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Ixe. I. u. en. Anzeiger für -as Erzgebirge fluer Tageblatt v>-ck »s»'« , S. M«'«,lU»,,^S«U«« >n. ,.u. «...Mch W-. MM MM X^^SS WO MMS IWW MO M p»m»,m n, «-»-««» ».„.Uun,.« .,.hm.n .1. MI MIxI LI Ix I 111^ I H11 SM KM^ I U IHI II Ix »M «-fttkM»—,^,.»>«p»»<>n'»«u- F I WM M- ^^WSMx ^„»>,»4.-»«,,. N«tt«*»-»ütt. - «'fttz.lnl ».rns,tt«. L/ >^x f ix^x „U,I1»4M.^-1 «msprich» ftnschlu» Nr. SS. Ichllff«, ^If»»ch«»ii >«»»»». c^soramm., Lao.diatt Nu,.„g.birs«. Enthalten- -le amtlichen vekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts Nue. p,st^«».e.n,., Nm« e,»»»«e n». irr» . i-orenr. Nr. 1S2 Lu». SSt j e. »pla>». >tl<»ix»e. LnSer». SSii ein '.40 M. 7. lue. UW« sie, von Aue . T. 1SV7 Das Wichtigste vom Tage. In dritter Lesung und damit endgültig nahm »er Reichstag das Gesetz über die Getreide- »mlags mit 217 gegen 137 Stimmen an. In der Rathenauschen Mordangelegen- heil sind wieder verschiedene Verhaftungen vegcu Verdachtes der Beihilfe erfolgt. Es ^eigt sich immer mehr, daß das Verschwörer netz »ec Mordzen irale sich fast über ganz Deutsch- ln >l o .aus geb reitet hat. Jin französischen Senat hielt Poincare eine neue Gewalt- und Hatzrede. a Tas Milllärvienstpfltchtgeseh wurde von der französischen Kammer mit -104 gegen -'26 S'Iii'.men angenommen. Zum Schutze cler Republik. sJasormatlonen unseres parlamentarischen Mitarbeiters.) OS wird immer ein RnhineSbla't in der Geschichte de» deutschen Volkes bleiben, daß die Novrmberrevolu- iton des Ial'reS 1918 einen so unblutigen Verlauf ge nommen hat und daß keinem Einzigen fener Männer, gegen die sich die VoMwut am empörtesten richtete, auch nur ein Haar gekrümmt morden ist. Zum zweiten Male hat sich diese bewundernswerte Disziplin des deutschen Volkes, und vor allein der deutschen Arbe'termassen nach der Ermordung Rachenaus aufs glänzendste erwie sen. Einzelne Ausnahmesälle, die da und dort passiert und aufs schärfste zu verurteilen sind, doppelt zu ver urteilen, weil sie nur Wasser auf die Mühle derer lei ten, die darauf warten, in linksraidikalen Unruhen einen Vorwand zu umstürzlerischen Vorstößen aeqen Vie Re publik zu finden, vermögen an dem Gesamtbilde nichts zu ändern. Diese gerade in der gegenwärtigen Zeit erfreuliche und notwendige Gestnuungötzemeinschaft aller gu» demokratischer und republikanischer Varleien und Kreise brüht nun leider eine e?rü st hafte Trübung zu erfahren, und zwar bedauerlicherweise gerade in dem Ziele, in dem sie alle grundsätzlich einig sind, nämlich in den« Streben nach einem gefstzlichen Schutze der R epubli r. Tas alte Erbübel der Deutschen, die Selbst bekämpfung und Selbstzerfleischung, die wir trotz aller bitteren Lehren gegenüber den äußeren Gegnern noch nicht verlernt haben, zeigt sich leider auch hier, wo es gegen einen inneren Feind geht. Hat uns die Entente mit Rute,: gezüchtigt, so scheint eS, daß unS der innere Feind erst mit Skorpionen züchtigen mutz, bis wir wirk lich .endlich eininal einig werden Und zusammenstehen zum Schutze der Republik. Es ist bekannt, daß die Notverordnung des Reichspräsidenten schon in den nächsten Tagen einen gesetzgeberischen Niederschlag finden wird. Für dieses kommende Gesetz hat bekanntlich die Deutsche De mokratische Partei bestimmte Forderungen ausgestellt und ebenso die drei sozialistischen Parteien und in Verbin dung mit ihnen die Freien Gewerkschaften und der Afa- bund. Auch die frcigewerkschaftliche Betriebsrätezentral« Grotz-BcrlinS — wo