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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. — Sonntag, -en 11. Mai Wv -MM M Erschrtnt »tt AuSnatzmr der Sonn» E /MA W V »nv Festtage tLglich Abend« und ist gtzE- WS durch alle Pafianstalten zu beziehen. Prrt» für da« Bierteljahr IU Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Reugroschen. 1856 Nichtamtlicher Lhril. Nedersjcht. TageDßeschichte. Telegraphisch» Nachrichten. Dreß-en: Zur Würdigung der sog»pannt«n Mobiliar- crrdtt-Anstalte«. — Wien: Di« Schlußsteinlegung im Lrtilleriearseoale. Eisenbahnangefigenheiten. Die Metall bestände der Bank. — Prag: Di» Creditunstalt. Das polytechnische Institut. Wünsch« für »in Musterschutz gesetz. Erzherzog Franz Karl. — Berlin: Vom Hofe. Der Ministerpräsident nach seinen Gütern. Die neuen Gesandten der Westmächte für St. Petersburg durchpas- strt. — München: Eine Mission an den spanischen Hof. Au< den Kammern. — AuS Bayern: Kirchliche Angelegenheiten. — AuS dem Oldenburgischen: Zur Iagdfrage. — Gera: Von dem Landtage. — — Pari-: Rückkehrende Krimtruppen. Die außerordent lichen Credite der drei letzten Jahre. Zur bevorstehenden Taufe de< Kronprinzen. Dem Kaiser der schwarze Adler orden überreicht. Graf Morny zum Gesandten in St. Pe tersburg ernannt. General Ney dorthin abgereist. Bank ausweis. Vermischtes. — Turin: AuS den Kammer verhandlungen. Cibrario. General Durands soll daS Aus wärtige übernehmen. — Neaptl: Di, toScanischen Gäste nach Rom. — Madrid. Die Aushebung beendigt. Sta tuten d»r Bank. Ruhe. — London: Diner im Buckingham palaste. Die bevorstehende Fcirrlichkeit im Kcystallpalaste. Aali Pascha. Der neue Gesandt« für St.Peteröburg ernannt. Dank an die Arm«,. Gnad«nact. Meuterei in der deutschen Legion.— St. Petersburg: Di« neursten Veränderungen in den BerwaltungSzweige». — AuS der Krim: AuS dem neue sten Bericht« des Generals LüderS. Local- und Pronm-iulaugelegenheiteu. Mitrheilungen au« Dresden, Zittau, Borna und Großenhain. Feuilleton. Berauschte-. Inserate. TagrSkalender. La-e-geschichte. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a/M., Freitag, v Mai Gestern ist von Oesterreich und Preußen eine den abgeschlossenen Krich« hotreGenLe -«neinschufttwhe Borlage der Bun desversammlung gemacht und von dieser »a genommen worden. Dem Bernehmen nach spricht die Vorlage, unter Mittheilung de» in Paris erreichten Resultate- die Erwartung auS, daß die deutschen Mächte mit Befriedigung dasselbe entgegennehmen und tu ihm eine Rechtferlläung de- Vertrauens finden werden, welche- sie durch den letzten Bundr-beschluß Oesterreich und Preußen bewiesen haben. Die neueste „Oest. Corresp." enthält folgende telegraphische Nachrichten: Konstantinopel, 27. April. Die Deputation der Tscherkessen überreicht« vorgestern ihre Adresse der Pforte, der französischen und englischen Ge sandtschaft; wie man hört, wolle auch die Bevöl kerung von Abchasien eine Unabhängigkeitser klärung erwirken. Beirut, 2l. April. Der Aufstand in und bei NapluS ist durch da« Einschreiten des Pascha'S von Jerusalem und anderer Kaimakane erstickt worden; die Rädelsführer sind meist entflohen. Bei dem Pascha von Aleppo hatte sich eine De putation von Alttürken eingefunden, um ihn durch Drohungen gegen Christen und Israeliten von der Verlautbarung des Hat Humajum abzu halten; er wußte sie jedoch zu beschwichtigen und di, Verlautbarung wird ehestens stattfinden. Von der königlichen KreiSdirection in Zwickau sind die nachstehenden Meldungen hier ringrgangen: Zwickau, Sonnabend, 10. Mai, Vormittags 0 Uhr 30 Min Gestern Abend ist die Stadt Schöneck fast ganz niedergebrannt. Da- GerichtshauS gerettet. Die andern öffentlichen Gebäude find niedcrgeriffen. (Eine Commission geht soeben dorthin ab. Zwickau, Sonnabend, LO. Mai, Mittag- I Uhr O Min. Lengenfeld im Boigtlande steht in Flam men; seit heute früh 3 Uhr brennt die Stadt Nähere Nachrichten fehlen. Auch dorthin geht soeben ein Commissar. Kleider, Lagerdecken und Geld, so viel wir hier schaffen können, gehen heute noch ab. Dresden, 10. Mai. Bei der erhöhten Aufmerksamkeit und Theilnahme, welche sich in neuerer Zeit auch in Deutsch land den