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VK. ttuer Tageblatt und Vn-eiger fUr da» Erzgebirge. Dtenbtag, den LI. Mär- IVllll. -inig« ^eit dinzirhen. t>«r Haupta«*fchuk de» Reich«. 4ge< wird sich Mittwoch oder Lonner-tag mit dem Eint des Ernührunattminlsterstnn« tieschüstlgen, wobei dann zunächst die noch ungeklärten Fragen gelöst werden bärsten, ob Koo Ernäh- rungSmtntstertnin dem W i r 11 ch ai t - m i n t N e r t u m an- gegliedert werden wird oder selbständig bleiben soll. Um den Achtstundentag. Bel der Beratung des G <' s e tz- entwurs« über die ArbeltS-elt gewerblicher Arbeiter wird der sozialpolitische Ausschuß des Reichsiviilschasisrntes, der am DvnnelStag und Freitag dieser Woche Schlingen ob. hält, verschiedene Tnchversländlge nnhvren über die Frage, ob der gesetzliche Achtstundentag In Deutschland in Aiibetiachl der gegenwärtigen Wirtschaftslage nud der Fiiinnzverpfiichtilvgeii durchführbar ist. Streikablehnung durch Beamte. Am Sonnabend Hal in Berlin eine Bersammlnng der Vertreter der Organisationen der oberen Beamten des RcicheS, b-r Länder und !>>-,- Gcmein- den stattgesunden. Die Bersamnilnug, die über lOOOOO viemn. vertrat, lehnte einen lietl als s> o " lszer s« ü r e n d und mit dem Bernssbennuentnm nnneretnbar ab. Sie kam weiter zu der Erlenntnie, daß in-c neitttole 'änclnui des Denlschen Beamtenbnndeo nngeeignel ist, die AngelegenüetteN der »oe- ren Beamten na-lnngsw-g zn veil>>ten, und doj, lste>m >"u eine aus hortzontater Ginndlage geggasiene w,.,»,,,,,., ,,g„ti„n inistande ist. Die Notlage Ker Presse. Abgeordnete der Deutschen De mokratischen Partei haben im Reichstag Wne <"< m An frage eingebracht, tu de> sie dmans Hinweis'», dich nn> «e b uch das Großkapital ansgehnltene Presse sich »ruh hatten linuie. In der schmierigsten Vage bestind-m sich bi.- Zelinng-n. die in der Hauptsache nun den miiiler.-n S-Hi-Hst n de, "i.->>ö>kcr>«ng gelesen würdcn, und auch die Fachblc'iUm des gewelbtichen Atit telstandes. Sie sragen, ob die Reich'Ugiei nag beieit sei, endi lich durchgreifende Nt n ß n a h m e n za tresu ii, damit nicht ein grosser Leit der Presse zur -Aittegung oder zum Ber kaus des Betriebes gezwungen meroe. Aus der franchchcheu Schuldhaft befreit. Dai deutsche Mädchen M !. i c e t» e H r ,) m " « '.st am Lonnabcnd an: Nancy r.ou Hiner Mnüe aogeho!» wcubn, aachoem oie rorc den französischen Pstegcillern geforderten Mich) wrauten be zahlt worden sind. Das Geld ist auf Bernnlassnug der lvcib- UchüN oieichslagsabgeordiiU ui non pcU-ater Seil' cu'.sgebro!)t worden, als die cü-snhr bestund, das', wegen der Beznhlnng der geforderten CchnIKsniiini'' ein langv'k riger Recht'streii ent» stehe wo'oulch das.Sind seinen deutschen Eltern noch jahrelang vorenthalten worden wäre. Jehl sieht dem prinzipiellen Rechts, streit für tue nächsten '.fahre kein Hindernis mehr entgegen. Sepp Oerters Ausschluß. Der nm Sonntag in Bronn schweig tagende Bezirlsparteitag der USPD hat den Fall Oerter einem Bezirks- Schiedsgericht übortrage a. Dieses fällte ein Urteil, wonach Oerter endgültig aus der Par» tei ausgestoßen und zur Niederlegnug