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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. -M/M Erschrtut «tt «u«nah»t der Sonn- Prrt« für da« vtetteljahr l^b Lhaler. -M «/Uv "au* .st Donnerstaa, den 2V. November. 3"^°»«-«.^ f»» ».««-»» H MtoRV. M Nm t^V durch all« Postanstaltrn zu btzlehrn. " »iner gespaltenen Zetle 1 Reugroschen. »">. > -7» — > Amtlicher Theil. Dresden, 19. November. Seine Kaiserlich Königliche Hoheit der Großherzog von Lo-cana ist heute Nach mittag H2 Uhr von Florenz hier ringetroffen und im König lichen Schlosse abgetreten. Dresden, 12. November. Se. Königl. Majestät haben dem Kirchschullehrer Johann Friedrich Stöbe zu Friedrichs walde, bei Gelegenheit dessen fünfzigjährigen AmtsjubiläumS, die zum Verdienstorden gehörige Medaille In Gold zu ver leihen geruht. Dresden, 17. November. Seine Majestät der König haben den Besitzer der StandeSherrschaft Reibersdorf Eurt Heinrich Ernst Grafen von Einsiedel aus Allerhöchst eigener Bewegung zum Oberschenk zu ernennen geruhet. Dresden, 17. November. Dem Stadtprediger und Ephorie-Verweser Gustav Wilhelm Steinert in Dresden ist unter Ernennung zum Superintendenten die Superinten- d entur Dresden 1>. übertragen worden. Nichtamtlicher Theil. Nederslcht. TageS-eschichte. Dresden: Ankunft des Großherzog« von ToScana. — Wien: Die Majestäten nach Italien abgereist. Zur Anwesenheit deS Erzherzogs Karl Ludwig und der Erzherzogin Margaretha. BanuS Jellachich er krankt. — Berlin: Die Finanzvorlagen für den Landtag. — Altenburg: Nachrichten vom Prinzen Moritz. War nung vor Lotterie-Certificattn. — Paris. Beförderungen in der Ehrenlegion. Neue BonS der Bäckerkasse. Die Abreise de- neapolitanischen Gesandten. Ehrendegenüber- reichung. — Marseille: Königin Christine nach Rom. — Brüssel: Agitation gegen Herabsetzung der Zollsätze. — Bern: Stimmen für Freilassung der Neuenburger Gefangenen. Blösch erkrankt. Herr v. Sydow wieder in Bern. Beibehaltung der Todes - und Prügelstrafe in St. Gallen. — Turin: Die Reise deS Königs nach Nizza. — Nizza: Eine russische Dampffregatte. — Neapel: Ruhe. Eisenbahnbau. Begnadigung. — St. Petersburg: Minister Petrowski erkrankt. — Kalisch: Die Reorganisation der Armee. Mtz,derpest erloschen. — Konstantinopel: Telegraphische Nachrichten auS der neuesten Post. — Bagota' Blokirung der Häfen Neu- granadaS durch die Engländer. Local- uud ProviuziLlangelegenheiten. Dresden: Vorlesung in der polytechnischen Schule. — Pirna: Besserung deS Gesundheitszustandes. — Stollberg: Ein Knabe an Brandwunden gestorben. Oeffenlliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Zittau. Pirna.) Erledigte Schulstellen. Keuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageökalender. Börsennachrichtea. Tage-geschichte. Dresden, 19. November. Die erwartete Ankunft Sr. kaiserlich königlichen Hoheit des Großherzog- von ToScana ist heute Mittag 2 Uhr erfolgt. Se. Majestät der König waren Höchstdemselben in Begleitung deS großherzoglich toScanischen außerordentlichen Gesandten, Fürsten Eorsini, deS königl. Oberstallmeister- Generalleutnant- v. Engel und des General major- v. Radke Vormittag- 10 Uhr mittelst Extrazuges bi- Bodenbach entgegengereist. In dem hiesigen, mit Flaggen in den sächsischen, österreichischen und toScanischen Farben geschmückten Bahnhofe wurde Se. kaiserlich königliche Hoheit von Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Georg empfangen, während eine mit der Brigade musik daselbst ausgestellte Fahnencompagnie Höchstdenselben mit..den üblichen militärischen Ehrenbezeigungen begrüßte. Auch waren im Bahnhofe Se. Excellenz der Staat-Minister Generalleutnant v. Rabenhorst, die Generalität und der k. Polizeidirector v. Pflugk zur ehrfurchtsvollen Begrüßung Sr. kaiserlich königlichen Hoheit anwesend. Se. Majestät begaben Sich mit Allerhöchstihrem durchlauchtigsten Gaste, be gleitet von Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Georg, ohne