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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .1? 2«I. Erscheint «tt Au«nah«e der Scan, und Festtage tügltch Abend» und IS durch alle Postanstalten zu bezieden. Sonntag, den 9 November. «drei» für da« Ltrrteljahe Ltzaler. Ins,rrien». Gebühren für den Stau« einer gespaltenen Zeile I Strugroschrn. 185«. Amtlicher Theil. Dresden, 8. November. Ihre Majestät die Königin von Preußen sind heute Vormittag 10 Uhr nach Berlin, Ihre Hoheiten der Erbprinz und die Erbprinzessin von Anhalt-Dessau zu derselben Zeit nach Dessau ab- gereisd. Dresden, 3. November- Se. Königliche Majestät ha ben allergnädigst geruhet, dem SchwadronSarzte erster Elaste Hacker vom Garde - Reiter - Regiment,, die zum Verdienst orden gehörige Medaille in Silber zu verleihen. Bekanntmachung, die Eröffnung der Telegraphen-Vereins-Stationen Weimar, Jena und Roda betreffend, vom 5. November 1856. Nachdem die Trlegraphen-V.erbindung zwischen Altenburg, Gera, Roda, Jena und Weimar zum Anschlüsse an die Linien deS deutsch-österreichischen Telegraphen - Vereins völlig hergestellt ist, soll diese ganze Linie demnächst für die Beför derung der telegraphischen Staatsdepeschen sowohl, als für die allgemeine Privat-Eorrespondenz eröffnet und eS werden in besten Folge die, außer der bereits am 22. September dieses JahreS eröffneten Station Gera, ferncrweit auf dieser Linie errichteten neuen Tcleqraphen-Vereinö-Stationen zu Noda den 10. November diesesJahres Jena den 15. desselben Monats und LÜeimar den 17. desselben Monats, dem Betriebe übergeben werden. Es wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 5. November 1856. Finanz-Ministerium. Dehr, Opelt. Nichtamtlicher Theil. Nedersichl. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Zu den VermählungSfeierlichkciten. Die Eoin- mission zur Revision des Eivilgesetzduchentwurfs wieder in Thätigkeit. — Wien: Aussichten auf baldige Tätig keit der Donaucommissionen. — Berlin: Von der Kic- chenronferenz. Der Techensche Proceß. — München. Herzogin Max zurück. Fürst Ehigi. — Nürnberg: Die Petition der protestantischen Einwohner an den König. — Gera: Geistliche Ernennungen. Telegraphenverbindung. — PariS: Prinz Napoleon zurück. Lord Howden wieder in Madrid. Die Diebe der Nordbahnactien. Herr v. Kisteleff hat ein Schreiben des Kaisers Alexander überreicht. — Brüssel: Prinz Alfred abgereist. — Bern: Die bevor stehenden Assisen. — Neapel: Keine Befestigungsbauten. — Turin: Aus Gallenga'S Geschichte. — London: Zur Occupationsfrage. Friedlichere Nachrichten vom Eap. Neuer Gouverneur an der Goldküste. Lord Palmerston in Manchester. — Montenegro. Zur Situation. Local- und Provinzialangelegrnheiteu Dresden. Verhandlungen der Stadtverordneten. — Leipzig: Maß regeln gegen Hund,quäl,rei. Borl,sungen üb,r Palästina. — Ritter-grün: Glockenweihe. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Bautzen, Roch litz.) Tage-geschichte. Telegraphisch« Nachrtchtrn. Frankfurt, Sonnabend, 8. November. Die Bun- deöversammlung hat in ihrer Donnerstagssitzung ven Antrag Preußens bezüglich Neuenburgs einstimmig angenommen. Unter Beitritt zu dem Londoner Pro tokolle befürwortet der Bundesbeschluß die Freilassung der Neuenburger Gefangenen uvd will durch die deutschen Gesandtschaften in der Schweiz die dcsfallsigen Schritte Preußens mit allem Nachdruck unterstützen. Dresden, 8. November. Am königlichen Hofe sind die Verinählungsseierlichkeiten mit einem gestern Nachmittag -1 Uhr stattgehabten Galadiner geschlossen worden, zu welchem die Herren Staatsminister, das diplomatische EorpS und mehrere andere fremde und hiesige distin-uirte Persönlichkeiten zuge zogen zu werden die Ehre hatten. Bei