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/luer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge Nr. S7 Mittwoch, cken 8. Mörz 1S22 N. Zahrgang ß.fl.uu.,,.« n.h,...„ »i« 8u.t.»,., U 8 KZ IWAK RF »VI 8 RLIck m°.k, ,n»»a«N—»I'«a*»t«p»kl»nzatt'n F A M Atzck Nn,«I»«n »IS Ma,k. Nitt-m-P.Ul. - «'std't'U I»«r«a,ltch. ^ck ss »»«, 7.<x> Mark. »«I sr»»,k.a n»- ß«rnspr»ch' flnschluS Nr. öS. std<vff«n «alspk,ch,nö«c Nads«. r.l«sr«mm„ Lavrdlatt flu,rr,o,diro». Enthalten- -le amtlichen Sekaantmachungea -es Nates Ser Sta-t uns -es Amtsgerichts Me. p»gsch-<r.n»nto» Nmt Leipzig Nr. 1»»» Das Wichtigste vom Tage. Aas GltzUvrkomPr.omiß gilt jetzt als gesichert Tie Deutsche Vol'kSpartei wird ihm ctuch im Plenum zustiMmen und die geforderten Pers ört lichen Garantien zurückstellen, dafür aber, sachliche verlangen. Diese beziehen sich auf die Verkehrsbetriebe. Ter Papst wankte sich Lei einem Empfang der italienischen Anti-SklaP-erei'.Gesellschaft gegen die schwarz e S ch in «ach. Die italienische Negieruüg Hal nunmehr ihre Lust'immung zur Eröffnung der Genu eser Kontoren k am 10. April gegeben. Rathenaus NeparationspoliNK. lNon «nserem Berliner Mitarbeiter.) Im HaNplausschnß deö Reichstages bat am TienSlag der Reichöininister des Rennern Dr. Rnlhena» seine mit Spaniuing erinarlete Rede 'öder das Repnralivnsprodlem gehalten und dabei diese 'Frage, die heute schlechthin die Lebensfrage des deutschen Pulkes ist. snwvhl in ihren ursächlichen Zusammenhängen «wie in ihren Ein- zelhetten seit dein 'Abschluß dos Wiesbadener vlbiom menS untersucht. Ohne Widerspruch befürchten zu müssen, darf inan «wohl sagen, das; von all unseren Po litikern uitd Volkswirtschaftlern 'keiner so lief in die außerordentlich schwierigen Znsadnncnhänge des Repa- traltonSproblemö eingedruugeit ist, Und das; keiner eö wie Dr. Rathendn 'im gleichen 'Mähe versteht, die viel- verschlungenen Fäden bloßzulegein, die, von diesem Pro blem ausgehend, sich über die gesamte Weltiuirtschafl vin erstrecken. An die Spitze seiner Betrachtungen stellte der Minister deS 'Aeüßern die drei Auffassungen, die unter den politischen Parteien vielleicht ausgesprochener als im deutschen Volke selbst Rber die itteparatlonsirage luv stehen. Die erste Auffassung: Widerstand letsteiU und nlcht erfüllen wird Kente wohl nur noch aus schliesslich von den De.uischna,klonalen und den ihr nahe stehenden rechtsradikalen Grüpven vertreten Diese Km tastrophenpolikik hätte, in die Dal nmgeseht, zweifellos längst zur Zerreismng des Meiches geführt und wird deshalb von allen verständigen und vaterlandsliebenden Deutschen eindeutig abgelohnt. Die tzweite Auffassung! offen zu erklären, die uns anfgebürd.own Leistun gen seien vollkommen unerfüllbar, und es habe deshalb überhaupt 'keinen Zweck, immer und im mer wieder unseren 'ErfütlüngSwillen zu beioneu, da er in doch an den Karten Dal suchen, scheitern müsse, wurde lauge Zeit von der Deutschen Volkspartei ver treten. Mit Recht 'hat Dr. Ra'Nienau diese Auslassung al» die Politik maUgelude.r Psychologie und mangeln der Erkenntnis der Weltlage bezeichnet und ihr scharf die dritte und einzig richtige Auffassung gegenüber ge stellt, die der Ersülln ug b iS a,n die Grenz« unserer Leistungsfähigkeit, gerade nur der Welt zu zeigen, wo diese Grenze liegt und wo also selbst beim besten Willen 'und bei äusserster Anspan nung aller Kräfte die 'Unmöglichkeit der Erfüllung be ginnt. In ausgezeichneter Formulierung Kat Rathe.uau darauf chingemiesen, dass die Fragestellung Möglichkeit oder Utimvglichkeit