seines Landtagsmcuidats aufgefordert wird. O'-'Aer bat jeht nur noch die Möglichkeit, die Entscheidung des Neichsparteitages der USPD anzurufen. Der Berstündlgungsausschuß der polnischen Parteien des Saargebietes, dem alle Parteien mit Ausnahme der äußersten Linken angehören, hat eine machtvolle K undged u n g gegen die V o r e n t h a I f u n g der politischen Rechte der Sanrbewohner veranstaltet. In dec ungenonimenen Entschlie ßung wird eine Volksvertretung mit vollem Mitbestimmung?, recht und Immunität der Abgeordneten verlangt, da es nicht angängig sei, 700 000 Seelen der politischen Freiheit zu be rauben. Eine europäische Abrüstungskonferenz? Der Secolo meldet ans Rom, daß die Rede des Ministerpräsidenten über die Genuaer Konferenz rind die Abrüstuugsfrage in liberalen Krei sen der Kammer als Vorbereitung auf eine Initiative ansgcfasst werde, nach der Konferenz von Genna eine europäische Konferenz für die Frage der Abrüstung einzuberusen. Lloyd George spezialisiert sich für Genua. Der Sonder berichterstatter der Dimes in EricEeth meldet: Lloyd G-. arges Hauptsorge sei weiterhin die auswärtige Lage und die V or dere rt n n g für d i e G e n ueser Konferenz, an der teilzunehmen er entschlossen sei. Der Privatsekcetar teilte den Berichterstattern mit, daß sich Lloyd George, abgesehen von der Genueser Konferenz, nicht mehr mit Politik befass cs Er sei wirklich krank und müsse nach Anordnung des Arztes drei Wochen ausrnhcn. Militärdiktatur in Bulgarien? Nach allerdings bisher un- beglanbigieu Mitteilungen soll die bulgarische, Mllltärpurtei das Kabinett S » ambulISkt gestürzt und die Militär diktatur aufgerichtel haben. Näbere Einzelheiten sind noch nicht bekannt, doch liegt der, Putsch wohl Im Bereiche der Mög lichkeit, da die Gärung in Bulgarien stetig unwuchS. Generaloberst Freiherr v. Hansen 's* Generaloberst Frhr. v. Hansen ist In der Nacht mm Sonntag im Alter'von 76 Jahren, gestorben. Er wirr am 17. Dezember 1815 in Dresden als Solin des damaligen Generalleutnants Freiherrn von Hausen ge boren. Nm 1 Npril 1861 trat er in da» sächsische , Kadettenkorps ein nub wurde am 12. Dezember IW.'t al» Junker in da» damalige .'I. Ittgerbataiilou In Dres den eingestellt. Nm 1. August l8l!I wurde v Hausen nun Lentumit befördert und nahm au den Feld'tügen 1800 und 1870/71 teil. 'Im Jahre 1'05 berie' ii-u da» Rethsmtlitäramt in den preußischen Genera stob noch BeUiu, U'0>an sich 188! seine Beförderung zum Ma- ivr und I D>0 zum l lu-rst schlossen. .An Jahre 18!>'> i'riolgtc seine Ernennung zum Geueeaimoior und seine oder mutige ''unnfnug G,-v--'-n Genera lst-ist nach Bor litt. Im .oi'ire it<!>7 n nrde F, nr. v Hansen zum Ge- ni ralleutnant nud zum .uommandeur der .'