dem Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten und des Innern, Freiherr» v. Beust, findet heute Abend ein glänzendes Ballfest statt; für morgen ist ein solches bei dem k. k. österreichischen Ge sandten Fürsten v. Metternich angesetzt. —- Zur Vervollständigung unsres Berichts über den ersten Tag der Vermählungsfeierlichkeitep am königlichen Hofe wird uns noch milgetheilt, daß Se. Majestät nach beendigter großer Eour eine Deputation der Stadt Leipzig, bestehend aus dem Bürgermeister Koch, Sladtrath Feische, Stadtverordnetenvor- steher Advocat Francke und Stadtverordneten Leppoc, in einer Privataudienz zu empfangen und deren Glückwünsche Huld» vollst enkgegenzunehmen geruhten, worauf diese Deputation die Ehre hatte, sich dec großen Eour bei den hohen Neuver mählten anzuschließen. Zu dem am 5- d. M. veranstal teten Festtheater wurde diese Deputation ebenfalls eingeladen. — Ebenso'hatten am 6. November eine Deputation der Stadt Meißen und eine solche der Dresdner Bogenschützen gesellschaft die Ehre, von den hohen Neuvermählten empfangen zu werden und Höchstdenselden^ihr« Glückwünsche darzu bringen. — Der Rath der Residenz hat heute folgende Bekannt machung veröffentlicht: „Se- Majestät unser allergnädigster König und Herr haben die Summe von 500 Thlrn., und Se. k. k. Hoheit Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich, Statthalter von Tirol und Vorarlberg, die gleiche Summe bei der jetzigen VcrmählungSfeier für die Armen in hiesiger Stadt allergnädigst unS übermitteln zu lassen geruht. Indem wir diese Spenden allerhöchster und höchster Huld, erfüllt von dem freudigsten und ehrerbietigsten Danke, zur Kenntniß der hiesigen Einwohnerschaft bringen, bemerken wir zugleich, baß wegen deren Vertheilung, und zwar in Betracht der jetzigen Jahreszeit hauptsächlich in Naturalien, als Speisemarken, Bcodmarken, Brennmaterialien und unter besonderer Berück sichtigung verschämter Armulh, in baarem Gelde, durch unsre Armenversorgungsbehörde bereits Verfügung getroffen wor den ist." Dresden, 7. November. Gestern haben die Sitzungen der Eommission für Revision des Entwurfs eines Eivilgesetz- buchs wieder begonnen. Diese Eommission wird sich diesmal mit derjenigen Abthrilung des speciellen TheileS des Entwurfes beschäftigen, welche von dem Sachenrecht handelt. Auch die Eommissarien der anhaltinischen und der sächs. thüringischen Staaten sind zu den Berathungen wieder hier eingctroffen und die Berathungen finden, wie das erste Mal, wieder unter dem Vorsitze Sr. Excellenz des wirkl. Geh.-Raths und Prä sidenten deS OberappellationSgerichtS, Ur. v. Langenn, im Locale des OberappellationSgerichtS hier statt. Die Eon- ferenzen werden diesmal bis in den Januar 1857 dauern und dann im Frühjahre 1857 weiter geführt worden, so daß daS Ganze in verhältnißmäßig kurzer Zeit hoffenllich beendigt werden wird. Lüien, 6- Nov. Die „Wien.Ztg." schreibt: Die Mit glieder der zufolge Art. 16 d,S Pariser Vertrags zusammen berufenen europäischen Donaucommission sind bereits in Galacz versammele und dürften wohl ihre Thätigkeit schon begonnen haben. Da über die Mittel der Verbesserung der Schiffbarkeit der Donaumündungen eindringliche Studien ge macht und schätzbare Vorarbeiten angefertigt worden sind, so hofft man, daß die Eommission in der Lösung ihrer Aufgabe rasch vorwärts zu schreiten in der Lage sein wird. Auch die meisten Mitglieder der nach Art. 17 des Pariser TractateS berufenen Donauuferstaatencommission sind bereits in Wien versammelt. Dec walachische Eommiffac ist jedoch noch nicht eingetroffen, und es konnten daher die Berathungen noch nicht ihren Anfang nehmen. Die darauf bezügliche Notiz eines hiesigen Blattes sowie seine Andeutung einer