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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redactcur: I. G. Hartmann. .V 242 Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich Abend» unt tu durch all/ Postanstalten zu beztehea. Freitag, den 1?. Oktober. 4'ret« für du» Llertrljahr LHaler. Insertion«. Gebühren für den Rau» einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. 18S6 Nichtamtlicher Theil. Ncbrrslcht. ^ageögeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Feier des GeburtsfestcS des Königs ven Preu ßen. — Wien: Die Obersthofmeisterin der künftigen Erz herzogin Margarethe ernannt. Freiherr v. Hübner. Der spauische Gesandtschaftswechsel noch ungewiß. Verständi gung mit Piemont in der Eisenbahnfcage. Statistisches. — Berlin: Geburtsftst des Königs. Die Königin zu rück. Ordensverleihungen. — AuS Bayern: Kirch liches. — Ko bürg: Landtagswahlen. Ein Beschluß der Schuhmacherinnung für ungiltig erklärt. — Altenburg: Das Gesammtergedniß der Ernte. — AuSTHüringen: Die Todtenftier bei Saalfeld.— Paris: Die Instruction an den Gesandten in Bern in der Neuenburger Angele genheit. Eine Geschichte des Pariser Eongresses. Bessere Stimmung der Börse. Der diplomatische Bruch mit Neapel als Thatsache betrachtet. Die Bedeutung des Mi- nisterwechsclS in Madrid. Revue. Vermählung der Prin zessin Bathilde. — Bern: Das Wahlergebnifi in Neuen burg. — London: Vermischtes. — Konstantinopel: Die Gendarmerieorganisation. Jlahmi Pascha. Telegra phische Meldungen aus der neuesten Post. — Jassn: Die Grenzregulirungscommission. Local- und Provinzialangelestknheiten Dresden: AuS den Verhandlungen der Stadtverordneten. Eonferen- zen der katholischen Pfarrer. Jubelfeier in Maxen. Lot teriegewinne inS Obercrzgebirge. — Frankenberg: Ver brecher entsprungen. Anstellungen bei Kirchen- und Schulämtern. Oeffcntliche Gerichtsverhandlungen. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. Börsrnnachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Nom, 10.October. (Tel. Dep.d.Oest Eorresp.) Gestern wurden die Arbeiten für die Eisenbahn nach bi- vitavrcchia feierlich eingeweiht. Am 1. d. M. er eignete sich an den Grenzen d,S Freistaates San Marino infolge des übermüthigen Benehmens einige r.römischcr Ueberläufer eine Schlägerei, wo bei vierJndividuen verwundet wurden und eines erlag. Der dortige Senat pflog sofort Berathun- gen, um ähnlichen Unzukömmlichkeiten künftig zu begegnen. Aus Neapel vernimmt man, daß daselbst das Namen s fest des Herzogs von Ealabrien am 4. d. M. feierlich begangen wurde. Abends fand allge meine.Beleuchtung statt, eine große, fröhliche Menge*wogte in den Straßen und füllte die Theater. Das officielle „Giornälc del regno delle dueSicilie" sagte bei dieser Gelegenheit: Die Hauptstadt beurkundete hierbei ihre uner schütterliche Treue und die alte Anhänglichkeit an die bourbon'sche Dynastie. Dresden, 16. October. Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs von Preußen hat gestern bei dem königl. preußischen außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister am hiesigen königl. Hofe, Herrn Gra fen v. Rebern, ein Galadiner stattqefunden, zu welchem das diplomatische Eorps, die Herren Staatsminister, mehrere hö here Eivil- und Militärbeamte und eine Anzahl hier leben der distinguirter Preußen geladen waren. Herr Staatsmini ster Freiherr v. Beust brachte den Toast auf Se. Majestät den König von Preußen, Herr Graf v. Rebern dagegen den auf Se. Majestät den König von Sachsen aus. LLicn, 15. October. Wie die „Wiener Ztq." meldet, haben Se. k- k- apostolische Majestät mittelst allerhöchsten EabinetschreibenS vom 8. Oktober die Witwe Marie Gräfin v. Goeß, gcborne Gräfin Welscrsheimb, zur Obersthofmeisterin bei der künftigen Gemahlin Sr. kaiserlichen Hoheit des Erz herzogs Karl Ludwig, Erzherzogin Margaretha kaiserl. Hoheit zu ernennen geruht. — (W. Bl.) Der k. k. Botschafter