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Mzeiger für -as Erzgebirge Mer Tageblatt WMZ Anzeiger für -as Erzgebirge WM M-ramm», Tageblatt flueerzgebkge. Enthalten- -ir amtlichen Srkonntmachungen -e» Rates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts flue. Pellscheck,Kent»I -lmt Lei»,«, n». 1„, Nr. ass Dienstag, lien 18. Juli 1922 17. Jahrgang Die Möräer Ralhenaus ermittelt. Die Ralhenaü-Mörder wurden gestern Abend durch Kriminalbeamte aus Halle auf Burg Saaleck bei KSsen ermittelt. Sie haben sich vor ihrer Festnahme im Burgturm erschossen. - « Ueber die Auffindung der Nalhenau-Mördc'r wird noch berichtet: Am Sonntag abend meldeten l>ier zwei an der Burg Saaleck vorbcigekommcne Touristen, daß sie im Turm der Burg Licht bemerkt hätten i'nd das; nach ihren Feststellungen sich dort die Mörder Nathcnaus anshalten müßten, obwohl der Schriftsteller Dr. Stein, d>r aus der Burg ein Einsiedler leben führt, verreist sei. Krimmatbeamte ans Halle begaben sich sofort nach Bad Köien und veiiuchten, den Zutritt zu dem abgeschlossenen Nanin zu erzwingen. Die Mörder öffne ten nicht, sodaß Wrsnnlung herbejgeholr werden mns;te. Währenddesse n e r j rtr ierren die beide n Br örde r auf der Balusmnde vor dem Nanin, winkten den an der Burg B o rb e i k o m m e nde n zu ni'd brachten ein Ho ch a n s Ehr I> a > di a n s. Als die K'i iminatbeam- ten zurückkehrten nnu d,e Du >v i '?lrilneb>n zenrüinmeri hatten, sanden sie die beiden Mörder mn Knpischniie» tot a>lf. Beide nnw » die signalisierte K cidung 7. rr ^christ- steller Dr. Sleili wird als Miiwister bezeichnet. So haben die Mörder ihre schändliche Tai selbst gesühnt. Zwar nicht in einem Anfall von Nene, sondern sie werden denselben Stolz über ihre Verbrechen»«, der ans ihrem Beneh men in der Bnrg spricht, auch empfunden haben über ihren Entschluß, sich selbst zu morden. Fn Wahlheil ist dem Mut zur Vollbringung des Mordes schließlich eine klägliche Feig heit gefolgt, sich den Nlchtern zu stellen Es ist nicht zu zweifeln, daß die Mörder über den Ansklang des Geschehens im deutschen 'Bolle nicht nur, sondern in allenKnlturstaatcn der Erde unterrichtet waren. Die abscheuliche Verwerflichkeit ihrer Tat wird ihnen zur Gewißheit geworden sein, trotzdem sie sie verleugneten. Wenn auch durch die Vernehmung der Mörder die Zusammenhänge der Mordtat mit politischen Beweggründen vielleicht noch klarer heranszuschälen gewesen wären, so genügt schließlich zur Aufklärung der Mordtat! das bisher Entdeckte. Also brauchte man nur noch die Mörder ihrer Köpfe wegen, nm die man sie verkürzen mußte. Leider blieb eine andere Genugtuung dem deutschen Volke nicht. Das Richten haben sie uns vorweggenommen. Vtunmehr werden sich die zuständigen Richter mit der Ab urteilung der am Morde Mitbeteiligten beschäftigen können und die Schwere der Tal erheischt eine sch tret le und scharfe, schärfst« Justiz. * * * Wie bekannt, sind die Mörder 1. Hermann Fischer, auch Vogel genannt, Spitzname Pechenr, früherer Aufent haltsort Flöha i. So. (auch Chemnitz), 2K Fahre alt; 2. Erwin Linauer, auch Körner und Kern genannt, gleichfalls 26 Fah.e all. Sie gehörten der Organisation G an und waren früher Angehörige der Brigade Ehrhardt- Die Losung äer Arisis. fNoi, miferm parlamentarische» Mitarbeiter) Zwar kann man noch nicht endgültig behaupten, daß alle innerpoltlischen Gefahren vorüber seien; aber die Gewiß heit gewinnt täglich mehr an Boden, daß alles beim alten bleibt. Eine Erweiterung oder Umbildung de» Negierung und der Koalition wird vor den Ferien nicht mehr eintreten. Eine Ncichsiagsauflösung ist nicht mehr zu besorgen. Die Gesetze zum Schulze der Republik werden in 3. Lesung glatt angenommen. Nur die Arbeitsgemeinschaft der beiden sozialistischen