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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ^198. Erscheint mit Au«naharr der Sonn» und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanftalten zu beziehen. Dienstag, den 2«. Augnst. Pret« für da« Lteneifahr Lhaler. Insertion«.Gebühren für den 0t-u« einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. 185«. Amtlicher Thcil. Dresden, 25 August. Seine Majestät der König haben heute früh 6 Uhr von hier aus eine Reise in die Lau- sitz angetreken. Seine Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Earl Ludwig ist heute Nachmittag ^3 Uhr von Teplitz im Hof lag« zu Pillnitz eingetroffen. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Vom k. Hofe. Minister v. Beust nach Elster. — Leipzig: Eisenbahnunfall. — Wien: Günstiger Ge sundheitszustand. Russische Quarantäne gegen die Moldau. Eardinal Viale Prelü abgereist. Erste Ausfahrt der Kai serin. Vermischtes. Berichtigung. — Berlin: Die Louisen-Fciedrich-Stiftung. Der Plan zur Fortisication der Residenz nicht aufgegeben. Manöver. Der Erbgroß- herzog von Toscana abgereist. Macineangelegenheiten. — München: Hofnachrichten.—Lindau: Der Herzog von Modena. — Harburg: Eine Agentur der österreichischen Staatseisenbahngesellschafk.— Kassel: Geh. Rath Volmar reactivirt. — Aus Thüringen: Die Reise der Orleans. — Frankfurt: Angelegenheiten der Darmstadter Bank. Eisenbahnunfall beiw Militärtransport. König Otto. — Paris: Reorganisation der Verhältnisse des Flottenper- sonalS in Aussicht. Die Zahl der Findelkinder. Verstärkung der Gendarmerie. Aus Biarritz. Peliessier soll Bräutigam sein. Das Anerbieten Rußlands bezüglich der Riff-Pira ten. Vermischtes. Die Räumung der Schlangeninsel. — Madrid: Prinz Adalbert eingetroffen. — Florenz: Die Verlobung deS Crbpinzen ofsiciell angezeigt. — Lis sabon. Keine weitern Ruhestörungen. — Londo.n: Ge heimrathssitzung. Admiral Napier. Die Königin von Aud. — Stockholm: Eholera. Local» und Provinzialangeleflenbeiten. Dresden: Brvdpreise. Unfall bei einer Dampfschifffahrt. Vermisch tes. — Chemnitz». Schneeberg: UnqlückSfälle. — Freiberg: Der Rechnungsabschluß der Gasanstalt. — Zittau: Der bevorstehende Besuch deS Königs. — Wur zen: Gustav-Adolph-Verein. Die Generalversammlung deS sächsischen Ingenieur vereins. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 24. August. Die heutige „Assemblee nationale" thriit mit, daß daS spanische Cabinet beschlossen habe, die Constitution von 1844 wieder berzustellen. — Das „Pays" will wissen, daß Rußland das Anerbieten gemacht, an einer Expedition gegen die Riff-Piraten Anthcil zu nehmen. (V«gl. unten Paris.) In der heutigen Passage war das Geschäft äußerst gering. Die SÄ, wurde anfangs zu 70,7S gehan delt und schloß zu 70,72^ London, Sonntag, 24. August. Der heutige „Observer" theilt mit, daß die Königin in Begleitung Lord Clarendon S am nächsten Donnerstage nach Bal moral abreisen werde Wie dasselbe Blatt behauptet, ist eS falsch, daß England die Bereinigung der Do- naufürstenthümer befürworte., 00 Triest, 21. August. Der als außerordent licher Gesandte des heiligen VaterS nach Mos kau gehende Don Flavio de Principi Chigi ist auf einem Lloyddampfer von Ancona gestern hier ringetroffen. Dresden, 25. August. Se. Majestät der König sind heute Morgen von Pillnitz hier eingetrckffen und haben um 6 Uhr auf der sächsisch-schlesischen Staatsbahn die beabsich tigte Reise nach der Lausitz angetreten. Nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen werden Se. Majestät im Laufe des heutigen Tage- die Städte Pulsnitz und Kamenz besuchen, gegen Abend in Bautzen eintrrffen und morgen (DienStag) über Weißenberg und Löbau bis Herrnhut gehen. Der nächste Tag (Mittwoch) ist zur Besichtigung von Herrnhut