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Dresdner Journal. Verantwortlicher Rcdactear: Z. G. Hartman», s .V 126 Erscheint «tt «ulnahme der «oan. un» Festtag« täglich Abrad« und ist dinch al« Postaastaltea ,« beziehe». Preis für da« Bietttljahr I^LHaler. DM^ch Dienstag, den 3. Ium. Ins«rtton«.«.dahre»far den R-u« " nuer gespaltenen ^ei!e >'Xeugeoschen Amtlicher Theil. DreS-r», 2. Juni. Seine Königliche Hoheit der Prinz Seorg ist heute früh über Leipzig und Altenburg nach Marienbad gereist. DrrSd«, 30. Mat. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, -em Oberförster auf dem Rosenthal,r Reviere im GerichlSbezirk Königstein, Friedrich Gatthold AuerSwald, in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und nützlichen Dienste und sein,« sonstigen musterhaften Verhütten« da« zum Verdienstorden gehörige Kleinkreuz zu verleihen. Bekanntmachung. Ueber die Verwaltung der bet htefiger Blindenanstalt von dem im Jahre 1838 hier verstorbenen kaiserlich-russischen Major a. D. von Olsusieff gegründeten Stiftung wird stiftungs mäßig hiermit nachstehende Rechnuag«üdersicht auf da« Jahr 1855 zur öffentlichen Kenntniß gebracht: Einnahmen. 1) baarer Caffenbestand am 1. Ja ¬ nuar 1855 78 Thlr. 26 Ngr. 7 Pf. 2) Zinsen von dem Stistung«-Ca- pital an 18000 Thlr. 735 - — - — - 3) Zinsen der zeitweilig capitalisirten VerwaltungSüberschüffe der frü ¬ heren Jahre an 1750 Thlr. 66 - — - — - Summe der Einnahmen: 879 Thlr. 26 Ngr. 7 Pf. Ausgaben. 1) Verpflegbeiträge für 16 au« der Stiftung ganz oder theilweise un ¬ terhaltene Blind, .... 636 Thlr. 26 Ngr-—Pf. 2) Beitrag für au« der Anstalt ent ¬ lassene Blinde an den Fond für Entlassene 100 « — » — - 3) Aufwand bei dem der Jahresfeier der Stiftung gewidmeten Feste für die Blinden 42 - 20 » 5 - 4) JnSgemein — - 10 - — - Summen der Ausgaben: 779 Thlr. 26 Ngr. 5 Pf. Summen der Einnahmen? 879 Thlr. 26 Rgr. < Vs- Summen der AuSgaden: 779 - 26 - 5 - Es blieb sonach Ueberschuß: 100 Thlr. — Ngr. 2 Pf^ Da« Vermögen der Stiftung bestand daher am 1. Ja nuar 1856 in 19,750 Thlr- — Ngr. — Pf. zin«bar angelegten Eapitalien und 100 - — - 2 - in baarem Cassenbrstande. Dresden, den 24. Mai 1856. Ministerium des Innern, Abtheilung für die allg. Str.- u. Vers.-Anstalten. v. Zahn Weigel. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. ragesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden. Staatsminister v. Beust nach Wurzen. — Wien: Keine Abänderung de« bestehenden Strafverfahren« beabsichtigt. Generalversammlung der StaatSeisenbahn- gesellschaft. Steigende Einnahme derselben. Ausdehnung der Betriebsmittel der Prager Schifffahrtgesellschaft. — Mailand: Keine politischen Kundgebungen. — Berlin. Paraden zu Ehren de« Kaffer« von Rußland. Die Kö nigin von Bayern eingetroffen. Hofnachrichten. Fürst Gortschakoff. — Köln: Besorgniß erregendes Steigen des Rheins. — München: Verlängerung des Landtags. — Koburg. Verheerungen durch einen Orcan. — Frank furt: Au« den Verhandlungen der Lund,«Versammlung.— Pari«: Zur Tauffrier. Die Verzinsung der Kriegsanlei hen. Erzherzog Ferdinand Mar. Graf Orloff decorirt und abgereist. Ein Aufsehen erregender Bankerot. Eine Gesetzvorlage zu Gunsten der Orleans in Aussicht ge stellt. General Edgar Ney zurückgekehrt. Vermisch. teS — Florenz: Die großherzvgl. Familie zurück. — Turin: Der Bestand der sardinischen Landmacht. Preß- vergehen.