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/luer Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge Dienstag, äen 21. März 1922 17. Jahrgang Nr. SS ^,,^,»1», »«4 »oft« —M - . U. . . _ . «i °.hm.n »I. IU M U LR I I II1^ IM 11 MW 1^ UM 1^ IM I U* DU IX u«,.,.n»,- »«". «t stlrNu.»am,.t,.p,ga°N°tt.n F N.N-M-P.U- — «»tchilnt <»»kNI,Uch. ,,1 ,7.«^ m««t. »4 ,rtß»«n> n»- teenfprech » stnphlu» Nr. SS. tchllss«« ni!t»r«ch»»»«r «.»»tt. rrl.gramm., Lag.bintt flu..r;g.birg.. Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts /lue. P«M.L,Konto, stmt e-p,ig a». 1— ' Das Wichtigste vom Tage. In der Nacht zum Sonntag ist der frühere sSch- scksche Kriegs Minister und Führer der Drit ten Armee zu Beginn des Krieges, Generaloberst Freiherr von Hansen, im Alter von 7 6 Jahren in Dresden gestorben. « Ter deutsche Delegierte Dr. Bergmann beiindet sicht seit einigen Tagen hn London, wo er im Zu sammenhang mit der Sachberständtgenkon« l e r r n z mit >n a ß g e b e n d e n e n g l i s ch e n P e r s ö n - lich'keitvn in der Neparationsfraqe Bespre- Hungen adhülk, Ter amerikanische Staatssekretär für das Kriegs- ivesen Wecks Hai gestern angeordnet, daß alle zurzeit am Nhi; in befindl ichen amerikanischen Trnp- ven bis 1. Juli Zurückgezogen werden sollen. Wie der Koblenzer Zei'nng von zuoeriässiger Sei'e w t^,eteilt wird, haben die V e r h a n d l n n g c n Wege n (5hre n b r e t! st e i n .nunmehr zu dem Ergebnis ge führt, das, die alte 'Feste vollständig frhalten bleibt. Warrnmgszelchen. kBo« «nftrem vttliner Mitarbeiter s Der Dollar ist gestern du der Berliner Börse wieder aui über üül> hinnufgeschnellt Die Entwer tung der deutschen Mark ist aber noch schlimmer als es tu dem Dollarnnitzstab zum Ausdruck kommt, da ein grober Leck der stlnägen Devisen seinen Abstand '.nr Mark noch über die Höhe des ungünstigsten Inges nom Vorjahre gesteigert hat. Hand in Hand damit geht in Deutschland eine ra sen d e Der te u er u ng gegen die sich die sestbekolderen Sch fitsten 'überhaupt nicht mehr zu schützen vermögen Dennoch Hege» die Verantwort lichen Staatsmänner Europas die Hände in den Schosst wenn sie nicht gar nach berühmten Vorbildern alle Ge danken und Pläne zu in Wtedoranfban Europas heim tückisch sabotieren. Während wir hier nur den einen Gedanken haben, nur von der! einen Sorge bewegt wer den, wie wir am nächsten Tage saht werden sollen, niste» schiebt uns der grüstenlvahnsinuigo französische Na,! ' i o n a l i s m u s die hlrnverbranutosten Nevancheideen j! Die Mn^iuots in Frankreich betrügen ihr Pust zum zwei ten Male. Zuerst hat man ihm vorgelogen, da st der Tentsche alles bezahlen könne, jetzt uw dieser Betrug täglich schärfer entlarvt wird, must! die neue Lüge her- ! halten, Tieutschlaud rüste für den! Ikeberfall auf Frank reich. ' ! ' i Die Absicht solchen Treibens Hst aber eine doppelte. Man will nicht nur mit, der neuen Lüge den alten Be trug kafchieren, sondern mau hofft gleichzeitig durch diese Hetz» die Welt Über den exessiven Mili tarismus Frankreichs täuschen zu können. Aber nicht nur die Welt, sondern, auch das französische Volk wird wiederum genarrt. Jede finanzielle Ge sundung Frankreichs hat eine Abrüstung an Haupt und Gliedern zur Voraussetzung. Solange Frankreich 'seine käisi NM Mann stehendes Heer hält Und seine Flotie noch vergrößern will, kann der Ginnt nicht aus dein Finanz- tammer herauskommen. Wann endlich wird 'man in dem 'wcisellos intelligenten französischen Volke erkennen, daß nicht der Boche, 'sondern der Eifer der eigenen Rü- stungssanatiker die Schuld an