Parteien wird ein dauerndes Erinnerungszeichen an die Aufregung der letzten Krisenlage bleiben. Vielleicht verdichtet sie sich schon sehr bald in eine Fraktionsgemeinschaft der beiden Parteien. Kann die Mehrhcilasozialdcmvkralte keine Einbeziehung der Unabhängigen in die Regierung er reichen, ko strebt sie wculgsicns eine fester Verbindung mit ihrem linken Nachbar in Form der Frnkilonsgemetnschast an Bi» zur Verschmelzung beider Parteien ist dann nur noch ein Schritt. Wir haben bereits ausführlich begründet, warum wir als Demokraten und Republikaner eine Annäherung zwischen Mehrheitssozlaldemokraten und Unabhängigen be grüßen; wir werden deshalb ein Fortschreiten ans diesem Wege von sozialistischer Arbeitsgemeinschaft zu sozialistischer Jraklionsgemeinschnft mit aufrichtiger Genugtuung hinnehmen. Inzwischen nimmt der Gedanke, «ine parlamentarische Arbeitsgemeinschaft der Demokraten, des Zentrum» und der Deutschen Dolk»part«l zu bilden, greifbarer, Formen an. Da» Zentrum hat diesen Plan setzt in genauerer Ausarbeitung seinen beiden Nachbarfraktionen ganz offiziell unterbreitet. Es handelt sich danach lediglich und ausschließlich um eine rein parlamentarische Aktion. Man will ebenso wie ans der linken Seite de» Regierungsblocks nunmehr auch aus der rechten die Kräfte, die zu ernsthafter republikanischer Zusammen arbeit bereit sind, fester zusnmmensaslen. Wie Mehrheits- sozialdemokraten und Unabhängigen in Zukunft die einzelnen Gesetze untereinander besprechen, Abäuderungsanttäge mit einander vereinbaren unter Umständen auch Redner gemeinsam oorschicken wollen, so beabsichtigt das Zentrum unter selbst verständlicher Aufrechterhaltung der Selbständigkeit der ein zelnen Fraktionen «in praktisch parlamentarisches Zusammen arbeiten in der Arbeitsgemeinschaft der nicht sozialistischen Mittelparteien auf dem Boden der. Verfassung und der Re publik. Dieses Zusammenarbeiten sehr eine ständige Fühlung nahme mit der Arbeitsgemeinschaft der Linken und ein ge meinsames Handeln voraus. Der Negierungsblock würde also in Zukunft nicht mehr aus einer Vielheit von Einzel parteien, sondern aus zwei Arbeitsgemeinschaften besiehe», von denen man sich praktischeres Arbeiten veispcichi als von der gegenwärtigen Betätigung der Koalition. Letzten Endes müssen die alten erfahrenen Parlamentarier am besten wissen, wie sie ihre tägliche Arbeitslast am zweckmäßigsten verteilen und nagen. Tie ersten Ankündigungen des Zentrumsplancs haben in der Oeffentlichkeit ganz unnötige Besorgnisse erregt Es war die Befürchtung aufgetaucht, daß die Arbeitsgemeinschaft der drei bürgerlichen Miltelpancien ebenso die erste Stufe einer späteren Verschmelzung fein solle, wie die Arbeiis- gemeinschafr der beiden sozialistischen Parteien. Wer 2. Frankreich muß einer Herabsetzung der Reparation«- schuld auf 2K00 Millionen Pfund zustimmen; 8. Frankreich ratifiziert die Washingtoner Abkommen und reduziert seine Rüstungen aus ein noch festzusetzendes Niveau; 4- ein allgemeiner Garantieplan muß ausgestellt werden, um Frankreich gegen eventuelle Angriffe zu sichern; 5. eine internationale Anleche muß zustande gebracht werden, die hauptsächlich Frankreich zugute kommen soll; 6. Deutschland muß zum Völkerbund zugelassen werden, und zwar als ständiges Mitglied im Rare des Völkerbundes. Der bekannte amerikanische Bankier Otto Kahn hat einem Mitarbeiter der Times Ausführungen über die Ergeb- nisse der Konferenz vom Haag und die internationale finan zielle Lage gemacht. Kahn erklärte, er habe Grund zu der Annahme, daß das Hauptergebnis der Haager Konferenz das gewesen sei, die Atmosphäre aufzuhellen, und daß sie Zweifel- los eine Annährung des englisch-französischen und amerikanischen Standpunktes über Rußland zur