— Neapel: Prinz Joseph Bonaparte. Zoll herabsetzungen. — Madrid: Rücktritt de« Justizminister«. Vermischte«. — London: Illumination zur Feier des Friedens. Revue der Garderegimenter. Zum Palmer- schen Proceß. Aus dem Parlamente. — Warschau: Die Eircnlardepesche wegen Begnadigung der polnischen Flüchtlinge. — Bombay: ÄuS der neuesten Ueber- landpost. Local- uud Vrovivzialangele-euheiten Dresden: Ent hüllung deS Blochmann-Denkmal«. Postalisches. — Leipzig: Der Bau des Museums. Ausdehnung der Fiacretare. Selbstmordversuch. — Bautzen: Die Abba- tissin deS Klosters Marienthal s-. — Meißen: Stadt- rathSwahl. — Oederan: Feuer. — Au« der Lausitz: Unglücksfälle. Lerzeichniß der im Aina«zdrpartemrnt erfolgten Er nennungen und Versetzungen. Feuilleton. Inserate. Tageskalendrr. BörsrnnachrLchten Tazes-eschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Pari-, Montag, 2. Juni. Lyon ist von einer entsetzlichen Ueberschwemmnng heimaesucht. Ein Theil der Stadt und sammtliche Umgebungen find über- fluchet. Der „Moniteur" meldet, daß der Kaiser von St. Cloud nach der Unglucksgegeud abgereist ist, um die den Opfern deS Wassers »u gewährenden Hilf-lei- stungeu zu leiten. Majestät ist gestern »ou da nach Lyon »eiter zu gehen. Dresden, 2. Juni. Der Herr Minister deS Innern und der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherr v. Beust, hat sich heute Vormittag nach Wurzen begeben, um die dort ver anstaltete landwirthschaftlich« Ausstellung in Augenschein zu nehmen. Se- Excellenz wird heute Abend hierher zurückkehren. LLien, 31. Mai. Die „Oesterreichische Eorrespondenz" schreibt: „Durch in- und ausländische Blätter w«rd al« an geblich ganz bestimmte Nachricht verbreitet, daß di« kaiserlich österreichische Gesetzgebung eine adermaUge Abänderung de« bestehenden Strafverfahren« und sofort der Strafproceßord- nung vom 29. Juli 1853 beabsichtige, und hieran di, ver- muthung geknüpft, daß di« österreichische Gesetzgebung zum frühem schriftlichen Verfahren zurückkehren werde. Wir sind in der Lage, zu erklären, daß diese Nachricht und Vermuthung jeder thatsächlichen Begründung entbehre." — (W. Bl.) In der heute adgehaltenen ersten Gene ralversammlung der Aktionäre der k. k. priv. österr. StaatS- eisenbahngestUschast wurden u. A. nachstehende auf der Ta gesordnung gestandene Anträge zum Beschlüsse erhoben: 1) Die den Gründern zustehende Tantieme von 10 pEt. wird denselben von der Gesellschaft abgelöst, indem ihnen dafür 44,444 neu zu emittirende Aktien hinauSgegeden werden, dergestalt, daß für jede dieser Aktien sogleich bei ihrer Em- sangnahme der Betrag von 225 Francs nebst den für die Zeit vom 1. Januar 1856 bi« zum wirklichen AahlungStage hiervon zu berechnenden fünfprocentigen Interessen einzu zahlen sein wird. Diese neuen Aktien sollen den alten Aktien vollkommen gleichgestellt werden. Die Gründer haben die Vertheilung und Ausgleichung unter einander selbst vorzu nehmen und außer der oben bestimmten, von ihnen zu lei stenden EinzahlungSsumme eine rechtsförmliche Verzichter klärung ahzugeben. (Dieser Antrag rief eine sehr lebhafte Dis kussion hervor.) 2) Die JahreSdividende für da« Betrieb« jahr 1855 wird mit 24 Franc« 40 Cent, bestimmt, so daß incl. der 5 pCt. im Ganzen 30 Franc« pr. Actie zu erheben sein werden. - AuS einer Rekapitulation der Gesammtein nähme und de« GeschäftSverkehreS der k. k. StaatSeisenbahn- gesellschaft während de« Zeitraums vom 1. Januar bis zum 26. Mai 1856, welche die Gesammteinnahme mit 4,954,244 st. oder einem Mehr gegen da« Vorjahr von 925,950 fl. au«- weist, ergiebt sich, daß die Monate Januar (mit einer Ein nähme von 1,059,350 fl.) und März (1,027,294 fl.) die einträglichsten waren, während im Februar da« Erträgniß sich nur mit 885,607 fl. und im April mit 998,562 