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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ^189. Erscheint »tt »uraahme der Sona, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten ju brztehea. FreitNg, den 15. August. Pret» für da» Vierteljahr l^j Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 185«. Amtlicher Theil. Dresden, 14. August. Se. Kaiserlich Königl. Hoheit brr Erzherzog Carl Ludwig ist heute Mittag H12 Uhr, von Teplitz kommend, im Königl. Hoflager zu Pillnitz ein getroffen. Se. König!. Majestät haben dem Bezirksamt und dirigi- renden Arzt im BarmherzigkeitSstifte zu Kamenz Ur. Karl Gale Röder »r, in Anerkennung der von ihm in diesen Funktionen unausgesetzt bewiesenen treuen und nützlichen Dienstleistungen das Ritterkreuz des Verdienstordens zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Lheil. Nebersicht. Tage-geschichte. Dresden: Feier des 9. August in Brennbühel. Zur Frage über die Brodpreise. Hervor ragende Fremde. Verkehrserleichterung. — Wien: Ma növer. Einziehung von Papiergeld. Eisenbahneröffnung. Die Mitlheilungen des „Nord" über die Münzconferenz. — Prag: Cardinal Fürst Schwarzenberg nach Lemberg. Vermehrung der Betriebsmittel der SlaatSeisenbahngesell- schaft. Ernt,nachrichten. Sparkaffe. Pferdeankäuse. — Berlin: Der König zurückgekehrt. — Stuttgart: Der König nach Schlangenbad. — Hamburg: Dec Graf von Paris und Herr Thiers nach England gereist. — Paris: Mitlheilungen des Moniteur. Das Programm für den 15. August. Herr Regnault in der Besserung. Prinz Adalbert. Vermischtes. — AuS der Schweiz: Vermehrung der Creditbanken. — Madrid: Gomez sich unterworfen — London: Tagesbericht. — St. PeterS - bürg: Veränderungen im Aollstatut. — Konstanti nopel: Der neue Gouverneur von KarS ernannt. Der Abzug der französchen Truppen. Erntenachrichten. Die geringe Lebensthätigkeit der Tücken. — New-V ork: AuS dem Senat. Walker bedrängt. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: MissionSfeier. WohlfahrtspolizeilicheS. Unglücksfälle. Anti- phosphorstreichzündhölzchen. — Leipzig: Wieder höhere Brodpreise. — Schneeberg: Unglücksfall. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalcnder. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 14. August. Der Todestag unser- höchst- seligen Königs Friedrich August Majestät ist in Brenn bühel auch dieses Jahr in der feierlichsten Weise begangen worden. Wie der „Bote für Tirol und Vorarlberg" meldet, war die auf der Unqlücksstätte errichtete Votivkapelle am 9. August auch äußerlich in sinnreichster Weise geschmückt; um eine oberhalb deS Einganges derselben angebrachte In schrift war ein Blumenkranz aus Edelweiß und andern Al penblumen aus den höchsten Regionen gewunden und auf der Marmorplatte der Unglücksstelle lagen ebenfalls vier Blu menkränze. Früh 5 Uhr wurde in der Kapelle von dem Hrn. Kaplan des Herrn WeihbischofS von Brixen die erste Messe gelesen. Um halb 6 Uhr celebrirte der bei allen Sachsen in gutem Andenken stehende treue Begleiter deS höchstseligen Königs auf dessen letzter Reise, der Priester Alois Moriggl, Frühmesser von Zirl. Au derselben Zeit langte eine Proces- sion der Marktgemeinde Imst, die Geistlichkeit mit der Schul jugend an der Spitze, auf der Trauerstätte an, welcher bald eine Procession der Gemeinde KarreS mit Karösten, geführt von drei Priestern, folgte. Auch die Schützencompaqnie von Imst zog mit ihrer Musikbande auf. Die beiden Schützen compagnien von Arzl und Wenns, die im vorigen Jahre bei der Einweihung der Kapelle so wesentlich zur Erhöhung der Feierlichkeit beigetragen, waren bereit« zum Abmarsch versam melt gewesen, als ein heftig strömender Regen sie zwang, davon abzustehen; jedoch erschien eine Deputation der Ge meinde Wenns und die Musikbande der Gemeinde Arzl. Um 6 Uhr langte der hochw. Herr Weihbischof und Vicar von Brixen, Georg Prünster, ein Ehrfurcht gebietender Greis von 82 Jahren, in der