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Nr. 74. Auer Tageblatt und Anzeiger für bat Erzgebirge. Dienstag, den >b. Mr- IStt. Len Mahne angestimmt «werden. Man Tann «» noch hin« nehmen, wenn da» organisiert« Großagrariertum, dem «S leider gelungen ist, sich die Gefolgschaft zahlreicher bäuerlicher Mitläufer zu sichern, in einem Telegramm an den Reichskanzler Und an sonstige führende Stellen der Ernäbrungswirtschast behauptet, daß die Kreise der deutschen Landwirtschaft die Beschlüsse aufs höchste er« regt und beunruhigt seien. Wenn aber in jenem Tele gramm die Herren Hepp und Rvsicke dem Reichskanzler von vornherein gegen alle etwa notwendig werdenden Staatsmaßnahmen den Kain Pf Mit allen Mitteln ankündigen, und wenn sie mit dem organisierten Widerstand der Landwirte drohen, so geh ört da leider zu jenen staat-zersetzenden Tendenzen. Di« in ge wissen Filialen und wirtschaftlichen Verbänden der Deutschnationalen liebevoll gepflegt werden Der polt- tische Teil der deutschen Landwirtschaft wirb da- Ge- föhrliche einer solchen Kampfesweise klar erkennen. Nichts könnte einmal der deutschen Landwirtschaft ge fährlicher werden, als wenn sie in einen Geaensah zum gesamten übrigen Volke geriete. Gerade Zetten, wie die Notzeiten der Gegenwart, lösen Unter Umständen Wolksfttmmungen aus, die sehr leicht in das Extreme ausschlagen. Niemand kann die wohlverstandenen In teressen der Landwirtschaft schlimmer schädigen als es der Reichslandbund in seinem Telegramm getan hat Er hilft eine landwirtschastSfeindliche Stimmung zu erzeu gen, gegen die die Anhänger des Ausgleiches und der Zusammenfassung eines TageS vergeblich ankänchstn könnten. - tt < ! ! , Auch wir wünschen 'und hoffen, daß die Auswüchse der Teuerung eine vorübergehende Erscheinung bleiben. Wenn sich diese Hoffnung nicht erfüllt, dann sind Negierung und Parlament verpflichtet, unter mög lichster Ausscheidung ein-'r 'SandernaL.nnhms für einen SVnd doch ihre HilsSmahnarmen zu treffen. Aus die sem Grunde wäre e? auch wünschenswert, wenn die Er. näbrungsfragc möglichst der P a r t e i p v l i t i k ent zogen würde. DaS Bemühen der Demokraten bei der Neubesetzung dc-S N e i ch s ern.ä h r u n g ö m i n i st e- rin ms ist darum vor allem auf eine Lersachliäruug der ganzen Fragen gerichtet. ES wäre wünschenswert wenn man für diesen Posten einen Mann gewönne, der nicht Parteimnnn ist. Augenblicklich steht die Kan didatur des Prozessors Fehr im Vordergrund Fehr ist zwar auch NeichstagSabgeordneter, aber als Mitglied dsS Bayrischen Bauernbundes ist er in erster Linie Wirtsckaftsmann. Da er gelernter Landwirt, jetzt Pro fessor an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Mün chen und Istlä Organifrttor der Bayrischen Kriegswtrt- schait in Milch, Butter und Käse war, so kann man ihm sachliche Erfahrung und sachliche Eignung iiicht ab sprechen. jedenfalls würde er mehr ein Fach in iri ist er als ein Politiker sein. Er könnte natürlich keine Nessort- pvlttik iür sich treiben, sondern müsste sich den politi schen Entschlüssen des Kabinetts ai.bequemen Aber man würde dann doch gegen ihn nicht irgendwelche Porwüric erbeben können, daß er sich für sein Amt nicht eignet Tie Hoffnung, daß die Agitatoren vom ReichL-landbunü dann verstummen würden, haben wir freilich nicht, aber es ist an der Zeit, daß aus den Reihen der deutschen Landwirtschaft selber der Protest gegen ihre Heißsporne von Führern einsetzt. l ' . Nleiire politische rNel-rrns»». Deutschland ersucht um Frlftverlänger