Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: 2. G. Hartmann. ^V2«A. ,7 .'I » - -1 ..... - , . ' " "- ' > » > ' ' " ' Erscheint «tt Au»nah«e der Son«. , , Preis für da« Bterteljahr Lhaler. und Festtage tügltch Abend» Und ist v0U 19. Insertion«.Gebühren für den Rau« durch alle Postanstalten zu btjte-e«. , einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1856 Nichtamtlicher Thcil. Nrbrrstcht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Die feierliche Anwerbung um die Hand der Prinzessin Anna. — Wien: Der Stand der siebenbür- gischen Eisenbahnprvjecte. — Innsbruck: Ein Album für die Erzherzogin Margaretha. — Berlin: Vom Hof,. Die Haltung der Regierung in der Neuenburger Angelegenheit. — Danzig: Die Dampfcorvette „Danzig" desarmirt. — Dirschau: Di, Pontonbrücke abgebrochen. — München: Der König zurück. Die Ansprache deS OberconsistoriumS. — Heidelberg: Prinz Alfred von England nach Genf. — Kassel: Aus den Kammerverhandlungen. — Ko bürg: Vermischtes. — Paris: Die Differenz bezüglich Bolgrads. Der Zusammentritt der Conferenz noch nicht entschieden. Ein Dampfer in Flammen aufgegangen. Der Erbprinz von Toscana. Vermischtes. — Bern: Da« Commiffariat für Neuenburg aufgehoben. Die Mission deS Generals Du four. — London: Vermehrung der k. Familie in Aussicht. Selbstmord eines EisenbahncassirerS. Nachrichten au« der neuesten amerikanischen Post. — St. Petersburg: GeorgSfahnen für die Krimtruppen. Local» u«d Proviuzialavgelegenheiten. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. Feuilleton Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. London, Montag, 17. November Abends. Die „Times" bringt in der dritten Ausgabe ihres heutigen BlatteS einen Bries aus Boston, welcher bestätigt, daß Buchanan rum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika gewählt worden ist. Der selbe hatte 174 Stimmen, während Fremont 114, Fillmore aber nur 8 Stimmen erhielt. Die englischen Journale find über dieses Resultat der Wahl unver- holen mißgestimmt. Turin, 13. November. (Tel. Dep. der Oest. Eorresp.) Hiesige Blätter melden übereinstimmend, der Unterrichtsminister Lanza werde sein Portefeuille gegen den Gesandtschaft-Posten in Florenz und Minister Ratazzi das (einige gegen eine andere hohe Stelle vertauschen. Dresden, 18. November. Die Auffahrt des großherzog lich toScanischen außerordentlichen Gesandten, Fürsten Eorsini, zur feierlichen Anwerbung um die Hand Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Anna für Se. kaiserlich königliche Hoheit den Erbgroßherzog von Toscana ist heute Mittag 1 Uhr erfolgt. Derselbe wurde aus seinem Quartier („Victoria- Hotel") durch den k. Eeremonienmeister in einem Hofgala wagen abgeholt und nach dem k. Schlöffe geleitet, woselbst Ihre königlichen Majestäten und Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Anna die Anwerbungsaudienz im Eckparadesaale der II. Etage zu ertheilen geruhten. Nachdem Fürst Eorsini durch Se. Ercellcnz den Staaksminister Freih. v. Beust ein geführt worden war, richtete derselbe an Ihre königlichen Majestäten folgende Ansprache: 8irv! U»<i»mv! 8on ^liesse Impöriule «t Uoxeäe l'Xrcliiäuv 6r«nä-l)oo äs ?oscsn», mon August« Rattre, « äaißn« mv conllcr I'ko- norsblo et tlutteusv Mission 6« äomanäcr I« in«in äo 8on Vliesse lio;-slc, I« ?rinves»e Xnne Racic, Kilo äv Vos Ra- jestös, pour 8on Ms dien-simü, 8on Vliesse Imperiale et Uoxale Ronsvixneuc I'Xreliiäuc kecäinanä, iicanä ?i incv Uerö- äitaire äe "koscanv. l.es alliances entrv les äeux Augustes Raisons äv los- esnv et <lv 8axv se sont renonvelses ü plusieucs reprises; et toujoucs olles ont conlrikuö an konlieuc äes äeux kamilles 