Kapelle an, um das h. Meßopfer für die Seelenruhe deS verewigten Königs darzubringen. Die Sänger der Gemeinde Arzl trugen mehrere der Feier des Tages entsprechende Lieder vor. Zum Schluß der Feierlich keit wurde noch von dem hochw. Herrn Pater Krismer eine Messe gelesen. Der „Bote f. Tirol u. V." schließt seine Beschreibung der stattgefundenen Feierlichkeit mit nachstehen den, von dem Amtsvorstande am k. k. Bezirksgerichte zu Imst, Herrn Speckbacher, der sich um die Verschönerung und In standhaltung der Kapelle mehrfach verdient gemacht, herrüh renden, dem hohen Entschlafenen gewidmeten Versen: ,,So lang' am Felsengrabe der Inn die Woge bricht Und der Tiroler Knabe dir deutsche Sprache spricht, So lang' es Alpcnmatten und Gletscherberge giebt: So lange wird Sein Scharten im Grabe noch geliebt." Dresden, 14. August. Angesichts der infolge der gün stigen Ernte gesunkenen Preise des Roggens findet man es im Publicum auffallend, daß nicht gleichzeitig und in gleichem Verhältnisse die Preise des Brodes herabgehen, und schließt vielfach hieraus auf die Nothwendigkeit der Wiedereinfüh rung der Brodtaxen, indem man sich auf andere Städte be ruft, wo vermöge derselben der Brodpreis wesentlich billiger stehe, als in Dresden. Diese Thatsache ist nicht zu läuqnen, ebenso wenig wie zu läuqnen ist, daß anderwärts bei freier Concurren; der Brodpreis niedriger steht, als in Dresden selbst. AuS diesen ThatsacheN aber auf die Nothwendigkeit der Wiedereinführung der Taxen schließen zu wollen, würde sich in keiner Weise rechtfertigen lassen, so lange es als un bestritten anerkannt wird, daß seil der Aufhebung der Taxen nicht allein der Preis des Brodes im Allgemeinen niedriger, sondern die Qualität desselben eine wesentlich bessere gewor den ist. Wenn man hiernach den erstern mit andern Städten vergleicht, so muß man billig auch die letztere in Berücksich tigung ziehen und es wird dann erst ein ganz richtiges Ur- theil sich fällen lassen. Auf der andern Seite aber darf man nicht unterlassen, zu erwägen, daß der Roggen, wie derselbe unmittelbar nach der eingebrachten Ernte zu Markt gebracht wird, nicht sofort zum Vermahlen geeignet ist, und daß das gewonnene Mehl vorerst verbacken werden muß, bevor sich der Einfluß auf den Brodpreis gellend macht. Wenn ferner öffentliche Blätter mitkheilen, daß der Scheffel Roggen bis zu 4 Thlr. und 3'4 Tblr. verkauft worden sei, so würde es wieder ungerecht sein, diesen ausnahmsweise niedrigsten Preis bei einzelnen Scheffeln dem Brodpreis zu Grunde legen zu wollen, man kann nur den durchschnitt lichen Preis als Maßstab annehmen, und dieser dürfte sich für gutes Korn zur Zeit noch auf volle 5 Tblr. pro Scheffel gestalten. So gerechtfertigt nun auch die Hoffnung auf die seil Jahren erwartete Ermäßigung deS Brodpreises ist, und so gewiß die obigen Gründe hierbei nicht außer Berücksich tigung bleiben können, so wenig mag verkannt werden, daß der momentane Preis deS Brodes nicht ganz dem Roggen preis der Gegenwart ensprechen mag, daß dieses aber durch die Concurren; sich bald ausgleichen wird, ist ebenso wenig zu bezweifeln, als daß die Polizeitaxe im Jahresdurch schnitte das Publicum weit mehr benachtheiligt, als die freie Concurren;, wie eine Vergleichung des Preises und der Qualität des Brodes in den Staaten, wo die Taxen noch bestehen und wo sie aufgehoben sind, beweist; wir wollen darum hoffen, daß ein momentanes Mißverhältniß nicht zu der Wiedereinführung derTaxen führt, sondern daß man das natürlichste Mittel ergreife, Beschaffung von Concurren;, wo die bestehende nicht ausreichend ist, und hierfür lassen sich verschiedene Wege denken: das Heranziehen von Brod aus Orten, wo dieses billiger bereitet wird, die Bereitung eines solchen durch Mittel, welche täglich in Bewegung ge setzt werden können, oder die Begründung einer großen Bäckerei auf Aktien, wie solche anderwärts bereits bestehen oder in Errichtung