ung. Havatt meldet, daß der deutsche Batschaster eine Anfrage über die Reparatiouönote in Paris vorgelegt hat, die eine Verlängerung der bis 31. Mai gestellten Frist der Durchdringung des Steuergesetzes über 60 Milliarden um einen Monat zum Ziel, habe. Der Batschaster habe die SrwiderungSnote an die deutsche Regierung siir die ersten Tage der nächsten Woche in Aussicht gestellt. Der Kamps gegen Hermes. Die Unabhängigen haben sich mit der Antwort des Kanzlers auf die briefliche Anfrage der Unabhängigen Partei in Sachen Hermes nicht zu frieden erklärt. Die Reichstagsfraktion hat beschlossen, nun mehr eine Interpellation im Parlament etnzubrtngen und vor allem zu fordern, daß bis zur gerichtlichen Klarstellung der schweren Beschuldigungen gegen den Minister Hermes die ser nach der üblichen Handhabung der Disziplinargesetze gegen Reichsbeamte von der weiteren Ausübung seiner Amtstä tigkeit entbunden wird. Konferenz der Innenminister. Der Reichslnnenmtnister Dr. Koester hat die Innenminister der Länder zu einer Kon ferenz nach Berlin gerusen. Er will mit ihnen die Forderun gen beraten, die von der Entente zur Umwandlung der Schupo gestellt worden sind. Kundgebung gegen den Raub an der Weichsel. Der Reichsbund der Ost- und Westpreußen, der Bund heimattreuer Ostpreußen und der Bund heimattreuer Westpreußen haben im Berliner Lustgarten eine großartige Kundgebung gegen die Grenzfestsetzung gegenüber Polen in der Wetchselniedcrung ver anstaltet. Redner aller Parteien protestierten dage gen, daß Deutschland und Ostpreußen vollkommen von der Weichsel abgeschnittcn, die Weichsel ein polnischer Strom und eln polnischer Brückenkopf auf dem linken Wcichselufer im deutschen Reichs- und Staatsgebiet errichtet werde. Zwist bei den Unabhängigen. Nachdem die Unabhängige Sozialdemokratische Fraktion durch den Zuzug der Kommunisti schen Arbeitelgemeinschutt sich soweit verstärkt halte, daß ihre Zahl im Reichstage die der DeutichrmUonakn übertraf, ist tu der Partei selbst ein gefährlicher Zwist ansgebrochen. Die ge samte Redaktion des offiziellen Parteiorgans, der Freiheit, au ihrer Spitze Dr. Hilferding, ist z u r ü ck g e t r e t c n weil sie von den zuständigen Instanzen, denen die Haltung des Blattes nicht radikal genug war, bsseutlich gerüffelt worden ist. Die deutsche Delegation für Genua ist in ihrer Endzu- saramensctzung zwar noch nicht bestimmt, doch soll an dem Grundsatz sestgehalten werden, sie nicht zu umfangreich werden zu lassen. Darum will man auch anstelle der ursprünglich vor gesehenen fünf Vertreter der Angestellten und Arbeiter nur drei als Sachverständige mitreisen lassen. Für die Freien Ge- wcrkschaften ist der frühere Wirtschaftsminister Wissel! in Aussicht genommen, die Christlichen Gewerkschaften soll Ste ge r w a l d vertreten, während der demokratische Abg. Erke lenz für den Gewerkschaftsring an der Konferenz teilnehmen soll. In der Frage der amerikanischen Forderungen an die Al liierten haben die Vereinigten Staaten diesen eine neue Note zugehen lassen, daß die Behandlung der amerikanischen ruugen über die Besatzungskosten davon unabhängig sei. ob diel französische BcsatzungSkostenrechnung völlig beglichen sei oder nicht. In Frankreich sieht man in dieser Note eine neue Neußerung des sanften Druckeszur Herabminderung der französischen Rüstungen. ^Non und kund. Aue, 28. März 1922. Ihr KOjähriges Geschäftsfubilünm kann am heutigen Tage die altnngeseheue, in allen Weltteilen bekannte Firma Ernst : .Papst, Spulen- und