sogenannten „M o bi li arcredi t - A n st alten " zugewendet haben, erscheint der jüngste Geschäftsbericht, wel chen der Vorsitzende des Verwaltungsraths der „Allgemeinen Gesellschaft dcS Crödit modilier" zu Paris, Herr I. Pereire, in der ordentlichen Generalversammlung jener Gesellschaft am 23. April d. I. vortrug, nicht ohne allgemeineres Interesse, indem derselbe eine Einsicht in die Gattung von Geschäften gewährt, in denen jene älteste aller Mobiliarcredit-Anstalten ihr Capital in fast beispiellos gewinnbringender Weise zeithcr angelegt Hal. Ein ganz kurzer Auszug aus jenem sehr um fängliche» Geschäftsberichte, dem dritten seit der Gründung der Gesellschaft, dürfte daher manchem unsrer Leser nicht un willkommen sein. Nachdem Herr Pereire vorausgcschickt, daß strotz aller Kraftanstrcngung die vollständige Ausführung des Programms der Gesellschaft, die volle Entfaltung der Thätigkeit derselben auch fitzt noch nicht zu erreichen gewesen sei, und bis zu Er reichung dieses Ziels noch mehrere Jahre verstreichen würden, daß aber dennoch die bisherigen Leistungen einen Maßstab für die Dienste abgeben, welche die Anstalt dem öffentlichen und d«m industriellen Credit zu leisten vermochte, zählt er, in »etehtiä», SiLtilubeit-m LiugebLNd. die finanziellen und in dustriellen Operationen der Gesellschaft während deS letzten Jahres auf. Dieselben sind der Anordnung des Berichts zu folge einerseits Betheiliqung an Staatsanleihen, Vorschüsse an Eisenbahnen und Betheiligung an deren Anleihen, an dererseits Mitwirkung und direkte Betheiliqung bei der Or ganisation industrieller Unternehmungen. Die größte Finanz operation war die Subskription zu dem Nationalanlehen von 730 Mill. Fr., indem die Gesellschaft theils für sich, thcils in fremdem Auftrage erst für 250 und wenige Tage später noch 375 Mill., also für 625 Mill. Rente zeichnete. Wie wenig die Anstalt das Steigen der Rente benutzt habe, -um den Gewinn an der für eigene Rechnung gezeichneten Rente auf Kosten des öffentlichen Credits zu realisiren, zeigt der Be richt dadurch, daß von dem ganzen Jahresgewinn, an 28 Mill, nur 51,000 Fr. als Gewinn an realisirter Rente angeschrie- ben seien und 5 Monate nach Ausgabe des Anlehens die Anstalt für 600.000 Fr. Rente mehr im Portefeuille gehabt habe, als ihre Zeichnung betrug. An Geschäften mit Eisenbahnen werden die nachstehenden aufgezählt. Bei der Verschmelzung mebrerer Bahnen (der von Rouen, von Havre, Dieppe rc.) zu der neuen Westbahn bewirkte der Credit modilier die Auswechselung der Aktien der alten Gesellschaften gegen die der neue», verbürgte sich da durch für den Absatz der von den letzter» übrig bleibenden, und brachte deren für 18 Millionen an sich. Er verbürgte ferner den Gesammtabsatz des letzten Anlehens der Südbahn im Betrage von 28 Mill. Fr., eröffnete verschiedenen andern Bahnen mehrere Credite von geringerer Bedeutung, leistete Einzahlungen für die Aktionäre der Westbahn gegen 4 Proc. Zinsen auf 1 Jahr und machte den Aktionären der Ostbahn und der Südbahn ähnliche Vorschüsse. Das ins Stocken gerathene Unternehmen der Bahn von Döle nach Salins sicherte der Crödit modilier durch bedeutende Vorschüsse und Ankauf von 16,000 Stück Aktien, welche er später ge gen Lyoner eintauschte und die Verschmelzung beider Bahnen vorbereitete. Endlich bewirkte die Anstalt die Aus gabe des gestimmten Anlehens der Gesellschaft der österreich. Staatscisenbahnen von 82^ Mill. Fr. (300,000 Obligat. L 275 Fr.) Was die industriellen Unternehmungen betrifft, bei deren Organisation die Gesellschaft sich bethciligte, so finden wir zunächst die Constituirung der Gesellschaft der österr. Staats- bahnen aufgeführt, und angezeigt, daß die Anstalt aus diesem großen Geschäfte bedeutenden Gewinn gezogen habe, daß je doch der der Aktionäre noch bedeutender gewesen sei, indem die Durchschnittspreise der Course, zu welchen die Gesellschaft verkaufte, die gegenwärtigen nicht erreichen. Der Gesellschaft der Eisenbahn von St. Lambert nach Grenoble wurden die in deren Portefeuille zurückgekehrten Aktien abgckauft und das Unternehmen dadurch gesichert, auch dessen Erweiterung nach Lyon und Vaienre durch