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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G Hartmann. V IM. Erscheint mit Au«nahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Mittwoch, den 20. August. Pret- sür da» Vierteljahr Lhaler. Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Neugroschen. 1856 Nichtamtlicher Theil. Nederstcht. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. — Dresden: Vom t. Hofe. Herzog Paul von Württem berg durchpassirt. Keine Mormonen in Dresden. — Wien: Inspektionsreise deS GeneralgeniedirectorS. Die in der österreichischen Armee dienenden Juden. — Berlin: Das Gefecht der Preußen mit den Piraten an der marokkanischen Küste. Diplomatisches. Die Provinziallandtage.—Stettin: Notabilitäken nach Rußland abgereist. — Kurhessen: Zur Berfassungsfrage. — Eisenach: Bevorstehende Reise der Herzogin von Orleans. — Karlsruhe: Das Be finden des GroßherzogS Ludwig. — Man nheim: Heribert Rau'S Rekurse verworfen. — Frankfurt: Spaltung zwischen dem Senat und dem Bürgercollegium. — Paris: Aur Feier des 15. August. Herr v. Kisseleff zum 20. September erwartet. Die bevorstehende Abreise deS Kaisers und der Kaiserin. DaS Befinden Regnault'S. Vermischtes. — Lissabon: Mangel an Lebensmitteln. Cholera. Brod- erreffe. — Turin: Die Hundert-Kanonen-Subsrription. — London: Bankausweis. Die königl. Familie zurück. Eine Ehcenspange für die Expedition nach dem asowschen Meere. Reklamation des Generals Kmety. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Krankenkassenübersicht des Vereins evangelischer Glaubens genossen. Eisenbahnarbeiter bei Schwarzenberg verschüttet. — Freiberg: Die Speiseanstalt. Feuer. Prei Sa usschreibenderOekonomi sch enGesell schäft. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalender. Börscnnachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, 18. August. (Jndep.) Der „Moniteur" meldet, daß auf Befehl deS Kaisers von den zur Vollstreckung d eS TestamenteS des Kaisers Napo leon l. angewiesenen Fonds jedem dec in dem Testamente bezeichneten 26 Departement- 50,000 Fr. ausgezahlt werden sollen. Ein Theil der für Militärs bestimmten Gelder ist bereits ver- theilt worden. Der Kanzler der Ehrenlegion ist beauftragt, noch weitere 5000 Fr. an die dürf tigsten Soldaten des Kaiserreichs zu verjtheilen. Dresden, 19. August. Ihre Majestät die Königin haben mit Ihren königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Sidonia und Anna, in Begleitung Ihrer ExceUenzen des Oberhof- meisterS wirkl. geheimen Raths Freiherrn ä Byrn und der Obechofmeisterin Baronesse v. Friesen, heute Vormittag die hiesige Industrieausstellung mit einem Besuche beehrt. — Gestern Mittag ist Se. königl. Hoheit der Herzog Paul von Württemberg, über Leipzig von Bremen kommend, hier eingctroffen , !m „ Hotel Royal " abgestieqcn und Nach mittags nach Breslau weitergereist. — Die aus der „Köln. Atg." in viele andere Blatter übergegangene Nachricht von der Existenz einer Mormonen» Feuilleton. Dresden, 19. August. Zweites Theater. Am Mitt, woch, den 20. d. M., und den beiden nächstfolgenden Tagen wird Herr Emil Siebert im Zweiten Theater sich auf der Eon- certine produciren. ES ist dieS harmonika-artige, höchst ver vollkommnete Instrument dasselbe, auf welchem vor einigen Jahren Fr. E. Dülken auS London conrertirte. Herr Siebert hat kürzlich in Berlin durch seine Vorträge Beifall gefunden, denen man eine virtuose und zugleich sehr geschmackvolle Be handlung nachrühmt. Es sei hiermit da» musikalische Interesse de» Publikums dafür angeregt, um so mehr, da sich Herr NeS- müller alle Mühe giebt, durch die Darstellungen auf seiner Bühne, auch durch großen Wechsel deS RepertoirS, möglichst an- ziehende Unterhaltung zu bieten. — Die gestrige Vorstellung deS Lustspiels von F. BoaS „Der alte Fritz und die Jesuiten" war nach Maßgabe der