yärbesptndelnfabrik, feiern. An i - , ''März 1872 von dem vor wenigen Monaten verstorbenen He.rn Ernst Papst in bescheidensten Anfängen ins Leben gerufen entwickelte sich das Unternehmen sehr bald in ständig aujstci- gender Weise, bis es zu seiner jetzigen Blüte gelangt war. Vor etwa 13 Jahren legte der Senior der Firma die Gesamt leitung in die Hände seines Schwiegersohnes, Herrn Karl Kühnel, der nun auch schon drei Jahre tot ist. Gegenwärtig ist Inhaberin Frau Johanna verw. Kühnel, die Leitung des Unternehmens liegt in den Händen des Prokuristen Herr. Hugo Fechner, der heute 2ü Jahre lang der Firma angehö ,, also gleichzeitig mit dem Ftrmenjubtläum sein 2üjähr,gkS Dtenstjubiläum bet der Firma feiert. Zahlreiche Glückwüi.'M und Ehrungen wurden heute sowohl der Firma wie auch Herrn Fechner zuteil. Bon den Behörden waren u. a. vertre ten der Stadtrat zu Aue und die Handelskammer in Zwickau, welch letztere Herrn Fechner eine Anerkennungsurkunde über reichen ließ. Die Arbeiter des Unternehmens erhielten anstelle einer Festlichkeit ihren Arbeitsjahren entsprechende Geldspen den. Die Beamten und Arbeiter ließen durch eine Abordnung einen Kranz mit Widmungsschleife am Grabe der beiden ver- storbenen Chefs niederlegen. Wir wünschen der Firma auch weiterhin Blühen und Gedeihen wie bisherl Auszahlung sozialer Bezüge bei der Eisenbahn. Wie uns die Eisenbahn-Statiouskasse in Aue mitteilt, werden den Ru- hegehaltsempsängern und Wttwengeldemp fängern schon Mittwoch, den 29. März, die Bezüge gezahlt. N e nte ue m p s ä n g e r erhalten die Renten erst am 1. April WrL. Geldstrafe für verbotene» Rauchen auf der Eisenbahn. Die Rcichseisenbahn führt zum 1. April für verbotenes Rauchen auf der Eisenbahn eine Geldstrafe ein. In Nichtraucher- und Frauenabteilen darf selbst mit Zustimmung der Mitreisenden nicht geraucht werden. Auch dürfen solche Abteile und die Sel tengänge der Wagen, in denen das Rauchen untersagt ist, nicht mit brennenden Zigarren, Zigaretten oder Tabakpfeifen betre ten werden. Wer diesem Verbote zuwiderhnndelt, wird mit einer Geld st rase von20Mark belegt. Dieselbe Strafe haben auch Personen zu erwarten, die in Warteräumen rau chen, die für Nichtraucher bestimmt sind. Schwere Telephonstörungen in Aue. Das Unwetter, das gestern Montag in verstärliem Maße mit nassem Schneefall einsetzte und den ganzen Tag anhielt, hat natürlich auch, wie wir gestern schon erwähnten, die Fernsprech- und Telegraphen leitungen stuck in Mirleideuschast gezogen. Zahlreiche Gestänge sind in Aue gebrochen und zahllose Drahtbrüche zu verzeich nen. Die Folge hiervon ist, daß 7b Prozent der Fern sprechstellen bei uns — es gibt deren 700 in Aue — gestört sind. Die Ausbesserungsarbeiten sind natürlich sehr langwie rig, sodaß man vorläufig sich mit Geduld wappnen muß. Be vor die Gestänge nicht wieder aufgerichlet sind, kann man nicht an die Reparatur der Drähte Herangehen, und dann erst kön nen die Sprechstellen wieder in Ordnung gebracht werden. ES ist aber, wie wir hören, Vorsorge getroffen, daß noch eine auswärtige Baukolonne hier eintrisft, damit möglichst schnell wieder normaler Beirieb cintritt. Was den Fernsprechverkehr nach auswärts betrifft, so ist Aue so gut wie nbgeschuitien von der Außenwelt. Nnr mit Leipzig besteht Verbindung, und ab und zu gelingt es, auch mit Zwickau Verbindung zu erhal ten. Mit dem Telegraphen verkehr ist es genau so, mich hier bestehen dieselben Schwierigkeiten. Also wird große Geduld erforderlich sein, bis alle Schäden wieder