weitern Aufenthalt nach dem königlichen Schlosse. Nicht unbemerkt wollen wir lassen, daß zu Ehren Sr. k. k. Hoheit auch das Quartier des außer ordentlichen toScanischen Gesandten, Fürsten Eorsini, (Dre- mel'S Victoriahotel) mit Flaggen geschmückt und am äußern Eingänge der Prager Straße von städtischer Seite eine Eh renpforte errichtet war. Die Extrazüge nach und von Bo denbach waren von dem Vorsitzenden der königl. Staats- eisenbahndirection, geh. Finanzrath v. Tschirschky, begleitet. Wien, 17. Nov. Die „Wien. Ztg." meldet: Seine k. k. apost. Majestät und Ihre Majestät die Kaiserin geruh ten heute um 7 Uhr früh Allerhöchstihre Reise von Wien nach dem lombardisch - venetianischen Königreiche anzutreten. — DaS tkäätre psre, welche- am Freitag im Hofopernthea-- ter stattfand, gab der Elite der Gesellschaft Wiens die hoch willkommene Gelegenheit, ihre innigste, wärmste Theilnahme an der Vermählung Sr. k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Erzherzogs Karl Ludwig mit der durchlauchtigsten Prinzessin Margaretha von Sachsen königl. Hoheit an den Taz zu legen. DaS glänzend beleuchtete Theater bot einen überaus prachtvollen Anblick. Der gesammte Hofstaat, die höchsten Würdenträger deS Reiches, die hohe Generalität, daS diplo matische Eorps, die hervorragendsten Persönlichkeiten der Re sidenz und viele distinguirte Fremde füllten die Räume, neben den Gala-Uniformen im Parterre und der ersten und zweiten Logenreihe strahlten die reichsten, geschmackvollsten Damen toiletten, die OrdenSdecorationen und die Brillanten vereinig ten sich zu einem Lichtmeer von unvergleichlicher Wirkung. AlS Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit den hohen Neuvermählten und der durchlauchtigsten kaiserlichen Familie in die große Hrflogr «lotragen, empfing die allerhöch sten und höchsten Herrschaften während einer dreimaligen Fanfare der begeisterte herzlichste Jubel der Versammlung. Ihre Majestäten wie Ihre k. k. Hoheiten der durchlauchtigste Erzherzog Karl Ludwig und die durchlauchtigste Erzherzogin Margaretha geruhten dreimal an die Brüstung der Loge zu treten und die enthusiastischen Huldigungen gnädiqft entqe- genzunehmen. Gegeben wurde der erste Act der Oper „Jo hann von Paris" mit Frl. Wildauer, Herrn Ander und Herrn Beck und da- Ballet „Alphea" mit Frl. Marie Tag- lioni und Herrn Karl Müller. — Se. Erc. der BanuS Feldzeuqmeistec Graf Jellachich ist seit zehn Tagen an wiederkehrenden Brustkrämpfen, wie die der „W. A." vorliegende telegraphische Depesche aus Agram vom 16. d. M. leider sagt, ernstlich erkrankt. H Berlin, 18. Nov. In der vor wenigen Tagen statt gehabten Sitzung des königl. Staatsministeriums kamen, gu tem Vernehmen nach, die Finanzvorlagen zur Erörterung, welche für den Landtag bestimmt sind. Nach den Resulta ten dieser Berathung hat es sich erwiesen, daß die verschieden artigen und in sehr bestimmter Weise gemachten Angaben über die Finanzoperationen der Regierung zum Theil ver früht, zum Theil übertrieben waren. Mit Bestimmtheit ist fürs Erste nur die Abänderung deS Gewerbesteuergesetzes so weit gediehen, um der Berathung der beiden Häuser deS Landtag- unterbreitet zu werden. ES ist, wie man hört, von Seiten d,S Finanzministerium- um so mehr Hoffnung, dieser Vorlage die Majorität deS Landtags in dieser Session zu gewinnen, als man bei der erneuten Revision auf die An sichten Rücksicht genommen hat, welche bei Gelegenheit der Berathung deS in der vorigen Session zurückgezogenen Ge setzes sich Geltung verschafft haben. Die Einführung neuer Steuern, wie der Eisenbahn-, Häuser- und erweiterten Rü benzuckersteuer ist vorläufig noch in weitere Ferne gerückt. Dagegen soll die Salzstruer, welche 1844 eine Ermäßigung um 3 Thlr. pro Tonne erfahren hat, jetzt wieder von 12 Thlr. auf 15 Thlr., den früher» Satz, erhöht werden, da eS sich herausgestellt hat, daß der Staat hierdurch eine bedeutende Mehreinnahme erzielen kann, ohne daß