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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaetenr: I. G. Hartmann. .V 234 Erscheint mit Ausnahme der Sonn. -«MM, - und Festtag. tLgltch Abend» und ist MlttWVth, vtN 8. durch alle Postanstalten zu beziehen. Pret» sür da» Bteneljahr Lhaler. Insertion»«Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile t Neugroschen. I8S« Amtlicher Theil. Dresden, 3- Oktober. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruhet, die Leutnants Verworner, Hammer und Schwringel vom Fuß-Artillerie-Negimente, zu Ober leutnants und die Portepeejunker der Artillerie Bucher I., Friedrich, v Wolf, Edlinger, Bucher II., Edler v. d. Planitz, Wachtel, Krutzsch und Haberland zu Leutnants zu befördern; ferner den aggr. Hauptmann Richter und Oberleutnant Leonhardt deS Fuß'Artillerie- Regiments, Ersteren zum Regiments-, Letzteren zum Bri gade-Adjutanten bei nurgedachtem Regiment? zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. Urdersicht. Tagesgkschichte. Wien: Zur neapolitanischen Angelegen heit. Oesterreichische Abgesandte nach Montenegro. — Berlin: Die bevorstehende evangelische Kirchenconferenz. Eröffnung der Provinziallandtage. Professor Weiß -f. — Hechingen: Zur Anwesenheit der Majestäten. — Lin dau: Das Landeshoheitszeichen aufgestellt. — Aus Thüringen: Die Besoldungen der Staatsdiener. Von der Zollconferenz. Gute Ernte. Das Wandern von Handwerksleuten nach Rußland betreffend. Eine kand- wirthschaftliche Preisschrift. — Frankfurt: Der Geld punkt bei den Gehalterhöhungen der Senatoren. — Hamburg: Entlassene Mannschaften der englisch-deut schen Legion. — Paris: DaS Ergebniß der Ernte. Zoll decrete. Die Herstellung von Wohnungen für Arbeiter. Der Papst soll in der neapolitanischen Angelegenheit ver mitteln. Die Kampfe mit den Kabylen. Gerücht von bevorstehenden Veränderungen im Ministerium. Verhaf tungen. Vermischtes. — Bern: Zur Neuenburger An gelegenheit. — Turin: Die Bkschaffenbeit der sardini schen Marine. — Neapel: Der österreichische Gesandte »ingetroffen. Ministerrath.'— London: Die Expedition nach Neapel soll aufgegeben sein. Der Tod deS Feld marschalls Hardinge der Armee angezeigt. Die Armee- reduction. Erweiterung des Küstenwachtwesens. Die Dis konterhöhung. — Kopenhagen: Der Reichstag eröffnet. — Konstantinopel: Die Organisation der Gendarmerie. Local- und Provinzialangrlrgenheiten Dresden: Preisaufschlag für Schuhmacherwaaren. — Ehemnih: Errichtung eines Feuerlöschcorps. — Zwickau: Un glücksfall. Schulnachrichten. Die Zusammensetzung deS Bezirksgerichts. — Glaucbau: Feuer. — Grimma: Einweisung des Polizei-Jnspertors. — Wurzen: Vieh markt. — Schneeberg: Erledigte Stadtrathsstellen. — Schandau: Stromverkehr. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. TageSgeschichte. Äüien, 5. October. In den meisten ausländischen Blät tern ist die Nachricht enthalten, daß die k. k. österr. Regie rung ein Geschwader aus Pola in das mittelländische Meer abgesendet habe, um an der Demonstration gegen Neapel aktiven Theil zu nehmen. Diese Nachricht ist verfrüht. Bis zur Stunde — schreibt die „Oest. Atg." — hat erst der kaiserl. Kriegsdampfer „Elisabeth" den Befehl erhalten, sich in den Golf von Neapel zu begeben, um dort Station zu nehmen. Uebrigens sind nach halbofsiciellen Berichten aus Toulon dort alle Vorbereitungen zum Auslaufen der Flot ten eingestellt worden. Das Gerücht, die Flotte unter dem Feuilleton. . Hoftheater. Montag, 6. Oktober. Erste Gastvorstellung der Signora Ri störi unter Mitwirkung ihrer italienischen Gesell- schäft: Medra. Trauerspiel in drei Acten von Ernst Legouvs. So dankbar für die heftigen Eindrücke deS Tragischen, Furchtbaren, die Sinne Ergreifenden der MedeamylhoS ist, so wenig hat eS doch der Dichter vermocht, ihm eine würdige poetische Gestalt und höhere Tragkraft zu verleihen. Er verblaßte den Stoff, den er gegen die Tradition gemodelt hat, durch einen