Folge haben werde. Lloyd George sei zweifellos einer lehr glücklichen Inspiration gefolgt, als er die Haager Konferenz organisierte, und mau habe den Sachverständigen eine gute Gelegenheit geboten, Tatsachen und Zahlen ohne jede Rhetorik zu prüfen. Da augenscheinlich zwischen dein, was die Sowjetregierung verlange, und dem, was man ihr anbiete, unüberbrückbare Gegensätze beständen, habe man eine klar definierte Lage uno könne die Pflichten eines jeden leicht fcststellen. Die Welt könne sehr gilt bestehen, auch wenn in Rußland Ehavs herrsche, aber wenn sich die Verbündeten nicht ohne Verzug aus 'Werk begäben, um den Unruhen und der U n o r d n u n g i n Deutschland und Oesterreich ein Ende zu bereiten, werde sich unfehlbar eine europäische Katastrophe ereignen. Psychologie und Wesen des Zentrums - um von Demo- mit dem Garantie - AUSschtttz ? kraten und Lolkspartcllern ganz zu schwelgen — auch nur: ... . , einigermaßen kennt, dem mußte eine solche Befürchiung von Der csaranlle-rlusfchuß, c>er »ch noch in Berlin befindet, vornherein lächerlich erscheinen. Auch von der Bildung eines» hat Go ur seinen gelingen Verhandlungen vor allem mit der Bürgerblocks zur Bekämpfung der Sozialdemokratie kann! ^rage befaßt, welche Vurgichaficn dafür geboten werden keine Rede sein. Die Neubildung wird ja im Gegenteil gerade! kchmem daß Deutschland «emc» lunttigen Zahlungsver- zu dem Zwecke angestrebt, daß die Regierungsparteien ein-? Pachtungen nachkommt- Im Vordergrtind der Verhandlungen schließlich der Sozialdemokratie schneller und reibungsloser zu- stand dre <,orderung, Maßnahmen gegen die K a p > t al fluch t zusammenarbeitcn können als bisher- Es liegt auch auf dersl "*s Ausland zu schaffen. Nach Anpcht von zuständiger Hand, daß bei einem Kampf der einen Arbeitsgemeinschaft!! deutscher Sette wird man sich m dieser Hinncht über d,e gegen die andere überhaupt keine parlamentarische Mehrheit! Grundlage von Maßnahmen enngen, die auf dem Wege von zustande käme- Beide Arbeitsgemeinschaslen sind vielmehr! Verordnungen und ans dem Wege der Gesetzgebung zu tresfen dauernd aufeinander angewiesen und müssen schon aus diesem ^d> Bevor es zum Abschluß der Verhandlungen kommt, Grunde zu einander halten und miteinander arbeiten. trnrd sich das Nclchskabinctt noch heute und morgen mit ihnen Tatsächlich ist ja bereits in letzter Zeit so gearbeitet beschäftigen. worden, als ob beide Arbeitsgemeinschaften schon beständen. Als es sich um die Beseitigung der Schwierigkeiten in den Gesetzen zum Schutz der Republik handelte, Hai schon ein Ver-s treter der Mehlheitssozialdemokrati« die Wünsche der Unab-! hängigen und ein Führer des Zentrums die Wünsche ders Deutschen Volkspartei zu den Gesetzen gesammelt und beide f haben dann in einer gemeinsamen Sitzung der drei alten! Koalitioneparteien diese Wünsche der Flügeiparteien vertreten! und unter einander zum Ausgleich gebracht. Solche Aus-,! nahmcfälle würden also in Zukunft zur Regel werden. Nach dieser Klarstellung der Pläne und Vorschläge des Zentrums hat sich auch die demokratische Neichslagsfraktion entschlossen, den Gedanken zur Bildung einer parlamentarischen!! Arbeitsgemeinschaft weiter zu verfolgen- Sie hat dabei j freilich aufs schärfste betont, daß für sie nach wie vor ein! enges Zusammenarbeiten aller republikanischen Parteien mit!' Einschluß der Sozialdemokratie unerläßliche Bedingung sciZ! Eine Acnderung ihrer bisherigen Politik aber gar ein Ab-! rutschen nach Rechts könne für sie nicht im mindesten in Frage kommen. Die neu zu bildende Arbeitsgemeinschaft; müsse vielmehr in feierlicher Form von solcher Entwicklung«»-! Möglichkeit von vornherein abrücken und positiv die Ziele aus zählen, die sie erreichen wollen Ein klarer