Volltext Seite (XML)
Mil I, a. >»UGst. AI" -lokal c wichtig» z-Sorbg. »es tes ri88er -wähl iSwiU »uovl» abrch Au» b-tchiplatz :gen en lre NS, p. VI* «uf Ittch 780 Nett. technerln. rmlyischt) p.ftvnlich« Stkabe SS. bringen» gten ter, «ine »rst- Prrsonal iesuchv kelchäslÄ- »in um bal. ling, lü. Muer Tageblatt Mzeiger für -as Erzgebirge 'n» »»„»««ch >».»» m«t,. MM MM WM M xM ^MMG WM M MG chM MDm MG KM DM M MG P,MM. D, ft-»-i,-n »u» ft»,«» ->1,UUN,.N N.HM.N»,. ^D I D ^I< D I E ^D DDDM I DD D MM Ml MDM Ix MH D Ml DM Ix u«,.,.n»,- 1„ -»mspktch« flnsch'u- Nr. SS. ßtzUvr«. «>it»nch«U—tu»««, r.l.grammr, Tag.blatt flu,»r,g,birg,. Enthalten- Sie ammchan Bekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts /^ue. postschr-.ft.nt», Nm, Lrtp-t, n,. lese Nr. 77 Freitag, den Zl. März IS22 N. Jahrgang Das Wichtigste vom Tage. Gin Vertrauensantrag des Zentrum» für die von der Regierung abgegebenen Erklä rungen zu der Note der Reparationskommis sion wurde gestern vom Reichstag mit 248 gegen 81 Stimmen bei 43 Enthaltungen der Unabhängigen gebllligt. Der RetchSbankau-wet» läßt eine weitere Siet- gerung des PapiergeldumlauseS auf rund 130 Milliarden Mark in die Erscheinung treten » Wie in Washingtoner Regierungstreuen bestimmt gesprochen wird, will Amerika mit Deutschland ein neues Abkommen für die Zahlungen der Reparationen abschließen. Unter Vorbehalt gibt die Agence HavaS ein« ita- Itö nische Nachricht wieder, wonach Lenin ge storben sei n soll. Die Schüsse von Berlin. A. TaS Attentat der beiden ZarenleutnanlS gegei den russischen Kadettenführer Miljukow in der Berlins Philharmonie zeigt leider wieder einmal, wie wenig von gewissen Ausländern das Gastrecht heilig gehalten wird. In Deutschland leben jetzt viele Zehntausend land flüchtiger Russen. Das Gastrecht war allezeit im Vül kerleben etwas Heiliges, und selbst in den Ländern der Barbarei beherbergte man den Flüchtling, der schütz flehend fremdes Gebiet betrat. Die Russen, die sich gegenwärtig in Deutschland aufhalten, sind zumeist vo der bolschewistischen Schreckensherrschaft geflohen. E wäre unmenschlich, sie ihren geschworenen Feinden durä Ausweisung in die Hände zu liefern, und wenn es um, tu den Wohnungen und in der Ernährung auch selbe am Notwendigsten gebricht, so hat doch.noch niemanl in Deutschland das häßliche Wort vom lästigen Aus länder auf die russischen Emigranten augewendet. Wir selber sehen tagtäglich die deutschen Rückkehrer aus Po len und aus anderen Gebieten, und wissen, wie un endlich dankbar während des Krieges die Deutschen ge wesen sind, die im neutralen Ausland ein Asyl findet» konnten. Aber dem Gastrecht stehen mindestens ebenso heilige Pflichten gegenüber. Niemand hat etwas da gegen, daß die Russen in Berlin Schulen gründen, di ' Literatur, das Theater und die bildende Kunst pflegen, und eS läßt sich auch nichts dagegen sagen, wenn sie in Zeitungen und Zeitschriften ihre Politischen Ideen ver treten T>ie Voraussetzung dabei ist, daß sie die deut schen Gesetze aufs peinlichst« achten, und nicht dal» Gastland zum Tummelland ihrer konspirativen Tätig kett machen. Hiergegen verstoßen die Bolschewisten unp die Zartsten. Die mitteldeutsche Revolution war von russischen Emissären angezettelt worden, und die Zartsten haben von Deutschland aus gegen die Sowjet, regierung konspiriert. Damit wird bet uns nicht nur der Frieden und die Ordnung gestört, sondern Deutsch land erleidet unter Umständen durch solche Tätigkeit empfindlichen außenpolitischen Schaden. ES muß dar um erwartet werden, daß tue deutsche Regierung allen fremden Gehetmorgantsattonen