dem'Finauzelend in Fixink. reich trägt. Wann wird man merken, daß dis teuren Etappen und Kommissionen in dem besetzten Gebiet un sere ganze ReparativnSjähigkeit illusorisch machen? Freilich mutz man hinzufügen, hast in E na,land und Amerika zwar die richtige Erkenntnis hier und da ausdämmert, das, aber in den Völkern und bei den Regierungen noch jeder organisierte Wille fehlt, um Frankreichs verhängnisvoller Mililärpoltttk entschlossen entgegenzntreten. Sie ist viel sntenstver und ausge prägter als es sich die Weisheit der großen Völkerbunds- staatsmänuer träumen läßt. Dort hört man schönen Reden über die notwendige moralische Abrüstung in Deutschland zu, und übersieht daboi vollständig, datz Frankreich heute nicht nur 'nicht moralisch, sondern auch militärisch nicht äbgerüslet hat, 'ja, datz es im Begriff steht, seine indirekten Rüstungen noch zu einem System auHzubauen das nicht nur Line Gefahr, für den europäischen Frieden, sondern vor allem ein« Katastrophe für seine Finanzen 'bedeutet. Frankreich hat bereit» mit Polan eine Militär?» nven tion abgeschlossen, und seine Abmachungen mit der Tsche choslowakei in militärischer Hinsicht dürsten nicht weniger den Charakter" einer direkten Konvention tra>> ä«n. In Polen wie 'in der Tschechoslowakei sind fmn- i-stsche Offizier« äl» Instrukteure tätig. Darüber hin« au r aber Franko ich ."einen erh»-blichen T^l der Militärlasten seiner Schutzstaaten. Nun sucht der fran zösische Ginslutz auch im Baltikum Fuß zu fassen, and es klingt nicht Unwahrscheinlich,, daß seins Agen ten den baltischen Staaten ähnlich wie Polen einen be stimmten Tagessold für jeden Mann in Aussicht gestellt haben. Wie die Dinge nun einmal liegen, mutz Rutz- Zand das als einen Schachzng gegen sich gerichtet bewach sen. Vielleicht denken die französischen Militaristen in erster Linie an die Erdrosselung und Abwür gung Deutschlands. Aber es ist ia gerade ein französisches Sprichwort, datz der Appetit beim Essen kommt, und der Militarismus wie der Imperialismus sind unersättlich Jedenfalls hat R u tz land die Gefahr rechtzeitig erkannt. ES beruft die baltischen Staaten zu einer neuen Baltenkouferenz auf den 22. März nach Moskau ein. und ganz 'offen wird als Programm ver kündet, datz man sich gemeinsam über den in Genna zu behandelnden wirtschaftlichen Ausbau Osteuropas ^cr- ftändigen will. Indem Rußland Die baltischen Staaten an die gemeinsamen Interessen wirtschaftlicher Act ge genüber den französischen politischen Spekulationen er innert, handelt es sogar vernünftig. Wer aber garan tiert, daß Frankreichs Angebote für die Baltenländer nicht doch verlockender sind als die Versprechungen des «ugenblickltch ohnmächtigen Rußlands? Jedenfalls lst es notwendig, der großen Sorge offen Ausdruck zu ge ben", die gerade sür Deutschland jene Warnungszeichen auslösen müssen. Und man Wutz leider immer wieder aussprcchen, daß es Frankreich ist, das den Kontinent beunruhigt und stets nach Lösungen streb! wie. man Deutschland militärisch, politisch und wirtschaftlich am Boden zn halten vermag. Und wenn das erschöpfte Land bann in seiner Leistungsfähigkeit völlig zusammenbricht, schreit man in Paris Über Deutschlands bösen Willen und seine Revanchelnst. Es ist wahrhaftig an der Zeit, baß die gesa m te Kulfurwelt den WurnungSzeichen ihre konzentrierte Aufmerksamkeit Anwender. Zur Erhöhung äer Cisenbahntarise. Aus parlamentarischen Kreisen wird uns geschrie ben: Nachdem der wirtschaftliche Ausschuß des Reichs tages nahezu einstimmig den Standpunkt vertreten hat, daß die Eisenbahn-Güter- und 