amttsgeschäfte am 1. Oktober übernehmen. Reichspräsident Ebert beabsichtigt die Einführung deS neuen RetchsgerichtSpräsidenten persönlich vorzu« neAmeir. Die englische Regierung hat einen offi ziellen Bericht über das Ergebnis der Haager Konferenz herauSgogeben, der sich sehr vessimt« stisch über die Möglichkeiten des Wiederau*baues Rußlands ausspricht. W! s Ub, ab fch, <vlar» e. 1 Uhr, mehr. eorgt. tten. ndcrbettrn l.7tvs«I. ihl (IHM.) mvna-lich betrug, nicht nur' au sich M gering, sondern I und Mr Unterordnung unter den Willen der selbstge» dadurch gänzlich unzureichend^ sei, daß die deutschen wählten Führer erziehen. Wenn daZ nicht gelingt, wivd --- - Rutsche Wirtschaftsleben imincr mehr zerrüttet und seine Wieoergefundung verhindert. a Mitleioenscha't gezogen. 'Es mischten sich, auf Ardett- i c hnrerseite der Lentralverband der Maschinisten und "eizec und auf Arbeitgeberseite der Hamburger Arbett- eberverbano in die Verhandlungen ein, und die Lage lir die neu erstehende deutsche Seeschiffahrt wurde >im- >. er bedrohlicher. Endlich kam vor wenigen Lagen zwk- chcn den Vertretern der Reedereien und der Arbeit» «..Hiner verbände nach' langen Auseinandersetzungen mühc- am eine Vereinbarung zustande, die von den der- tanttelnden Führern beider Lager trotz Ausstellungen > ud Bedenken für annehmbar gehakten wurde. Ter ge« ichvliche S.reik schien schon beendet, als im letzten tt ngenblick die Arbeitnehmer ihren VerhandlungSfüh- >rn die Gefolgschaft versagten und die V e rein da« ' ung verwarfen. «Wer Hamburger Lohnkämpfe aus näheren Zetten kennt, 'weiß ohne weiteres, daß mit die« er Ablehnung einer Einigung der ganz« Streitfall Uur u Veicht in eine Mach tpr ob e'aüsarten kann, die dann bis zum bitteren En'ke duvchgekämpft zu werden Pflegt ohne Rücksicht auf den' Unermeßlichen Schaden, den sie ter gesamten deutschen! Volkswirtschaft zufügt. Tiefen Schaden vermögen selbst ausgesprochene Landratten zu ahnen. Tie Etnstekluns des Schiffahrts verkehrs zwftrgt die Reed«, denlenigen Fahrgästen, dttz deutsche Schiffe Kur Ausreise benutzen' wollten, nunmehr Kckhrgelegen'heit unter fremder Flagge zu den hohen Kosten fremder Währung zu Verschlüssen. Ferner können die bereits an Bord genommenen Güter nicht tzUin ver traglich festgesetzten Termin' geliefert werden. Ein Teil derselben dürfte verderben?, ein anderer von den Emp fängern später wogen versäumter Lieferfrist zurückgewie sen werben. Vor allem aber wird in einer Zeit schärf sten Wettbewerbs zwischen' den Reedereien aller see fahrenden Nationen der Welt ' di« neu entstehende deutsche Handelsschifsahrtt in ihrem Renommee aufs al berschwerste gefährdet, weil sie den alten' Ruf deutscher Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit verliert. Wir können 'hier unmöglich eutscheroeu. aus welcher Seite die 'Hauptschuld an dieser ungeheuren SchäDigung der deutschen Schiffahrt und damit der deutschen V o l ks- wirtschaft und des deutschen Handels liegt. Tie Reedereien behaupten, dcktz sie in den letzten Verhand lungen bis an die äußerste Gyen^ des überhaupt noth Tragbaren gegangen seien. Sie haben, in der Tat sehr erhebliche Zuschläge aus die Heuern' bewilligt. Die Ein- ze.bezahlung aller auf See geleisteteil Ueberstunden lasse sich nicht 'durchführen. Beweis dafür sei, daß. alle großen schiffahrttreibeäden Nationen eine solche Beza'hi- alng dec Neberarbeit entweder von vorn herein, abge-r .«hm oder aus Grund der schlechten Erfahrungen, die tte damit gemacht hätten,, wieder abgeschaift hätten'. Auf großen UeberseedampferN komme die Ueberstunden- occgütung überhaupt nicht in Betracht, da genügend Per sonal dort vorhanden fei; nur kleinere und reparatur^ .'«dürftige Schiffe seien aus Mangel an Verdienstmög- llchkeit zur Ausdehrrung der Arbeitszeit ihres Personal genötigt. Demgegenüber iveisen di« Arbeitnehmer auf oi« riesigen Tiyidenden der Reedereien hin und ver langen', daß der normale achtstündige Arbeits tag rrach seiner gesetzlichen Einführung in Tentschlank auch auf deutschen Schifferi berücksichtigt iverden miisse. Zwischen diesen gegensätzlichen Anschauungen scheint im Augenblick leine Ueberbrückung möglich. Wenn nicht die ölecchsbeHörden vermittelnd und schlichtend eingreifen, .