Kräfte recht lobenSwerth, und namentlich trugen in befriedigender Weise dazu bei Frau NeSmüller, Fräul. Berthold, die Herren v. Leuchert, Frrd. NeSmüller, Weirauch und besonders die Darsteller der Jesuiten, auch deS stummen Mitgliedes derselben. Herr Larlstrin muß den zu pathetischen Redeton und die zu steife Haltung abzulegen suchen, Fräulein Berthold da» Sprechtempo nicht in zu erregter Weise überstürzen und Fräulein Gesterling an die Stelle der Natürlichkeit nicht sorcirte und verzierte Manier treten lassen. Durch einen gr- wandten und mit gefälliger Tournure begabten Darsteller der fogenanntkn Bonvivantrollen würden derlei Borstrllungrn un gemein gewinnen. B gemeinde in hiesiger Stadt scheint auf der Erfindung eines müßigen Kopfes zu beruhen. Die genauesten deshalb ge pflogenen Erörterungen haben ergeben, daß jene Nachricht rein aus der Luft gegriffen ist und wir bis jetzt unter uns solche „Heilige" noch nicht haben. ÄLten, 17. August. (Mil. Ztg.) Se. k. k. Hoheit der Feldmarschallleutnant Erzherzog Leopold, General - Genie- director, ist von seiner dreiwöchentlichen Jnspicirungsreise der Festungen und festen Punkte in Mähren, Galizien, Sieben bürgen und Ungarn, am 13. August Abends nach Wien zu rückgekehrt. Se. k. k. Hoheit berührte von hier aus Brünn, Olmütz und Krakau, von da Przemysl, Lemberg und schlug die Route über Zalesczyk, Bistritz und MaroS - Vasarhely nach Kronstadt ein. Von diesem äußersten Punkte des Kai serstaates geruhte der Herr General - Geniedirector über Her mannstadt die Festungen Arad und Temesvar in Augenschein zu nehmen und dann die Rückreise über Szegedin und Pcsth- Ofen nach Wien anzutreten. Dieser Jnspicirung soll näch stens eine weitere über Gratz und Triest, Venedig und Ve rona, durch Tirol und von da über Salzburg und Lin; erfolgen. — (A. Z.) Folgende Notizen über die in den Reihen der österreichischen Armee dienenden Soldaten jüdischen Glau bens dürften auch in weitern Kreisen von Interesse sein. Im Ganzen dienen in der österreichischen Armee etwa 12,000 Juden. Von diesen sind mehr als 500 Offiziere, Aerzte, die bei uns gleichfalls Offiziersrang haben, und Militärrechnungs beamte. Von den übrigen Juden bekleiden sehr viele Unter- ofsiziersstellen und zwar vorzüglich deshalb, weil die Juden meistens des Schreibens und Lesens in der deutschen Sprache kundig sind. Ich habe die Zahl der jüdischen Offiziere, Aerzte rc. auf 500 angegeben. Diese Zahl ist durchaus nicht über trieben ; doch werden in dem neuesten Werthcimer'schen „Jahr buch für Israeliten", dem ich diese Daten entnehme, nament lich aufgeführt: 2 Majore, 4 Rittmeister, 4 Hauptleute, 15 Oberleutnants und 34 Unterleutnants jüdischer Confession. Unter dem ärztlichen Personal werden namentlich aufgezählt: 20 Regimentsärzte, eine Charge, die den Juden erst seit dem Jahre 1848 zugänglich ist, und 51 Oberärzte. Die Zahl der Unterärzte, die jedenfalls eine sehr große ist, wird nicht ziffernmäßig constatirt. In der Rechnungsbranche sind bloS 24 jüdische Beamte nanS.ntli^ bekannt. Ich muß übrigens noch bemerken, daß die Soldaten mosaischer Con fession an allen hohen jüdischen Feiertagen dienstfrei sind und auch den jüdischen Gottesdienst besuchen dürfen. Am jüdischen VersöhnungStag sieht man Hunderte von Soldaten in den Synagogen und Bethäusern. Da junge Israeliten, um Offiziere zu werden, den Glauben ihrer Väter nicht ab zuschwören brauchen, so findet man jetzt auch schon in den Militärerziehungsinstituten jüdische Cadetten, die sich zu tüch tigen Offizieren heranbilden und eS auch werden, sobald ihre Befähigung sie dazu berechtigt. Berlin, 19. August. Ueber das gestern bereits gemel dete Gefecht der Bemannung der Corvette „Danzig" mit den Mauren bei Melilla (an der marokkanischen Küste) ist der „N. Pr. A." folgender Bericht zugeqangen: „Von Bord Sr. Majestät Dampfcorvette „Danzig" wurden am 7. Aug. zwei Boote bemannt und zur Recognoscirung der gedachten Küste, an welcher 1852 das Kelberger Scbiff „Lange" von Seeräubern geplündert und dessen Mannschaft gemordet war, abgeschickt, welche nahe dem Strande von den schaarenweise hinzueilenden Piraten mit heftigem Gewehrfeuer empfangen und gezwungen wurden, zur Corrette zurückzukehren. Se. königliche Hoheit der Prinz-Admiral befahl die sofortige Be mannung von einigen Booten, schiffte sich selbst in Beglei tung seines Adjutanten mit aus und landete mit 65 Mann Die Jndustricausstellu»q in Dresden.