Trennungsstrich! der Deutschen Volkspartci nach Rechts hin sei ebenso un»! bedingt notwendig wie eine bestimmte Absage der Unab-! hängigen an die Kommunisten. Die Bereitwilligkeit zur Zu sammenarbeit der nicht sozialistischen Arbeitsgemeinschaft mit der sozialistischen müsse ausdrücklich hervorgehobcn werden.! Endgültige Beschlüsse wurden von der Fraktion in dieser Richtung noch nicht gefaßt, zumal die Stellungnahme der Deutschen Volkspartei im einzelnen am Montag noch nicht bekannt war- I Das ReparaNons-Weltproblem. Ein englischer Rvparationsvorschlag. Die Dail- New» führen in einem viel beachteten Artikel Italien und Frankreichs Finanzlage. Der „Temps" meldet aus Rom, daß das italienische Budget mit 11 Milliarden Fehlbetrag abschließe, wozu Brr- pslichkungcn an England und Amerika in Höhe von 22 Milliarden Goldlire treten- Der „Temps" schreibt oazu, die Gefahr eines Ruins Italiens und Frank reichs sei heute d ri n g e n der, a l s dicZahlungs- s chwi erig.ke it cn Deutsch lands. Blieben di« Zahlungen Deutschlands aus, so sei der Bankerott beider alliierter Länder in eilt bis zwei Fahren herbcigeführt. Friedenskundgebung in Paris. Sonntag abend veranstalteten die Sozialisten eine Kundgebung für den Frieden. Es beteiligten sich daran Vertreter der englischen und der belgischen Arbeiter partei. Der französische Abgeordnete Sembat führte in seiner Rede ans, das Schicksal Europas spiele sich augenblicklich in Deutschland ab. Was sich in Frankreich, England und Rußland ereignet, sei sehr wichtig; aber was sich in Deutschland ereigne, sei entscheidend. Es hangt — sagt Sem' bat — zum guten Teil von uns ab, ob dort der Friede siegt oder unterliegt. — Der englisch« Abgeordnete WaIlhead erklärte, die Unabhängige Arbeiterpartei Englands verlange eine Revision des Versailler Vertrages, dessen Klauseln Deutsch land in eine Stellung völliger Iferiorität brächten. Dieser Vertrag mache sowohl aus den Siegern als auch aus den Besiegten ruinierte Völker. — Der belgische Sozialistenführer Ban der velde sagte, wir haben schon vor sechs Monaten erklärt, eine international« Anleihe und die Herabsetzung der deutschen Schulden seien notwendig Unsere Gegner haben erklärt, wir seien verrückt. Heute aber nehme» sie schon unseren Standpunkt au- Die reichen Mächte sind vollgepfropft mit Geld. Sie müssen am Wiederaufbau trilnehmen. Znkraftreten des Wiesbadener Abkommens. Die Neparationskonimission hat «Ine Note an die Vorzeichen einer Katastrophe. Die Lösung des ganzen Problems«« hänge mit einer engltsch-französlschen Verständigung über di«!! Regierung gerichtet, in der der Wunsch au»ge- wird, daß das Wiesbadener Abkommen am aus, «s sei unbedingt nötig, daß ohne jeden Verzug ein Plan für die wirtschaftliche Neuordnung Europas gesucht werde. Der finanzielle Zusammenbruch Deutschlands, da« Schicksal Oesterreich« und der Fehlschlag der Haager Konferenz seien deutsche sprachen 20. Full in Kraft gesetzt werde Eine Verständigung über diesen Termin wird voraussichtlich herdeig«führt werden. Nachdem das Wiesbadener Abkommen von drr französi- !! schen Regierung seit Oktober vorigen Jahres ganz offensichtlich Reparationsfrage zusammen. Mit Bezug auf hierauf unter-k verschleppt worden war, berührt dir plötzliche Eile in Brzng breitrn die Daily News einen Vorschlag, der folgende sechs, auf das Inkrafttreten umso eigenartiger, al« der englische Hauptpunkt« enthält: Antrag in der letzten Beratung der R«paration»kommission 1. Die französische» Schulden an England müssen, neben der völlige» Stundung der Barzahlung für di« nächsten annulliert werden Jahre auch eine .f-c e ra b l««r u n a der Sachlelktuna «n Antrag in der letzten Beratung der R«paration»kommission Jahrraucheine Herabsetzung der Sachleistungen