Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. .V 171 Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstaltrn zu beziehen. Freitag, den 25. Juli. Preis für dal Bterleljahr 1^ lhaler. Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. 18S«. Amtlicher Theil. Dresden, 19. Juli. Se. Königliche Majestät haben Herrn ämsnck Uonoes T-ea^Iet als Kaiserlich Französischen Konsul in Leipzig anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Nebersichr. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Von der Zollconferenz in Eisenach. Nachtrag zur Rangliste. — Wien: Die Münzconferenzen. Der Erbgroßherzog von TvScana. Vom kaiserl. Hofe. Ver mischtes.— Berlin: Consularangelegenheiten. Der Acker bauminister zurück. — München. Kirchliches. Impf zwang für ausländische Arbeiter und Dienstboten. — Kiel: Minister v. Scheele durchgereist. — Frankfurt) Aus der Bundesversammlung. Die Versammlung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen. Widerwille gegen Ausführung der Frankfurter VerbindungSbahn-DieKaiserin- Witwe von Oesterreich. Graf WalewSki nach Paris. Der Bundestagsqesandte Dänemarks nach Kopenhagen. — Paris: Vertrag über literarisches Eigenthum mit Ham burg. Aus Plombiere-. — Brüssel: Das Jubiläums fest. Rede des Königs. Amnestie. — Aus der Schweiz: Erhöhung diplomatischer Gehalte. — Spa nien: Einzelnheiten über den Kampf. Ernennungen. Falcon entsetzt. Belohnungen für die Truppen in Madrid. — London: Aus dem Parlamente. — Kolbing: Selbst im Tode keine Ruhe. — Stockholm: Stille. General v. Berg in Finnland; v. Totleben wird Sweaborg be festigen. Frhr. v. Stjerneld zurückgetreten.— Amerika: Die Kansasbill. Oberst Fremont. Vermischtes. Local« uud Provinzialangelegenheiten. Dresden: Fackelständchen für Stadtrath Gehe. — Mittweida: Kirchenvisitarion. — Löbau: Schützenfest. — Riesa: Eisenbahnunfall. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Parts, Donnerstag, 2Y Juli. Der heutige „Mo niteur" meldet, daß in Barcelona der Kampf vom 18. bis zum 20. Juli gewährt habe. Die Insur genten haben sich ins Keld geworfen und wurden durck Reiterei verfolgt. Die „Patrie" theilt mit, daß eine im Nordlager befindliche Division in Paris die zur Bildung eines Beobachtungscorps abgegangene Division ersehen werde. Triest, 23. Juli. (T. D. d Ocst. Eorr.) Briefe aus Montenegro sind heute über Dalmatien ein getroffen und bestätigen den Zug des Mirko Pe tr ovich mit 10,000 Mann gegen den Stamm der Kuoi, deren er 80 Mann tödtete, die Häuser nie- drrbrannte und eine große Heerde abnahm, die unter die Montenegriner vertheilt wurde. Parts, Mittwoch, 23. Juli. (T. D. d. Oest. Eorr.) Der „Siöcle" meldet, die englische Regierung habe am 21. d. M. Depeschen aus Madrid erhalten und deutet hierbei an, daß dieselben O'Donnell'S Lage minder günstig, als vorausgesetzt wird, dar stellen. Lord Howden, königl. großbritannischer Gesandter zu Madrid, erhielt sofort Befehl, nach Saragossa abzureisen. Madrid, 20.Juli, 11 UhrVoynirtags. (T.D.d.Oest.Eorr.) Die Ordnung und Ruhe sind, Dank der bewun derungswürdigen Haltung der Truppen und der Energie ihres Chefs, des Grafen O'Donnell, volkommen hergestellt. Ein erbitterter Kampf hat durch 48 Stunden in den Straßen der Stadt gewüthet. Espartero hat Madrid verlassen; die Provinzen sind noch ruhig. Dresden, 24. Juli. Wie wir vernehmen, hat sich die Zollconferenz in Eisenach zeithec vorzugsweise mit den zahl reichen Anträgen zum Vereinszvlltarif und zum amtlichen Waar,»Verzeichnisse beschäftigt. Namentlich haben bereits Berathungen über den Antrag Preußens in Ansehung der Eisenzölle, sowie üb»c den von Preußen und