*) (Fortsetzung de» VN. Artikels.) Wie. Wenn man vr. K. Schafhäutl'S in München ge lehrten und wissenschaftlichen Berich» über „musikalische Instru mente" (wir sagen lieber Musikinstrumente) auf der Münchner Ausstellung mit einigem Nachdenken gelesen hat; wenn man Heinrich Welker'» von Gontershausen Buch über Flügel oder die Beschaffenheit der PianoS in aller Form, einer aufmerksamen Durchsicht würdigte; wenn man endlich täglich in Leipzig mit Leuten von Fach im Pianofortebau und mit Musikern in Berüh rung kommt, die Etwas von der Sache verstehen müssen, so sollte man meinen, daß wenigstens Einiges über jene Musik instrumente geschrieben werden könnte, waS sich lesen ließe. Wohl möglich! Aber doch nicht so leicht ist eS, über Musik instrumente zu schreiben, die sich auf einer Ausstellung befinden. Wenn eö auch geschehen wäre, waS nicht geschehen ist, daß unS ein und derselbe ausgezeichnete Pianist auf jedem Instrumente mit gleichem Feuer vorgespielt hätte, wir würden dennoch außer Stand gewesen sein, die Vorzüge eine-Instrument- vor dem andern herauSzuhören, viel weniger aber abzuschätzen, welches Instrument die beste Stimmung hält, sich am wenigsten ab spiel» u. s. w. Denn eß ergeht den Instrumenten, dir neben einander gespielt werden, wie den Oeldildern, die neben einander hängen, sie schaden sich einander! Die von blendender Farbe schlagen die in bescheidener» Tönen gehaltenen. Ein Londoner Erard donnert alle deutschen Flügel nieder, dir in der Regel rinrn beschridenern Ton und nicht so viel Messing besitzen. — *) Bergt. Nr. 175, 178, 179,181-189, 191, 192 h. »l. (Matrosen und Seesoldaten) auf der Küste, woselbst eine weit überlegene Schaar Piraten sich ihrer Landung entgegen setzte. Doch stürmenden Fußes drängte die preußische Schiffs Mannschaft unter persönlicher Anführung ihres Befehlshabers am Lande vor, griff den Feind nachdrücklich an und trieb ihn mit ansehnlichen Verlusten (100—150 Mann) die felsige Küste hinauf und darüber fort, bis die immer rascher anwach- sende Ueberzahl der Piraten es für gerathen hakten ließ, zur Corvette zurückzugehen. Mit ungewöhnlichem Muthe bestand das kleine Detachement auch dieses Rückzugsgefecht und ver- lor an Tobten 1 Offizier und 8 Mann, und hatte an Ver wundeten 2 Offiziere und 17 Mann. Unter dem Feuer der Kanonen der „Danzig" kehrten die Boote an Bord zurück. Der Leutnant zur See 1. Klaffe Niesemann, Adjutant Sr. königlichen Hoheit des Prinzen-Admirals, starb an seiner tät lichen Wunde in der Lunge noch während der Rückkehr ar; Bord in den Armen seiner Kameraden. Leider erhielt Se. königliche Hoheit der Prinz Adalbert fast gleichzeitig mit sei nem tapfern und braven Adjutanten, der dicht an seiner Seite fiel, einen Schuß in den rechten Oberschenkel (2 Hand breit überm Knie), doch soll die Wunde glücklicherweise nur leicht und schon in der Besserung sein. Der zweite verwun dete Offizier ist der Fähnrich zur See, Pietsch, welcher einen Schuß in den Ellbogen erhielt. Als die Boote zu Bord gebracht waren, eröffnete die „Danzig" noch ein kurzes aber wirksames Feuer gegen die feindliche Aufstellung, und hätte einen abermaligen Landungsversuch gewagt, wenn die Stärke ihrer Besatzung dazu ausreichend gewesen wäre. Die Cor vette kehrte darauf nach Gibraltar