8ouveraines, et äonnö »ux peuplv» I'exemple äe toutes les vertus. Ron ^uKustv 8ouversin est beureux äe voir se ressvrrer ees livns par unv union nouvelle, qui pronwt ü 8on ^liesse Imperiale et Iloxale le t-ranä?rinev un avenir, äont la plus parkaitv kölieits ost sssuree, en lui aeeoräant une ^iiKusIe 6ompsFne ornöv äes plus sminvntes et »imsbles qualites, et appelsv ä conquerir l'amour ei I« venerstiou äu pa^s, qui a su sppröcier et respecter ses illuslres lautes. lout voncourt ü sttirer sur eettv union si äesiree I« l>en4äietion äu lrüs-llsut, et je suis beureux moi meine äe I'invoquvr et äe m'sssocivr su bonbeur äs Aon ^u^uste Raltre, et äe 8» lloxnlv ksmill« »insi qu'a Is joiv äe ms pslrie. Se. Majestät dec König geruhten hierauf Folgende« zu erwidern: k'vst avee une bien vivo satislaction, que nous avons re^u, I» keine et moi, I'ouvvrture que Vous vener äe nous lsire sn nom äe 8on Vliesse Imperiale le 6ranä I)nc äo loscane, et nous äonnons svev un vrui plaisir nolrv eonsente- ment paternel et maternel s l'union äesiree. les snciens livns ä'amiti« st äs parenle qui in'unissent äepuis tsnl ä'snnsos ä Volre Xuxuste Raltre et les qualites äistinssuöes äe 8on ^ltesso Imperiale I'Xrebiäuc keräinanä 6ranä-?rince lleröäitairv äe loscane nous sont unv Garantie pour le bonbeur fulur äe notro enkant clierie, que je vois svec coollanco s'Slsblir äans cettv belle loscane, oü j'si passe äo si beureux jours su miliou äe l'simaklv et respeclsdle ka- millo tlranääucale. An Ihre königliche Hoheit Vie Prinzessin Anna wandte sich Fürst Eorsini sodann mit folgenden Worten: 8svs»ks»Ü>o^>rinoe«»vl I.e cboix, que 8on Vliesse lmpörisle et lloxale, Ron- seixneur Io 6rsnä krince Il^r^äitaire äo loscane a t'sit äe Votre Vliesse lio^alv pour OompaFne äo 8s vio, s eomble tous les voeux äo 8es ^u^usles karens. Ils sont beureux äo pouvoir b'appeler I,our ÜIIs, et äo l.'accueillir comnie tello äans uno -VuFUsIv kamille, au sein äe laquelle Votrv Xlless« koxalo rolrouvera toutes les allections tvnäres et prolonäes, qui ont forme le donbeur äe 8on oxistencv äans I» koxalv Raison paternelle. 8on ^UKUslv Lpoux bien äixno par 8es sentimens et par 8es vertus äu konkeur, qui bui est öcku, et qu'll a su meriter, trouvers äans cettv union si bien sssorli« celle eon- staute felicite, qu'll saura faire psriasser s Votre .4Itessv Kowals, et qui l.ui est sssuree ä'ailleurs par les qualites eminentes et les xrüces aimsbles äe 8on Illustrv b'iancse. v^vou^ äepuis lonxues annees ü la ssmille äe mes 8ou- verains, j'eprouvv moi-möme unv emotion, qu'il in'esl äif- ficilo äe maitriser, et comme loscan je me felicite äo l'keu- reux avenir, que cettv allisnce prepsre ä mon pa>s. Die Erwiderung Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin- Braut lautete wie folgt: Runio äu consentement äo mes parents j'accepte la maiu äe 8on ^Itessv lmperialo I'Xrckiäuc keräinanä Oranäprincv llerväilairo äo loseanv. äo serai toujours unv Kilo soumisv pour 8es aussuste» parents vt re^aräerai avvc plaisir la boilv loscanv comino ma nouvvllv patriv. Nach Beendigung der AnwerbungSaudienz geruhten Ihre königlichen Majestäten und die Prinzessin-Braut königliche Hoheit die Glückwünsche der Hof- und Zutrittsdamen in den Zimmern Ihrer Majestät der Königin und sodann die Glück- wünschungscouren der Herren Staatsminister, deS diploma tischen Eorps und der Damen desselben, sowie die allgemeine Eour der am königlichen Hofe vorgestellten einheimischen Damen und Herren in dem Eckparadesaale der ll. Etage des k. Schlosse- entgegenzunehmen. Um 5 Uhr findet große Galatafel statt, bei welcher Se- Majestät der König die Ge sundheit Sr. k. k. Hoheit