oft flachen, unpsychologischen Dialog und eine effecthaschende, moderne Behandlung. So erscheint denn die Einfachheit deö SujeiS als Nacktheit und die Tragik darin ist eine blose Graß« heit geworden. Rechnet man zu diesen Schwächen den her kömmlichen unsrer deutschen, nach Wahrheit und Natur ringen den Sprachweise der Bühne fremden italienischen oder auch französischen PaihoS der Deklamation, so wird eS erklärlich, daß die Hohlheit der ganzen drastischen Wirkung etwa- TopfartigeS, Inhaltlose- gewinnt und den Hörer niederdrückend berührt. ES ist daher dem Ungeheuern Talente der Ristori nur in den Banden dieser Hindernisse eine künstlerische Bewegung mög lich, die nicht so frei und großartig sein kann, als sie der Schwung und die LebenSpotenz einer wahrhaft bedeutenden Dichtung gewährt. Der Dichter hat bei seiner blastrten, nach dem Pikanten strebenden Zeichnung der Medea von vornherein die düstere, unhrilschwangere GeisteSfarbe vergessen, welche die Sag» der alten Griechen der furchtbaren Kolchierin gab. Daher mußte denn auch die Darstellerin den elegischen Schmelz und Oberbefehle des Admirals Trehouart werde nach Neapel ab gehen, war dadurch entstanden, daß die Mannschaften dersel ben consignirt worden waren. Die Eonsignation ist aber aufgehoben worden, und nichts ließ nach den letzten Nach richten auf ein baldiges Auslaufen der Flotte schließen. — Aus Eattaro wird der „Oest. Ztg." berichtet, daß sich ein k. k. Oberst und der k. k. Delegat von dort nach Cettinje verfügt haben, um mit dem Fürsten Danielo und einigen Senatoren officielle Rücksprache zu halten. U Berlin, 6. Oktober. Die am 3. k. M. im hiesigen königl. Schlosse zu eröffnende evangelische Kirchenconferenz wird eine tiefe Bedeutung für die Zukunft vieler die Kirche betreffenden Fragen haben und hat demgemäß bereits das ganze Interesse des Publikums in hohem Grade erregt. Da viele der zu verhandelnden Fragen die Stellung der Kirche zum Staate berühren sollen, außer'den geistlichen Theilneh- mern, an deren Spitze man sämmtliche Generalsuperintenden ten einzuladcn beabsichtigt, so werden auch die acht Ober präsidenten einberufen werden. Im Ganzen beabsichtigt man mit dieser Eonferenz nur eine Vorbereitung der später abzu haltenden großen Generalsynode, w.lcher auch die Lösung der wichtigsten Fragen Vorbehalten bleiben soll. Die „evangelische Kirchenconferenz" soll sich häuptsachlich mit Sichtung des Ma terials für die Generalsynode und mit der Prüfung der ein geforderten Gutachten beschäftigen. — Mit Ausnahme der Provinzen Brandenburg und Pommern findet heute in allen Provinzen die Eröffnung der Provinziallandtaqe statt, zu deren Verhandlungen mehrere der hohen VerwaltunqSchefs, wie der Finanzminister v. Bodelschwingh und der Polizeiprä sident v. Zedlitz, sich begeben haben. Die Provinzialstände der Provinzen Pommern und Brandenburg werden nach Ver mehrung des augenblicklich nicht genügend umfangreichen Materials für ihre Beratungen später zusammentrcten. — Die Gelehrtenwelt Berlins hat in dem am 2. d. M. zu Eger erfolgten Tod des ordentlichen Prc/essors an der hiesigen Universität, Christian Samuel Weiß, einen herben Verlust erlitten. Weiß war 1780 zu Leipzig geboren und hat seine naturwissenschaftlichen Studien auf der Bergakademie zu Frei berg gemacht. Seine im Gebiete der Mineralogie und Geognostik zum Theil in Gemeinschaft mit dem verewigten Leopold v. Buch angestellten Forschungen und seine Verdienste um diese Zweige der Wissenschaft gründen ihm ein unv^rwischlichcs Gedäcktniß. Hecsstngcn, «1. Octoder. (St? ,^, Vorgestern Abend gegen 9 Uhr hielten Ihre Majestäten der König und die Königin unter dem Jubel des Volks Ihren Einzug in unsre festlich geschmückte Stadt. Ihre Majestäten nahmen das Nachtquartier in Schloß Lindich, von wo Allerhöchstdieselben sich gestern Vormirtag auf das Stammschloß Hohenzollern begaben und der Einweihung der dortigen Kapelle und dem Aufsetzen