in Paris, Baron Hübner, ist gestern Abend von Ischl hier anqekommen und Hal sich heute Morgen zu Sr. Excellen; dem Minister des Aeußern, Grafen Buol, begeben. — Der königlich spanische Gesandte am hiesigen Hofe, Ayllon de la Torre, wird muth- maßlich wieder auf seinem Posten in Wien verbleiben und der ihm zugedachte Gesandtschaftsposten in Lissabon ander weitig besetzt werden. — Der „Allg. Ztg." wird berichtet: Wie ich erfahre, ist die Verständigung zwischen Oesterreich und Piemont be züglich des Anschlusses der lombardisch-venetianischen Eisen bahnen endlich definitiv erfolgt und von den beiderseitigen Regierungen auch bereits bestätigt worden. Der hierüber gepflogenen Uebereinkunft zufolge wird die Linie Mailand- Buffalora-Novara zunächst in Angriff genommen, und soll selbe binnen zwei Jahren vollendet und dem Betrieb über geben sein; während die direkte Verbindung von Mailand über Pavia nach Genua einem spätem Uebercinkommen Vor behalten wurde, ohne jedoch dem Bahnbau von Mailand nach Pavia, welcher bereits der lombardisch-venctianischen Ge sellschaft kontraktmäßig übertragen ist, Eintrag zu tbun. Pie- montesischerscits ist zugleich der Bahnbau von Eastegqio über Slradella gegen Piacenza bereits in Angriff genommen, und somit nur die kurze Strecke am Po zwischen beiden Bahnen nach unentschieden geblieben. -n- dWien, 14. Oktober. Die Sorge für den Glau ben und die Sittlichkeit oder die Pflege des religiösen Le bens ist nur ein Factor zar Erzcngung de« großen allgemei nen StaatSlebenS. Wie hoch derselbe in der österreichischen Monarchie anzuschlagcn sei, haben wir bereits (Nr. 235 d. Bl.) durch statistische Angaben über den EleruS der christlichen Eonfessionen auf Grund ofsicieller Tabellen, veröffentlicht vom k. k. Handelsministerum, wohl hinrcichend^dargethan. Wir glauben nun nicht ohne Grund auf daS Interesse unsrer Leser rechnen zu dürfen, wenn wir auch die übrigen Faktoren geistiger Eultur, wie sie beziehentlich von 1851 bis 1855 wirksam gewesen sind, in allgemeinen statistischen Angaben festzustellen suchen. Wir haben demgemäß die Lehranstalten und von diesen zuerst die höchsten und allgemeinsten : s) die Universitäten zu verzeichnen. Der Kaiserstaat zählt deren 10, und es hielten im Studienjahre 1854 an denselben 517 aka demische Lehrer 755 verschiedene Vorlesungen, die von 9371 Studirenden besucht wurden. Von dieser Zahl hatten sich 944 dem Studium der Theologie, 4635 den Recht-- und Staatswissenschaftcn, 2089 der Medicin, 1164 der Philo sophie und 539 der Mathematik gewidmet. Die Zahl der Ausländer betrug nur 229. — Außer den rheologischen Fa kultäten der verschiedenen Universitäten bestehen für die Bil dung der Theologen b) noch besondere theologische Lehranstal ten, und wir können als deren Gesammtzahl im Jahre 1853 die Zahl 112 angeben. Da eine jede Eonfession dergleichen besitzt, so kommen auf die röm.-kathol. 560 Lehrende und 3580 Studirende, auf die griech-kathvl. 26 Lehrende und 438 Studirende, auf die armenisch-katkol. 20 Lehrende und 35 Studirende, auf die nichtunirten Griechen 19 Lehrende und 212 Studirende, auf die Protestanten 29 Lehrende und 25.5 Studirende. Von allen theologisch»n Lehranstalten der österreichischen Monarchie ist als Gesammtzahl der Lehrenden die Zahl 657 und als solche der Studirenden 4250 an zugeden. — Für Förderung der Rechts- und GeletzeSkunde sind auch c) 6 besondere Rechtsakademien zu verzeichnen, die im Jabre 1854 33 Lehrer und 286 Studirende zählten. <>) Die 8 chirurgischen Lehranstalten wurden in demselben Jahre durch 77 Lehrer — incl. 48 ordentlichen Professoren — und 667 Studirende reprasentirt, während die ihnen ver wandten e) 20 Hebammenschulen bereits im Jahre 1853 35 Lehrer, 22 Oberhebammen und 1475 Schülerinnen aller Nationalitäten des österreichischen Kaiserstaates aufzuführen hatten. In erfreulicher Weise frequentirt finden wir hier im Jahre 1854 k) die 