des Großherzogs von Toscana ausbringen, während gleichzeitig von einer am rechten Elbufer aufgestellten Batterie 21 Kanonenschüsse gelöst werden. — Se. kaiserlich königliche Hoheit der Großherzog von Toscana wird morgen (Mittwoch) und Se. kaiserlich könig liche Hoheit der Erbgroßherzog nächsten Freitag am könig lichen Hofe erwartet. TLien, 16. November. Die „Oest. Eorr." schreibt: Bei den vielfachen Interessen, welche sich an den Bau der sieben- bürgischen Eisenbahnen und an deren Verbindung mit den in den Donaufürstenthümern herzustellenden Schienenwegen knüpfen, erscheint es sachgemäß, daß auch die österreichischen öffentlichen Blätter sich mit den hierauf Bezug nehmenden Fragen mehrfältig beschäftigen. Leider dürften aber die Quellen, aus welchen einige dieser Zeitungsblätter ihre dies fälligen Nachrichten schöpfen, nicht immer die verläßlichsten sein, indem manche der gebrachten Mittheilungen theilweise als verfrüht, theilweise sogar als gänzlich unrichtig bezeichnet werden müssen. Wie wir von unterrichteter Seile erfahren, wurde weder bezüglich der siebenbürgischen Eisenbahnen, noch rücksichtlich der in den Donaufürstenthümern zu bauenden Schienenwege bisher eine definitive Eoncession ertheilt, und ebensowenig ist über den Anschluß der beiderseitigen Eisen bahnen von der österreichischen Staatsverwaltung mit den bezüglichen Regierungen bereits eine förmliche Verabredung getroffen worden. Die Interessen des fraglichen Anschlüsse- der wechselseitigen Bahnen sind übrigen- so vielfach und ti.f greifend, daß wohl als sicher anzunehmen ist, es werde seiner Zeit über den gedachten Anschluß ein den beiderseitigen inter nationalen Beziehungen vollkommen entsprechendes Abkommen getroffen werden. Innsbruck, 15. November. Der „Bote f. T." schreibt. Durch die zuvorkommende Bereitwilligkeit der Frauen Jnns- bruck's ist es dem Comite zur Ueberreichung eines Albums an Ihre kaiserl. Hoheit die Erzherzogin Margaretha, die durch lauchtigste Gemahlin Sr. kaiserlichen Hoheit unsers Erzher zog-Statthalters Karl Ludwig, möglich geworden, eine dem hohen Zwecke entsprechende Gabe durch dieses Album zu ver anlassen. Die Künstler Tirols haben mit Vergnügen die hierzu erforderlichen Blätter, 32 an der Zahl, die vorzüglicher» Trachten Tirols darstellend, gemalt. Berlin, 18. November. Der heutige „St. A." meldetl daß Ihre Majestäten der König und die Königin Allerhöchst, ihren Wohnsitz am 15. d. MtS. nach Eharloltenburg verleg- haben. — Die „Pr. E." schreibt: Die schweizerische Presse ge fällt sich mit wenigen Ausnahmen in den rohesten Schmäh ungen gegen Preußen und Deutschland. Daß besonders die Neuenburger Journale sich darin überbieten würden, war vorauszusehen. Das gute Recht Preußens kann und wird durch ein solches Gebahren nicht berührt werden. Wer schimpft und verleumdet, erniedrigt nur sich selbst. Unbeirrt verfolgt die königl. Regierung ihren ernsten Weg, auf dem Feuilleton. Die alte McisterSfrau. Von I. Sorvinus. (Fortsetzung au- Nr. 268.) Hier traten der allen Frau die Thränen in die Augen und ihr Spinnrad hörte auf zu schnurren. ES herrschte eine leise Stille im Zimmer. — „Gut. Von nun ab bekümmerte sich mein alter Seliger um Nicht« mehr draußen, sondern ging wieder zu seinem Säge bock und sägte weiter, bis die Einquartierung kam. Herr meines LebenS: da hättet Ihr den Mann sehen sollen! daS ganze HauS kam in Aufruhr; daS Beste, waS Küch' und Keller hielt, ward aufgelischt und je mehr die kleinen, gelben Kerle schwavronirten undtsakrrmentirten, desto fröhlicher wurde mein Alter. „DaS ist die rechte Sorte!" rief er immer, sich die Hände reibend. „Solche mußten'- sein! Wenn nur genug