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/luer Tageblatt /lnzeiger für das Erzgebirge Mittwoch, cken 22. MSrz 1S22 17. Zahrgang Nr. SS »,I„U-N-.N n.hm.n »,.IN I L ZIXU^ >MWl^ W Uv I IIUUm,.,,n» m«tt, «. - «ttchttn, »..««,Uch. X ss »ttl. ,.- Mott, «tt „»».,« 5- -««sprich »Anschluß Nr. S». fttzUtss.» «uf»r,ch,n»«r «-»«tt. Lri.gramm», «a,.blatt s,u»,k,o»birg.. Enthalt,«- -l» amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Sta-1 UN- -es Amtsgerichts /^u». p.Mttk,«»nt», Nmt L«lp,i, Nr. Das Wichtigste vom Tage. D4e Reparationskommtsston setzte einsttm- mig die von Deutschland im Jahre 1922 für das Reparationskonto und für die Besatzungs heere zu leistenden Zahlungen auf 720 Millionen Goldmark in bar und 1450 Millionen Gold- marik in Sachleistungen fest. Ebenso faßte die Kommission einen einstimmigen Beschluß über di« Be- dtngungen und Garantien, die Deutschland als Gegenleistung für den ihm vorläufig bewilligten teilweisen Zahlungsaufschub aufzuerlegen sind. Nach in Berlin vorliegenden Meldungen aus Gens erfolgt am 80. März die Unterzeichnung de« deutsch-polnischen Vertrage» über Ober- schlesten. Der Auswärtig« Ausschuß de» ReichSta- ?e« tritt am heutigen Mittwoch zur Besprechung de« sog. BemelmanN-Abkommen» zusammen. M Der zum deutschen Botschafter in Wa shington bestimmte Geheimrat Wiedf.eldt hat das bei Amerika nachgesuchte Agrement erhalten. Die offizielle Ernennung wird daher demnächst erfolgen. Dw Deutsch-Rmenkaner unä äie alte Heimat. Bon besonderer Seite wird dem Auer Tageblatt ge schrieben r Während und nach dem Kriege ist in Deutsch land über die Deutschamerikaner manch harte» Wort ge fallen. Man vermißte bet ibnen da« kräftige Eintre ten für die deutsche Sache, die Begeisterung für das alte Vaterland. Mag dieser Vorwurf in mancher Be ziehung auch zu Recht bestehen, so darf man doch! an, dererseit« nicht vergessen, daß der Tmrischümertkaner sich in den Bereinigten Staaten ein« sichere Position geschaffen haben, dis sie aufs Spiel gesetzt hätten, wenn sie sich gar zu' sehr bloßgestellt hätten. ES hat eben se- de» Ting fein« zwei Selten. Und dennoch haben die Deutschamerikaner viel für da» alte Vaterland getan, besonders jetzt nach dem Kriege, wo sie Millionen Von Dollar» für die deutschen hungerleidenden Kinder ge sammelt haben. Daß die Deutschamerikaner ihre alt« Heimat nicht vergessen haben, geht am besten her vor aus dem Empfang de» ersten Dampfer» de» Nord deutschen Lloyd in Newhork, de« Geholttz, der al» erste» Schiff die alte Verbindung zwischen Bremen und der amerikanischen Metropole wiederaufgenommen hat. Tausende von Amerikanern deutscher Herkunft haben an dem Empfang de» Dampfer« teilgenommen und der Be satzung des Schiffes Beweise echtdeutscher Treue gege- den, die ohne Zweifel a!l» ein hervorragende» Bekennt nis zur deutschen Heimat aufzufassen und daher um so höher zu werten sind. Die Begeisterung für Deutschland erreichte ihren Höhepunkt bei der Empfangsfeierlichkeit, die im Lexington Avenue Theater staitfan.d. Es war eine Riesendemonstration der Deutschamerika ner für die stlte Heimat. Tas Theater war innen und außen mit Fahnen und Gutrlanden prächtig ge schmückt, überall sah man den umkränzten blauen Lloyd- anker und den Bremer Schlüssel im weißen Felde und -ern: Welcome Sehdlitz. Las 2000 Menschen fassend« draußen über dem Portal la» man in flammenden Let- Haü« war bi» auf den letzten Platz besetzt. Der Kapitän der Sehdlitz Fritz