dürfte die je fehlen? — hat es sich nicht versagen können mit ihrem Geiste zu brillieren und - selbstverständlich! — Ersatz der jetzigen Regierung durch eine reine Arbetterregierung zu fordern. Es wird Lwar niemand der ReichSregierung den Vor wurf machen wollen, daß sie gerade in diesem traurigen Falle es habe an Energie schien lassen. Trotzdem ist es durchaus zu begrüßen, wenn die Politischen Parteien nicht ihr allein die Initiative überlassen, sondern auch ibrersrii» sich bemühen, aus diesem neuen Gesetze, Vas zjvar ad hoe geschaffen wird, aber doch: für die Tauer bestimm- ist, das Bestmögliche zu machen. Dieser Erfolg wird aber in Frage gestellt und da!» neue Gesetz von Anfang an diskreditiert, wenn die RetchSregie, nmg durch radikale Forderungen bedrängt und in dl« Enge getrieben Wirtz, ES isst, letzten Endes auch nicht gerade ein Zeichen übermäßigen Vertrauen», wenn die Parteien der Linken der Regierung, in der doch die Mehnheitssozialisteu durch drei Mitglieder vertreten sind jetzt durch eine neue Arbeitsrfilhe am morgigen Dienstag auf den Leib rücken und erklären, daß sie zum Aeutzersten entschlossen sind» um di« aufgestellten For derungen zu verwirklichen. Dabei hat man sich, abge- sehen von dieser nicht zu billigenden politischen Pression, nicht einmal durch da» furchtbare Berliner Stadtbahn unglück am Tage der Beerdigung Rathenau» warnen lassen, und den Beginn der Arbeittzruhe und di« Still legung de» Stratzenbahnbetrtebe» gleichzeitig wieder auf 1 Uhr mittag festgesetzt. Wollen hie sozialistischen Var. teien und die Gewerkschaften, dis tzur Arb«tt»ruh« auf rufen. Etwa di« Verantwortung für »in neu«» solche« Montag, cten 3. Juli 1S22 17. Jahrgang Unglück übernehmen? Politisch gesehen aber erinnern diese Forderungen an jene von den Gewerkschaften nach dem Kapp-Putsch aufgestellten Bedingungen, wobei frei lich diesmal der grundsätzliche Unterschied nicht zu über sehen ist, dah die politischen Parteien der Linken sie mit ihrer Flagg« decken. i GS ist selbstverständlich, datz die Dien Ische Temokra- tische Partei mit dieser neuen Arbsiisruhe und diesen neuen Demonstrationen sich nicht einverstanden erklären kann. > ' Von der Demokratischen Parteileitung ist denn auch auf eine Anfrage die Antwort gegeben worden, daß für die Demokratische Partei keinerlei Anlaß bestehl, sich an diesen Kundgebungen und der Arbeits ruhe am 4. d. M. M beteiligen. Die Demokratische Partei hat durch mancherlei Kundgebungen gezeigt, daß sie entschlossen ist, die Stunde nicht zu versäumen, und einen energischen Schatz der Regierung durchzuführen. Oesters sich wiederholende Streikkund gebungen sind dazu aber überflüssig. Das Gesetz zum Schutze der Republik ist in Vorbereitung. Es be schäftigte am Sonnabend den Reichsrat und wird eben am nächsten Dienstag dem Reichstag zugehen, der es voraussichtlich am Mittwoch in erster Lesung erledigen wird. Wozu in diesem Stadium der Entwicklung .Stra ßenkundgebungen nötig sein solle, ist unerfindlich. Es ist auch nicht anzunehmen, daist die den Freien Ge werkschaften nicht angehörenden Arbeiter und Ange stellten an der Arbeitsruhe sich beteiligen werden, und und es sind alle Zweiftzl darüber erlaubt, ob die Mit glieder der Freien Gewerkschaften selber von dieser fortwährenden Arbeitsruhe und dem Verlust an Ar beitsverdienst sehr erfreut sein werden. Wenn die Republik in wirklich ernster Gefahr ist, wird jeder An gestellte sich zur Verfügung stellen. Wenn aber Re gierung und Parlament bereits alle