Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. .V186. Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Sonnabend, den 23. August. Preis für da» Vierteljahr 1^ lhaler. Insertion»«Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Neugroschen. 1856. Amtlicher Thcil. Dresden, 11. August. Se. Königliche Majestät haben Herrn P. A. Stockton al» Consul der Nordamerikanischen Freistaaten in Leipzig anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Tage-gestbichte. Wien: Standartenweihe. Der neue tür kische Gesandte. Die Münzconferenz. — Pesth: DaS Gesetz über die Organisation der protestantischen Landes kirche erwartet. — Berlin: Der Zusammentritt der evan- gelischen Generalsynode verschoben. Die Frage über die ehrlich, Einsegnung Geschiedener. Parade. Vermischtes.— Aus Kurhessen: Regelung der Befugnisse der Super intendenten. — Ko bürg: Kirchenbauten. Militärisches. Ein belgischer Orden. Fremdenzug. — Aus Thürin gen: Der Großherzog von Weimar nach Helgoland. Die Prinzen von Orleans nach Bayern abgereist. — PariS: Die Abreise deS KaiserpaarS. Prinz Jerüme. Regnault in der Besserung. Verdier -f. Die Räumung der Türkei. Abgesandte der baskischen Provinzen. Die Studenten adresse. Herr Thiers zurück. Vermischte«. — Brüssel: Der König zurück. — Rom: Statistisches. — Madrid: Vermischte«. — London: Die amerikanische Note bezüg lich deS Seerechts. — St. Petersburg: Eine Com mission für Einführung guter Schulbücher. Die Brodpreise. — Von der montenegrinischen Grenze: Eine neue Expedition nach Kuki. — Beirut: Ein Beitrag zur Sittengeschichte der Türkei. Local» und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Programm deS Vereins für StaatSarzneikunde. Todes fall infolge BranntweinqenusseS. — Leipzig: Bau eines katholischen Pfarr- u. Schulhauses in Aussicht. Doctor- jubiläum.— Chemnitz: Bevorstehende Festlichkeiten. — Meerane: Kirchenvisitation. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. . Börseuuachrichteu. . TaqeSgeschichte. Wie», 20. August. (W. Bl.) Die Weihe der sechs Standarten der beiden neu errichteten Regimenter König beider Sicilien-Ulanen und Erbgroßherzog von ToScana-Dra- goner hat heute hier in solenner glänzender Weise mit dem üblichen Ceremonicl stattgefunden. Die Gegenwart Seiner Majestät deS Kaisers und der hier anwesenden durchlauchtig sten Erzherzoge k. k. Hoheiten verherrlichten die seltene Feier lichkeit. — Der gestern Abend hier eingelroffene tür kische Botschafter Fürst Kalimaki hat sich heute Mittag dem Herrn Minister Grafen v. Buol vorgestellt und wird nächster Tage seine Creditive in die Hände Sr. Maj. des Kaisers niederlegen. — Heute hat eine Sitzung der Münzconferenz stattgesunden. Die Conferenzen werden regelmäßig an jedem Montage, Mittwoch und Freitag fortgesetzt. Aus Pesth, 16. August, wird der „Allg. Atg." berichtet: Was die Protestanten in Ungarn seit sechs Jahren sehnlichst wünschten; was mehrere Deputationen derselben an den Stu fen deS Thrones ehrfurchtsvoll erbaten; was die im verflosse nen Jahre vom Minister für CultuS und Unterricht nach Wien berufenen evangelischen Vertrauensmänner beider Con- fessionen redlich vorbereiten halfen; was die protestantische Gesammlkirche Ungarns seitdem mit erhöhtem Vertrauen, mit unerschütterlicher Zuversicht erwartete, ist nun der Erfüllung nahe. Der Gesetzvorschlag de« hohen Ministeriums für Cul tuS und Unterricht, die Organisation der protestantischen Landeskirche Augsburger und helvetischer Confession betreffend, wird dieser Tage zur öffentlichen Kunde gelangen. Die Nachricht geht von Mund zu Mund und erweckt in aller Herzen um so freudigere Empfindungen, als es keinem Zwei fel mehr unterliegt, daß die Presbyterialverfassung mit den ihr eigenthümlichen autvnomischen Institutionen, nur fester geregelt und mit den jetzigen Aeitverhältnissen und Bedürf nissen in Einklang