des Knopfes auf den Mittlern großen Thurm bei wohnten. Abends wurde Ihre» Majestäten von den Bürgern und Landgemeinden aus Hechingen und Umgegend von über 500 Fackelträgern ein Fackelzuq gebracht. Heute Vormittag 11 Uhr verließen Ihre Majestäten Hechingen und trafen um 4 Uhr Nachmittags unter dem Donner der Kanonen und Geläute der Glocken in Sigmaringen ein. Bei der Ein fahrt am Thore wurden Ihre Majestäten von dorr aufgestell ten, weißgekleideten Mädchen begrüßt und auf dem Schlosse von den Behörden und der Geistlichkeit der Stadt empfangen. Se. Majestät begaben sich noch vor dem Diner zu Fuß durch die Stadt, begleitet von Ihrem Flügeladjutanten. Morgen, nach dem Gottesdienst, begeben Sich Ihre Majestäten nach Lindau, werden dort übernachten und Montag die Rückreise zunächst nach Augsburg und dann nach München fortsetzen. Heute Abend findet eine allgemeine Illumination in Sigma ringen statt. Lindau, 4. October. (A. Z.) Heute fiel daS Bretcr- gerüste von dem majestätischen Hoheitszeichen und der riesige Löwe blickt stolz hinaus auf den See und die ihm gegen überliegenden Alpen. Professor Halbig leitete persönlich die Ausführung, und Jedermann ist hoch erfreut über den ge schmackvoll rechts am Eingänge in den Hafen gewählten Standort. 1> Aus Thüringen, 4. Oct. Seitens einiger unsrer Regierungen haben die Besoldungen der Staatsdiener, welche durchaus nicht mehr in Verhältniß zu den Preisen der un entbehrlichsten Lebensbedürfnisse stehen, die eingehendste Er wägung veranlaßt, als deren Folge eine auf durchgehende Verbesserung der Besoldungen gerichtete Vorlage bei dem demnächstigen Zusammentritt der Landesvertretungen be zeichnet wird. — In der deutschen Zollconfercnz soll u. A. die Bildung von Zollgruppen mit je einer Stimme (z. B. Sachsen und Thüringen, Hannover, Oldenburg und Braun schweig rc.) zur Sprache gekommen sein; ob aus Anlaß eines förmlichen Antrags und mit welchem Erfolge, habe ich jedoch nicht erfahren. —- Unsre Ernte ist durchweg eine sehr gute, und auch von der Kartoffelkrankheit zeigen sich nur verein zelte Spuren. ? Aus Thüringen, 5. Oktober. Nachdem die Be schränkungen wieder aufgehoben sind, welche den kaiserlich russischen Gesandtschaften bei Erkheilung von Pässen und Visas zu Reisen von Handwerksburschen und Arbeitern nach Rußland bisher auferlegt waren, so hat die Herzog!. Landes regierung dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß nach Mittheilung des kaiserlich russischen Ge schäftsträgers am Hofe zu Weimar es sich, wenn, wie vor aussichtlich, Arbeiter und Handwerker in großer Zahl nach Rußland gehen würden, um so mehr empfehlen dürfte, solche Reisende von Seiten ihrer Heimathsbehörde oder auf sonst geeignete Weise darauf aufmerksam zu machen, daß die Er wartung eines lohnenden Erwerbes ohne zuvor erlangte be stimmte Aussicht leicht unerfüllt bleiben und den Reisenden daher eine böse Zukunft bevorstehen könne. — Die Herzog!. Landesregierung zu Gotha hat neuerdings eine Schrift deS Pfarrers Frank in Liebenstein: „Umschau auf dem landwirth- scbaftlichen Gebiete des Thüringer Waldes" allen Gemeinden des Landes auf das Dringendste zur Kenntnißnahme und Nachachtung empfohlen. Diese Schrift ist, nach den Zeug nissen aller Sachverständigen, eine überaus tüchtige Arbeit und deshalb von der genannten Behörde mit einem Preise gekrönt worden. Da die zahlreichen Belehrungen, welche die Schrift enthält, nicht sämmtlich nur den Zuständen des thü- ringer Waldes angepaßt sind, sondern vielfach einen weit all gemeinem Werth haben, so sind alle Kirchen und Gemein den des Landes ermächtigt worden, Exemplare des Buches anzukaufen, und es dürfte auch in weitern Kreisen ein Hin weis auf dasselbe nicht ohne alles Interesse sein. § Frankfurt, 5. Oktober. Die ständige Bürgerrepräsen tation will die Voranschläge zu Mehrausgaben für die Gchalterhö- hung der Senatoren, die Gerichtsreform und die Bauten nur gut heißen, wenn die