Schritte unternom men haben, um den Schutz der Republik zu sichern, dann ist es wirklich überflüssig, durch, erneuie Kund gebungen und Störungen die Geschäfte der Trursch- nationalen zu besorgen. , Diese Ablehnung wird natürlich dis Demokratisch« Reichsiagsfraktton nicht daran hindern, an dem Zu standekommen des Gesetzes nach Kräften rmtzuarbeiten, wobei sie freilich unter Schutz! der Republik den der jetzigen demokratisch-liberalen, nicht etwa den einer Räterepublik versteht. Wer es wirklich ernst meint mit der Schaffung dieses Gesetzes, der wird sich davor hüten müssen, ihm einen ausgesprochen einseitigen Chä- rakier zu geben. Um so mshr, als schließlich doch ajuch nicht vergessen werden darf, datz dieses Gesetz eine Ver fassungsänderung bedeutet, und da st ihm bet einer sol chen einseitigen Einstellung die notwendige» Zweidrittel mehrheit ganz und gar nicht sicher ist. Und endlich: auf dg? Gesetz selbst kommt es ojm Ende auch garnicht so sehr an, al« auf die, die es -- asusführen. I * > Gegen den neuen Streik! Tier deutsche Gewerkschaftsbund richtet an seine Mitglieder folgenden Aufruf: Di« sozialdemokratischen Gewerkschaften und die dre* sozialdemokratischen Parteien fordern die Arbei ter und Angestellten erneut, zur Arbeitsruhe für Dienstag, den 4. Juli auf. Lehnt die Beteiligung an dieser abermaligen Lahmlegung, des Wirtschaftsle bens mit Entschiedenheit ab! Solcher sinnloser Miß brauch der gewerkschaftlichen Machtmittel schädigt das Volk, er vergrößert nur unsere, schrei ende Not. Dem Schutz der Verfassung und der Siche- rung des allgemeinen Recht» wird damit nicht gedient. Christliche Arbeiter, Angestellte, und Beamte, erweist euch erneut al» Ordnungsblock der deutschen Volksgemeinschaft! Deutsche« GewerkschaftSbund. Stegerwald. Der preußische Aultus» , Minister an cke Lehrer. Der Aufschrei der ganzen gesittet«» Menschheit über die schändliche Mordtat an Wacher Rai he »au Hut leider in Deutschland verschieden« Ausnahmen gehabt. Am beklagenswertesten aber ist «s Wohls, daß einzelne höhere Lehrer den amtlichen Auftrag zu ein/rm Nachruf für Rathenau in einer Weise auSgeführt haben, die nicht davon zeugt, datz es gegenüber diesem Verbrechen nur ein« Meinung geben kann. Auch au» manchem Schü- lerwunde sind au« diesem Anlaß Aeutzerungen gekom men, die aus einen tieferschreckenden 'Mangel.an mensch licher Gesittung schließen lassen. Es ist darum zu begrü ßen, datz der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Dr Boelitz einen Ausruf an die Erzieher richtet, ihr Beste» einzusetzeq, damit die furcht bar« Verwilderung der sittlichen Begriffe wirksam b«- kämpft werde. D«r Minister weist darauf hin, daß mehr al» ^e der Jugend Erziehung not tut und die Heran bildung de« Jugend zu lebendigen, verantwortungsbo- wußten Persönlichkeiten müsse Aufgabe nicht nur des Ge schichtsunterricht», sondern de» Gesamtunterricht» sein. In einem besonderen Absätze weist der Minister noch darauf hin, daß die höheren Schulen vor allem ein« ernste Verantwortung zu tragen haben, da aus ihnen die künftigen Führer de« Volkes hervorgehen. Hier muß den Schülern klargemacht werd«»«, datz geistige Kämpfe nur mit geistigen Waffen und nicht mit brutaler Gewalt auSgekämpft werden können? datz sachliche Mei nungsverschiedenheiten und Gegensätze der Weltanschau ungen die Achtung VW das Versa» de» Gesn«M wicht mindern dürfen. T«r Minister hüt recht, wenn er meint, datz dies Selbstverständlichkeiten sind, aber er hat auch darin recht, datz