begriffen sind. Wir würden die Benutzung dieser an sich einfachen und nahe liegenden Wege, welche wahrscheinlich dauernd einen nachlheiligen Einfluß auf die Ecwerbsverhältnisse der städtischen Bäcker äußern würden, im Interesse der letzter» beklagen, allein sie sind gerechtfertigt, wenn sie durch zu starke Benutzung der den Berechtigten gewährten Vortheile hervorqerufen werden, und wie wir ver nehmen, hat man bereits höhern OrtS dieselben in Erwägung gezogen und wird sie ausführen, wenn es die Nothwendig keit erfordert. Au wünschen aber ist, daß man sich allge mein bei Beurtheilung dieser Frage auf den unparteiischen Standpunkt stelle und nicht vergesse, daß man jetzt weit grö ßere Ansprüche an die Qualität des Brodes stellt, welche natürlich nur bei entsprechendem Preise zu erfüllen sind. Dresden, 14. August. Der k. preußische Minister des Handels, der Gewerbe und öffenlichen Arbeiten, Herr v. d. Heydt, ist gestern aus Wien hier eingetroffen, im „Vic toria-Hotel" abgestiegen und heute Nachmittag nach Berlin abgereist. Seit dem 8. August weilt auch der k. preußische Gesandte in Wien, Graf v. Arnim-HeinrichSdorf, in gedach tem Hotel. — Vom 16- August ab findet zwischen Dresden und Hof eine direkte Billet- und Gepäckabfertigung statt. (S. d. Inserate.) ÄLten, 12. August. (W. Bl.) In dem Uebunqslager nächst Bisamberg hat heute vor Sr. Maj. dem Kaiser und sämmtlichen hier befindlichen Erzherzogen ein großes Feld manöver stattgefunden. — Nächsten Montag den 18. August, als am Geburtsfeste Sr. Maj. deS Kaisers, wird am Glacis vor dem Franzensthore eine große militärische Kirchenparade stattfinden, zu welcher die hiesige Garnison in größter Pa rade ausrückt. — Am 31. Aug. werden folgende aus dem Jahre 1848 herstammende Papiergeldsorten, deren Einwechselung die Nationalbank übernommen hat, derart außer Verkehr ge setzt, daß nach dem genannten Termine dieselben nur bis Ende October über eine besondere, bei dem Finanzministerium . zu bewirkende Bewilligung bei den Staatskassen als Zahlung angenommen und bei den Bankkassen eingewechselt werden: 1) die Anweisungen auf die Landeseinkünfte des Königreichs Ungarn zu 1, 5, 10, 100 und 1000 fl.; 2) die unverzins lichen Reichsschatzscheine zu 5, 50, 100, 500 und 1000 fl-; 3) die 5procentigen Centralkassenanweisungen zu 30, 60, 90, 300, 600 und 900 fl.; 4) die ungarischen Münzscheine zu 6 kr. und 5) die im lombardi sch-venet!anischen Königreiche hinauSqegebenen k. k. Staatskassenanweisunqen (Viglic-tli «lei lesoro). — Die österreichische Slaatseisenbahngesellscha^ übergab am 11. d. M. die neu vollendete Strecke von Raa^ bis Neu-Szöny dem allgemeinen Verkehr. Statt einer grö- Feuilleton. Die Industrieausstellung in Dresden.*) (Fortsetzung de» VII. Artikels.) VVIc. Mit den eigentlichen Maschinen sind wir schnell zu Ende gekommen, wir gehen nun zu den Vorrichtungen über. Die Echmiedeblasebälge deS Herrn F- W. Dam müller sind unS vorgekommen, als seien sie mit besonders kräftigen Lungen be gabt. — Die DreSvner Schmiede- und Schloffrrmeister, so viele, oder vielmehr so wenige, als deren ausgestellt haben, zeigen fich von der Seite der Kunst. Der k. Maschinenmeister der sächstsch- schl,fischen StaatSeisenbahn, Ehrhardt, steht infolge ver Lei stungen seiner technischen Eleven Adolf GülSdorf, Paul Käufer, Element Poschmann und Ernst Wolfer, in Arbeiten mit der Feile, als Kluppen, Schraubenschlüssel, Schub lehre, Winkel u.s.w., und der vom Hammerschmied Ferdinand Reichelt geschmiedeten Schmelztiegrl und Wafferform in erster Reihe. ES ist Schmiedekunst, solche tiefe Tiegel mit dem Hammer auSzuschmieden, und Schmiedekunst ist Runge'S geschmiedeter Deichselring und Ferdinand Groth an'S geschmiedetes Unter gestell zu einem zweisitzigen Eoupö. Diese» Gestell fleht in der Thar au», al» wäre e» sauber mit dem Messer au» schwarzem Holz geschnitzt. Mit zwei riesigen Schlössern bescheert un» F. L. lhümler, Meisterstücke, dazu