! ! Division ecnnnut v-oraas am 2d 'Räcz !W0 feine Ernennung '",n .stomiiiaudierenden General de» !2. Armeekorps totale. Bereits ein Fahr Km!er wurde in Hausen zum Generäl der Insonrerie und Ku Jahre 1002 ,um StaaiS- nud Krieg:mi'iister, als der er 12 Jahre taua.etne rr- sprtestiiche Däiigkeit für die sächsWche Ncmee entfaltet hat, ernannt. In allen Dienststellen, in der Truppe wie kn dem Gcnerälstab, als Befehlshaber und als Führer wußte ; er in horovrrap.endenr Maste seine Fühlgtetieu. uner- f randliche Nrbeitsfrcwdi^iPit. Willen und Daftcafr ein» l '.isetzen zum Besten der 'Ä'Uiwe. Wie noch sein Wirken für das Heer bemessen wurde, beweist seine 1010 er folgte Ernennung Mm Generaloberst. Auch nachdem er im Frühjahr !9i-i den erste euen Abschied ans dem i aftiven Dienst erhalten hatte, behielr er seine Besttm- ! innng als Armeesührer im Kriegsfälle. An der Spiye der st. Armee rückte, 'er ins Feld. Sie Harm wesentlichen Anteil an den großen 'Erfolgen der ersten KriegSzeit, ucnuentuch an per Marneschlacht. Leiber zwang bald eine schwere Erkrankung den bewährten Armeeführer das Kommando niederzulegen. Es blieb ihm nicht erspart, daß 'voreilige Kritik sein Ausscheiden ans dem Heere, das Aur durch sein ernstes Leiden be dingt war, mit dem Rückzug von dev Marne in Ver bindung brachtet ein großes IIurecht gegen diesen ver dienten General. Leider wurde versäumt, Volk und Heer die Wahrheit über die Marneschlacht baldigst bekannt zu geben. Sehr schwer hat Generaloberst d. Hausen dar unter gelitten. Aber zu seiner Freude ist es ihm noch vergönnt gewesen, es zu erleben, daß das Urteil aller währheitsucheuden Beurteiler des Krieges, auch im Kreise der Feinde und der Neutralen, der Führung und der Lcistuug dec Haus en scheu Armee voll gerecht gewor den ist. Ties war der letzte Sonnenstrahl, der den Le bensabend dieses alten Kriegers erhellte! Dou L>tLlU uuci Land. An«, 2l. März 1922. Das Defizit der sächsischen Ttaa'tSautoltuien. Sämtliche sächsischen Stcitttsautolinien haben in der Zeit von; 1 April bis 31. Dezember 1921 einen Zuschuß von 2 491380 Mark er« iordert, der bis 31 März dieses Joyces auf -I Millionen j Muik oiigeioachseu sein dürste. Die Wahlkreise für Lanolvictschastskanniierwnhlcn. Nach dem Gesetzentwurf über die lstuw wlung des Lnndeskultur- rntes in eine Lcmdwirtschofistammer sind für die Wahlen sechs 1 Wahlkreise vorgesehen. Der fünfte Wahlkreis umfußt die Bezirke der A m t S h au p t m a an s chaft« n Annaüecg, Marienberg, S ch w a r ze n b v r g und Stollberg. FiithUngSunsang. Mit unfreundlichem, naßkaltem Wei ier und in der vergangene» Nacht frisch gefallenem Cchnee hm heute vormtttag 11 Uhr der Frühttng seinen Einzug in uttfeiem Auer Tal gehalten. Um diese Zett nämlich trat die Sonne tn da« Zeichen de« Widder« und erreichte den Aeguaior, daher Tag» und Nachtgleiche. Für uns Menschen ist jedoch das kniendermäßtae Zeichen des Frühlingsbeginne« von weil geringerem Inlerefse als die vielfache Vorbereitung de» Vmsrühliugö, der eigentlich immer noch währt, solange die Ge lände und Hüphe kahl find. E« ist ein Genuß, zu beobachtet., nie daü zarte GrÜ» gleich einem feinen Hauch, der von Ütag zu Tag immer Icbimsler wird, in den Sträuchern und Bäumen hm.gt, tu» er in fproffender Fülle alle braunen Zweige und Acfle überdeckt. Hosten wir, daß nicht die eisige Hand eines mahbrofws all das zacie Gestalten znntchte macht. Denn noch stehl d r im.nische April vor der Tür. Verein Ereditrefor», Au«. Am gestrigen Montag abend tagte die diesjährige