der Masse der Con- sumenten ein besonderer Schaden daraus erwächst. Wir glau ben indessen nicht, daß diese Mehreinnahmen auSreichen können, die zum Bedürfniß gewordene Etatserhöhung zu decken und daß gleichwohl noch andere neue Finanzquellen gefunden werden müssen. So hat es sich herausgestellt, daß die beabsichtigte Gehalterhöhung der Beamten um 10 Proc. die Summe von 2 Millionen und die Durchführung de- Planes einer Verlängerung der Dienstzeit bei den Linientrup pen von 2 auf 3 Jahre 800,000 Thlr. erfordern würde. In letzterer Beziehung sind übrigens von Seiten deS KriegS- ministeriumS, wie man hört, bereits alle Vorkehrungen ge troffen, um den Plan nach erfolgter Bewilligung der erfor derlichen Mittel durch den Landtag sofort zur Ausführung zu bringen. — Die Aeltestrn der hiesigen Kaufmannschaft sind mit der Einführung von Maßregeln beschäftigt, welche die Wiederkehr von groben Excessen, wie sie in letzter Zeit an der Börse wiederholt vorgekommen, unmöglich machen. c5 Altenburg, 17. November. Von Sr. Hoheit dem bekanntlich auf einer größecn Reise im Orient begriffenen Prinzen Moritz sind neuere Nachrichten aus Kula, welche bis zum 22. v. M. reichen, hier eingegangen. Der Prinz hatte am 9. October die Reise von Smyrna in daS Innere Kleinasiens angetreten, war am 11. October in Bergamo an gelangt, von da im Thal« des KaituS bis Baky und sodann über die Ausläufer deS Darchala-GebirgeS nach Akhissar ge gangen. Von dort auS hat der Prinz am 16. Oktober den Mermere-See, sowie am folgenden Tage den großen Grab hügel des AlyatteS und die übrigen lydischen Königsgräber besucht und am >8^ Octoben. in SarduS zugedracht. Am 19. October waren die Reisenden nach der Katak-kaumene (verbrannten Erde) aufgebrochen und am 20. October in Kula angelangt, welches Se. Hoheit am 23. October zu ver lassen gedachten, um südwärts über Aineh-Göl und Bulladan nach Tripolis und von da nach Pambuk-Kalesi (Hierapolis) zu gehen. — Von der herzoglichen Landesregierung ist eine Bekanntmachung erlassen worden, welche vor den sogenann ten „Original-Certificaten" gewisser Frankfurter Agenten zu bestimmten Serien-Ziehungen von Staats-Anlehen-Loosen, namentlich deS großderzoglich badischen Staat-eiftnbahn-An- lehenS vom Jahre 1845 warnt. Leider hat sich diese In dustrie so weit erstreckt, daß selbst simpel» Landbewohnern solche schwindlerische Original-Eertificate, die auf gar kein wirkliches AnlehnlooS, sondern nur darauf lauten, daß In haber beim Ziehen einer bestimmten Serie ein LooS gegen den Kaufpreis (!) erhallen solle, zugesendet worden sind. h Frankfurt, 18. Nov. Die Mitglieder d,S Senat-, die Schöffen Gwinner und Reuß, deren ich neulich erwähnte, sind nicht die einzigen der seither bei den Gerichten thätigen, welche unter der neuen Ordnung der Dinge nicht bei den Gerichten fungiren wollen. Es kommen hinzu die Schöffen Müller, Stark, Harnier, Neuburg, v. Schweitzer, die bei dem AppellationSgerichte und die Senatoren Diehl und Feuilleton. Dresden, IS. November. Der hiesige Tonkünstler- Verein brachte in seiner gestrigen Privataufführung mehrere hier noch unbekannte Tonwerke zu Gehör, deren Wahl und vor zügliche Ausführung da» rege und der wahren Kunst mit wärm stem Eifer zugewandte Streben de» Verein» beihäiigte. Wir hörten »in neue- Quartett von E. G. R eissiger (V-clur, Nr.3 de» opu» 211), eine der schönsten Kompositionen diese- Meister-, eigrnthümlich und fesselnd in der Erfindung, sympathisch und geistig beseelt in Stimmung und Gedankengang und interessant und feingegliedert in Verarbeitung und formellem Bau. DaS Quartett wurde von den Herren Conrertmeister Schubert, Seel mann, Göring und F. A. Kummer ganz ausgezeichnet vorge« tragen. Ein koncko capriccio (8-6ur, op. 129) für Piano von Beethoven, in dessen Nachlaß mit der Überschrift „Die Wuth über den verlornen Groschen, auSgetobt in einer Caprice" vor gefunden und von Herrn Rollfuß mit Derständniß und Fertig keit