Bestim mung, die erst aus den Berathungen der Eommission selbst hervorgehen kann, ermangelt daher der Begründung. Gleich wohl steht der Beginn auch dieser Eommission in naher Aus sicht, wie nicht minder ihre Arbeiten einen raschen Fortschritt erwarten lassen, indem auch sie in der bereits auf andern gemeinschaftlichen Strömen durchgeführten Anwendung der Principien deö Wiener Eoagresses schätzbare Anhaltpunkte und Materialien vorfindet, welche die Erfüllung der ihr zu gewiesenen Aufgaben wesentlich zu erleichtern und zu fördern geeignet sind. 11 Berlin, 7. November. Ueber die in der evangelischen Kirchenconferenz herrschenden Ansichten verlautet hier doch Manches, obwohl die Verhandlungen nicht öffentlich sind und officiell über den Gang derselben und der obwaltenden Meinungsverschiedenheit Nichts veröffentlicht wird. Die durch v. Gerlach und Hengstenberg vertretene extreme Richtung spricht sich, wie man hört, gegen eine allgemeine LandeSsynode aus und findet darin von einzelnen Mitgliedern der Eon. ferenz Unterstützung, welche dieser Richtung sonst nicht ange hören. Interessant ist eS hierbei in hohem Grade, daß die Unterstützer der v. Gerlach'schen Ansichten gegen eine Synode die Motive für dieselben aus unsrer Staat-Verfassung her- lciten, welcher Herr v. Gerlach bekanntlich nicht immer mit gleicher Liebe zugethan ist. Dir Gegner der Synode werden indessen, wie eS heißt, jedenfalls in der Minderheit bleiben und die Eonferenzbeschlüsse die Einberufung einer allgemeinen Landessynode für nothwendig erklären. — Wie ich Ihnen vor einigen Wochen mittheilte, hat dec Agent Techen, welchen der Staatsgerichtshof zu achtjähriger Zuchthausstrafe verur- theilt hat, gegen dies Erkenntniß die Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt. Der Strafsenat deS k. Obertribunals hat in dieser Sache einen Termin auf Montag, den 10. d. M., anbr- rauml. Der Rechtsanwalt Volkmar wird den rc. Techen vertheidigen. — Wie die „Pr. Eorresp." meldet, ist die hin und wieder verbreitete Nachricht, daß die Berathung wegen Aufhebung der Wuchergesetze schon zu einem Abschlüsse gediehen sei, als eine voreilige zu bezeichnen. München, 5. Nov. (A. Z.) Ihre königl. Hoheit die Herzogin Max in Bayern ist mit den Prinzessinnen Töch tern, von Ischl zurückkehrend, gestern Abend wieder hier ein getroffen. — Der neuernannte päpstliche Nuntius, Fürst Ehigi, wird, zunächst von Berlin kommend, heute hier er wartet. Feuilleton. Hoftheater. Freitag, 7. November: Concert zum Besten des PenstonSfond» für den Sängerchor de» k. HoflheaterS. Die Orchesterausführungen waren Cherubini'S Ouvertüre zur „Medea", die v-eiur Suite von Seb. Bach, denen sich im zweiten Theil» auS Beethoven'S Musik zu den „Ruinen von Athen" dir Ouvertüre, der große Festmarsch mit Chor und der Derwisch-Chor anschloffen, dessen genial.humoristischer Weise man selbst daS Beugen und Nucken der Derwische herauSfühl». Bei diestn und den übrigen Leistungen der Kapelle unter Reissiger'S Direktion muß mit Bewunderung di« Feinheit, Präcision und Vollendung de- Vortrag- anerkannt werden, namentlich da daS Concert in eine Zeit fiel, wo vielfacher Dienst leicht hatte eine Ermattung vorau-setzen lassen und einer genügenden Vorbereitung de-EoncrriS entgegenstand. Frau Bürde-Ney sang Beetho ven'» Fidelio-Arie mit großer Schönheit de- Ausdrucks und der Tonwirkung, und Frl. Krall Susanne - Ari« auS „Figaro - Hochzeit" in einer anmuthig-natürlichen und höchst ansprechenden Weise. Außerdem hörten wir eine Cantate von A. Pabst (zur KOVjährigen Jubelfeier der Stadt Königsberg 1855 in der dortigen Domkirche aufgeführt), eine mit talentvollem Geschick und musika lischem Drrfttndniß gemachte Compostiion, die. ihrem Zweck