das Lebenslicht ausbläst. Es ist bezeichnend, daß die russischen Attentäter vpn Münzen kamen, wo bekanntlich auch das Zentrum der reaktionären deutschen Verschwörungen ist. Genau wie Oltwig v. Hirschfeld und die Schultz und Ttl- lassen den Revolver zum politischen Kampfmittel er hoben haben, ebenso glaubten die beiden Zarenleutnants Rächer spielen zu dürfen. Ihr Anschlag ging freilich fehl. Nicht das auSersel-ene Opfer, der frühere russi sche Professor und Außenminister Miljukow, wurde von den Schüssen erreicht, sondern ein Mann, der etwa politisch zwischen Miljukow und den Zartsten stand. Eine vornehme Celehrtennatur. die dem russischen Adel entstammt« und feiner ganzen Tradition nach mehr rechts als links gerichtet war. Aber «S ist bezeichnend für den Geist, der unter den politischen Mördern von heilte herrscht, daß die Täter nur ein Bedauern äußer ten r den Falschen getroffen zu haben. Die Schüsse von Berlin sind ein WarnungSzei- chen an die deutsch« Regierung. St« muß dem Tret', ben der Kreise, di« d«n politischen Mord und das Recht der Revolution auf ihr Vroaramm geschrieben haben, nachspüren und st« rücksichtslos auSwetsen. Dabet ist auch streng darauf zu achten, daß zwischen den reaktio nären deutschen Organisationen und ihren russischen Geistesverwandten nicht «in Spiel a deux matnS getrie ben wird, vermutlich wird da» Berliner Attentat seins Rückwirkung auch für manche» ander« Land haben. Man I daß gegenwärtig in Jugoslawien die gegenrevolu tionäre Armee des General- Wrangel sich zu rekon struieren sucht. Gin besonderer Herd der russischen Reaktion ist auch Prag Gerade Miljukow ist eS ge wesen, der zuletzt den Gedanken einer bewaffneten In tervention gegen das bolschewistische Rußland am schärf sten bekämpft hat. Es ist auch töricht, anzunehmen, daß die Anhänger einer solchen Intervention deutsch freundlich wären. Sie lassen sich die Hilfe ihrer deut schen Gesinnungsgenossen gefallen, im übrigen aber wis sen sie. daß die Geldgeber und Gönner der russischen Gegenrevolution Franzosen sind. Tie Zartsten setzen sich zumeist lediglich au» den vertriebenen Angehörigen der Grundbestherkaste zusammen, und die klügeren Köpfe des bürgerlichen Rußland haben längst begriffen, daß man das Rußland der Großgrundbesitzer nicht wie der errichten kann. Das hat besonders Miljukow ein gesehen, und auch der getötet« Nabokow hielt die Re konstruierung des alten Rußland für unmöglich. Die Bauernschaft wird freiwillig das Land nicht wieder her geben, und da Rußland zu achtzig Prozent ein Bauern land ist, wird jede politische Richtung zum Scheiter, verurteilt sein, die den Bauern das Land w'eder neh. men will. TaS kommende Rußland wird dsmokrattsö» sein und sich auf die breiten Massen der Bauern stüt zen müssen. Die GesinnungSAemetnschaft der deutsche, Rückschrittler mit ihren russischen Gesinnungsgenosse, schadet darum uns mehr als sie uns jemals nützen könn te. Es gibt darum nicht nur für die deutsche Reglerunf sondern auch für gewisse deutsche Parteien aus dem traurigen Vorfall in der Berliner Philharmonie aller lei zu lernen. Betrauen für Genua. lVon unirrrm Brrlia», Mitarbeiter.) In den Parlamenten der europäischen Länder sind die Regierungen augenblicklich fast überall bemüht, fü die bevorstehende Konferenz in Genua Vertrauens voten zu erhalten. Ganz natürlich. Eine Regierung, die sich auf ihr Land stützen kann, wird immer die best; VerhandlungSposttion haben, und ihr Wert al- Bun-- deSgenosse in Einzelfragen wächst im Quadrat zu de, ParlamentSmehvheit, die hinter ihr steht. GS entsprich , jedoch dem krisenhaften