fl. beziffert«. — Die Prager Schifffahrt«ges,llschaft hat, um den Auf schwung, den ihr Unternehmen genommen, noch fester zu be gründen, beschlossen, ihren Betrieb künftig nicht mehr wie bisher auf Segelschiffe zu beschränken, sondern dem Fortschritt de« Transportwesen« und den gesteigerten Anforderungen gemäß eiserne Remorqueure und Schleppschiffe anzuschaffen. Um die Kosten für Anschaffung von 5 Remorqueuren und 16 Schleppschiffen von Eisen so wie zur Aufführung ein,« neuen Magazin« in Bodenbach aufzubrinqen, hat die Gesell schaft in ihrer Generalversammlung vom 27. Mai beschlossen, den Gesellschaft«fond« bi« zum Betrage von 600,000 fl. zu erhöhen, und zwar soll dieser Fond« durch 3000 Aktien « 200 fl. eingebracht werden. Mailand. Die „Gazetta di Milano" vom 27. Mai sagt: Während piemontefische und nach ihnen andere aus ländische Zeitungen von politischen Kundgebungen in der Lombardei sprechen, weiß man bei un« davon nichts; man beschäftigt sich vielmehr nur mit Eisenbahnen, Bank- und Creditanstalten. A.) tNestern ruornnnag 11 uyr fand*m"A'öl«^üm «e«« Parade der dortigen Garnison statt, wodei Se. Majestät der König die Truppen Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verführte. Nachher fand im k. Schlofft eia Dejeuner statt, zu dem die General, und Re gimentskommandeure und die in der Front stehenden Prin zen eingeladea waren. Abend« war nn Schloß Sanssouci Thee bei Ihrer Majestät der Kaiserin. — Zu der heute zu Ehren Sr. Majestät de« Kaiser« von Rußland stattgefundenen Parade waren die Truppen der hiesigen Garnison um 11 ühr, die Infanterie auf der einen, die Cavalerie und Artillerie auf der andern Seite der Linden bi« zum Pariser Platz und läng« der Charlottenburger Chauffee ausgestellt. Gegen 12 Uhr erschien Sr. Majestät der König, mit dem blauen Bande de« St. Andrea«-Orden«, begleitet von dem General-Feldmarschall Grafen zu Dohna und einer glänzenden Suite. Wenige Minuten nach Sr. Majestät dem König, al« Allerhöchstberselbe die sich inzwischen zum Vorbeimarsch ordnende Tete eingenommen, erschien Se. Ma jestät der Kaiser in der Uniform de« 3. Ulanen-Regiment« mit dem Band« des schwarzen Adler-Orden«, begleitet von den Prinzen de« königlichen Hause« und einer glänzenden KlavS Groth*). Klau« Johann Groth, der Dichter de« „Quickborn", wurde am 29. April 1819 in Heide im Rorderdithmarschen gebo- ren und er hat viel von seiner Jugend in seinen Gedichten mit- gethrilt, z B. im „Sonntag«morgen," im „Gewitter", da« er mit dem Großvater auf dem Moore erlebt«, denn im Sommer mußte er auf dem Felde, bei der Torfarbrit und Heuernte mit helfen. (Sein Vater besaß und besitzt eine Windmühle.) Im Winter griff der Knabe um so eifriger zu Büchern. Rach feinem vier zehnten Jahre trat er al« Schreiber in die Kirchspielvogtri von Heide. Hier fand er unter den Büchern seine« Vorgesetzten die langgesuchten und ersehnten Werke deutscher Klassiker, namentlich Goethe« und er hatte Zeit genug zum Lesen, wenn er Abend« einsam in der Erpedition sitzen und warten mußte, ob nicht etwa ein HandwerkSbursch käme, um sein Wanderbuch »isiren zu lassen. Es ging ihm damal« eine ganz neue Welt aus, zumal er unter dem Beistände guter Freund» auch den Anfang mit der Lr- lernung der französische« und englischen Sprache »achte. In sein 18. Jahr etwa fallen seine erste» eigene« poetischen Versuche, die er indeß trotz de« Andringen der -reundr nicht veröffentlichte, denn er erklärte, erst wolle „ etwa« Ordentliche« lernen. Diesen Vorsatz hat er denn auch so streng fff^ehalten, daß er In den nächsten zehn bi« zwölf Jahre», unter den