zur Festster in einem großen Raum» offenbar sehr wirkungsvoll rntsprochen hat. Den Beschluß machte eine Compostiion von Ferd. Hiller für Chor und Orchester: „Die lustigen Musikanten". E- muß Wunder nehmen, wie der Componist, dem sonst ein all gemein gebildeter, feiner Geschmack zu eigen ist, diese Dichtung, «ine romantische Geschmacklosigkeit von Brentano, hat zur Lein- Position wählen können. DaS Bemühen, diesen in der Idee wohl poetischen aber in Form und Behandlung höchst mißlungen auS- geführten Stoff musikalisch und zwar zu einem größer» Bilde zu gestalten, mußte eine forcirte Macherntwickeln, welcher einfache Wahrheit und natürliche Schönheit völlig abgeht und damit auch die Sympathie der Hörer. Die SoliS wurden von Frl. Krall, Frau KrebS-Michalesi und den Herren Rudolph und Eon radi auSgesührt. DaS Repertoir deS Concert- hatte wohl in dringender Folge der Umstände etwa- Pastiecio-Artiges und somit auch wenig Publicum angezoqen. Um bei demselben dies Concert, wie eS doch wünschenSwcrch wäre, in bessere Aufnahme zu bringen, müßte die Aufführung eine« größer» WerkeS, z. B. »ine- Ora- toriumS von Händel, vorgezoqen werden. Früh genug vor bereitet, könnte eS an Zeil dazu nicht fehlen, und eine nöthige Verstärkung deS Chor- — der, beiläufig noch bemerkt, sich bei der gestrigen Aufführung trefflich bewährte — könnte keine Schwierigkeiten machen. C. Bonck. Dresden, 8. Nov. Don morgen (Sonntag) an werden im Au-stellung-locale de» sächsischen Kunstvereins auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet von N biS S Uhr) neu »»»gestellt sein: Männliches Porträt von Scholz; „Madonna, gen. die Perle", Kreidezeichnung von Berger; Federzeichnung von Seh del; fünf Basrelief» in Stein geschnitten von F. Tettel- bach; „Mönche von Räubern überfallen", Orlgemälde von Meno Mü hlig. * Leipzig, 7. November. Der Mufikverein „Euterpe" hat unter der musikalischen Leitung de- Organisten Hrn. Langer (der auch schon im vergangenen Jahre als Dirigent fungirte) nun auch am 4. d. M. seinen CykluS von Concerten eröffnet. An der Spitze deS Programms stand eine Orchester.Phantasie von Haydn angegeben, die nach einem Manuskript zum ersten Male aufgesührt wurde; nach genauem Anhören diese» Stücke» aber hat sich un» die Ueberzeugung herauSgestelll, daß e» gar keine Haydn'sche Compofltion ist. Von dem genannten Meister hat die Phantast« zwar die Eigenschaft der lichten Klarheit der Dialektik an sich; die Gedanken aber und deren orchestrale Ein kleidung tragen ein modernere» Gepräge. Vielleicht irren wir unü nicht, wenn wir SigiSmund Neukomm als den Verfasser an- nehmen. Die Entscheidung über den streitigen Autorpunkt wird sich wohl Herausstellen und biS.dahin wollen wir unS wenigstens damit begnügen, daß wir rin schönes, wacker gearbeitetes Werk gehört haben, daS noch ganz gut trotz und neben dem Bewußt- sein von modernstem Schnitte bestehen kann. — Da- zweite Orchesterstück deS Abend- war Mendelssohn'» dritte (ä-moll-) Symphonie und wurde leidlich auSgeführt. — Al- Sängerin hörten wir Fräulein Bleyel vom Hosiheater in Weimar, eine frühere Schülerin deS hiesigen ConservatoriumS, wenn wir nicht irren, welche die Arie „Dell per ezuesto" auS Mozart'» „TituS" vortrug, mit ihrer Leistung ater, waS Stimme und Vortrag be- traf, nur den allermäßigsten Ansprüchen zu genügen vermochte. Außerdem wurde noch da- Quintett und erste Finale au» „TituS" vorgetragen und Herr Eduard Mertke spielte Mozart'» Clavierconcert in 0-moII auf einem sehr mager klingenden Flügel und mit zu kleinem Ton, sonst aber mit hübscher Agilität und gutem musikalischen Bcrständniß. Noch ist in dieser Woche da» fünfte Gewandhaus-Con- cert vorgekommen; und zwar am 6. d. M. Anfang und Schluß