Zustande in ganz Europa, das; jeder leitende Staatsmann sich sein Vertrauensvotum ziemlich hart erkämpfen muß. Selbst Potncare er lebt an seinem bloc national keine reine Freude. Augen bltcklich wünscht er die achtzehnmonattge Dienstzeit i, der Kammer durchzusehen. ES ist verständlich, daß di» Linke ihm dabei allerlei Schwierigkeiten macht; denn mit seinem Militarismus verscherzt sich Frankreich tu steigendem Matze die Sympathien der gesitteten Welt Aber nicht nur die Linke opponiert in dieser Frage den? Premierminister, sondern auch aus der nationalistische. Rechten melden sich Stimmen des Widerspruchs. Wt< ein Stier hat sich Potncare in die 18-monatige Dienst zeit verbissen ohne Rücksicht auf die volkswirtschaftliche, Bedenken und die finanziellen Belastungen. Auch in nerhalb der Bevölkerung will man nicht so. wie de, Obermilttartst Potncare. Daraus erklärt sich die Gtest lungnahme verschiedener Nationalisten, die einfach um die Gunst der Wähler bangen. Muß infolge eines Kom- promtsses Potncare Konzessionen machen, so stärkt das nicht gerade seine Position, und wenn gar noch die De batte über die Außenpolitik der Regierung, in die wahr scheinlich auch Brtand etngreifen wird, .einen zweifel haften Verlauf nimmt, so wird am Vorabend von Ge nua .Potncare weder nach Innen noch nach außen gut dastehen, auch wenn man damit rechnen kann, daß er ein Vertrauensvotum erhalten wird. Auch Lloyd George hat im Unterhaus.« seiner. Aerger. Die Koalition hat zwar einen Vertrauens- antrag etngebracht, der ganz klar die vom Obersten Rar in Cannes vorgeschlagene Resolution al» Grundlage für die Konferenz von Genua billigt und der Regierung die Anwendung und Durchführung dieser Resolution durch das Unterhaus sicher zu stellen empfiehlt. Aber die Arbeiterpartei antwortet mit einem Zusatzantrag, der eine ausgesprochen« Mißbilligung der ständigen Um- fallpoltttk de» Premierminister» auSdrückr. Ackauiith hält sich noch zurück und will sehen, wie die Dinge lau fen. Er möchte besonders Aü»künfte Über di« Ver einbarungen von Boulogne von dem Premierminister er halten. Ta jedoch die Koalition über eine Mehrheit ver fügt, so ist e» auch für Lloyd Georg« sicher, daß er gleich Potncare von seinem Parlament ein Vertrauensvotum erhält. Es ist «in schwacher Trost für un», daß nicht allein die deutsche Regierung um ein parlamentarische» Vertrauensvotum fttr Genua kämpfen muß. G» wäre in der Tat -u wünschen aewesen, daß in unserer gegen wärtigen Lage di« deutsche volkSvarmetung endlich ein mal mit den Realitäten der Weltpolttik rech net. Die Billigung der Abwehrnote de» ReichSkanzlerS gegen die Zumutunaen der Entente ist eine Selbst verständlichkeit. Hierin gibt es eigentlich von den T>eulschnationalen bis zu den Kommunisten keine Mei. nungSverschiedenheit. Es gehört schon große Verant- wortungslosigreit dazu, der deutschen Regierung und damit den gesamtdeutschen Interessen in diesem Augen- blick durch ein Mißtrauensvotum in den Rücken zu fallen. Es wäre zu begrüßen gewesen, wenn dieser Antrag von allen anderen Parteien glatt abgelehnt worden wäre. Immerhin wird sein Schaden durch die lächerliche Rolle seiner Urheber einigermaßen gemildert. So erfreulich es ist, daß ein positiver Beschluß gegenüber den Zumutungen der Entente vorltegt, so sehr muß man e» doch bedauern, daß sich der Reichs tag nicht zu einem vollgültigen Vertrauen», an trag für die Regierung hat aufraffen können Wir sind ja in unserer Lage mit den Gtegerländern garnicht zu vergleichen. Potncare und Lloyd George sind ver möge der jetzigen Machtverteilung in der Well auch