gebracht, wieder ins Leben tritt und zu Recht und Geltung gelangt. In wenigen Tagen hoffe ich in der Lage zu sein, Ihnen Näheres über diesen, für Mil lionen redlicher Staatsbürger hochwichtigen Gegenstand mit theilen zu können. Wem es übrigens mit der guten Sache Ernst ist, der hat auch während des bisherigen Provisoriums die Hände nicht müßig in den Schooß gelegt, sondern war thälig auf der Bahn des Fortschritts und, was mit Dank anzuerkennen ist, erfreute sich deS Beistandes der hohen Re gierung. H Berlin, 21. August. Zur Lösung verschiedener wich tiger, die evangelische Landeskirche Preußens beschäftigender Fragen soll, wie bekannt, allerhöchster Anordnung gemäß, eine evangelische Generalsynode einberufen werden. Man hatte geglaubt, daß dieselbe schon in diesem Jahre würde stattfin den können; die Vorarbeiten haben sich jedoch so gehäuft, daß die Eröffnung erst im nächsten Jahre erfolgen kann. Eine schon lange schwebende Frage: die eheliche Einsegnung geschiedener Personen, wird hierbei zn einer gründlichen Er örterung kommen. DaS geltende Gesetzbuch des allgemeinen Landrechts gestattet die Wiederverheirathung geschiedener Per sonen unbedingt, während die Gewissenszweifel einer großen Anzahl von Geistlichen sich mit Berufung auf daS Evan gelium dagegen erklären. Vor einem Jahrzehnd k.HN diese Frage aus Anlaß eines SpccialfalleS zur Cognition Sc. Ma jestät des Königs, Allerhöchstwelcher durch den damaligen Cul- tusminister Eichhorn ein Gutachten der beiden Jusiizminister erfordern ließ. Herr v. Savigny, der berühmte Rechtslehrer und damals Minist-r für di, Getehgabuugsrevision, erklärte sich im Sinne des Landrechts und für die Absetzung des die Einsegnung weigernden Geistlichen. Der andere Justizmini ster, Herr Uhden, jetzt erster Präsident des ObertribunalS, wollte die Scrupel der Geistlichen geachtet wissen; eine An sicht, die neuerdings auch von den KronsyndiciS adoptirt wor den ist. Der Oderkirchenrath hat kürzlich diese Frage zur gutachtlichen Entscheidung an 30 Personen deS geistlichen und LaienstandeS übersandt. Die Gutachten waren bereits Ende v.ßM. eingeqangen und werden jetzt von einem Obercon- sistorialrath und Professor der hiesigen juristischen Facultät, dem Oberkirchenrath, dessen Mitglied er ist, zusammengestellt vorgesegt. Berlin, 21. August. (B. Bl.) Se. Majestät der König haben heute Mittag 1 Uhr über die Truppen der hiesigen Garnison, welche unter den Linden Ausstellung genommen hatten, große Parade abqehalten. Morgen früh rücken sämmt- liche Truppen zu den Feldmanövern von hier aus.— Der Ge neralfeldmarschall Freiherr v. Wrangel bat beute eine In spektionsreise zu den zum Manöver abgerückten Truppcnthei- len des 3. Armeecorps angetreten. — Der Staatsrath wird, wie man hört, seine Sitzungen in der zweiten Hälfte des September wieder aufnebmen. Aus Kurbkssen, 17. August. <A.Z.) Wie Sie wissen, hat das jetzige Ministerium mit Genehmigung deS Kurfür sten die zur Zeit, wo Vilmar noch Referent in den Cultus- angelegenheiten war, erlassene Verordnung, vermöge welcher die meisten Befugnisse der Consistorien auf die Superinten denten übergingen, aus formellen Gründen wieder aufgeho ben und die frühere Einrichtung hergestellt. Ich darf Ihnen jedoch jetzt die verbürgte Mittheilung machen, daß seitens deS Ministeriums eine andere definitive Regulirung jenes Verhältnisses beabsichtigt, und daß namentlich Herr geh. Regiecungsralh Stiernberg mit der desfallsigen Arbeit beauf tragt ist. Wie ich nun höre, soll die Abgrenzung zwischen der rein geistlichen Gewalt, wie sie die Superintendenten, und zwischen der gemischten, wie sie die aus weltlichen und geistlichen Mitgliedern zusammengesetzten Consistorien reprä sentier», in der Weise erfolgen, daß den erster» alle innern Angelegenheiten, den lehtern hingegen alle gemischten, ein schließlich der Disciplin, übertragen