Retz wurde mit brausendem Jubel empfangen. Diese stürmischen Kundgebungen wieder holten sich bet allen Reden, die gehalten wurden und von denen besonders die de» Hauptredner» Prof. Fran- et» M. Schtrp, des Vorsitzenden der vor einigen Jah ren gegründeten Steuben Soetety of America! ihrem Inhalt nach auch in ganz Deutschland bekannt zu wer den verdient. Mit Nachdruck wie» Pros. Schtrp auf die Notwendigkeit politischer Aktion durch die Deutschame rikaner hin. Niemand könne die Deutschamerikaner hin dern, die alte Heimat zu lieben, die heute zu Füßen eines gewissenlosen Konforttum» raubgteriE«« Mächte kn Stckub lieg«. Latz deutsch- Volk sei durch den Versailler Vertrag gemein belogen worden. Statt der 14 Punkte halb« man khin den Versailler Frie den aufgezwungen, den ungerechtesten, unmensch lichsten, diabolischsten Pakt, den Haß und Raubgier j« a!u»gedacht. Die Interessen der ganzen Welt verlangten, datz da» deutsche Volk nicht zur Verzweiflung getrieben werde. Solange die Deutschamerikaner »ine Stimm« hätten, müßten sie laut Onausrufen, daß die FretPett der Wett em freies Deutschland fordere. Sehr bemer kenswert waren die Ausführungen des Redners über dtk biVbertLe Haltung der Deutschamerikaner: An dar Vergangenheit haben wir Deutschamerikaner un» in po litischer Beziehung einer groben Unterlassungssünde schuldig gemacht, zu unserem eigenen Schaden und zum Schaden unseres Landes. Wenn wir bedenken wie an dere Volkselemente, die lange nicht so zahlreich sind wie wir, seit den ersten Tagen der Geburt unserer Re publik bestimmend auf die Geschicke de» Landes etnge- wirkt haben — und nicht immer zu dessen Vorteil — dann müssen wir doch zu der Ueberzeugung kommen, wenn die da!s können, warum nicht wir?! Dabei wer den wir stet» da» Wohl unsere» Lande» im Auge ha ben. America first! wird unsere Devise sein, wenngleich wir, wie unsere Väter diese» Wort nicht in einem fort im Munde führen, wie die Hundertprozentigen, di« die Worte America first nicht aussprechen können, ohne sich hinzuzudenken nach England. Lite Steuben Society of America kämpfe für Freiheit und Recht gegen di« Angelsächsische Vorherrschaft in den Bereinigten Staa ten, gegen da» Eingehen von Bündnissen mit fremden Mächten und vor allem gegen den Vertrag von Ver sailles! Life erhebende Feier schloß mit einem künst lerischen Teil und mit einer mairkigen Rede de» Kapb tänS der Sehdlitz. ES steht zu Hüffen, daß die Leutsch, amertkaner e» nicht bei den Reden belassen, sondern daß sie auch mit der Tat für ihre alte Heimat eintreten werden. Gegensätze in äer Neparalionskommission. Bereits zweimal hat di« Neparalionskommission den Zeitpunkt verschoben, an dem stt da- Ergebnis ihrer Beratungen bekannt geben wollte. ANS den Berichten, die bisher veröffentlicht wurden, läßt sich deutlich! er- kennen, daß stark« Gegensätze innerhalb der Kommission vorhanden sein müssen. Man w-ritz, daß dis Engländer und auch der italienisch« Delegiert« in der Kommission für eine mäßiger« Bemessung der deutschen Zah lungen für da» Jahr 1922 eingetreten sind al» in der Vorkonferenz von Cann«» in Aussicht genommen wurde. Da» französische Bemühen schstnt, nachdem über die Sätze von Cannes hinaus «ine Steigerung nicht zu erzielen war, daraus gerichtet gewesen zu sein,, wie man dass Kvntrollshstem möglichst verschärfen könne. Allerdings scheint e» Frankreich auch gelungen zu sein, hinsichtlich der Zahlungen noch eine erneute Konzession zu erpressen. ES