nicht nur für uns von weittragen der Bedeutung ist, sondern nicht minder für die übrigen Völker überhaupt. Die 'Sklavenarbeit, Vie Deutschland leisten muh, hat ja doch den Markt dec ganzen. Erde, erschüttert und zerr,littet. Miau braucht nur an die un geheure Arbeitslosigkeit in England und Amerika' aber auch i>l neutralen Ländern, an die Absatzstockungen einer seits und die Ueberslutung der ausländischen Märkte durch deutsche Waren andererseits, demgegenüber an die ArbeitSsülle in Deutschland. da!s wie ein grünendes Eiland jn dem brüsten Meer der .internationalen Ar- beitslosigkeit liegt, zu denken, Um an diesen wenigen! schlagwvriartigen Beispielen mit schneidender Klarheit die Wirkungen des Reparation «Problems ans die übrigen Völker pufzuzeiWN. Go liegen also die. Grenzen der Erfüll»,ngSmögUch' keit nicht nur in stufe reri e igeu en Wirtschaft begrckin- i«t, sondern auch in der der Ententestaaten. Und dies« Erknninir ist es, wie RaMuaru. mit Recht betont, die un» nach Wiesbaden geführt hat, und die die Kon ferenzen von Laune-, Bonlogue erzwang, ebenso wie sie die Konferenz Von Genua und in ihrem Gefolge eine Gerte von Konferenzen erzwingen wird. Gewiß mag e« richtig sein, dass bei ckll! diesen Beratungen in erster Linie nicht das für uns, sondern dcks für die Entente staaten Unerträgliche abgeändert wird. In letzter Linie aber stellen diese Aenderungen doch Erle ich terun- gen f'ür un» dar, und im übrigen liegt es apf der Hand, Lqß niemals der Tag: kommen wird, an dem sich tzkvtttiö -etsawmsnsaH^n. nm schlechthin di» Nev'tston de« Versakllier BeriralgeS vorzunehtnen, son dern dass diese Revision immer nur darin bestehen wird, daß «US den Quadern dieses Zwingurt ein Mein nach den» andern herausgebrochen wird. In diesem Zusam menhang durfte Dr. Ra-1'h-enau Mit Recht darauf Hin weisen, das) die bisherige Erfülümgspolttiik in ollen Län dern, vornehmlich in England, die Erkenntnis «Hai: reifen lassen, do!Z das Reparaii'anSproblem re vidiert werden must, und Last, ohne das Abkommen von Wiesbaden die weitere Entwicklung, die nach Cannes führte, unmöglich gewesen wäre: 'jene Konferenz von Cannes, bei der zum ersten Rial die Lettischen Vertreter gwichberechtigr mit am PerhaudlUug'Stisch fassen. Aus diesem Grunde erwartet Rathenau, auch von Genu« eine watiLre Besserung der Verhältnisse, weil eben der Weg zur Gesundung der Welt nur durch ge meinsame Aussprache gefunden werden kann. Freilich — eine Revision des NeparativnsproblemS und des Ver sailler Vertrags schlechthin erwartet auch er von der Genueser Konferenz nicht. Mit Recht weist «er darauf hin, daß -man Mit vierzig, zum Teil gar nicht nm Frie- densvenrage beteiligten Nationen nicht darüber ver handeln oder gar 'beschließen könne. Wohl aber erhofft er von Genua, das; es gewissermaßen ein Konzilium der berufenen Weltärzte werde, das die Erkrcnlkungsnrsachen der gesamten Weltwirtschaft «untersuche, feststelle und aus Mittel zu ihrer Heilung «sinne;.. OÄ man diesen Standpunkt als Optimismus oder «Pessimismus bezeich nen will, ist schließlich «Geschmacksache; uns will schei nen, daß eS der Standpunkt eines nüchternen, klarblik- kcnd.cn Politikers und «Volkswirtschaftlers ist. ES wäre sehr wünschenswert, daß endlich diese Nüch ternheit überall in der 'Beurteilung, des Reparations- Problems Platz griffe. Wenn 'der dcutschnationale «Abg. Hvetzsch sich dahin ckuSsprach, baß sich die deutsche Außenpolitik, also «doch Wohl «auch die ReparakionSpolitik, immer mehr den außenpolitischen «Anschauungen der Konservativen