'Pcrsonentarife zwar be reits eine unerträgliche Höh« Erreicht haben, aber an gesichts der notwendigen großen neuen Gehaltsaufbesse rung der Beamten erndnt gesteigert werden müß ten, ist ein Kampf gegen die Tariferhöhung im Reichs tag aussichtslos geworden. Um so mehr muß. aber nnn gefordert werden, daß die Cisenbahnvcrwaltung auf an dere Weise Entgegenkommen an die Wünsche der Be völkerung und an die Bedürfnisse des deutschen Wirt schaftslebens beweist. Es Hintz verlangt werden daß der Etsenbahnmtntster gründlich Auskunft darüber gibt, welche CrsparnismaßnabiMen er bisher durchge. geführt hat und welch« er noch ein-nführen gedenkt. Ter maßlosen Verteuerung der Gütertransporte 'mutz durch Staffeltarife auf den Bahnen und sogenannte ge brochene Tarts« auf den Wasserstraßen gesteuert werden. Das n e u e Eisen bahn gesetz, das Die Eisenbahn verwaltung aus depi ReichShauShält. herauSnehmen und verselbständigen will, muß scharf iiachgevrüfl und an entscheidenden Punkten geändert fverden. Das ArbeitS- zeitgeseh für die Eisenbahnen darlf nicht mehr länger auf sich warten lassen. Von den 'Eisenbahnwerkstätlen sind die Verwaltungen der Betriebe 'zn trennen und geson dert zu behandeln. Auf jeden Fall muß verlangt wer den, daß die Verwaltung stiel durchsichtiger und leichter kontrollierbar wird, als sie bisher war. Die äeulschrpolnischen Verhandlungen in Genf stechen vor ihrem Abschluß. Ein Teil der deutschen Un terhändler und Sachverständigen ist bereits abgereist. Voixru »sichtlich wird dieser Tage Präsident La ton der den vorgesehenen Vermittlungsversuch in den wenigen noch strittigen Frchgen zwischen den beiden Bevollmäch tigten vornehmen und dann noch in dieser Woche dru Schiedsspruch fällen. Strittig ist vor allem die von polnischer Seite Plötzlich schroff erhobene Forderung, daß der deutsche Besitz im polnisch, werdenden Teil jOber- schlesiens nach de» allgemeinen Bestimmungen des Ver sailler Vertrage» liquidiert werden soll. Mit Recht, Hal hier der deutsche HauptbevollnrüchUgte Schiffer nicht die geringste Nachgiebigkeit gezeigt, w«il bet der heut« in Polen herrschenden Stimmung oa,» Schicksal des Deutschtums durch solch« schnellst und endgütllgc Liqui dation de» deutschen Besitzes 'tu Polnisch.Lvcrschlesien verloren und die deutsch-pvlutschen Beziehungen für im mer vergiftet tvären. Von der Entscheidung in dieser F>d wird nat'irgen'ätz uuch'der Verlauf der allgemest meinen deutsch-polnischen Verhandlungen stark beeinflußt werden, die demnächst ohne Einmischung Frankreich» und der Entente geführt werden 'müssen, und bot diene«! Deutschland zweifellos der stärkere Partner Mn wird. Geeinigt hat man sich Noch im letzten Augenblick über die Neuregelung der Gewerkschaft« frage. Der Grundsatz der Verbindung der Gciverkschascen ganz Oberschlesiens mit dem Zentrchlvorstand in Deutschland wird anerkannt und aufrecht erhalten; nur die Bezirks verbände haben sich innerhalb einer bestimmten Frist entsprechend der Teilung in deutsche und polnisch« M! zerlegen. Selbst die schwierigen MinderheitSsragen sind gütlich gelöst worden. 