und Umgebung bestimmt. Abends dürften Se. Majestät warscheinlich in Zittau eintreffen, der Besichtigung der Stadt und Umgebung den folgenden Tag (Donnerstag) widmen und am 29. August (Freitag) von dort die Rückreise antre ten. Se- Majestät sind von dem Oberstallmeister General leutnant v. Engel, dem Generaladjutanten Generalleutnant Reichard und dem geh. Hcfrathe Bär begleitet. — Dem Vernehmen nach wird Sonnabend, den 6. Sep tember, die feierliche Anwerbung um die Hand Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Margaretha für Se.kais.königl.Hoheitden Erzherzog Karl Ludwig und hierauf allgemeine Glückwün- schungS-Eour am hiesigen königl. Hofe ftattfinden. — Se. königl. Hoheit der Kronprinz hat heute Mittag die hiesige GewerbeauSstellung mit einem Besuche beehrt. Dresden, 25. August. Wir haben bereits (in Nr. 189) berichtet, in welch erhebender Weise der TodeStag unsers höchstseligen Königs Friedrich August am 9. August d. I. in Brennbühel gefeiert worden ist. Der Herr Frühmess« Alois Moriggl von Zirl, der am Jahrestage ebenfalls nach Brennbühel gekommen war, erlaubte sich, Ihrer Majestät unsrer Königin Marie von der stattgehabten Trauerfeierlich keit zu berichten, und wurde aus diesem Anlasse von Ihrer Majestät mit nachstehendem, im „Boten für Tirol und Vor arlberg" mitgetkcilten eigenhändigen Schreiben beglückt: „Wachwitz bet Dresden, am 14. August >856. Eurer Hochwürden danke ich m t jief gerührtem Herzen für Ihr Schreiben und die so sehr ergreifend Bcickrribung deS 9. August; sie hat mir viel heiße Thränen gekostet, aber auch meinem trauernden Heizen wohl geihan und rS mit dem innigsten Dank erfüllt für so viele rührende Beweise der warmen treuen Liebe zu meinem theuern König. Gott vergelte Ihnen, ver ehrter geistlicher Herr, unv allen Bekheiligten mit Seinem reichsten Segen Alles, waS Sie zum Andenken meines lieben, seligen Herrn und zu meinem Tröste thun! Tie h. Meßopfer, die jo fromme Hände in meiner lieben, kleinen Kapelle für die theure, Heimgegangene Seele darbracdten, sind mir unendlich viel werth — eine süße Beruhigung und nicht genug kann ich danken, daß der hochverehrteste Herr Weihbischof Prünster selbst sich herbeiließ, am SckmerzenSaltarc zu celebriren. Lei en Sie wohl, verehrter Herr! gercnken Sie meiner in Ihrem Ge bete und seien Sie der innigen Achtung ve> sickert, niit der ich stets verbleibe Eurer Hochwürden wohlgewogene Marie." „N. S. Die Verlobung meiner Nichte Margarethe mit Ihrem braven Statthalter ist mir em großer Trost. Wie würde sich mein lheu'er König gefreut haben, seine Margarethe in seinem lieben Tirol zu wissen!" Dresden, 25. August. Se. Ercellenz der Herr StaatS- minister des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr v. Beust, hat sich gestern über Leipzig nach Elster begeben. — Der zum kaiserlich russischen Generalconsul für daS Fürstenthum Serbien ernannte kaiserl. russische Oberst Mi- laschewitsch ist auf der Durchreise hier eingekroffen und im „Hotel de Sape" abgestiegen. o Leipzig, 24. August. Heute Vormittag ist bei dem um 5 Uhr von hier abgefertigten Eilzuge, in der Nähe von Plauen die Maschine aus dem Gleise gerathen und um gestürzt, wobei der Lokomotivführer augenblicklich seinen Tod fand, der Feuermann aber und ein Zugwagenwärter schwer verletzt wurden. Weder die Passagiere noch daS übrige Zug personal haben, einige geringfügige Eontusionen abgerechnet, Schaden erlitten. Da die Maschine für den Augenblick beide Gleise sperrt, muß der Personenverkehr einstweilen durch Wechseln der Züge von Leipzig aus Hof vermittelt werden. Von Betriebsmitteln ist, abgesehen von der erwähnten Loco- motive, ein Packwagen zertrümmert und ein Personenwagen beschädigt. Ueber die bis jetzt noch unbekannte Ursache der Entgleisung sind