Sachsen wegen der Getreidezölle gestellten Antrag stattgefunden, deren Er ledigung jedoch noch zu erwarten ist. Die Tabaksteuerfrage soll ursprünglich nur Bayern im Allgemeinen angeregt haben. Eine Denkschrift der k. preußischen Regierung über diesen Gegenstand ist immittelst den BereinSregierungen und der Eonferenz mitgetheilt worden. Wenn der „Allgemeinen Zei tung" kürzlich aus Thüringen mitgetheilt wurde, daß die Absicht dahin gehe, gegenwärtig auch die Rübenzuckersteuer zu erhöhen, so möchte diese Nachricht zur Zeit alles Grundes entbehren. Der von den Regierungen von Preußen , Han nover und Kurhessen, zugleich in Vertretung der übrigen Ber- einsregierungen mit der freien Hansestadt Bremen wegen Beförderung des gegenseitigen Verkehrs abgeschlossene und nunmehr allseitig ratisicirte Vertrag wird in nächster Zeit zur Publication gelangen. . — Zu der Rangliste der königlich sächsischen Armee vom Jahre 1856 ist ein zweiter Nachtrag erschienen. 22. Juli Die 4)" skt»r»ibe Dio Münz^ conferenzen werden jetzt jeden zweiten Tag gehalten. Aus guter Quelle vernimmt man, daß die Verhandlungen zu einer Einigung im deutschen Münzwcsen führen werden, mindestens haben sich diesem von Oesterreich angestrebten Ziele bis jetzt keine unübersteiglichen Hindernisse entgegengestellt. Die An gabe einiger Zeitungen, daß infolge neuer Vorschläge Oester reichs wenig Hoffnung auf ein günstiges Resultat der Eon- ferenz bestehe, ist (nach der „A. E.") unbegründet, denn von Seite Oesterreichs wurden gar keine neuen Vorschläge ge macht. — Dienstag, den 15. Juli, um 5 Uhr Abends fand in den Lokalitäten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften die erste Sitzung des Eomil« hiesiger Mitglieder der 32. Ver sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte statt. — Heute Mittag war in der k. k. Hofburg bei dem Erbgroßherzog von Toscana Empfang des diplomatischen Corps. Der Erb großherzog hatte sich gestern nach der Rückkehr aus dem Uebunqslaqer nach Larenburg begeben, um daselbst an der Hoftafel Theil zu nehmen. Derselbe wird noch einige Tage hier verweilen. — Der Erzherzog Karl Ferdinand ist von Selowitz in Mähren hier eingetroffen. — (W. Bl.) Man glaubt, daß Ihre Maj. die Kaiserin nach dem Verlaufe des Wochenbettes in Begleitung Sr. Maj. des Kaisers eine Reise nach Ischl antreten werde, um daselbst den Aufenthalt zu nehmen. Eine definitive Bestimmung ist darüber jedoch noch nicht erflossen. — Zu Ehren des Erb- großherzogs von Toscana fand heute im k. k. Thiergarten zu Hütteldorf eine Hofjagd statt, welcher Se. Maj. der Kaiser, der Erbgroßherzog, die Erzherzoge und mehrere Generale bei wohnten. Berlin, 24. Juli. (B. Bl.) Der preußische Consul in Damaskus, Oe. Wetzstein, welcher seil kurzem mit seiner Fa milie sich hier befindet, wird wohl noch nicht sobald seine Rück reise nach dem Oriente antreten. — Der zum preußischen Ge neralkonsul in Aegypten jüngst ernannte Herr König wird, bevor er sich auf seinen Posten in Alexandrien begiebt, die rheinischen und westfälischen Fabrik-Districte besuchen. — 24. Juli. Der „St. A." meldet, daß der Chef des Ministeriums sür die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Freiherr v. Manteuffel, von Dirschau angekommen sei. München, 21. Juli. (A. Z.) Am nächsten Sonntag sinder in der St. Bonifaciuskirche die feierliche Consecration des Herrn Erzbischofs ?. Gregor Scherr statt. — Durch Regierungsentschließung wurde bestimmt, daß sich künftighin jeder Ausländer, der in Bayern in ein Arbeits- oder Dienst- verhäitniß treten will, ausweisen müsse, daß an ihm die Impfung vollzogen wurde. Kann er dieses nicht, so hat ec sich entweder sofort der Impfung zu unterwerfen oder das Land zu verlassen. ch LLürzburg, 23. Juli. Der an unsre Hochschule an Herberger's Stelle berufene Professor vr. Rudolf Wagner wird seine Thätigkeit mit dem Wintersemester beginnen. Der selbe ist Sachse und war früher Privatdocent der Technologie an der Universität Leipzig;! vor einigen Jahren wurde er als Professor der technischen Wissenschaften an die polytechnische Schule nach Nürnberg berufen, von wo auS er dem Rufe in unsre Stadt folgt. Kiel, 2l. Juli. (K. C.