nähere, so wird inan sich wohl über diese Entdeckung einiger Verwunderung nicht erwehren kön net», aber doch wohl den Schluß daraus ziehen müssen daß die Konservativen demnach mit der Ersüllungspoli- tik der Reichsregierung einverstanden «sind. Tann aber darf man auch, wie ihm der demokratische Abg. Tr. Haas mit Recht entgegenhtelt, von den Konservativen künftig eine nüchterne Beurteilung und damit eilte Ein stellung ihrer vergiftenden Agitation im Parlaments in Presse und Volksversammlungen erwarten. Wle im mer man sich im übrigen zu der Frage stellen mag, die Tatsache, die Dr. Haas «mit Stach druck betonte, daß die geistige Atmosphäre bei unseren Gegnern sich im letzten Jahre erheblich zu unseren Gunsten geändert «hak. daß die ganze geistige Einstellung der Welt Deutschland ge genüber uns auf ein ständiges Fortschreiten der Revi sion des Versailler Vertrages «hoffen lassen darf, ist un bestreitbar und'damit die, beste Rechtfertigung für. Ma- th-enaus ErfüllungSpolttt'k. EnägMige Wahl Eberts zum Reichspräsidenten? Ein volksparteiltcher Vorschlag i Viel beachtet wird die Stellungnahme der volkspar. Icilichen Köln. Ztg. -zur Frage der Neuwahl des Reichs präsidenten. Das Blatt meint, «ein Ausweg wäre Viel leich! wenn de.r vorläufige Reichspräsident Ebert- für die ihm noch zu in Seplennat bleibenden vier Jahve endgültig zum Reichspräsidenten gewühlt würde. Auch dann würde es, so schreibt die Köln. Ztg. weiter, noch Leute geben, die «über den ehemaligen Sattlerge-, seilen und späteren Bierwtrt «heimlich die Nase rümpfen, und öffentlich Bücklinge machen. Aber am Ende wäre es so Übel nicht, wenn Herr Ebert Reichspräsident unk Frau Ebert Neichsprksldenttn bliebe, denn der Malm und auch die Frau haben ihre Pflicht getan. Die Voss. Ztg. bemerkt dazu: In der Haltung der Deutschen Volkspartet über Herrn Ebert ist eine beachtenswerte Wendung eingetreten, seitdem drei Mitglieder dieser Partei im Juni 1020 in die Reichs regierung eingetrvten sind und dadurch die Möglichkeit hätten, de» Präsidenten amtliche» Wirken, au» allernäch ster Nähe zu beobachten. Dadurch ist die menschliche und Politische Achtung vor Dm 4n den Reihen der Deutschen Volkspartei außerordentlich« gestiegen. Ist di« vorher doch häufig gehörte Forderung nach einer raschen Neu wahl völlig verschwunden. Die 'Köln. Ztg. «hatte ihren Artikel schließen lassen i Wie Herr El>ert darüber denkt, wissen wir nicht, aber nach unserem politischen ErnpfiiR den steht und fällt Herr Ebert mit der groß en Koalition. Kommt sie. mutz er bleiben, fällt sie, muß er gehen. Diese Schlußfolgerung weist die Voss. Ztg. entschieden von der Hand. EK möge beut« dahtn- Lestew bleiben, ob und unter welche« Umständen «für jetzt oder für spätere «Zett das Zustandekommen der gro ßen Koalition erwünscht sei. «Nicht wünschenswert sei es auf glle Fälle, «die Koalttionsfrage in irgendeinen Zusammenhang mit der Reichspräsidentenwahl zu brin gen. Eine Koalition zur Grundlage einer Präsidenten wahl zu nehmen, Meße den Reichspräsidenten zum Kan didaten dieser Koalition stempeln «und. ihm damit dis innere und politische Freiheit W«r gegenüber nehmen. Das Verfahren gegen Rapp. Der Oberreichsanwalt hat in bezug aus das Ersuchen Kapps um freies Geleit und Verschonung mit Unter, fuchuugshaft. seine Stellungnahme noch nicht iest- gelegl und beim Reichsgericht noch keinen Antrag ge- stellt. Augenblicklich ist also die Sache noch in der Schwebe. Ter Oberreichsanwdlt vermag deshalb auch nicht die Oeffentltchkeit davon zu unterrichten, ob und wann der Prozeß