H a u P t » e r s a m in t u n g des Verww' breditreiorm (zum Schutze gegen schädliches Kreditgeben) iu Aue i. bczgeb., die vom elften Vorsitzenden Kaufmann Kug. ier geieilei wurde. Der vom Geschäftsführer Hermann Blend ier vaegelegte Geschälssbrrtcht zeigte ein erfreuliches Bild der gedeidtülieu Entwickiuug deS Vereins. Die ausschei» deuden Vmstaao Uuitgiiedm wurden wiedcrgewühlt. Recht in teressant gestaltete sich die hieran anschließende Aussprache. Handeltsieaischttlen sächsischer Art. Während die Han» de'.SceaiscyuIeu umddeuischer Act sich nicht recht entwickeln, zeigt die sächsische Art, Ivie sie in den höheren Abteilungen dm dem WiUsthastsmIuislerinm unterstellten öffentlichen Han» dc'.slehiaustatten zu A ne, Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Dros» d-u, beipztg, Pirna, Plauen und Zwickau vorhanden ist, aber» ma!s eine starke Zunahme de? Schulerzahl. Sie betrug nach dem Slaude vom 1. Juli 1926 (im Vorfahre 1684). Bis auf Aue, Pirna und Zwickau sind die Schulen vierklassig. Die Schii- lerzabl der einzelnen Schulen beträgt in Aue 73, Bautzen 20V, Ebemnitz, 452, Döbeln 84, Dresden 303, Leipzig 309, Pirna l>8, Plo.uen S12, Zwickau 126. Dio Eltcrnstatistik ergab fol gendes Bild: ES gehören au: 9,92 Prozent dem Arbeiterstande, 7,73 Prozent dem unteren Benmtenstande, 13,08 Prozent dem mittleren Beamtenslande, 2,96 Prozent dem höheren Beamten staude, 17,24 Prozent dem Kaufiimnnsstandc (angestellt), 24,51 Prozent dem Kcmsmaunsstande (selbständig), 17,50 Prozent den selbständigen (Gewerbetreibenden, 1,14 Prozent den freien Bernsen, l,7l Prozent den freien akademischen Berufen, 1,9? Piozent den landwirtschaftlichen Berufen, 0,15 Prozent dem Militärstand bis Feldwebelrnng, 0,10 Prozent dem Offizier korps, 1,05 Prozent keinem Berufe, 0,62 nicht aufgeführten Bernsen. Eine notwendige Aufbesserung der Jnvalidenrentner. Für die bedürftigen Empfänger von Invalidenrenten ist durch Ge setz vom Dezember v. I. die Bedürftigkeitsgrenze auf 3000 Mk. sestgclcgt worden. Wer weniger Einkommen hat, erhält Zu schläge zu seinen Reuten. Es besteht nun die Absicht, angesichts der fortgesetzten Geldentwertung und der damit verbundenen Steigerung aller Lebensmittelpreise die Bedürftigkeits grenze anf 4 8 0 0 M k. h i n a u f z u s e tz e n. Dabei sollen die Gemeinden das Recht erhalten, wenn es die Teueruugsver- hältnisie ihres Gebietes erfordern, bis an diese Grenze ohne vorherige Entscheidung anderer Instanzen selbständig zu gehen. Ein Initiativantrag aller Parteien ist vorbereitet und wird dem Reichstag in den nächsten Tagen zugehen. The-iler, Honrene, (.iergnittiuiilieti, H«Ns1 Vortragsabend in Raths Kaffeehaus. Der Filmstar und Vortrngskünstler Ludwig Traut mann gibt morgen in Raths KafeehauS ein Gastspiel, das sich ohne Zweifel zu einem sehr interessanten Ereignis gestalten dürste, weil da Gelegenheit geboten ist, einen von der weißen Wand her bekannten Künstler auch einmal in Person kennen zu lernen. Ludwig Traut mann wird als hervorragende. Erscheinung und Künstler ersten Ranges bezeichnet. Während des Krieges wellte er im Auftrage der