-Bl.) Gestern Morgen traf Se. Exc. der Minister v. Scheele mit dem Dampfschiff hier ein und fuhr sogleich mit dem Frühzuge weiter. Wie man hört, wird Se. Exc. sich zunächst nach Itzehoe und von da nach Dithmarschen begeben. H Frankfurt, 22. Juli. Die Berathungen der Ge neralversammlung des Vereins.deutscher Eisenbahnverwoltun- gen, welche gestern im Kaisersaale eröffnet wurden, sind heute geschlossen worden. Man beschäftigte sich vorwiegend mit svecicll technischen Angel-oenbeiten. Eine Vereinbarung über das neue Güter-Reglement mit allgemein gütigen Frachtbriefen wurde erreicht. Der Verein zählt jetzt zu Mitgliedern 49 Ver waltungen mit 63 Bahnen, darunter 15 StaatSdahnen. Drei weitere Bahnen, die Kaiserin Elisabeth- und die Theiß- bahn, ferner die Glückstadt-Elmshorner Babn, haben sich zum Eintritt gemeldet. Heute Abend geben die hiesigen Ver waltungen den Abgeordneten, etlichen 80 an der Zahl, ein Festmahl in der „Mainlust". Morgen wird eine Luftfahrt nach dem Rhein bis Stolzenfels unternommen, zu welcher die Rheinschifffahrtsqesellschaften die Schiffe gratis zur Ver fügung stellen. — Die Angelegenheit der Vcr? ud ingsbabn ist durch den letzten, das Projekt gutheißenden Beschluß des ge setzgebenden Körpers noch nicht zum Abschlüsse gekommen. Die Agitation gegen die Ausführung ist stärker, als je. Auch die ständische Bürgerschaft hat in ihrer letzten Sitzung vom 18. d. M. sich noch einmal dagegen ausgesprochen. Die Handelskammer hat eS bekanntlich schon früher gethan. Die Petition an den Senat um Hinderung der Ausführung der Bahn wird von morgen an an vielen Orten zur Unterzeich nung aufgelegt und eine beträchtliche Zahl von Unterschriften finden. Die Localpresse bringt täglich Artikel, welche daS Gemein- und Privatschädltche des Unlernebmens darleqen und die Bürgerschaft zur Unterzeichnung der Petition auffordern. Feuilleton. I. Dresden, 24. Juli. Mestern trat auf dem zweiten Theater im Großen Garten Fräulein Ottilie Geuse auS Berlin in einer Soloscene und als Margaretha in „Zurücksetzung" auf. Ihr frisches, lebendige- Spiel voll Schalkhaftigkeit und Humor, da- »hr schon bei ihrem ersten Gastspiele im April die Neigung deS Publicum- gewonnen, bewährte sich auch diesmal in seinem ganzen Reiz, in seiner alten Anziehungskraft. Ein feine- und gewählte- Publicum erfüllte die Räume deS neuen Theater-, welche- trotz seiner leichten und gefälligen Bauart leider noch nicht genug bekannt ist, und belohnte mit seinem Beifall oft und laut di, gern gesehene Künstlerin. BrockhauS' Reisebibliothek für Eisenbahnen und Dampfschiffe. (Fortsetzung au« Rr. 170.) „Inzwischen war aber — fährt M. Kurnik in seiner Ge schichte deS BreSlaurr Theater- fort -— nach der preußischen Okkupation die Echönmann'sche Truppe auS Hamburg mit dem berühmten Eckhof nach Breslau gekommen und hatte hier bi» 1749 gespielt. AlSdann fanden sich die Ackermann'sche und di« Schuch'sche Truppe ein. Franz Schuch spielte ein, bedeutende Rolle. Er errang daS Generalprivilegium al- Comödienmrister für alle Hauptstädte im preußischen Staate und erbaute im Jahre 