ohn« Vertrauensvotum stärker al» die Vertreter einer deut, scheu Negierung, hinter der die ganze deutsche Volks vertretung stünde. Daß man aber bet un» in gewissen Parteien politisch noch so wenig erzogen ist. da» Miß verhältnis Deutschland» zu anderen Mächten wenigsten» nach Kräften auszugleichen, da» ist der fatale Eindruck, den man doch aus der RetchStagSdebatl« mitnehmen mutz. Derartige Fragen der Außenpolitik müssen scharf von allen parteipolitischen und persönlichen Differenzen getrennt werden. Hier gibt e» noch unendlich viel nachzuholen. Besonder» sollten da» ein mal die Flügelparteien bedenken, die dem Regterungß- block benachbart sind. Es ist seltsam, daß die Unab hängige Sozialdemokratie und die Deutsche Volk-Partei in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung im Reichstag eigentlich eine Politik treiben, die fast immer mit der ihrer Führer im Gegensatz steht. Wenn man Dr. Breitscheidt oder Dr. Stresemann reden hört, dann müßte man annehmen daß ihre Parteien die Regierung mindesten» in ihrer Außenpolitik unterstüt zen. Sobald aber die kleinen Geister im FraktionSzim- mer das Wort erhalten, werden die Fraktionen immer wieder von der von den Parteiführern al- richtig er kannten Linie abgedrängt. Man darf wirklich gespannt darauf sein, welche Rückwirkungen eine derartig schwan kende Politik für die Tauer auf die Wähler Haden wird. MU Aanonen unä Bajonetten. Während sich die französischen Blätter immer noch Zurückhaltung in der Beurteilung der Red« de» Reichskanzler» auferlegen, sorgen «trüge bekannte nationalistische Regierungsmänner für die notwendig« Erregung und Leidenschaftlichkeit der französischen Volkssttmmung. Ter französische Delegierte beim Wie- dergutmachungSauSschuß Loui» Dubot» erklärt« in einer Tischrede, daß die Verbündeten Regierungen Deutschland nötigenfalls mit Gewalt zwingen müßten, das zu zahlen, was e» zahlen könne und müsse Sollten! sich die Verbündeten dazu nicht verstehen. l>i Frank reich auch stark genug, allein zu handeln, nötigenfalh» nitt seinen Kanonen und seinen Bajonetten Und im Senat behauptete der französische Ftnanzmtnister d« La st ehrte, daß Deutschland zahlen könne. Wenn e» nicht wolle, so werde man eö mit Zwang dazu bringen. Sollte es hierzu kommen, so werde da» Unmöglich« ver sucht werden, den französischen Willen durchzus«tz«n. Diese beiden Reden namhafter Staatsmänner zetgeu aus neue, daß da» nationalistische Frankreich noch immer glaubt, sich mit Gewaltmethoden gegen Deutschland be zahlt machen zu können. Mese Politik hat bisher restlos versagt und wird auch in Zukunst nicht zum Ziel füh ren falls die Reparatton-kommission den yon Deutsch land zu erwartenden Vorschlägen und Verhandlungen kein Gehör schenken sollte. Ta» alle» ist schon so häu fig nachgewtesen worden, daß e» kaum noch d«r Reden des Reichskanzler» und de» Außenminister» Rathenau bedurft hätte, um die gemachten Erfahrungen erneut der Welt ins Gedächtnis zu rufen. Auch die Red« desReichK- lankprästdenten Haven stein in der Generalocrsamm- lung der Anteilseigner der Reichsbank gibt unwiderleg liche» Material dafür, daß di« bisherige rigoros« An wendung der Sanktion-Politik die deutsche Leistungs fähigkeit katastrophal herabgedrückt hab«. Da» dadurch hervorgerufene rapide Anwachsen der RetchSschulde« verhindere jede Gesundung de» deutschen Wirtschaftsle ben» Wenn trotzdem die führenden französischen Po litiker ihre Gewaltmethoden nicht ändern oder »ar noch verschärfen, so muß allmählich der ganzen Welt klar werden, da- sie nicht Reparation sondern Vernichtung Deutschland» erstreben.