werden soll. Als Motiv soll besonders geltend gemacht worden sein, daß die Kirchen ordnung von 1657, auf welche sich die Vilmar'sche Abgren zung stützte, nicht mehr maßgebend sein könne, weil damals in Ermangelung eines Ministeriums das unmittelbar unter dem Landesherrn stehende Consistorium die oberste Kirchen behörde des Landes war und daher auch der Superintendent als deren Organ mit all den Geschäften betraut werden konnte, welche später (nach Errichtung eines Ministeriums) zwischen dem letzter» und dem erster» getheilt wurden. -j-f Äoburg, 20. August. Nachdem die Bauten an der neuen katholischen Kirche sowohl, als an der fürstlichen Be- gräbnißkapelle wegen Mangel an Arbeitern, infolge des Zu dranges derselben zu den Eisenbahnbauten, einige Wochen hindurch ziemlich langsam vorwärts schritten, haben dieselben in der neuesten Zeit, infolge des Zuzugs von auswärtigen Arbeitern, bedeutend zugenommen. Die erstere ist aus dem an manchen Stellen 25 Fuß tiefen Grunde bis 6 Fuß über die Oberfläche hervorgetreten, während die herzogliche Be- gräbnißkapelle ihrer Vollendung in Bezug auf das Mauer werk bereits entgegensetzt. Dieselbe, auf einem Plateau ge legen, ist in der Form einer Basilika erbaut, 81 Fuß lang, 66 Fuß breit und gegen 60 Fuß hoch, und ist eine große Zierde unsrer Gegend. — Der Abmarsch des hiesigen Ba taillons, welches mit dem golhaischen zusammen im gokhaischen Landesrheile einige Manöver ausführen wird, ist aus morgen früh 5 Uhr festgesetzt. — Der Bürgermeister der hiesigen Stadt, welcher mit zwei MaqistratSräthen die Beglückwün- schungSadrcffe Sr. Maj. dem König Leopold der Belgier über brachte, hat von demselben das Ritterkreuz des königl. belgi schen Leopoldordens verliehen erhalten. — Infolge des zu nehmenden Besuchs des thürinqer Waldes sowohl, als na mentlich der dortigen Badeanstalten von Fremden, vorzüglich von Norddeutschen, hat der Fremdenverkehr in hiesiger Stadt auch in diesem Jahre wieder bedeutend zugenommen, indem viele der thüringischen Reisenden von hier aus Abstecher nach Bayern und namentlich nach München, welches in einer Tagereise von hier erreicht wird, machen. 1) Aus Thüringen, 21. August. Die „N. Pr. Ztg." ist falsch berichtet, wenn sie in einer Correspondenz aus Weimar auch die Großherzogin nach Helgoland reisen läßt. Diese befindet sich jnoch ganz ruhig in Wilhelmsthal und nur der Großherzog hat sich zum Gebrauch einer Badecur nach Helgo land begeben. — Die beiden Söhne der Herzogin von Or leans haben gestern die Reise nach der Schweiz über Leipzig (woselbst sie übernachteten. D. Red.), Hof, Nürnberg, Augs burg und Lindau angetreten. Ihre Mutter wird dem Ver nehmen nach ihnen mir dem morgenden Schnellzuge folgen. — Die Getreide-Ernte in Thüringen wird als eine durch gängig gute bezeichnet und auch die Hackfrüchte versprechen seit dem letzten Regen einen bessern Ertrag. Feuilleton. Die Industrieausstellung in Dresden.*) (Schluß de« VII. Artikel«.) Wir Der Stufenofen mit selbstihätigem Regulator und wärme« leitenven Rühren vom Klempnrrmeister A. Heymann jun., der zur Stein- und Braunkohlenfeuerung eingerichtet ist, hat mehrere Eigenschaften aufzuweijen, die man sich anzusehen hat. Nach der Auseinandersetzung de« Erfinder- schließt man wie gewöhnlich die Ofenthüren, wenn da- Brennmaterial einge tragen und angezündet ist , dann aber läßt man den Ofen in Ruhe. Der Regulator wirkt nun srlbstthätiq. Bei zunehmendem Feuer sperrt er den Luftzug, die Wärme setzt sich schnell an di« den Ofen umkreisende Luft ab und entweicht nicht durch da« Ofenrohr, um die Straße zu Heizen, mit welcher Arbeit sich leider noch zu viele Orfen beschäftigen. Der Erfinder behauptet ferner, durch Stellung an einer Schraube bewirken zu können, daß der Regulator irgend einen gewissen Wärmegrad im Zimmer hervorbrinqe, vorausgesetzt natürlich, daß