'In den lokalen Parlamentärs- schen Vertretungen einschließlich der Provinztallandlag« Polnisch- und Teutsch-Oberschlesieu» sind beide Spra chen als Verhandlungssprachen 'zugelassen. Go streit bi» jetzt übersehbar, hat die deutsche 'Vertretung in dem eng begrenzten Nahmen des Möglichen allerlei Wün schenswertes sür Deutschland hecansgeholt. Deutscher Reichstag. —o— Tie Drohung des Aeltcstcnrate», daß der freie Sonnalrend und Montag eingezogen werden wür den, wenn die Steue rvor lagen bi» -um Freitag dieser Woche nicht erledigt seien, wird wahrscheinlich Wirklichkeit werden, es sei denn, man würde sich kür zer fassen, als eS gestern der Fall war!, obgleich sich di« Mittelparteien eine lobenswerte Zurückhaltung aufer- legten. Ter Gedanke, daß nun bei all den 14 Borlag«« dasselbe Schauspiel sich abspiclen soll: daß die Rechts und Linksopposition erst in der Ähzemcinen Aussprache und dann in der Einzelberatung mit Reden unk Un-1 trögen zum Fenster hinaus agitiert, ist wirklich wenig erfreulich, und man kann nur hoffen, daß sich ein Au^ weg finden möchte, ohne daß zugleich die Pflicht zu sachlicher Erörterung beeinträchtigt würde. Gestern b» ganu man also mit der Vermögenssteuer. Die Ouvertüre war, >tvie angekündigt, Heliiertch scher Komposition. Er begann wieder mit dem in neuerer Zett üblich gewordenen Bekenntnis -u sachlicher Mit arbeit und der Klage Über die ungerechtfertigte Aus schaltung der Teuischnationalen. Aber der Effekt war dann doch der, daß er die Vorlage als einen unange messenen Eingriff in die Vermögenssubstanz ablehnt«. Er unterließ auch nicht, einen letzten dringenden Appell an die Tvutsche Volkspartei zu richten, bet der verhäng nisvollen Erfüllungspolittk doch lieber nicht mtizuma, chen. Sehr hübsch wg'r die indirekte Aufforderung?an Qr Becker-Hessen, das Finanzministerium zu überneh men — die Steuern 'würde Hclfferich allerdings auch ihm nicht bewilligen! Die Wünsche der Teutschuatio- ncklen gehen wie im Ausschuß in Richtung auf eine Re gelung der Steuersätze gemäß der Veränderung der Kaufkraft des Geldes; aber auch sonst hatte Heisser ich manche Wünsche aus dem Herzen. Jin Gegensatz -u sei ner Widerlegung, zitterte der Unabhängige Sold mann den deutschnattonalen Berliner Berbandsdtrektor Stei niger, nach dem die Sätze der Vermögenssteuer durchaus erträglich sind. Ter Kommunist Höl lein mokierte sich über di« Herz- und steinerwetchenden Töne, die Helf, ferich der Zwangsanleihe gewidmet hatte. Ter kommu nistische Redner lockte dann auch den Sozialisten Kab ln a n u auf den Plan, der für die Sozialdemokratie da» Verdienst in Anspruch nahm, aus eine billige Opposb ttonsstellung wt« die der Kommunisten im Interesse der arbeitenden Massen verzichtet zu haben. Darauf wurde Paragraph 1 in her AuSschußfassung unverändert an- genommen. Ta» Gesetz tritt demnach am 1. Januar 1823 tu Kraft. Ter Weg durch die Etn-elparagraphen gestaltete sich dann, wie erwartet, recht umständlich!. Dir,. Hels ferich wollte das. ausländische Grund- und Be- triebsvermügeu Deutscher steuerfrei gelassen sehen, Wa der Reichsfinanzmintster Dr. Hermes ablehnte, der im übrigen auch Anlaß nahm, dem deutschnattonalen Spre cher wegen einzelner Ausfälle gegen To. Wlrzy «inen Verweis zu erteilen. Es blieb denn auch bei der vor liegenden Fassung des Entwurf«». Ebenso wurde «in sozialdeniotvattscher Antrag auf Fretlassung der Spar kassen abgelehut. Um 6 Uhr hatte e» ganz den An schein gewonnen, al» ob die erfie der Dauersitzung«» im Gange sei. > , , LLtei»»» politische MelvunAen. Arbeitsplan des Reichstag«. Die Steuervorlagen sollen, wie der Aeltestcnrat de» Reichstage» beschlossen hat, jedenfalls noch in dieser Woche, wenn e» nicht ander» geht, mit Zuhilfenahme von Dauersitzungen erledigt wer den. Erst nachdem sie unter Dach und Fach gebracht sind, wird der Reichstag in die Ferien gehen, Da« Schicksal des Rrichsernährunglmlnifterlum«. Wie parlamentarische Kreise mitteilen, dürste sich die Entscheidung über da« Schicksal de» Retch«ernährunglmintstertum» noch