Möglichkeit der Deckung nachgewiesen wird. Diese Voranschläge würden eine neue 3HprocentigeAnleihe von wenigstens 3,000,0««0 st. erheischen, zu 88 hinausgegeben also im Voraus einen Eapitalverlust von 360,000 fl. und einen jährlichen Zuwachs von 105,000 fl. zu dem bisherigen Deficit. Hamburg, 5. Oktober. (H. E.) Die entlassenen Mann schaften der englisch-deutschen Legion, von denen noch circa 3000 Mann über Hamburg kommen werden, bringen hier eine Menge Geld in Umlauf. Nicht allein, daß sie sich hier equipircn, sie verstehen rs auch, da fast Alle Lebemänner sind, auf andere Weise ihr Geld an den Mann zu bringen, eine gewisse, von Legouve nach dem Intriguanten hin gearbeitete Dialeklif der weichem weiblichen Wechselstimmungen vorwallen lassen. Die Ristori offenbarte hierin ihre uns bekannte Genialität in der wunderbaren, dämonisch hinreißenden Schaltirung ihres Rcdeiones, der sich mir dem höchsten Style der Bewegungen und einer Mimik verbindet, die sich ohne Worte verständlich macken würde. Unendlich reizend war eS, neben der vulkanischen Ge walt der Wuth, der Eifersucht, deS gekränkten, so krampfhaft und verzweifelt liebenden Herzenö den Erguß der innigsten Em pfindung, deS zärtlichsten Muttergefühls, der rührendsten Er innerung schönerer Tage hervorquellen zu sehen. DaS zahlreiche Publicum zollte der gefeierten Künstlerin die lebhafteste Anerkennung und man wird daS Gastspiel derselben «IS eine langerwünschte Erscheinung mit der höchsten Theil- nahme verfolgen. Otto Banck. Einige Daten über frühere Bildcrankäufe für die Dresdner (tzcmäldegalcric.*) Die wichtigste und bedeutendste, der Zahl und dem Wertbe nach, unter den Erwerbungen König August'S ist unstreitig der Ankauf der sogenannten „Modenesischen Galerie", richtiger, einer Anzahl von einhundert Bildern auS der Sammlung deS Herzogs Franz von Este-Modena, welche sich theilS in Modena selber, theilS in Ferrara befanden. Vermittelt wurde diese schwierige Angelegenheit durch den damaligen Gesandten SachsenS in Venedig, den Grafen Billio, den Hofmaler und sächsischen Specialbevollmächrigten Ventura Rossi, den spätem Galerie *) Aus Hübner'S Katalog mitgetheilt (s. Nr. 2LZ). Inspektor Pietro Guarienti auS Dresden und einen damals be rühmten Kunstkenner, den alten Zannctti in Venedig; während daS eigentliche Geldgeschäft dem zum Abschluß eigenS nach Venedig gesandten Bankier Joh. TbomaS de Rachel auS Dresden und dessen Bruder Paul Moritz Rachel in Venedig übertragen blieb. AuS zahlreich vorhandenen Originalbriefen Beider, und besonders deS Erstem, läßt sich der Gang der ganzen An gelegenheit in all' seinen Verwickelungen und Schwierigkeiten, wie sie Schlauheit und Geldgier den sächsischen Unterhändlern zu bereiten wußte, ziemlich klar übersehen. Eine augenblickliche Geldverlegenheit deS Herzog- Franz von Este. Modena wurde von der glühenden Kunstliebe König August'S, der Neigung, seine Galerie zu vermehren, und einer gleichen Gesinnung Brühl'ö klug dazu benutzt, den Ankauf dieser bedeutendsten Bilder der Estenfiscken Galerie zu bewerkstelligen. Der Herzog und seine Beamten und Unterhändler, der Premierminister Marchese Rangoni und der Finanzministrr und Oclitore genernle Msqr. Bondigli, fühlten die Größe der Ver antwortung, einen solchen Schatz dem eignen Lande zu entziehen. Die Verhandlungen konnten auS Furcht vor dissentirenden Mei- nungen, die in Modena selber laut geworden, und da selbst manche der Räche deS Herzogs entschieden gegen den Verkauf waren, nur sehr geheim betrieben werden. Rosst selber hatte die Bilder in Modena und Ferrara eben so heimlich und unter falschem Namen in Augenschein nehmen müssen, um die Aus wahl zu genehmigen. Immer neue Schwierigkeiten erhoben sich auf modeneflscher Seite, welche die Unterhandlungen verzögerten, und eS erforderte noch manches nicht unbedeutende Geldopfer, außer dem bereits festgkstellten Kaufpreise von einhundrrttausend Zecchinen einer