1764 ein Schauspielhaus in der Taschenftraße, an der Stelle eine» alten Gebäude-, genannt „Zur kalten Asche". Dieser Name ist mit der Geschichte de» alten Theaters, da- 1855 gänz lich abgerissen und in rin moderne- PrivathauS umgewandelt ward, in steter Verbindung geblieben. „Franz Schuch'S Stärke war vorzugsweise die Bouffonnerie. Auch war er ein geschickter Improvisator. Die Kunst, zu eriem- poriren, war damals überhaupt da- nothwendiqste Requisit eine- Schauspieler-. So erzählt der bei der Echuch'schen Gesellschaft engagirt gewesene Brande- in seiner Selbstbiographie: „„Zu weilen mußte ich mich, wenn die Vorstellung eines Schauspiels wider Vermuthen zu kur; ausfiel, eiligst zum Nachspiel umkleiden und bei eröffnetem Vorhänge herau-irrten, ohne zu wissen, welch' Stück gespielt werden sollte. Auf meine Anfrage an Schuch fiel mehrenihkilS die Antwort: „Schwatz' der Herr nur von Liebe; da- llebrige wird der Herr schon erfahren." Ich eröffnete also getrost die Scene mit allgemeinen Betrachtungen über Vle Freuden und Martern der Liebe oder so etwa- Aehnlichem; Schuch kam dann al- HanSwurst und mein vertrauter Diener dazu ; ich nahm sogleich meine Zuflucht zu ihm al- meinem getreuen Raihgeber; er warf dir Exposition hin und ich hatte nun den Faden deS Stücke-."" „Unter solchen Umständen blieben natürlich auch die Un- glück-fälle für manchen Acirur nicht auS. So geschah eS einmal, daß eine Schauspielerin in einem Monolog stecken blieb. Schuch rief ihr im Eifer au- der Eoulisse zu: „In» Teufel- Namen, ertemporiren Sie ein paar Worte und gehen ab!" Da» ge ängstete Mädchen nahm die letzten Worte für den Tert, machte einen Knir und sagte: „Ich eriemporirr ein paar Worte und gehe ab!" Und so entfernte fit sich unter allgemeinem Ge lächter. „Curiosttäten sind die damaligen Bre-lauer Theaterzettel, wie folgende- Exemplar zeigen mag: „„Heute wird die von Ihrs Königl. Majestät in Preußen allergnädiqst privilogiete komische Gesellschaft unter dem vi- rectorio kruncisci 8cbuci>, eine sehenswürdige, vortreffliche und durchaus lustige Comökie auffübren, betitelt: Wie die Arbeit, so der Lohn, oder daS mit Blut rechtmäßig gerochene Blut, an der Person eine» durch- Schwerdt bestraften Bruder-MörderS, mit seinem in Leben und. Lastern gleichqearieten Diener HanS- Wurst, einem durch den Korb gefallenen Amanten, zu Fuße laufenden Courier, ungeschickten Mörder, Rachbeqieriqen Ban. dilen und zuletzt am Spieß sterbenden Helfer-.Helfer seine» boS- haften Herrn-.— Man hat ein weitläufige- Argument bey- zusetzen vor unnöthiq erachtet, allermaffen dasselbe auS der Vor stellung selbst zur Genüge erhellen wird: von welcher wir un- zugleich vorläuffig perauastiren, daß sie den Beyfall eine- geneig ten ^uciitorii um so eher verditnkn werden, da nebst denen durchgehenden Lustbarkeiten de- HanS-Wurst- und verschiedenen sehen-würdigen AuSziedrunqen deS Tkestri, auch einige inven- tirto Tänze dabey zum Vorschein kommen. Den Beschluß macht eine lustige Nachcomödie."" „Weich' beneidenSwerthe Naivetät im Vergleich zu unfern heutigen Tbeaierzuständcn! „Gegen Ende de» Jahrhundert- hörte da- Theater auf, ein Privatunternehmen zu sein.. Eine Anzahl von Theaterfreunden au» allen Ständen begründete unter dem Schuhe deS Eivil- gouverneur» Minister Hoynr einen Actienverrin, do- Theater wurde umgebaut und al- privilegirte- Bre-lauer Theater ver waltet. Männer, wie Regierunq-rath Streit und Professor Rhode, der Eine al- Direstor, der Andere al- Dramaturg, ver folgten rein künstlerische Aweckr, und Jffland, Fleck, Szechlitzky, die Schick und Bethmann u.s.w. traten wrederholenUich auf der