heißt, daß Deutschland, wenn e» die Sachlteferungen nicht vollständig erfüllt, die fehlenden Beträge dürch Barzahlungen crimen solle. Unter den Kontrollwotznahmen nennt man an erster Stelle die Aufsicht über die Zolleinnahmen und über die Eingänge der Auslandsdevisen. Angeb lich will man von Deutschland die Zustimmung zu die sen Kontrollmaßnahmen grundsätzlich fordern, und es scheint nur zwischen den Mitgliedern der Kommission darüber noch gestritten zu werden, ob die» in ultima tiver Form geschehen soll oder nicht. Eharakieristisch ist, daß man die Frag« der internationalen Anleihe wieder h i nau Sg e sch ob en hat. Ta» Echo de Parts gibt dafür die klassische Begründung, daß augenblicklich kein Geldgeber geneigt sei, Geld auf Reparattonskonto zu leihen. Es ist schwer, keine Tathre zu schreiben. Tie Fachmänner der Reparationskommtsston haben die rich tige Einsicht, aber e» fehlt ihnen in jeder Hinsicht am Mut zur Walhvhett l Die äemokratische Reichstags» sraktion zur Beamtenfrage. Die Demokratische RetchStagSfraktion hatte nach einem Referat de» Abg. Del tu» über dt« Beamtende« soldungSfrage einen Unterausschuß eingesetzt, d«r nach eingehender Prüfung der Fraktion Vorschläge unter breiten sollte. Lieser Unterausschuß hat nach .mehr stündigen Sitzungen beschlossen, der Fraktion vorzuschla gen, den Vereinbarungen der Gpihenorgantsatton«n mit der Retchsregterung über die Neuregelung der Beamten besoldung die Zustimmung nicht zu geben. Er ist der Meinung, daß die geplante Regelung nicht beiriu- dtgen könne. Zunächst müssen zwei verschieden« Be soldungsgruppen innerhalb da» Grundgehalte« ausge glichen werd««. Di« Fraktion wird dahingehend« Vor schläge bet Beratung d« vorlag« im Reichstage «in- bringen. Vie Eh «zulag« wurde al» Fortschritt be grüßt, ihr« Höhe aber al» ungenügend bezeichnet. Ebenso ist ein« Erhöhung der Kind er» »lagen er- wünscht. Die Wirtschafisbeihtlfen können IN ihrer jetzigen Regelung nicht al» ein vernünftig«» Sy stem bezeichnet werden. Ihr« Abschaffung erscheint tn- dessen unmöglich, «s muß noch einem gerechteren Maß stab gesucht werden. Dieser kann in der Teuerungsßtf- »er für einen gesamten Wirtschastsbezirk gefunden wer den. Die Ortszulagen müssen sofort nach den Be schlüssen über die Mtet-festfetzungen geregelt werden. Erstrebenswert ist die Rückkehr zum Wo'hnungS- geld.. Eine besondere Beamtenvertretung und eiye unpolitische B«<rmtenka innrer bieten Ge währ, daß die Beamtenfragen in Zukunft sachlicher be handelt und dem Streit der Parteipolitik mehr entrückt werden. Lie Fraktion wird einen ständigen Ausschuß des Reichstage» einzusetzen versuchen, der namentlich während der Vertagung die Befugnis haben soll, die Beamtenbezüge den Teuerungsverhältnissen anzupass«. Deutscher Reichstag. -^o— Vielleicht mutz man doch einmal lobend »w wähnen, daß neuerdings! der Mißbrauch der Einrichtung der Klein«« Anfragen wesentlich nachgelassen hat. Ge stern stand sogar nur eine einzige Klein« Antrag« auf der Tagesordnung, auf die hin man erfuhr, daß die Fünft markbri^fmarken mit dem Bilde des Kaiser» noch zu Ende vorigen Jahre» in einem Bestände von 1»/i Millionen Mark vorhanden waren und wegen der hohen Herstellungsrosten ausgebraucht werden müssmr. Darauf wurde der Entwurf über die Verlängerung der Demobilmachung-Verordnung dem Ausschuß überwiesen und dann gab e» eine letzt» kurz« Auseinan dersetzung zwischen rechts und links zur Vermögens steuer. Li« Abstimmung