entsprechende Schlüssel! Unserm bescheidenen Dafürhalten würden wir e» für rin „Meisterstück" halten, wenn mit Schlössern, welche rin kleiner Westentaschen *) Bergt. Nr. 17ö, 178, t7S,I81, 182,183, 184, 18L, 186 187, 188 d. »l. schlüssel von Fingerglirdlänge schließt , die größten Werthschaften ficher bewahrt werden könnten. Die Einführung niedlicher HauS- thürschlüsselchen würde eine „sociale Revolution" zur Folge haben! — Da wir jedoch noch der Erfindung deS elektro magnetischen Schlosses entgegensehen, da» fich nur öffnet, wenn man mit einer feinen Spitze einen geheimen, kaum be merkbaren Punkt berührt, so müssen wir unS wohl der treff- lichen Vorlegeschlösser von August Richter, nach Bauart deS Engländers Ebubb, der wackern Schlofferarbeiten, unter Anderm der billigen Kästen mit allerlei nützlichen Werkzeugen von Karl Heinisch, der feuerfesten Kaffenschränke, der Schutzengel der vielen Werthpapiere, die wir heutzutage besitzen, von den Herren Schlossermeistern A. Richter und Harnisch empfehlend an nehmen. Wir billigen eS jedoch nicht, daß diese Schutzgeister fich ein Gewand anlackiren, welche» ihnen nicht von Natur eigen ist. Die HolzmaSke steht ihnen nicht gut. Die Herren Schlosser meister mögen sich der Kunst ihrer Altvordern erinnern, durch welche sie Spinden und Schatzkästlein mit stahltlanker Ver zierung zu schmücken wußten und dabei in gefälligem Wechsel Silber und Gold einlegten. Wenn die» aber den reichen Leuten der Gegenwart zu theuer ist, so mögen unsre heutigen Kunst schlosser Neufllber und — Neugold nehmen! Schloffermeister Herr Friedr. Müller hat, außer mehrer« beschauung-würdigen Künstlichkeiten, eine neue Marquise, einen Frnsterschirm, ausge stellt, der zu jeder beliebigen Höbe auf- und niedergelassen werden kann, ohne daß man do» Fenster zu öffnen braucht, desgleichen einen neuen Schnurenhalter für Marquisen, zur Verhinderung de» Eindringen» von Rauch und Staub in» Zimmer durch die Schnurenlöcher. Auch zeigt er einen Fenstrrftweizapparat, bei dessen Anwendung man nicht zu befürchten hat, daß da» Fenster durch Luftzug und Wind auf- und zugeschlaqen wird. Zu rechter Zeit gespreizt, verhindert er Hagelschaden. Solcher Art nützliche Vorrichtungen giebt e» noch einige auf der Ausstellung. Wir er wähnen die tragbaren Wafferspritzen von Adolf Ono Händel; die sehr billigen und guten Koch-, Destillir- und AbdampfungS- apparaie, di» Apparate zur Bereitung kohlensaurer Getränke mit EiSkühler von E. K. Knigge, Zinngießer; die Spritzen zu allerlei Zwecken von Karl Dörfling, Zinngießer, dessen Ge schäft bereit» seit 40 Jahren rühmlichst bekannt ist, seine Klysopompen oder Ventilspritzen zum doppelten Gebrauch, oben und unten, im Futteral für Reisende, und sonst mancherlei nütz liche chirurgische Vorrichtungen. Nach Bock verdienen Leib- und Körperspritzen die höchste Beachtung zur Erhaltung der Gesund- heil. — AIS verwandten Gegenstand bezeichnen wir da» Waler- closet— Wässerstuhl — von Friedr. Täppisch. Denn er der Einzige ist, der diese» nützliche Gerälh zur Zeit in Dre-den fertig«, so begreifen wir den Übeln Geruch, der noch in manchen Häusern Dresden» zu spüren ist. Rauch in Häusern ist ein eben so großer Uebelstand, den die Rauchdoctoren noch nicht gründlich zu heben wissen, wie sie fich andererseits bi» jetzt noch vergeblich abmühen, den Rauch zu verbrennen. Da» ist nämlich dir Meinung Bieler. Andere von mehr Glauben sind der Ansicht, daß doch in den dicken Bänden von Parentbeschreibungen, welche sich sämmrlich auf die Rauchfrage beziehen und von den englischen Palenibehördrn herauSgegeben find, Einige» zu finden sein müsse, wa» an» vom Rauchübel befreit. Dor der Hand aber qualmen unsre deutschen Dampföffen und städtischen Schorn steine ihren schwarzen Rauch nach Herzenslust au»! — Herr Klempnermeister Theodor Schmiedel ha» nun zwar keine Rauchverbrennungsvorrichiung ausgestellt, doch aber rine Rauch-