beseitigt sind! Markensemmeln. Wie uns vom Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg im Anschluß an unsere Notiz über die Brotpceiserhöhung in unserer Nr. 67 vom 20 d. M. mitgeteilt wird, beträgt der Preis für Markensemmeln nach wie vor 70 Pfg. Are Rsttzersteins. Nmimn von Erich Eben stein. Cop^ri-cht 1019 Grttner L Ccnnp, Berlin W. 80. Nachdruck und UcdersetzungSrocht in fremde Sprachen verboten. <1. Forllctzung.) Dorthin eilte sic auch fegt. Wind und Wetter batten hier ein Stück Mauer zum Einsturz gebracht. To Hütte sich in der Bresche ein behagliches Nestchen mit Utoos ausrapeziert, Uber das ein großer wilder Rosenstrauch seine Zweige schirmend breitete. Ringsum gab es ein Meer von Heckenrosen und Kle matis. durch das nur ein ganz schmaler Pfad führte, und das jetzt -in voller Blüte stand. Jenseits der Maner 'lief die Landstraße. Do wußte nur, daß sie weit, weit hinaus ins Land führte am Dörfern und Städten vorüber, also in die „weite Wett", wohin sie all die interessanten wunderlichen Dinge ver legte, von denen sie an Regentagen in der alten ver staubten Bibliothek von Monrepos, um die sich nie mand sonst kümmerte, gelesen hatte. Aber aus dieser Landstraße kamen doch Leute vor über: Bauern mit ihren Fuhrwerken, wandernde Krä mer, Fußgänger und Reiter und im Herbst, wenn drü ben im Jagdschloß des Barons Sewinger die großen Jagden stattsanden, sogar Equipagen und Autos mit vornehmen Damen und Kavalieren, deren mutmaßliche Schicksale Dos Phantasie oft noch tagelang beschäftigten. Heute freilich lag die Landstraße öde und staubig zwischen ihren kümmerliaien Lbstbäumchen. Es war Juni und keiire Jagdsatson. Dafür blühten die Heckenrosen in verschwenderischer Fülle, und in der wundervollen Stille ringsum war ein geheimnisvolles Summen von all den Bienen, Hummeln und Goldkäfern, die ge schäftig unlherschwirrtcn. Do hatte sich behaglich in ihre auSgePolfterie Bresche gelegt, knabberte Haselnüsse, von denen sie hier immer einen Vorrat hatte, und blinzelte schläfrig nach einer kleinen grünen Eidechse hin, die sie „Prinzessin Ama- railth" getauft hatte und die sich ihr gegenüber an der Mauerkante sonnte. Sie dachte noch ein wenig über ihr Gespräch mit Frau Wenk nach und erinnerte sich wieder lebhaft an Ken Besuch, den Graf Rainer mit seiner Fran Karola vor zwei Jahren abgestattet hatte. Beide waren ihr al- unheimlich kühl und hochmütig in Erinnerung. Beson, der» die Gräfin, die sie durch ihr goldenes Lorgnon gemustert, aber kein einzige» freundlich«» Wort zu iHv gesprochen hatte, so daß sic, sobald es auging, vor den unheimlichen Verwandten in den Park gezüchtet War. Unter diesen Gedanken und den Einwirkungen der heißen Junifoniie war Do plötzlich, ohne eS zu wollen, tief und fest eingeschlafen. 2. Kapitel. Lange störte nichts ihren Schlaf. Plötzlich aber rauchte auf der Landstraße ein Reiter auf, dessen Noß hinkte und sich nur sehr mühsam durch den dicken Staub vorwärts arbeitete. Fast gerade unter der Manerbresche stand rin wil der Birnbaum, der die anderen zausigen Lbstbäumchen überragte und in dessen Schatten ein dünnes Brünnlein aus eurer Holzrinne rieselte. Anfatmend hielt der Rei ter an, stieg ab und band sein Noß an den Birnbaum, nachdem er mit einem Blick die Entfernung bis rum Jagdschloß am Ende des Weges gemessen und offenbar gefunden halte, daß sein Pferd den halbstündigen Weg dahin nicht mehr ohne Rast würde zurücklegcn können. Er hatte einen blonden Siegsriedskopf und sonnige Vrarmaugen, die fröhlich in die Welt