ergab im wesentlichen ditz Annahme de» Entwurf» in der Ausfchußfassung. Zu ! Paragraph IS (Wertermittlung) Wurde die Abänderung angenommen, daß für die Veranlagung zu den Zuschlä gen gemäß der Reich-abgabenordnung der Ertrag»- durchschnttt der letzten drei Jahr« berücksichtigt werden soll. Ferner würden mehrere Entschließungen angenom men, denen zufolge die Valutaentwertung sowohl bat der Einkommen« wie bet der Erbschaftssteuer in Rechnung gestellt und da» Problem einer stabilen Wertetnheit für das ganze Wirtschaftsleben einer Prüfung unterzogen werden soll. Sodann erledigte man ziemlich rasch da» VertnögenSzuwachSsteuergesetz. Auch Hierbei versuchten die Deutschnattonalen einerseits und die Kom munisten andererseits Abänderungen, die ab«r sämtlich von der Mehrheit abgelehnt wuvden, und zwar sowohl die Milderung-Vorschläge von rechts wie die Berschär- sungsanträge von links. ES bleibt also dabet, daß dt« Steuer für dt« ersten 200 000 Mark 1 Prozent beträgt und bis auf 10 Prozent steigt. Von der Steuer frei bleibt der Vermögenszuwachs, der länger als 12 Jahre zurückliegt; außerdem ist nach Paragraph 14 nur der Zuwachs steuerpflichtig, der 100 000 Mark übersteigt, und schließlich wird die Steuer nur erhoben, wenn da» Endvermögen mehr als 200 000 Mark beträgt. Nächster Punkt war der Entwurf über die Besteuerung de» Vermögenstzuwachses aus der Nachkriegszeit. Im Ausschuß hat sich bekanntlich eine Mehrheit dafür gefunden, die diese Vorlage überhaupt gestrichen wissen will. Gs war selbstverständlich, daß die Linke, auf de ren Forderung der Entwurf überhaupt zurückzuführen ist. das Kind ihre» Geiste» mit allen Mitteln zu ver teidigen suchte und «S war recht interessant, dt« Abgg. Tr Geher (Kom), Soldmann (Unabh), Ko«««« (Kom), estuttt quantt immer von neuern für die Wie derherstellung eintreten zu stzhchi. ttleiire politische Mel-trn-eir. Ablehnung von AusstanbSentschädignn- gen durch die Latent«. vor der Uebergab« be» bei Deutschland verbleibenden Gebiete» Oberschleflrn» war noch die Frage der AusftandSschäden offen. Ein« deutsch« Note vom 13. Dezember ersucht« deshalb die Botschafterkon« serene um Regelung der Frage dahin, daß di« alliierten Mäckhe für die Aufstandsschäden austommen sollten, und zwar mit Ruck- sicht daraus, daß sie die Aufrechterhaltung der Ruhe und Si cherheit in den besetzten Gebieten übernommen haben. Die Antwort der Botschastcrkonserenz, unterzeichnet von Poinear«, ist jetzt ei ngetr offen. Sie lautet ablehnend. Solch« Entschädigungen müßten au» örtlichen Einnahmen aufgebracht werden. Sine Verantwortlichkeit der alliierten Machte könne nach dem Frieben-vrrtrag« nicht In Frag« kom men. Der künftige ErnährnngSminister. Direktor Hage dorn, der bereit» unter Batocki im Ernährung-Ministerium eine Rolle spielt«, wird al» künftiger Trnährunasminiper ge nannt. Hagedorn ist nicht ausgesprochener Parteimann, steht aber der Volk-Partei am nächsten. Neben ihm werden zwei Zentrumlkandidaten genannt, der Vorsitzende der Zentrums partei v. Guerard und Generaldirektor Kroner,, DI» Konferenz der a»nähr«ng»«inistm. Dt« Ernäh- rung«mintst«r der deutschen Länder haben sich gestern vor mittag in Berlin zu einer Besprechung versammelt, die in der Hauptsache der Frag« gilt, ob dt« Getreideumlag, beibehalten «erden soll, d. h. also, ob und in welchem Um fange der Landwirtschaft «eiter die Ablieferung einer ge wissen Getretdemenge zu festgesetzten Preisen auferlegt «erden muß.