auSgeführt, entzückte durch die geniale Laune und da- geist voll-phantastische Tonspiel, womit ein trivial-humoristischer Au-bruch über da- alte Begegniß „Geld ist hin, Alle- ist hin" hier musikalisch kunstvoll sich au-spricht. Neu war unS endlich auch ein Oktett (k-ckur, op. 166) von Franz Schubert für zwei Violinen, Viola, Violoncello, Contrabaß, Clarinrtte, Waldhorn und Fagott. Die Schwächen, welche Fr. Schubert in Behänd- lung größerer Formen offenbarte, find in diesem Werke in geringerm Grad« vorhanden. ES ist concentrirter in der Durch führung, einiger und fließender in den Gedanken, die durch Originalität, poetische Empfindung und durch manche schöne Klangverwebung in der Durcharbeitung unser Interesse rege er halten ; von geringerm Gehalt ist der Schlußsatz. C. Banck. jZ Chemnitz, 17. November. Vorgestern hörten wir die Aufführung der neunten Symphonie von Beethoven und des selben Meisters Musik zu „Egmont" in dem für derartige größere Eoncerle akustisch nicht recht günstigen „Eintrachtsaale". Ver anstalter deS EoncertS, bei welchem daS Stadtmufikchor und eine größere Anzahl hiesiger GesangSkräfte wirkten, war der talent volle und strebsame Mustklehrer Saupe hier. Könnte auch gegen die Ausführung deS ersten und vierten Satze- der Symphonie (wie daS bei den für dies schwierigste Orchesterwerk hier zu Gebote stehenden Kräften nicht anders denkbar ist) sich Manches er innern lassen, namentlich, daß die etwas zu schwach vertretene GesangSpartie mit markirterer Nuancirung auSgeführt werden müßte, so ließ doch die abgerundete und sichere Wiedergabe deS zweiten und dritten SymphoniesatzeS, sowie der Eqmontmustk (die Deklamation zu letzterer trat in ihrem Eindruck gegen die Gewalt der Töne zu sehr zurück) wenig zu wünschen übrig. ES war daher daS Concert in seinem Totaleindruck ein hier seltener, wahrer Kunstgenuß, für den wir vor Allem dem Veranstalter desselben, der e» mit Fleiß vorbereitet hatte und mit sicherer Hand leitete, dann aber auch unsrrm Wackern Stadtmusikchore, sowie nicht minder den übrigen Mitwirkenden zu um so aufrichtiger« Danke verpflichtet find, — die- um so mehr, je größer die Schwierigkeiten find, die sich einem derartigen Concrrte gerade hier rntgegenstellen und welche diesmal theil» in der schwierigen Musik selbst lagen, »Heils im Allgemeinen den hiesigen Verhält nissen zuzuschreiben find. DaS Concert war übrigen» sehr zahl reich besucht. Die alte MeisterSfrau. Bon I. Lonnour. (Schluß au« Rr. 269.) „Am andern Morgen — erzählte die Großmutter weiter — zog ein Trupp schwarzer Reiter in die Stadt — auch durch daS Wasserthor. Einer kam zu Pferd hier in die SperlingSgaffe vor unser Haus und stieg ab, — mir sank daS Herz in die Knie — eS war mein Ludwig! „Adje» Mutter! Adjes Vater!" rief rr, — „behüt' Euch Golt!" — und dann ritt er fort, den Andern nach, die schon durch daS Grüne Thor zogen. „Da geht'S nach Frankreich, Alte!" rief mein Mann, wäh rend ich heulte und jammerte. Aber e» war noch so weit nicht. Wir hörten lange Zeit Richt-, bi» eine- Tage- alle Glocken in der Stadt läuteten, und auch im ganzen Lande, wie sie sagten. ES war eine große Schlacht gewesen und Unsere hatten ge wonnen und mein Ludwig war — todt! „Der Erste," sagte mein Alter. Wieder ging ein Jahr hin und einmal kam da» ^Kanonen schießen so nahe, daß die Leute vor daS Thor liefen, eS zu hören; natürlich lief mein Gottfried und ich mit. Da kamen bald an der Gegend her, wo es so rollte und donnerte, Wagen mit Ver wundeten, Freund und Feind durcheinander und immer mehr und mehr. Die wurden alle in die Stadt gebracht. „Herr, mein Heiland!" — mußte ich auf einmal ausrufen, „ist da» nicht der Piär von damal», von Anno Sechs?" Richtig, er war's. Mit abqeschoffrnem Bein lag er auf dem Stroh und wimmerte ganz jämmerlich. „Den nehm' ich mit," sagte mein Alter und bat ihn sich au», und wir brachten ihn hier in» HauS. Da curirten wir ihn. Al» er besser wurde, halt,