zurück, schiffte ihre Ver wundeten aus, welche ins dortige englische Militärhospital sehr bereitwillig ausgenommen wurden, und bestattete ibre Tobten mit allen militärischen Ehren. Se. königliche Hobeit kehrt, wie wir hören, noch in dieser Woche über England nach Preußen zurück." — Der „St. A." meldet: Se. Majestät der König haben am 13. August Mittags gegen 1 Uhr im hiesigen Schlosse den bisherigen königlich sardinischen Minister-Residenten, Grafen v. Launay, in einer Privataudienz zu empfangen und aus seinen Händen ein Schreiben entgegen zu nehmen ge ruht, wodurch Se. Majestät der König von Sardinien ihn zu dem Range eine* außerordentlichen Gesandten und bevoiimach tigten Ministers bei Allerhöchstdenenselben erheben. Unmit telbar darauf ertheilten Se. Majestät dem zum königlich por tugiesischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister hierselst ernannten Baron v. Santa - Ouiteria eine Privataudienz und empfingen aus dessen Händen ein Schrei ben Sr. Majestät des Königs von Portugal, wodurch er in der gedachten Eigenschaft bei Allerhöchstdenenselben beglaubigt worden ist. — Der Kaiser von Rußland hat, wie die „N. Pr. Ztg." meldet, durch den Grafen Adlerberg am 17. dem Feldmar- schall v. Wrangel eine telegraphische Depesche übersandt, welche ibm zu seiner'.Ernennung gratulirt. — Sichern» Vernehmen nach ist der Kammerherr und Legationsrath v. Reumont zum Ministerresidenten an den Höfen von Toscana, Modena und Parma ernannt worden, wo er seit mehrern Jahren als Ge schäftsträger fungirte. — Obgleich die Vorlagen für die Pro vinziallandtage im Allgemeinen in den betreffenden Ministe rien beendet sind, so werden doch die Provinziallandtage, wie die „N. Pr. Ztg." meldet, in diesem Jahre nicht im Sep tember, sondern muthmaßlich erst am ersten Sonntag des October eröffnet werden. (Stettin, 16. August. (Nordd. A.) Das russische Post dampfschiff „Wladimir" trat heute Mittag mit 165 Passa gieren die Reise nach Kronstadt an. Es befanden sich unter Wenn wir aber in kritischer Unfehlbarkeit rücksichtslos ein Urtheil auSzusprechen vermöchten, so wäre dieö immer nur ein persönliches und vielleicht deswegen ein nickt ganz einflußloses, weil es öffentlich ausgesprochen wird und mil vielen Tausend Zungen unter die Menschen hineinredet. Um nun aber keinem der Aussteller von Musikinstrumenten wehe zu thun, ohne da durch auf der andern Seite dem Allgemeinen zu nützen, werden wir kein Urtheil über die Leistungen der Einzelnen fällen. Im Ganzen aber läßt sich dem Pianofortebau in Dresden das Zeug- niß geben, daß er foristrebl auf der Bahn der Verbesserungen und fick angelegen sein läßt, den gesteigerten und oftmals launen haften Ansprüchen sowohl der Musiker von Fach als der Lieb haber deS PianofortespielS und schöner Möbel zu genügen. — DreSden fertigt auch viel Instrumente für die Ausfuhr, besonders nach Amerika, und daß dies mit Erfolg geschieht, zeugt dafür, daß dieselben den Ansprüchen genügen. Die Preise der Dresdner Instrumente sind ferner verhältmßmäßig billig. Darin genügen sic den Anforderungen der Mehrzahl ihrer deutschen Abnehmer, die von dem deutschen Pianofortefabrikanten verlangen, daß er Instrumente so vorzüglich im Aeußern und Innern für 400 biS LOO Thlr. herstelle (wenn man sich wirklich noch biS zu dieser Summe versteig»), welche in England noch einmal so tbeuer be zahlt werden. Wenn daher Schafhäutl am Schluffe seiner Ab handlung über „besaitete Tasteninstrumente" sagt: „Der au-gezeichnet niedere Preis mancher (deutscher) Instrumente ist nicht bloS, wie in den bcnachbanen Ländern, ein Zeichen ein facher, auch im Aeußern schmuckloser Lonstruction, sondern mehr ein Zeichen nachlässiger, leichtsinniger Fabrikarbeit, die, wenn sie auch im Anfänge viele der gewöhnlichen Käufer befriedigt, sich doch zuletzt an dem Fabrikanten empfindlich rächt," so müssen