diese Anschauungen Selbstverständlich keiten für die Heranwachsende Jugend werden müssen. Um dieses schöne Ziel zu erreichen, wird man aber kaum darum herumkommen, hetzerisch veranlag»? Pädagogen von der Jugend wegzunehmen. Der Rathenau-Mord und die Rechtsradikalen. Di« weiteren Feststellungen Wer die Helfershelfer der Raihenaumürder haben rechtsradikale Kreise aus das schwerste kompromitiert. Deren Presse sollte endlich das Versteckspiel aufgeben und offen etngestehen, dah dis hsMWlmrgslNs« dmtschnattonale Politik ihren unmit telbaren verderblichen Einfluß auf die Urheber des Mor des gehabt hat. Diese haben offenbar geglaubt, daß sie mir ihrer unseligen Tat im Sinne der politischen Fühi- rer der deutschnationalen Volkspartet handeln. Nach dem jetzt der Fahnenspruch bekannt geworden ist, den Hclfferich an den Mordgehilfen Günther rich tete, und in dem es heißt: Bereite die Zukunft! so mich man denn doch bemerken, datz hier alle» dafür spricht, daß ein junger Mensch wie Günther darunter eine kon krete Handlung verstanden hat.^ Besonder» intim ha ben mit diesem Günther dann noch Jagvw und Lu de ndorff gestanden. Jagow hat ihn al» Kurier nach München verwendet, Ludendorff schreibt mit herzlichem Gruß an seinen lieben Günther... Deutschvölktsche Bü ros haben am Morde mehr oder weniger direkt mitge- wirft und nach dem Vorwärts soll das deutschnationale Parteibüro in Osnabrück kompromittiert sein Jedenfalls sollten die rechtsstehenden Blätter lieber einen uner bittlichen Kampf gegen diese Erscheinungen führen, al» jetzt gegen die Linke den Gekränkten herauszukehren. Unruhen in Vberschlesien. Verschärfter Belagerungszustand über Ratibor. Nach der Ostdeutschen Morgenpost wurde Freitag abend in Ratibor eist franzHstschsr Offizier VM Zivilisten angegriffen. Als eine italienische Patrouille eingriff, fielen Schüsse, wobei zwei Italiener schwer verletz! wurden. Dsn welcher «Lite dis Schüfst KM«, konnte noch nicht festigest«llt werden. Tiie Erregung der JMssen wird darauf zurückgeführi, daß im Laufe de» Fretmgnachmittag einige französische Auws in Rattbop etmrafen, um die Waffen der in der Auslösung begrif fenen Abstimmungspolizei abzutransportieren Darauf hin btlveien sich große Menschenansammlungen, die gegen den Abtransport der Waffen demonstrierten. Die Stadt verordnetenversammlung, wurde in Anbetracht des Zwischenfalle» aufgelöst and dabei bekannt ge geben, daß der Kommandant der BesatzungStruppen auf gefordert habe, auf die Massen beruhigend zu wirken, wenn nicht binnen einer halben Stunde die Straßen von den Massen geräumt wären, würde da» Feuer ev4 öffnet werden. Die Garnison wurde alarmiert und schritt mit schußbereiten Waffen, gegen die Massen, Im Zusammenhang mit diesem Zwischenfall wurde der Bo- lagerungszustand üb^r Ratibor verschärft Kämpfe in Gleiwitz. Bel Ablieferung der Waffen kam e» in Gletwttz.av» Sonnabend zu Zusammenstößen zwischen der Bevölke- rung .und französischem Militär. In einem Gefecht wurden 15 Personen getütet, darunter ein Franzose. Panzerauio» durchfahren die Stadt. Um 10 Uhr hörte man noch Gewehrfeuer. Ueber Gleiwitz ist.der ver schärfte Belagerungszustand verhängt. Am, Sonntag war Beruhigung eingetreten, zumal im Laufe de» gestrigen Tages di« Franzosen die Stadt verlassen y* ben, nachdem die Italiener bereit» abaerückt sind und mehrer« Hundertschaften der Schutzpolizei in Gleiwitz etn-rafen. Der über B « uth « n verhängt» Belagerung* k -ustand har heut« früh sein Ende erreicht. Der Flaggen-