önnen die ausländischen Reedereien noch) auf lMge Ihiw- au's zum Schaden des deutschen Wirtschaftslebens Nutzen aus dem Kampfe zieherr- l Besonders bemerkenswert ist auch bei diesem Streik wieder, daß die radikalisierten Blassen den Weisung«» ihrer Führer keine Folg« mehr leisten. Ter Vergleich, der zwischen den' Bevollmächtigten der Ree der und Schifsahrtsangestellten nach vierzehnstündiger Verhandlung schriftlich sestgetegt und namentlich uMer- zetchnet worden war, wird von deir radikalisierten Piaf fen verworfen. Aehnlich wie deich letzten Berliner Buch- dcuckerstreik und «bei den jüngsten Ueberschichlcnvcrhand- lnngen in Essen emoeisen sich Vie Gewerks,chaftsiührer mit ihrer besseren Einsicht machtlos. Hier liegt der gefährlichste Punkt das ganzen Streitfalles. Die Ge- tverkschas.cn müssen 'die Massen wieder zur Disziplin !- Der Dollar stand heute vormittag in Berlin orbör-lich aus 600. uer Tageblatt «».u.,,,..1. DMM I LI I I UM Mf UM IM Ik. U M MU U^ A M UM W» «- m«„, a.«.»,.p,m. »i,»,me,«ch. f Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Nate» -er Sta-t na- -e« Amtsgericht» stue. p.stfch.ck.senft, ftmt Le«»,«, Ne.,«» scheint, Ihnen und mir ldiefech'so unerwünschten Schritt zu ersparen. Ich benutze die GÄegenhett, Am gegenüber den tu Berlin aufgetauchten Beiürchtunig-cn mit Nachdruck zu be-.onen, daß die Auffassung durchaus! irrig ist, in dem Gesetz werde die systematische Miese itigung der bayrischen Ho'heitsrech te eingeleitet. Die au» der schwersten Not der Gegenwart ^geborenen und nur für einen gemessenen Zeitraum geltenden, Bestimmun gen find Lebensnotwendiglkeiten unseres bedrohten staatlichen Tafelns. Sie sollen wnd können über in ihrem Vollzug in keiner Weise den staailichen Ma- rakter der einzelnen Länder beeinträchtig.«n, der, in der Reichrverfassung fest begründet, gerade die Stärke des Meiches darstellt und tdessew Wahrung während der Tauer meiner Amlsführunig ich mir zur beson deren Aufgabe gemacht habe. 'Zur beschleunigten Klä rung 'der innen« und außenpolitisch gleichermaßen gefährdeten Lage und angesichits der mir aü» d-ett Reichwerfassung obliegenden Verpflichtung darf ich mir die Bitte erlauben, wir in' tunlichst er Bälde Ihre Antwort zuczehpn' zu !lassen. Mit dem Ausdruck meiner aw.rich.igew Hochachtung. Ihr ergebener (gez.) Ebert. ES ist auf« dankbarstewzu begrüßen', dqß der Reichs präsident mit seinem ganzen Ansehen, das er auch in Bayern genießt, in die Bresche spingt, die sich zwt- scheu dem Reiche und Bayern vuftKeton hat. Tier Reichs präsident wäre gewiß nicht aus der taktvollen Zurück haltung. die ihn auszeichnet und die ihm in allen Pai- tcilagern hoch angerechnet wird, herauSg«treten, wenn er nicht der Ansicht wäre, 'daß zwingend« Not ihn ruft, und daß er sich von seinem persönlichen Eingreifen nicht «ine Wiederanbahuung Vertrauensvoller Bezie hungen versprechen würde. Auch er kann natürlich nicht anders, a?S di« bayrische Verordnung als der Reichs verfassung widersprechend Ku erklären. Die Art urrd Weis« aber, wie er sich ckls HÜfer des Rieich-gedanken» und zugleich als Wahrer der Rechte der deutschen Län der hinstell-, kann in Bayern uichit phwe Eindruck bkei ben, um so iaeniger, ass er gleichzeitig intt dem ganzen Geivicht, das ihm sein Amt verleiht, betont, daß von einer Beseitigung bayrischer Hoheitsrechte nicht die 8?«de sein kann. Tie eindringliche, ruhige und wür dige Sprache des Reichspräsidenten in feinem Schreiben, das ein Dokument der 'Friedfertigkeit auch der Reichs- regierung ist, ist geeignet, 'der Bayrischen Regierung das Einlenken zu erleichtern und fMst einen gangbaren Ausweg zu suchen, der bet a.lsemgem guten Willen gciunden werden kann Und muß. Kompromißvrrhan-lungrn. Reichsernährungömintster Fe'hr beglvl strl> am Sonntag nach Münch qn Zurück, um seine Eini- ttuittgsbemü'hun'gen zwischen Berlin und München for'zusetzen. Ter R eichSka nzler enrpfing Tonners- lckg früh den bayrischen' Gesandten p. Prager und spä.ec den Abgeordneten Hermann Mü ller-Franken, der im Namen 'des Ueberaa'ckungsausschufseS die Ettr- beruiung des Reichstage» nahelegte.,. Wie zuverlässig verlautet, ha't sich der Kanzler im jetzigen Stadium de» KonfMcs mit München gegen Linen 'sofortigen Zu- saininenlritt des Reichstages ausgesprochen. Vie Haltung -er Gewerkschaften. Jin Berliner Gewerkschaftskartell wurden TonnerS« :ag s.üh di« Besprechungen über eine gewerkschaftlich« Ak.ion gegen Bayern fortgesetzt. Zu einem Beschluss« ist es infolge großer Widerstände innerhalb des Kartells nicht gekommen. Man einigt« sich schließlich dahin, iveitere Beratungen Ku vertagen, bi» Maßnahmen deS Reiches gegen Bayern erfolgt seien.