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Dresdner Journal. Deraittwvrtlicher Redakteur: I. G. Hartmann. — -- -— . _ .... - . . . Mittwoch, de« 2. Juli 1856 Pret« fSr »., »t,tt«lj-hr 1^ lhaler. Insertio»S.G«babren sRr den Rau« rlner grspctttenen gatte 1 Neugrvschen. Erschtt-t attr AuSnahmr der Sana. /WjA I I und Festlage täglich Abend» «ad ist Mw durch alle Postaastalt,a zu beziehen. «mtltcher Lheil. Dresden, AO. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin von Preußen sind heute Mittag Hl Uhr von Berlin im Hoflager zu Pillnitz eingettoffen und Nachmittag 5 Uhr von da nach Teplltz abgereist. Bekanntmachung. Auf den Antrag der Stadtgemeinde Leipzig und einiger anderer Betheiligter soll zu einer Berichtigung der Elster und der in dieselbe einmündenden Pleiße und Pard, und anderer Zuflüsse derselben auf Grund des Gesetzes und der Ausführungsverordnung vom 15. August 1855 verschritten werden, und zwar von der preußischen LandeSgrenze aufwärts, die Parde anlaugend bis zu dem Damm der Magdeburger Eisenbahn, rücksichtlich der Elster, der Pleiße und der Zuflüsse beider aber dis zu, nach ferner» Erörterungen und Ver handlungen darüber, noch festzustellendcn Punkten. Zu Besorgung der gesummten bei der Ausführung dieser Berichtigung vorkommend,n Geschäfte, einschließlich der Ent eignung ist, gemäß der Bestimmung §. 38 d,S Gesetzes, wie andurch öffentlich bekannt gemacht wird, der RegierungSrath Su semi hl zu Dresden alS Eommissar bestellt worden. Dresden, den 25. Juni 1856. Ministerium des Innern. Fsretherr von Beust. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Nrbersicht. kagetgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Die Ernt,auSstchten. Hohe Fremde.— Wien: Unterhandlungen zwischen Rußland und Rom. Di, Ge- treldttwrräth« der Westmächte in der Türkei. Die Schlan- geninseln von den Türken besetzt. Regsamkeit der Donau- dampfschifffahrtSgtsehschaft. Die „Oest. Corresp." über die Angriffe deS „Nord". — Berlin: Die Reise der Maje stäten. Freih. Manteuffel. Die Kaiserin-Mutter von Rußland. Der preußische Commissar zur Donauregu- lirungScommisston designirt. — Koblenz: Di« bevor stehende Reise d,S Prinzen von Preußen nach England. — Aachen: Prinz Friedrich Wilhelm eingettoffen. — Mer seburg. Ein wichtiger Beschluß der thüringer Eisenbahn gesellschaft. — München: Vom Landtage. — Gotha: Der Herzog nach Koblenz. Die Bankstatuten bestätigt. — Eisenach: Aollconferenz. — Frankfurt: Gerücht von einer Zusammenkunft der Kaiser von Oesterreich u. Frankreich. — PariS: Abreise des Regenten von Baden. Empfang der SudscriptionSdeputation. Die Reise des Prinzen Na poleon. Für die Ueberschwemmten. Der CommissionS- b,richt über den Pensionsgesetzentwurfablehnend ausgefal len. Herr v. Rayneval erwartet. Die beabsichtigte Ex pedition gegen Kabylien. Vermischtes. — Brüssel: Un wohlsein de« Königs. — Rom: Herr v. Kiffeleff erwar tet. SraatSrath Brunner angekommen. Fürst Doria -f. — Madrid: Vermischtes. — London: Aus dem Par lament,. Die Stellung d,S Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen zur königlichen Familie. Zur amerikanischen Frage. Vermischtes. — Kopenhagen: Ein, Bekannt- machung zu der GesammtverfassunqSfraq,. — St. Pe tersburg: Die unverzollten Maaren in der Krim. Kai serliches Handschreiben an Freiherrn v. Manteuffel. — Amerika: Aus der neuesten Post. Local - und Proviazialanstglegntheiten. Dresden: Johannisfeier im Fceimgurerinstitttte. ' Erweiterung der Telegraphenlinle. Vermischte»', — Pirna und Wald heim: Kirchenvisitalion. — Elster: Die neueste Lade liste. Eoncert. Feuilleton. Inserate. TagtSkalender. Börsennachrichten TageSgeichichte. Telegraphisch« Nachrichten. London, Dienstag, I. Juli. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses erklärte Lord Clarendon, daß die Correspondenz in Betreff der Angelegenhei ten Neapels zwischen den Westmachten und der nea politanischen Negierung noch nicht beendigt sei. Im Unterhause fand eine lebhafte Debatte statt über daS von Moore vorgeschlagene Ladelsvotum ge gen die Regierung wegen der amerikanischen Werbe angelegenheit. (Vgl. unter London.) Nachdem von Sei ten der TorieS die Regierung heftig angegriffen wor den war, wurde über die beantragte Vertagung der Debatte abgestimmt, welcher sich die Regierung wi- versetzte. Die Vertagung wurde hierbei mit 210 gegen LIO Stimmen verworfen, worauf sodann die Regierung selbst die Vertagung gestattete. Dresden, 1. Juli: Nach sechs aufeinanderfolgenden Jahren der Theuerung der nothwendigsten Leben-mittel zeigt sich endlich die begründete Hoffnung auf einen Ernte-Ertrag, der, wenn nicht jetzt noch sehr ungünstige WitterungSeinflüsse sich geltend machen, ein recht gesegneter zu werden verspricht, und zwar nicht in einzelnen Ländern oder in einzelnen Früchten, sondern allenthalben und rücksichtlich aller zur menschlichen Ernährung dienenden Gewächse. Diese- be stätigen nicht nur die vorliegende», augenscheinlich von kom petenten Beurtheilern verfaßten Bericht, über den Stand der Felder, die Mittheilungen, welche au- verschiedenen Ländern eingehen, eS hat auch der Einsender dies,- im laufenden Sommer Gelegenheit gehabt, in einem wettern Umkreise von den Aus sichten Kenntniß zu nehmen, welche sich für die zu erwartend, Ernte ergeben, und diese zeigten sich fast ohne Ausnahme günstig, wenn auch nach Boden, Klima und Bestellung nicht übereinstimmend. Nur die häufigern und mitunter sehr star ken Regengüsse ließen, wie in den vorhergegangenen Jahren, einen Ausfall an der Quantität und Qualität der Körner infolge de- Lagerns befürchten; die gute Bearbeitung deS Acker-, welche da- günstige Wetter des vorigen Herbste« und deS Frühjahrs gestatteten, die nicht zu rasche Entwickelung bei dem Beginne der Vegetation gaben aber dem Halme eine Zähigkeit, die ihn befähigte, den Folgen der Platzregen länger zu widerstehen, als diese- seit einer Reihe von Jahren mög lich war, so daß auch auf den üppigsten Feldern da« Lagern de« Getreide« zu den Ausnahmen gehört, und auch, wo diese- stattfindet, die nachtheiligen Folgen nicht in der Weise her- vorzutreten scheinen, wir in sonstigen Jahren. So dürfen wir, wenn nicht noch vor der nahen Ernt, wesentlich ungün stige Störungen eintreten, in allen Früchten, in Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Erbsen und Wicken einem lange er sehnten günstigen Ertrage entgrgensehen. Ueber die Kartof fel läßt sich zur Zeit ein Urtheil schwer fällen ; in tiefen nas sen Feldern mag die Nässe bereit- nachtheilig auf dieselben eingewirkt haben, ihr Stand ist im Uebrigen ein sehr gün stiger, e« treten namentlich als gute- Zeichen die Blüthen weit häufiger und kräftiger hervor, alS wir dies,« in den letzten Jahren zu beobachten Gelegenheit hatten. Klee und Grat machen keine Ausnahme von der allgemein günstigen Vegetation; da- ungünstige Wetter war dem Trocknen und Einbringen meist sehr hinderlich, .hat quantitativ und qualitativ aber wenig geschadet. Nur die Winter-Oelfrüchte weisen überall einen sehr ungünstlaen Stand nach. Die Aussichten, welche sich für daS nächste Jahr darbiet,n, lassen hiernach erwarten, daß die Getreidepreise auf »inen mehr normalen, mit Rücksicht auf da« Aufzehren aller Vorrälhe, den Mittlern wenig übersteigenden Stand herabsinken werden, Oel wird voraussichtlich nicht billiger werden; wenn man aber gleich zeitig auf eine wesentliche Ermäßigung der Fleischpreise hof fen mag, so wird man sich hierin getäuscht sehen; auch die günstigste Ernte eine- Jahre- kann hierauf