gegen Kapp stnttftndeii kann. Es ist auch nicht bekannt, ob der Kapp-Prozeß in irgendwelchen inneren Zusammenhang mit dem Jugow-Prozeß gebracht werden kann. Eit» Antrag «auf Wiederaufnahme de» Jagvw-Prozesses ist jedenfalls bisher beim Reichsgericht nicht eingegangen. Tie Entscheidung, ob das Gesuch Kapps crbgeleh-nt oder angenommen werden soll, liegt, wie aus Berlin gemeldet Wird, nicht beim RcichSjusttzminister, sondern beim Untersuchungsrichter in Leipzig, der die Unter suchung- jn der Angelegenheit des MärzpulscheS führt. In unterrichteten Parlam-entSkreisem bestehen gewisse Bedenkest gegen die Annahme des Angebots von Kapp ES wird darauf hingewtesen, daß, nachdem die Unter» fuchung gegen die Beteiligten an dein Märzputlch be reits übdr ander »halb Jarre gedauert hat, sowieso nur eine ganz, kurze Untersuchungshaft ist Frage käme. Ter Retchsjustizmiiiister, der mit dem Reichspräsidenten in Leipzig eingetrosfen ist und dein Besuch des Nelchrge- richt» durch den Reichspräsidenten beiwohnen wirb, dürfte bet dieser Gelegenheit auch' mit dem L der reichst anwalt über die Kapp-Angelegenheit Rücksprache nehmen. Die Einzelheiten äer gwangsanleihe. lieber die Gestaltung der Zwangsanleihe im ein- zelnen finden jetzt V e-r'ha nd'lnvg en sowohl, mit den Parteien wie mit den «Sachverständigen statt. In der Presse ist auch bereits ein Fra-gebogen bekannt ge worden, den da« Re'ichüfiuaii.M>iiiisteriiuii zum Zwecks der Sammlung gutachtlicher Aenßerungen versend-.'» hat. Darüber hinaus findet, tote wir hören, ein lebhafter Meinungsanötansch über den Zinsfuß und den Ausgabe- knrs, die Amortisation sowie die Lonibardiähigkeil deck Anleihe statt. ES ist anzunelhmen, da ja ein sichtbare» Opfer des Besitzes gebracht werden soll, daß die. Anleihe -zum Kurs von 100 Prozent begeVen werden wird. Ter »lach der dreiiährigein Unverzinslichkeit zu gewährende Zinsfuß dürfte kaum 4 Prozent überschreiten, aber e» ist durchaus möglich, dckß er sich noch nnler dieser Grenze hält. Die ,Sl»n orit tsatton ist ein schwieiriges Pro blem. Sie könntet höchstens auf ei» halbes Prozent im Jahre festgesetzt werben. Doch ist es auch denkbar, daß das Reich einfach laufend Stücke an -der Börse allmählich Mrückkanft, da inan annehmen muß, daß der Börsenkurs bet diesem Papier weht unter pari liegen wird. Dafür müßten natürlich später entsprechende Mittel in de» Eta«t eingestellt werden. Die Beleihbarke ft der Zwangsanleih« wird zweifellos auch am besten gesetzlich, fixiert. Mn Teil der Zeichner wird ja sich, umi Betriebskapital zu erhalten, mit dem Gedanken vertraut machen, die Ai uz leihe-stticke beleihen zu lassen. «Die Kriegsanleihen und die Sparprämienanleihe genießen bekanntlich bei den TarlehnSkassen eine gesetzliche Vorzujzsbehanblung, «die bis zu »ö Prozent ihres PariwerteS geht. Ebenso ge nießen dies« Anleihen den Vorzugszinssatz von 5Hz Pro zent. Bon diesen Bevorzugungen wirb dis ZwangSan- leiho woh«l ausgeschlossen bleiben müssen. Genua am 10. Apnl. Die italienische Negierung ha't «nunmehr ihre Zu stimmung zur Eröffnung der Konferenz von Genua- bin 10. April amtlich gegeben. Damit ist natürlich nicht ge sagt, daß nicht doch noch- infolge unvorhergesehener Mo« mente eine Neue HerauSzögerung der Konferenz Pla'tzi greifen könnte. Immerhin besteht dafür« keine große Wahrscheinlichkeit. Nachdem L'ldh d, George sich- aüf den Boden de» KompVomtsse» mit den Konserve tiven gestellt hak, darf man mit seinem verblelden tm Ami» de» Pvein-lermtnEer« mindesten» SO näH der Konteren- von Henu^ rechnen. Mlerdtng-