die Erörterungen im Gange. :nm: LLicn, 24. August. Dieser Tage verbreitete sich hier das Gerücht, die Cholera sei in einem unsrer größern Spitäler ausgebrochen. Die große Hitze, von der wir in jüngster Zeit heimgesucht worden, gab diesem Gerüchte Wahrscheinlichkeit, und die Direction des genannten Spitals bestätigte sogar die Anwesenheit eines Cbolerafalles, traf be reits alle Vorbereitungen, den unlieben Gast zu empfangen, richtete eiligst eine Abtheilung für Cholerakranke ein, bestellte einen Ordinarius rc. Glücklicherweise wartet diese Abtheilung noch immer vergebens auf Gäste, und es hat sich herauS- gestellt, daß der obengenannte Fall ganz oberflächlich beurtheilt worden, und sich bei der Sektion als etwas ganz Anderes ge zeigt hat. Der Gesundheitszustand der Residenz ist günstiger als er je gewesen, was den Tausenden zur Beruhigung dienen mag, welche bereits zum Besuche der Naturforscher-Versamm lung angemeldet sind und im nächsten Monat erwartet wer den. — Vom Orient geht die Nachricht ein, Rußland habe eine viertägige Quarantäne nicht blos für die Häfen deS" schwarzen Meeres, sondern auch für die ganze Grenze von Bessarabien gegen die Moldau angeordnet, was man als eine gegen die Fürstenthümer gerichtete Maßregel betrachtet, da der Gesundheitszustand in denselben vortrefflich ist, und zwischen Oesterreich und Rußland kein SanilätScordon eristirt. ÄLten, 24. August. (W. A.) Wie di, „Wien Ztq." meldet, hat der Cardinal-Erzbischof von Bologna, Michael Viale Prel», heute Wien nach fast zwölfjähriger segensreicher Wirksamkeit verlassen und sich zunächst nach Rom begeben. — Zugleich theilt die „Wien. Ztq." nachträglich die Rede mit, die derselbe am 17. Juni d. I. an die in Wien ver sammelt gewesenen Cardinäle und Bischöfe gehalten. — (W.Bl.) Jhre Maj. di, Kaiserin Kat gestern Ihr, Apparte ments verlassen unddie erste Ausfahrt gemacht. Nachmittags war im Schlosse zu Laxenburg Hofrafel, an der die kais Familie und mehrere Skaatswürdenträger Tkeil nahmen. — Die „Oest. Corresp." schreibt: Glaubwürdigen Nach richten auS Bologna zufolge reducirt sich die von verschiedenen Journalen gebrachte Nachricht von Verhandlungen, welche bei dem dortigen Municipium ftattgefunden haben sollen, um durch eine an die päpstliche Regierung gerichtete Adresse die Entfernung der k k. OccupakionSkruppen aus dem Lande zu erwirken, auf die einfache Thatsache, daß Graf Carlo Mar- sili gelegentlich der Vorlage deS Rechenschaftsberichts von Seiten der mit Besorgung der militärischen Angelegenheiten betrauten Commission den Drnk für das Bestreben, Erspa rungen zu erzielen, ausdrückte, am Schlüsse jedoch den Wunsch beifügte, daß die Regierung durch geeignete Maßregeln cs zu ermöglichen suche, die fremden Truppen entbehrlich zu machen. Fenillet o n. Hoftheater. Sonnabend, 23. August. Zum ersten Male: <^aton und Cordelia. Schauspiel in fünf Acren von Schloen» bach. Rach einer Preisnovelle desselben Verfasser-. ES brachte dieser Abend eine sehr unangenehme, schon oft gemachte Wahrnehmung vor Augen: die nämlich, daß in der Literatur der Drang nach dem sogenannten „Höheru" die Schrift steller sehr oft verleittt, sich Aufgaben zu stellen, denen sie nicht im Entferntesten gewachsen find. Die« «Hut Herr Schloenbach durch den Vorsatz, ein Drama schreiben zu wollen, ei»e Arbeit, wozu ihm die nöihigsten Eigenschaften: Leidenschaft d,S Gefühls, Gedankenproduciion, Sinn für daS Eharakterifttsche, Aeschmack und vor Allem EomposttionStalent, fehlen. Sein Stück ist sei nem Inhalte nach die umgekehrte „Frau Professorin", welche also, von Frau Birch-Pfeiffer bearbeitet, nicht „Dorf und Stadl", sondern „Stadt unv Dorf" heißen würde. Eine Städterin, die zu einer gethanen ländlichen Hriraih nicht paßt, fühlt endlich, obgleich