8 technischen Akademien, an denen 178 Lehrer — incl. 69 ordentl. Professoren — thätig waren und welche von 5130 Studirenden mit 64 Ausländern besucht waren. Rechnet man dazu noch 56 nicht eingeschriebene Gäste und 1154 dergleichen, welche nur die SonntagSvor- träge besuchten, so bekommen wir die Summe von 6340 der Technik Beflissenen. — Auch präsentiren sich g) die 19 forst- und landwirrbschaftlichen Lehranstalten bereits im Jahre 1853 nicht in unwürdiger Weise; denn wir finden an den selben die Summe von 72 Lehrern incl. 22 ordentl. Pro fessoren und 912 Studirende. In gleicher Weise sind b) die 8 Hähern Special-Lehranstalten für Sprachen, bildende Künste, Musik rc. zu erwähnen. Denn sie zählten schon 1851 231 Lehrer und 4471 Schüler. Betreffend die ältern Lehr anstalten, die Gvmnasien, deren Zahl sich auf 270 beläuft, so wurden in denselben 48,791 Schüler, incl. 5305 Prote stanten und 1866 Israeliten, von 3096 Lehrern unterrich tet. Frisch und lebenskräftig treibt ein neuerer Zweig des öffentlichen Unterrichtswesens; denn i) 25 Realschulen, und zwar 11 vollständige und 11 Unter-Realschulen, zählten 1854 336 Lehrer incl. 22 Directoren, mit 7317 Schülern, ercl. 157 nicht eingeschriebener Hörer der SonntaqSvorträge. Daß eine Armee, wie die österreichische, zahlreiche BildungSanstal- ten erfordert, ist selbstverständlich, und in der That zählen wir auch 63 Militär-Lehranstalten mit 481 Lehrern, 31 Be amten, 785 Dienern und 5520 Schülern. — Auch das Volkschukwesen finden wir hier nicht al- unwesentlichen Factor des gemeinsamen StaatSlebenS verzeichnet; denn wir können >c) 30,132 als die Gesammtzahl aller Volksschulen incl. 4037 für Nichtkatholiken verzeichnen und bemerken, daß in denselben 2,570,362 Kinder und zwar 1,010,031 Knaben und 810,130 Mädchen von 55,431 Lehrern und Lehrerinnen mit einem Kostenaufwand von 4,531,662 Gulden unterrich tet wurden, wobei Krakau und Siebenbürgen ausgeschlossen sind. Durchschnittlich kommt auf 50 Schüler circa 1 Lehrer. Die Zahl der schulfähigen Kinder ist mit 4,208,579 zu ver zeichnen. Auch sind hier noch 11,728 Wied,rbolungsschulen mit 2,532,016 Besuchenden zu erwähnen. Schließlich führen wir auch noch 1) 122 Kinderbewahranstalten auf, in denen 11,571 Zöglinge durch ein Lehr- und Aufsichtspersonal von 512 Personen mit einem Kostenaufwand von 90,007 Gul den erziehlich geleitet werden. Dies die Factoren geistiger Eultur des österreichischen Kaiserftaates. Berlin, 15. Oktober. (N. Pr. 3.) Se. Maj. der König geruhte heute früh von 9 Uhr an die Glückwünsche der könig lichen Familie, so wie der sämmtlichen als Gäste anwesenden fremden fürstlichen Herrschaften, der Hofstaaten, der Minister und der General- und Flüqeladjutanten auf Schloß Sans- Feuilleton. n. Berlin, IL. Oktober. Zum heutigen Geburisjeste Seiner Majestät de- Königs hielt die Akademie der Künste im großen Saale der Singakademie ihre öffentliche Sitzung. Bor der mit goldnem Lorbeer bekränzten Büste deS KöoigS hatte der Senat Platz genommen, in dessen Mitte man die Professoren Rauch und Hansel, sowie den Generalmusildirector Meyerbeer bemerkte. Die Feier bestand auS Mustkausfübrungen der Orchesterklasse der Akademie und der Mitglieder der Singakademie, auS einer An« spräche d»S BicedirectorS, Prof. Zerbig, und der Festrede deS SecretärS der Akademie, Prof. Tölken, welche die Beschützung der Kunst durch die preußischen Monarchen und besonders durch deS jetzt regierenden König« Majestät feierte. Hiermit ward die Verkündigung der Preise in der GeschichtSmalerei verbunden. Bon neun Bewerbern wurden schließlich drei zur rngern Eon« currenz zuqelassen. Den Preis eine- dreijährigen RcisestipendiumS von LOS Thalern erwarb für eine Darstellung deS „UlpsseS und der Perikleia in dem Augenblicke der Wiedererkennung deS Erster»" der Maler Paul Kießling au» BreSlau, Schüler der Dresdner Kunstakademie. — Die Unwersttät hielt in der Aula 