Obersten Heeresleitung in Schweden, Finnland und Däne- moil als Sprecher für deutsche Propaganda und fand dort den Beifall der höchsten Kreise. Neben Trautmann wird die sechs jährige Tänzerin Käte Lo auftreten. Trotz ihrer Jugend bietet sie tanztechnisch, insbesondere im Spitzentanz, recht Be achtenswertes und Hai Aussicht, einmal eine Größe im Reiche Terpsichores zu werden. Im Zuge 6er Äcst. Roman voll C. Dressel. ' (»r. fforUct-una.) (NochNri't Ich billige auch das. Es ist eine Forderung der Sühne. Vielleicht chber liegt auch in solcher durch Ent fernung .und Zwang bedingten llumöglichkeit des Wie dersehens ein Schutz gegen sehnsüchtige Wünsche, die sich nie erfüllen sollen. — 'All dieses ohne Aufsehen Au ^bewerkstelligen, will sagen, ohne daß die böse Lästere-! Welt überflüssige Randglossen zu dein trnuriaichweren Schritt der unseligen Frau Ziehen kann, muß nun Ihre Ausgaben sein. Es ist nicht nötig, daß mehr "Augen Einblick in dies Drckma gewinnen, als nötig war." ,,Selbstverständlich nehme ich ohs auf mich. Was kann mau anderes tun, als ihr willfahren, denn sie hat das Richtige erwählt," gab er trübe zu. ,,Jelin ist nicht schlecht, nicht verderbt, ist es nie gewesen. War vielmehr die liebevollste Tochter, die zuverlässigste Schwester. Diese traurigen Irrungen sind wie «in >'er ste, r Wüstenstnrm lloer sie gekommen. Er ist voiüber. nnd nun zetnt sich, daß er ihre einstige Sreleufeiüheit doch nicht völlig erstickte, denn sie erlegt sich selber die schwere Buße ans. Sv ist c» und kann nicht anoers sein " Und weiter sprach es In ihm: „Ich verstehe olch, meine arme Jella. Ungleich leichter käme es dich an, die Schuld mit dem Loben zn tilgen, da» kostete dich nn'r die rasch« Tut ves Augenblicks, aber dein Gewissen for dert da» unablässige Sühneopfer, das dir noch viele Jahre selbstverlengnender Buße unser legen mag Sv wühltest du das Härtere und suchst nun ovr nur iceleu- groß und rein." ' * * * Dem Gesten des MedlzlualruE«. folgte Nnnelise. Overlachs Etutrttl. Dir Umr im Hanse verblieben, das th-ier bedurfte, in dessen internem Wrrrsal sie gegen, N»ärlig die einzig besonnene fpststeirende. Kraft schien, dich t«ne Ordnung schaffte, die e» di» zu seiner br>-ersuchen- den vvllstzen AusMun^, hufauunLäA-alUrn muhte. Ulns'i seine nominelle Herrin war ui Muer Weise M rechnen gewesen. Sie hatte weder der äm Hause -staltg-eih-abten Trauerseierlichkc.it noch der -Bestallung ihres Gatten beiuewchnt und war ebenso für alle Beileidsbezeugun gen unsichtlmr geblieben, da sie keinen Augenblick vom Krankenbett ihres Söhnchens wich, linier dem Personal hieß cs, die gnädige Frau fei selber krank. Sie sähe aus wi« ein Geist, äße so gut wie nichts und scheine vMig tiefsinnig, denn sie rede den ganzen Tag nicht drei Worte. So 'hatte sich die herrenlose Dienerschaft mit ihren wirtschaftlichen Angelege.