von ihnen da find«?!" Französch hatt' er Etwa« von der Wanderschaft mitgebracht, und so waren sie bald die besten Freunde miteinander und auf Du und Du, daß die Nachbarn ordentlich die Nasen rümpften. Die aber gingen zu allen Depentatschonen und illuminirten und be kränzten ihre Häuser und so, — daS that aber mein Gottfried nicht und wenn er Einen vom Rache der Stadt sah, zog er jedeSmal richtig die Zipfelmütze herunter über die Ohren. Gut, da war ein FranzoS zwischen den Andern, der war von daher, wo fie halb Deutsch, halb Französch' sprechen, ven könnt' ich auch verstehen, und eS war so gut, als wenn ich Französch' ge- onnt hätte. Waö geschieht? Eine- Abend» fitzen fie Alle zu sammen und mein Alter mitten drinnen und kauderwelschten, daß Einem Hören und Sehen verging, unv saß ich im Winkel unv strickte und die Jungen spielten im Winkel. Spricht mein Alter auf einmal zu dem DeutschfranzoS: „Nun sagt 'mal, Kamerad, wie lange denkt Ihr denn eigentlich noch in Deutschland zu bleiben?" Der DeutschfranzoS stieß mit den Andern den Kopf zu sammen, und sie schnatterten waS in ihrer Sprache. Dann lachten sie auS vollem Halse. „Immer bleiben wir da!" sagt der DeutschfranzoS. „Wir sein einmal da; wir gehen nit rauS wieder!" „Woui!" schrieen die Andern und hielten sich die Bäuche. „Nit rauS! nit rauS!" „Ne," sagt mein Alter, „immer nicht. Ihr seid zwar da und UnsereinS kann unserm Herrgott nur dankbar sein, daß er Euch geschickt hat, aber immer —" „Nit rauS! Nit rauS!" schrieen die Franzosen. „Lasset Euch handeln!" sagt mein Alter, „ich biete zwölf Jahr, — höchstens!" „Nit rau«! Nit rauS!" kauderwelschten die wieder. „Willem! Ludwig! kommt'mal her!" rief mein Alter jetzt die Jungen, die sogleich angesprungen kamen und sich an seine Knie stellten. „Richt' Euch!" rief mein Alter. „Augen recht«! Seht 'mal, Jungens, die da, — daS sind Franzosen, die eigentlich hier nicht in unsre Stube gehören. DaS kleine Annchen kann gar nicht schlafen vor ihrem Spektakel — und doch haben fie Lust, immer da zu bleiben! WaS meint Ihr, Jungen«, — wenn Ihr stark genug wäret? Guckten meine Jungen gewaltig wunderbar auS den Augen und die Franzmänner an, und dann sich und dann meinen Alten! „DaS sich finden — ich groß werden— ich schon Pusteback'S Theodor zwinge" — sagte Willem, mein Kleinster. Ludwig, mein Aeltester, sagte gar nichts, aber auf einmal rann ihm eine dicke Thräne über die Backe, und sein Vater klopfte ihn auf die Schulter und sagte: t »; „Warte nur, mein Junge, Du kommst zuerst." Di» Franzosen hatten ihren Heidenjubel und besonder- einer — fie nannten ihn Piär oder so — wußte sich gar nicht zu helfen vor Lachen. Mein Alter aber war sehr ernst geworden und sprach den ganzen Abend kein Wort mehr. Die andere Woche zogen die Franzosen ab und lachten noch beim Abschied, als fie unS Allen die Hand drückten und ordentlich sich bedankten für gute Bewirthung: „Nit rauS! Nit rau«!" „Wird flch finden," sagte mein Alter. „Wird fich finden!" schrieen meine beide Jungeu. Gut, nun kamen lange Jahre und immer andere Franzosen. „Bald ist'S genug," brummte mein Gottfried. Und einmal zogen fie Alle hinauf nach Norden, aber zurück kam Keiner. Und dann fing'- auf einmal an zu rumoren im Lande und ganz andere Zettel standen an den Ecken, die mein Alter immer laS und wobei er mit dem Kopfe nickte. Er war die Zeit nicht viel zu HauS. Da kam er eines Tage- zurück und rief den Ludwig au- der Werkstatt und fie kamen Beide in dir Küche zu mir. „Sich', Mutter," sagte mein Gottfried, „'S ist gut, daß Dein Feuer brennt! Paß auf, Ludchen!" Damit zog mein Alter seine Zipfelmütze au« der Tasche und warf flr unter meinen