einen bedeuten den Einfluß nicht üben; e« müssen sich die infolge der man gelhaften Ernten, insbesondere aber der Ealamität, welche die Kartoffel betraf, geminderten Viehstände wieder completiren, und hierzu bedarf eS mehrerer Jahre; abgesehen ganz davon, daß bei einem mäßigem Preise de- BrodcS die Fleischcon- sumtion naturgemäß zunehmen und so di, Nachfrage nach Fleisch steigen wird; nur da« Schweinefleisch wird bei einer reichen Kartoffelernte im nächsten Jahre zu einer Preis ermäßigung gelangen können. Dresden, 1. Juli. Gestern Nachmittag ist Fürst Ana- tole Demidoff au- Wien hier eingettoffen und im „Victoria- Hotel" abgestiegen. Derselbe wird heule Abend nach Frank furt a. M. abreisen. Fürst Goctschakoff ist heute Vormittag nach Berlin abgereist. :ma: 2üten, 29. Juni. Nach der gestern erfolgten Abreise de« Fürsten Gortschakoff ist Fürst Wasiltschikoff eben falls gestern von hier mit Depeschen nach Paris abgegangen. ES wird versichert, daß in diesem Augenblick zwischen der rus sischen Regierung und dem römischen Stuhle Unterhand lungen startfinden über die Revision deS Concordate« von 1fl46. ES heißt, daß bereits im nächsten Consistorium die Ernennung der Bischöfe deS russischen Reich,- stattfinden werde. — Aus Bukarest schreibt man unter dem 21., daß dem dortigen französischen Consulate auf telegraphischem Wege der Befebl eingetroffen ist, die zum Verkaufe bestimmten Ge- treidevorräthe zu Braila, Kalarasch und Oltenizza nicht ver kaufen zu lassen. Wahrscheinlich werden dieselben nach Frank reich verschlfft und unter die von der Ueberschwemmung heim gesuchten Landleute vertheilt werden. — DaS englische Eon» sulat hat dagegen bekannt gemacht, daß zu Barna di« zum 5. Juli 1800 Ochsen und 1500 Pferde öffentlich versteigert werden. — Sie werden in verschiedenen Zeitungen gelesen haben, daß sich Rußland der Besitznahme der Schlangen inseln im schwarzen Meere widersetze, weil da- schwarze Meer neutral sei. Es geht mir die zuverlässige Nachricht zu, daß diese Inseln bereits von den Türken besetzt sind und daß sie bereits den dortigen Lruchtthurm wieder hergestellk haben. — Seitdem die DonaudampfschifffahrtSgesellschaft Concurrenz zu fürchten hat, entwickelt sie eine besondere Thäligkeit. Sie hat von der walachischen Regierung die Erlaubniß und dqS Terrain erhalten, ihre Landungsplätze von Giurgewo und Turn-Severin zu vergrößern, sie errichtet zweckmäßige Waaren- maqazine im erster« und eine Filialwerfte im letztem Orte, baut auf eigene Kosten und mit Bewilligung deS kaiserl. Handelsministerium« und der walachischen Regierung von Alt-Orsowa nach Turn - Severin eine telegraphische Verbin dung, welche auch Privaten zur Benutzung überlassen wird. Wien, 30. Juni. Die „Oest. Corresp." enthält folgende Notiz: Durch leidenschaftliche Angriffe d,S zu Brüssel erscheinen den Blatt,« „l, Nord" gegen Oesterreich, seine Regierung und seine Politik hat sich neuerer Zeit eine Polemik rntsponnen - Da- Sommertheater im Großen Garten wird Mittwoch Nachmittag, d. 2. Juli, mit einer neuen Localpoffe, die den Zeitungsberichten nach in Berlin Glück gemacht hat: „Er ist Baron" (von Hahn) eröffnet werden. ES ist zu wünschen und zu hoffen, daß nicht nur der sehr gelungene, kürzlich er wähnte Bau dieser heitern Bühne, sondern auch die zahlreichen, neu engaqirten Mitglieder da- Publicum fesseln und die Thätig- keit de« unternehmenden Direktor- belohnen werden, und zwar um so eher, da weder die Bühne noch der Zuschauerraum dem Einflüsse de« Wetter- hingegeben sind. O. B. -n Leh-tzig, 2d. Juni. Die Habilitation-di-putation de lle. Emil Müller ist bereit« gestern in Anwesenheit de-Rector- msgnikcn», der bei sülchen Gelegenheiten stet« mit der von Seiner Majestät verliehenen Amt«k»tt» erscheint, de- Decan« der