-heilen an die junge Erzieherin gewandt, die -allein den Kopf oben behielt, und der eft nickt zuviel wurde, Krankenstube und Haushalt zu gleich unter ihre ruhige 'feste Leitung zu nehmen Dazu hatte sie gewissermaßen auch für Varon Rieger zu sor gen, der seit tzem 'Ableben des Kommerzienrats im Hause w'cille. und alle durch den Todesfall bedingte Ob liegenheiten in die HaHd genommen hatte. Obschon sich Aunelise in begreiflicher Scheu nicht entschließen mochte, die großen Ma'hlzeiien, denen Jella noch immer serugebliebeu, mit Ihm zu teilen, so Palt« sich loch naturgemäß in notwendiger Beratung man ch er Angelegenheit eine öftere. Znsammenkunsl ergeben, und Lvitzar glaubte auch jetzt, das junge Mädchen komme einer häuslichen Besprechung wegen. Allein in ihrem bleichen bekümmerten Gesicht wühlte «ine Sorge ja eine Aufregung, die nun doch nicht Erörterungen allgemei ne eer Natur erwarten ließ. ' > Nud nun hob sie an mit einer Stimme, in der er wirkliche Herzensangst klopfen fchite: „Herr Assessor, iw sprach soe-lwn meine Mutter. Sie erzählt«, Herr Klü- vrn sei gestern nicht nach Haus gekommen, dagegen heute früh ein Bries an sie, in dem er um Sendung einiger ihm notwendiger Sachen 'bat. und diesen Brief >— Herr Assessor" Nnneiise lunnie, nicht länger den heiß her- zorsltinp'nden Tränen wehren - „ihn brachte ein Bote aus dem »lntersuchuttL-chtsän^piS. Wa» ist um EtvlieÄ wtlUrn, Ha'tle Lothar im innersten Herzen noch den leisestem Schimmer von Hoffnung lxuvahvt, diese Tränonflut Esch» te ihn ans. Diele -bebende Angst um einen anderen sagte alles. Wenn ein hebenstapferes fröhliche- Gemüt so schmerzlich außer Fassung geraten konnte, muß:« «S bis in seine Tiefen erschüttert feil». Und diese bewe gende Macht besaß Vollrad Klüden Wer sie Nicht er, dec sie vielleicht nicht tvcniger. liebte. „Kismet!" seufzte es in Lothar. „Es kommt, wie es soll. Mir ist die holde Nnnelise einmal nicht be.» stimmt. Ein Füllhorn kalten «Goldes wird auSgeschüttet über mich, der ich nichts iheitzer ersehne als ein liebe warmes Hevz." Und er sah für die Tiauer eines Augen blicks mit säst zornigem Grimm in das süße tränenbe netzte Gesicht. Als aber nun Nnnelise stammelte: „Ich glaub'« nicht, und wenn die ganze Melt wider ihn zeugte, ich. b,happte, er kann nichts Unrechtes getan staben," da! siegte in ihm die warme, ehrliche Ueberzengung, tn der er impulsiv Kes Mädchens Hand preßte und zustimmend rief: „Recht so, Fräulein 'Nn.n-elise, und ich zweifle nicht, daß sich die dumme Sache schnell klären wird. Klüden konnte wohl dereinst eigene Hundertlausende skrupel los vergeuden, niemals aber auch'mir einen Taler frem den Gutes an. sich 'nehmen." ! „So war er wirklich ein sehr reicher Mann?" seufzt« sie lmvg. » ! - i ! , i l „Freilich, die Klüven saßen wie Fürst«« tn der asten Welthandelsstadt, mehr alsi ein Säkttlum lang. Daun hatten sic Unglück. Leichtsinn kam vielleicht da zu. kurz, eines Morgens '»»achten sie, die mit Millionen ,n roch»en gewohnt waren, als Bettler auf. Der Vater überlebte die Mmnt nicht, der Sohn raffte sich auf in der Not und — das ist'« c,t>en, wa» mir so stiark an ihm imponiert — schwang sich Wage-NNttg von dem Span des SelksterlMuniMriebe» aus den starken Batten der Arbeit hinüber. Der rettet« lht». Freilich, «i!n groda» Holz, astf dem er Fuß saht«, Vein LuxuTpalast, wi« «r t ihn di» dqhin gewohnt gewesen, ab«r -uv«Uüsstg. E»