'ine feier liche Sitzung. Prof. Böckh hielt die Festrede über den Geist und Ginn der Universität und ihre Beschützung und Beförderung durch den gefeierten Monarchen. ES folgt« die Uebergabe deS Rektorat« in lateinischer Sprache. Al- Rector wurde Professor Trendlrnburg proclamirt und al- Dekane für die theologische Fakultät Prof. Hengstenberg, für die juristische Prof. Richter, für di« mrdicimsch« Prof. Ehrenberg und für die philosophische Pros. Haupt. Aul drm von dem abgehenden Rector erstatteten Jahresberichte ging hervor, daß die Universität im abgelausenen UniversiiätSjahre 12 Lehrer verloren hat, worunter 7 durch den Tod; hinzugekommen waren 13, so daß die Gesammtzahl der Universitätslehrer 160 beträgt. Die Zahl der Vorlesungen be trug im letzten Semester 529, woran 2025 Personen Theil nahmen ; 1027 wurden neu immatriculirt, wovon-der vierte Theil Ausländer waren; promovirr wurden 148, und zwar in der tbeo« logischen Facultät 3, in der juristischen 5, in der medicinischen 120 und in der philosophischen 20. Prof. Ehrenberg wird als Prorector mit dem Prokecan der theologischen «Fakultät zur Säcularfeier nach GressSwalde gesandt werden. Um ^3 Uhr schloß die Feier. Unter den Anwesenden befand sich der Unter« richiSminister v. Raumer und alle Räthe seines Ministeriums, ferner viele hohe Militär-, sowie der russische General v. Korff in großer General-uniform und mit dem Bande deS Alerander« NewSki «Ordens. Theater. In Weimar hat die Aufführung de» zweilkN TheileS deS „Faust" von Goethe (erster Act) trotz glänzender Jnscenirung und musikalischer Begleitung kein lebendige« Jnt^effe erregen können. — In Berlin wird am Hoftbeater im November eine neue Oper Dorn'S: „Ein Tag in Rußland" in Scene gehen. — Pari«. In der „großen Oper" hat die Medori nur einen sehr geringen Erfolg gehabt: sie schreit zu viel und ihr Ge sang läßt auch sonst noch Manche« zu wünschen übrig. Di» 10,000 Fr«, monatlicher Gag, werden zu hoch gefunden. * „Zn Berlin — so schreibt Kossak — drückt jetzt die Furcht vor den in der kommenden Saison zu überstehenden Musikaufführungen die Gemülher. Sie bewegt nicht allein die unglücklichen Söhne der musikalischen Kritik, sondern auch alle Personen, welche durch traurige sociale Combinationen in unver meidliche Künstl.rbekanntschaften verwickelt find, Heranwachsende singende und pianoforüstrende Töchter in» Leben einzuführrn haben und olS patronifirende GesellschaftSgeber und ernste Väter zur Abnahme einer Anzahl Instrumental- und VocalbilletS ge zwungen find. Auf der andern Seite darf aber auch di« Be- dränqniß der concertirenden Künstler nicht leichtsinnig außer Acht gelassen werden. Sie haben Schüler zu fördern, Eompo- fitionen zur Aufführung zu bringen und ihren Ruf aufrecht zu erhalten; da- Coneert ist ihr unvermeidliche- Fatum. Dieser Kamps der Production und Consumtion könnte nur auf eine seqen-rciche Weise entschieden werden, wenn eS gelingt, für die Musik neue Verkehrswege zu eröffnen. Wir meinen nicht, daß unsre Künftlrrbataillone auf daS Nerathewohl in die weite Welt hinau-wandern und die abgespielten Erdtheile von Neuem durch wandern sollen ; wir schätzen die Behaglichkeit de« eignen Herde« und die Kostspieligkeit deS Reisen« zu hoch, um jene« tiiviale und zweifelhafte Mittel zu empfehlen. Nur die Wissenschaft kann helfen, wie sie dem geschriebenen Worte geholfen. Gleich dem elekiro-magnetischen Teleg^nphrn für dir Mittheilunq der Schrift bedürfen wir einer in die Ferne reichenden ronleitenden Vor richtung für die Musik. Ein Conrert-, Matinee- und Soiree- Telegraplfi überall bin zu richten, gehört zu den Bedürfnissen de« Jahrhundert«. Wenn Jeder ein Coneert hören kann, wo und wann er will, und die Loncertqeber dabei in ihren Wohnungen ohne Saalmietbe, Biller«, Annoncen und Loncertviter seine Frrnmuficirknnst auSüden können, dann bricht di» gowne Aer» der Musiker an, da« Coneert der Zukunft."