blickten. Nachdem er sein Tier im Schatten geborgen, VH er sich nach einem Ruheplatz für sich selbst nm Tie Gras böschung längs der Straße war doch gar zu staubig! Aber schon hatte sein Blick die Mauerbresche mit dem dahinter liegenden Park erspäht. Mit ein paar flinken Sätzen kletterte er die Böschung hinan und wollte sich eben in die rosenüberhangene Bresche schwingen, als er plötzlich wie angewurzelt inne« hielt. Er batte Do erblickt, die seelenruhig und ahnungs los in ihrer Schnttmnlde lag und schlief. Gebannt durch den Liebreiz, starrte er auf sie nie der. Welch süßes, seines Gesichtchen! Er meinte, nie etwa» Lieblicheres gesehen zu haben. Dazu diese ro- mantische Umgebung. Entzückt umfaßte jein Blick da» Bild -- ja, es war wirklich alles wie ein Bild, da- der liebe Gott hier eigen» für. ein Malerauge gestelli hatte .. . Und das mußte er fcsthalten um jeden Preis! Er regt zog er sein Sktzzenbuch ans der Rocktasche, ohne das er nie an-ging. „Dornröschen . . . ein süßeres konnte e» ja gar nicht geben l" Während er die- dachte, fuhr sein qewaikdter Stift schon über das Papier und legte die Umrisse je.st. Wenn sie nur nicht vorzeitig erwachtet Und wer sie woht sein mochte? Eine jung- Magd vielleicht au» dem alten Gemäuer drüben! Nein, dazu war ihr Gesicht viel zu sein und vornehm. Die Tochter des Hauses'? Aber das Hamand, das ihren schlanken Leib nm-> schloß, war nicht das einer vornehmen Dame. ES war aus billigem rosa Waschstoff 'und 'sicher von keiner ersd> Nussigen Schneiderin gemachte wie ihm sein kundiges Auge verriet. - . ' > l Seltsam, daß ihn fein Freund Sewinger, bet dem er so ost 'zu Gast gewesen, nie auf diesen romantischen Besitz, der so recht für Dlaleraugen geschaffen war, auf merksam gemacht hatte... , ' Rechts an der Tos 'Kopf gegenüberliegenden Bruch fläche der Mauer kam Nun wieder die kleine grüne «Eidechse zum Vorschein, die sich bei seinem Nahen rasch geflüchtet hatte, und starrte neugierig auf ihn herab. Ihr zierliches Köpfchen, daS sich so graziös auS dem verwitterten Gestein vorstreckte, zog seine Blicke an, und mit ein paar Strichen setzte «r sie noch mit auf die Skizze. Gottlob — Dornröschen war, nicht erwacht! Er schloß das Sktzzenbuch und schob eS behutsam in die Tasche. Eigentlich hätte 'er nun gehen können . . Aber er konnte sich nicht losr.etßen von dem lieb lichen Anblick dieses schlafenden Mädchens, dessen reine ^unschuldige Schönheit ihn wunderlich bannte. Und plötzlich, ohne daß er recht überlegte, waS er tat, beugte er sich nieder und küßte sie auf den Munds Do machte eine erschreckte Bewegung, schlug die Augen auf und fuhr im nächsten! Augenblick entsetzt in die Höhe. ' ' . Sekundenlang standen sie einander in wortloser Verwirrung gegenüber, er diesseits, sie jenseits der Mauerbresche. Eigentlich wollte Do wie der Sturmwind fliehen, aber ihre Füße waren durch die unbequeme Lage eingeschlafen, und sie könnt« vorläufig keinen Schritt machen. Er aber starrte nun erst recht gebannt in diese wunderbaren tiefblauen Augen,, die einen ganz leichten Stich ins Violette hatten und Über denen die langen dunklen Wimpern wie Schleier standen. Auf .ihrem Lockenkopf lag nun die Abendsonne und da gleiste ihr Haar in leuchtendem Schimmer- wie kostbares alte» Gold, da» hier und da in bräunlichen Schatten! versank Da zu die milchweiße Haut mit dein zarten Rosenschtminer — er hätte kein Mäler sein müssen, wenn sein Aup* diesen Farbenzauber nicht begeistert in sich, aujoenom- men Hütt«. ' (Fortsetzung solgt-l