philo sophischen Fakultät und vieler Siudirender abgehalten worden, vr. Müller, früher bereit- Privatdocent in Marburg und dann Lehrer am Blochmann'schen Institut in Dr,«den: halte für sei nen Zweck eine Dissertation; 0« X«i«>pt>ooti» dittoriae graecue patte priore geschrieben und derselben auch noch sech« ver schiedene Thesen »heil- geschichtlicher, »heil« philosophischer Ten denz beigefügt. Hinsichtlich der griechischen Geschichte Leno- Phon'« behauptet der Verfasser, daß dieselbe au« zwei nach ver schiedene« Plane geschriebenen Theilen besteh«, von denen der erste da« erste vuch und da« I., II. und IN. Lapitrl de« zweiten Buche« bi« zu Mr. 1v umfasse. Anlangend die Art und Weise der Entstehung diese« ersten Theile«, so weist dir Dissertation nach, daß derselbe au« den von Ihucydldr« nachgelassenen KotizenbLchsrn verfaßt und zugleich mit den Büchern de« Letz- Feuilleton. tern veröffentlicht worden sei. Außerdem werden die verschiedenen Zeitangaben, sowie die Meinungen verschiedener Herausgeber deS Lenophvn über jene geprüft und nach Befinden auch widerlegt. Eine chronologische Tabelle bildet den Schlußstein der gelehrten Arbeit. Bei der Di-putation über dieselbe betheiligten sich die Herren Professoren vr. Nitzsch, vr. Kloß und vr. WachSmuth. Wenn der DiSputant sich gegen d,S Testern Ausstellungen damit venheidigen konnte, daß er weder bestimmt behauptet noch ge- läugnet, dessen man ihn beschuldigt, so hielt er sich gegenüber den kritisch.philvloqischen und historischen Einwendungen der Herren Professoren Klotz und WachSmuth in einer solchen Defensive, daß seine Gegner den Streit immer mit dem Lobe der An erkennung abbrechen konnten, welcher Anerkennung auch der Decan, Professor vr. Hartenstein, in seinem Schlußworte voll kommen bestimmte, vr. Müller wird seine Lehrthätigkrit vor zugsweise auf dem Gebiete der alten Geschichte entwickeln. Eine Nacht in einer californischen Spielhölle. Von Fr. Sersläcker. (Fortsetzung au- Rr. I4S.) „Zählt Euer Geld — wi, viel habt Ihrs" sagt« der Spieler, der rasch ein paar Worte mit dem Gegenüb,»sitzenden geflüstert hatte — „wie viel ist e« ?" „Erstlich achiundzwanzig Dollar in Silber," sagte dieser ruhig, und die Andern lachten — „dann hier in Banknoten ein», zwei-, drei-, vier-, fünf-, sechs-, sieben- achthundert Dollar, und dann hier —" „Wa, noch?" „Eine kleine Anweisung aus Dollsmith und Penneken, so gut wie Silber, acceptirt und Alle«; da« Geld braucht nur abge holt zu werden, aus — dreitausend." „Dreitausend!" — schrie der Spitler, erschreckt von seinem Stuhl aufspringend — „da- wären beinah« viertausend Dollar zusammen; seid Ihr wahnsinnig? — daS brauch' ich nicht zu zahlen." „Braucht Ihr nicht?" — sagte der Fremde erstaunt — „hättet Ihr « nicht genommen, wenn ich - verloren?" „Gewiß hält' er — da- versteht sich — ob Die « nehmen? Alle-, waS sie kriegen können, und rin klein B'S chen noch mehr." schrieen dir Stimmen um den Tisch herum. — „Er muß zahlen, da hilft ihm kein Gott." „Gentlemen," — protestirtr aber der Spieler jetzt gegen die Schaar, in der trostlosen Hoffnung, dies« zu seinen Gunsten zu lenken. — „Gentlemen, der Herr da hat jeden Abend die ganze vorige Woche gesetzt." „Und jedeSmal verloren," — siel rin Anderer ihm in die Rede — „ich bin einig« Mal» selber dabei gewesen und habe k» von Andern erzählen hören, und rr hat nie ein Wort dagegen ring,wandt." „Aber dal waren nur achiundzwanzig Dollar." „Und wenn e- jetzt so viele Tausend« wären." „Aber so lassen St« mich autzrrden!" — schrie der Spieler, mit Todtenblässe im Gesicht und funkelnden Augen — ,.e« waren nur achiundzwanzig Dollar, di« «r mir auf »en Tisch schüttelt«, und di« Papier« hielt er zurück — dreimal schon hab' ich dir Summ« von ihm gewonnen."