e« dem Heizraum an nöthigem Stoff dazu nicht fehle. — Dir Ersparniß an solchen Orfen, gegen andere gehalten, soll bedeutend sein, auf dem Roste nur schlackenlose Asche Zurückbleiben, versteht sich, wenn nicht Steinkohle gebrannt wird, die viel Schlacke hat. Wir find be gierig, weitere Zeugnisse über diesen philosophischen Ofen, der sich selbst Maß und Ziel fitzt und kein leichtsinniger Verschwender, kein Windfang ist, wie so viele andere, zu erhalten. Wir dürfen der Grnehmhaltung unsrer Leser jedenfalls gewiß *) «rrgl. «r. 17L, 178, 17S, 18t-IbS, 1S1-IS5 d. »l. sein, daß wir so lange von Orfen redeten, jede« Menschen wärmstem Freunde in unserm kalten Klima; wenigsten« wünscht er, daß er immer warm sein möge, wenn rS kalt ist. Er ist in zwischen auch ein sehr iheurer Freund, dessen Freundschaft zu unterhalten un- viel kostet. Erwähnen wir hier gleich noch de« fernrrn Verdienste« de« Herrn Heymann, nämlich de« Lölhen« von Blei mittelst Wasser« stoffgebläse. Richt allein Bleiwaaren lassen sich jetzt mit Blei lölhen, sondern durch da« allerdings schon früher bekannte, von Hey« mann gewerblich ausgebeulete Verfahren gelingt e« auch, ver schiedene andere Metalle mit Blei zu löthen, wa« in manchen Fällen von Werth sein kann. Die M 'tratze mit Sprungfedern nach DupaSquier, welche zuerst von Emil Meinert in Leipzig auf der Chemnitzer Ausstellung 1852 gezeigt wurde, hat noch gegen die Freunde der gewöhnlichen Sprungfedern zu kämpfen.— Ob der alten, ob der neuen Sprungfeder einst der Lorbeer zuerkannt werden wird, wer will'« schon jetzt ergründen! — Raum hat letztere schon gewonnen in der Paientschwungfedersabrik von LE. Höhle, dessen Erzeugniß Tapezirer C. Weber mit Fleisch und Bein, d. h. mit Matratzen, überkleidete, die in der schmiede-eisernen Bett stelle der Schlofferswilwe Schreiner und in der gegossenen Bettstelle von WachSmuth, nach Modell von Ellmendorf gefertigt, ihre würdigen Plätze fanden. Don hier gehen wir über auf die vom Büchsenschäfter Karl Schmatz gefertigte und in Gewandung ausgestellt, mechanische Gliederpuppe, für Künstler al« Modell dienend und fähig, alle mögliche Stellungen anzunrhmen. Al« besondere Vorzüge dieser Figur giebt der Verfertiger und Erfinder an: E« kann ihr dir Taille mittelst Eorset« geschnürt, auch können ihr die Oberarme verlängert werden. Wenn der Puppe männliche Stellungen gegeben werden sollen, so sind ihr die Brüste abzunehmen und mittelst Schlüssel« die Schultern breiter zu schrauben. Um sitzende Stellungen au-zufübren, wird eine Schraube am Gestell zurückgedreht und diese« kann dann niedrrgrschoben werden. — Die Herren Professoren Rietschel, Hübner und Schurig sollen sich günstig über die Brauchbarkeit der Puppe zu Anstellungen «»«gesprochen haben. (Forts, folgt.) n Aus der Lausitz, 2V. August. Der wendisch, Bildung«, verein, die „^Iscicu^, ist unausgesetzt bemüht, durch Herausgabe nützlicher Schritten Kenntnisse und Aufklärung im Volke zu ver breiten. Soeben hat da- >4. Heft der mehr wissenschaftlich ge haltenen Zeitschrift „O»»opi," die Presse verlassen, die zunächst 1) Gedichte von P. Seiler bringt; 2) di« Frag«: „Wo setzt man Vundx?' beantwortet; A) einen Rückblick auf die gesammie wendlsche Literatur vom Jahre 1848 bi« >854; 4) mehrere dunkle Wurzelwörier und 5) ein« Anzahl weniger bekannter Sprich wörter enthält. Diese Zeitschrift findet dir weiteste Verbreitung dadurch, daß sie für Jeden, der irgend einer slavischen Sprache mächtig ist, dadurch genießbar wird, daß sie in der analogen Orthographie geschrieben ist. Ihr Redakteur ist Prof. I. Buck in Dresden. Kunst. In Frankfurt a. M. bewundert man auf der KunstvereinSauSstellung einen echten Murillo, rin Altarblatt: „Die Empfänqniß der heiligen Jungfrau", welche« früher von Sevilla nach Merico in ein Earmeliterklostrr gekommen und erst jetzt nach Europa zurückgrbracht wurde.