au«» dauttndsten und vielsettigsten Studien, auch nicht einen Ver« *) Ueber diesen werthvollr» Dichter, welchen ich tärpich in diese» Blättern desprach, bringt soeben Vr. Diepnana einig« die« graphische Rotten, «eich, den Freunden der Literaturgeschichte in- ttnssaat fti» werde». v. v- Feuilleton. schrieb. Sein Wunsch zu studiren wuch« dabei mächtig an, aber da er die Mittel dazu nicht hatte, begab er sich im 18. Jahre in da« Schullehrerseminar zu To-.d«rn. Wa« diese Anstalt sor- drrte, bot ihm nicht die geringste Schwierigkeit, und so ging er seinen eignen Weg; er lernte Lateinisch, Dänisch, Schwedisch und Italienisch, beschäftigt« sich auch mit de» Griechischen, mit dem Altdeutschen und eifrig mit Musik. Er war Allen ein Muster an Fleiß und Alle erkannten sein« Überlegenheit an. Rach dem dreijährigen Lursu« erhielt er die Stelle eine« zweiten Mädchenlehrer« in Heide. Mit Resignation widmete er sich dem Schulfache, aber auch mit de« Entschluss«, darin nun so viel al« möglich zu leisten. Er «hat die« so redlich, daß der ihm vor. gesetzre Prediger ihn sogar beschuldigt», er bringe seine Schülerinnen zu weit. Die« und allerlei Gerede, da« dadurch entstand, daß der junge Lehrer noch immer weiter studirte, Philosophie und Naturwissenschaften betrieb, mit dem Heider Gesangverein end lich 1846 dir Sängrrfahrt nach Würzburg mitmachte, verleideir ihm sein Amt, da« er 1847 ntederlegte, »m sich für da« höhere Fach eine« Seminarlehrrr« vorzaberetten. Leider Ivar seine Kraft infolge unausgesetzter Arbeit »nd geistiger Anstrengung gebrochen; er erkrankte und dir Aerzte sta»den ra»hlo«. ES blieb nicht« übrig, al« daß er in vollständiger Ruhe die Genesung ab wartet». Grvch begab sich denn nach Femarn zu einem Freunde und er blieb da fast sech« Jahre, ohne Besserung zu st»den, denn da er, di« Ursache seine« Lobes« nicht ahnend, in der trostlosen Einsamkeit nur desto eifriger studirte, «rat e»dltch jener furch»- bare Anstand der Ueberrei,»«g und Abspannung ff», der ihm jede anhaltend« Thätigkrtt ans Jahr« hin mmchtzltch machte. Je drückender aber da- körperlich« Leiden auf ihm lastet«, um so heiterer erschienen ihm di« Tag« seiner Kindheit, »nd die Sehn sucht nach derselben hat de» .^Quickborn" gedichtet, der übrigen« kffneSmeg« mühelos, als daS zufällige Erzeugniß eine« glück liche« Raturtrieb««, entstanden, sondern die reife Frucht ffaeS durch da« angestrengteste Streben gebildeten Geiste« ist. Dabei ist wohl zu bedenken, daß Grvth im Plattdeutschen so gut wie kffu« Vorbilder hatte, daß er darin Alle«, selbst die Orthographie, neu schaffen un» stutzen mußt«, wenn auch da« Bolttlied in innen Leberrest«» sein Ziel «ntz«uwm. „QuiBbamt" rrstchtr» tu» November 1862 , schon in, Januar de« nächsten Jahre« war ff»« pnfft« Auflage nöthig geworden; auch die dritte ließ nicht lang« auf sich warten, der sich eine vierte illustffrt« anschloß. Ihr folgte» die „Verteilen" mit der kost baren Pntle „Dewis '. Der beklagenbwerthe Dichter aber verließ endlich seinen traurigen Aufenthalt auf Femara. leider brachte «an ihn nicht einmal bi« Riff, da ihn et» neuer Anfall in Lütqenburg Monate laug festhielt. Nach neuem Krankenlager in Kiff und in Ham burg «ffchw er endlich Uprmnnl. Di« Quelle dort stärkt« ihn, daß er nach Von» twist» Gante, van wo er nach Italien zu geh«» gkdachtt. DaS GWtze zffgtr sich iadH «och immer un- ausführbar «rtz so blich tzch Dichter vorläufig i» Bonn, wo die Universität fff« stffstungr» d»Sch Verleihung d«S Docmadiplom« anerkannw mch »o M im KMse von Vmchmrn »ich Gmunden hoffentlich bald die ersth— «Gesuag si»dff.