im Herzen ganz treu und rein, sich gedrungen, einen Grafen zu lieben und fich für ihn scheiden lassen zu wollen, da sie durch rin Kammerdienerqeklatsch hört, daß dieser Graf fie wahrscheinlich anbei«. Dieser Schluß deS Stücke-, dessen An fang in nicht- al- einer Heirath zwischen der Städterin und dem Bauern besteht, girbt un« noch die Hoffnung, daß dieser Bauer rin junge-, ihn lange liebendes Landmävchen, sehr finnig „Blümchen" genannt, zum Weibe nehmen wird. Diese ermüdende Handlungtlosiqkeit möchte nun noch hin gehen, wenn nur der Dialog erträglich, die Menschen original und lebendig und die Ideen und Empfindungen etwas tiefer al- am flachsten waren. So aber wird man zur äußersten Ungeduld getrieben. Der Verfasser, welcher un- doch seinem Titel zufolge ein ernste- Drama geben wollte, macht bei seiner Entwickelung desselben den Eindruck, wie ein Schuldner, von dem wir eine große Summe frisch gemünzten Gölte- zu verlangen haben und der un- jetzt mit breiten Zwischenräumen den Tisch voll land läufiger Zahlpfennige legt. Diese Münzen, d. h. diese Situatio nen unv Redensarten, sind nämlich schon in tausend Händen gewesen, so daß man auf ihrem Gepräge keinen Kopf mehr herauSfinden kann. Schloenbach hat fast jeder Gestalt eine komische Charakteristik miigegeben, wie er sie um «inen civilen Preis haben konnte. Der eine Mensch sagt stet- „Nur lustig", der andere „Ich bin eine praktische Frau" »c Bon ReminiS- renzen ist ein unheimliche- Gewimmel; der Dichter kann freilich zu seiner Entschuldigung sagen, daß e« mit un- Neuern in Bezug auf Ursprünglichkeit schlimm stehe.- Wenn unsre geistigen Ahnen ihre Gebeine von un- zurückforderlen, so bliebe un- kaum noch die Möglichkeit, un- niederzusetzen und vor Beschämung zer- knirscht zu sein. Di« Darstellung war eine außerordentlich gurr, indem Frau Bayer-Bürck und Herr Liebe die Titelrollen spielten, Herr Winzer einen alten Auerbach'schen Bauern und Herr Ouan te r einen Professor charakteristisch darstellten, dessen literarische Abkunft sich nicht angeben läßt. Besonder- zierte Herrn Dawi« son'S schöne Leistung al» Mauvai-.Sujrt „BilderhanneS" dir Aufführung. Da- Publicum nahm da- mißlungene Product mit Unlust auf und wenn man in Bezug auf die neuern dramatischen Dich ter von Herrn Schloenbach spricht, so wird man leider in den Au-spruch einstimmen müssen: Er ist unter diesen Autoren Was der Schornsteinfeger unter den Mohren. Otto Banck. Dresden, 25. August. Eine hi« längere Zeit nicht gehörte komische Oper: „Die Jagd" (Tert von C. F. Weiße, Mufik von Hiller, zum ersten Male aufgeführl 1769) ging gestern auf dem Theater am Lincke'schen Bade neu einftudirt in Scene und erheiterte da- zahlreich anwesende Publicum außerordentlich. Muß man auch sagen, daß die Handlung etwas arm unv breit, der Dialog hier und da redselig und veraltet erscheint, so ist andererseits die treffliche Musik deS alten Leipziger Tonmeister in ihrer Einfachheit deS Styl- und Gesundheit der Charakteristik doch ganz dazu ange'han, dem vielfach überwürzten musikalischen Geschmack von heute al- heilsame Nahrung zu dienen. Die Dar stellung, einige Ueberkreibungen abgerechnet, ging recht löblich und eS halten namentlich die Herren Räder (Michel), de Marchion (löffel), Conradi (König) und Rudolph (Christel), sowie die Damen Härting (Rö'e), Weber (Hann- chen) und Kriete (Marthe) Gclegenheit, fich in ihren Partien hervorzuthun. Die Industrieausstellung in Dresden.*) (Fortsetzung de« Vlll. Artikel« ) >VIr. An dir Klempner schließen fich die Nadler und Gürtler. E- wäre gut, wenn fie die Schranken zwischen fich wegnffen. Die Nadler macken jetzt wenig Radeln mehr. Größtrniheil- fiud fie Handelsleute geworren. Die i» Arbeit-fache fort- *) Bergt. Rr. 175, 178, 179, 181-189, 191—197 d. lvl.