Acrienzeichnungen zum Nominal- werthe (obgleich der Cours kaum 450 war) vorbereitet. Dieses Geschäft, sowie ein ähnliches mit der Ardennenbahn brachte die Course beider Artiengattunqen sofort zum Steigen. Auch an den Schweizerbahnen deS Westens und des Cenlrums be- theiligte sich die Gesellschaft, in Spanien half sie dem Unter nehmen der Canalisirung des Ebro von Saragossa bis ins Meer aus der Verlegenheit. Zwei früher vorbereitete Unter nehmungen wurden zu Stande gebracht: die Verschmelzung der Omnibuslinien von Paris und die Constituirung der all gemeinen maritimen Gesellschaft. Die erstere diente zur Ver besserung des Dienstes und Herabsetzung der Preise, die letztere verspricht dem transatlantischen Handel Frankreichs einen neuen Aufschwung. Durch die Vermittlung der An stalt gelang die für den wohlfeilen Gasverbrauch von Paris so höchst wichtige Vereinigung sämmtlicher Pariser Gasgesell schaften in eine. Im Süden von Frankreich gelang es, die vorzüglichsten besserer Ausbeutung proviso ¬ risch zu vereinigen. Alle diese Operationen, sagt der Bericht, wurden ausge führt, ohne daß die Anstalt die Unterstützung geschmälert hätte, welche sic der Börse durch Report auf öffentliche Fonds und industrielle Werthpapiere gewöhnlich angedeihen läßt und ohne ihre Capitalanlage in Schatzscheinen zu beschränken. Unter nehmungen wie Hohöfcn, Bergwerke, große Fabriken rc., welche bis zu Erlangung eines positiven Resultates längere Jahre erheischen, würde die Gesellschaft dann im Stande ge wesen sein, zu fördern, wenn ihr, wie erst in Aussicht gestellt worden, gestattet worden wäre, die beabsichtigte große Ver mehrung ihres Capitals durch Hinausgabe von Obligationen zu bewirken. DaS Jahrcsresultal für die Aktionäre stellte sich, wie schon erwähnt, als ein äußerst glänzendes heraus. Der mit dem GesellschaftScapitale von 60 Mill. Fr. (16^ Mill Thlr.) er zielte Reingewinn betrug nämlich 28,082,001 Fr. (etwa 7^ Mill. Thlr.), so daß nach Abzug der 5 Proc. statutenmäßigen Zinsen (3 Mill.), des Antheils deS Reservefonds (1,254,100 Fr.) und des 10 Proc. Gewinnantheils der Direktoren (3,445,890 k. Dre-den, «. Mai. Die kaiserliche Akademie der Naturforscherin Moskau Hal Herrn vr. pkil. Adolph Drech-lrr in Dresden, in Anerkennung seiner umsichtigen Redaktion der „Allgemeinen deutschen naturhistorischen Zeitung" als Haupt-Secretär der naturwiffenschasilichen Gesellschaft Isis, zu ihrem corrrspondirenden Mitglied« ernannt. Von dieser Zeil- schrift erscheint in der Hofbuchhandlung von R. Kuntze monatlich »in Heft, gegenwärtig deS vierten Jahrganges. Die beiden ersten Jahrgänge find unter der Redaktion deS Herrn MathematikuS Traugott Sachs, erschienen?) Drr-den, Iv. Mai. Im Locale de» Sächsischen Kunst verein» auf der «rühl'schen Terrasse (geöffnet von II bi« A Uhr) werden von morgen (Sonntag) an neu auSg,stellt sein: „Die Witwe", Oelgemälde von Fischer; „Drei Oelskizzen" von L. Faber; „Drei Aguarellzeichnungen" von demselben ," Mond- schein", Oelgemälde vom Hofmaler O. Wagner; „Partie auS dem Dom zu Ancona", Aquarellzeichnung von G. Hahn. *) Dresden, Arnold'schr Buchhandlung. Stenographisch - pädagogische Streitfragen von Karl Albrecht, Lehrer am modernen Gesammtgymnastum u. s. w. Leipzig, Mayer 1856. Welch rege» Leben auf dem Gebiete der Etenographi« fitzt in Sachsen herrscht, davon girbt un« diese» Schriftchrn einen neuen Beweis. Der Verfasser, al» Schriftsteller im stenographi- sch«n Fach« hinreichend bekannt, bat sich diesmal die Lösung dreier Fragen zur Aufgabe gestellt, von denen di« erste: „Soll die Str- Feuilleton. nographie in den Schulen gelehrt werden", allgemeine Beachtung verdient und von ihm bejahend beantwortet wird. Mit großem Geschick widerlegt der Verfasser die gewöhnlich gegen die Elnfüb- rung deS Unterrichts in der Stenographie auf den Schulen gel tend gemachten Gründe und führt zugleich als Beweis seiner Be- hauptung an, daß schon seit einer Reihe von Jahren in Leipzig an Lehranstalten die Schnellschrift mit großem Erfolgt gelehrt worden ist. Wir können nur wünschen, daß namentlich dieser Theil de» Albrccht'schen SchrislchenS von dem Lehrerstande Sach- senS gewürdigt und beherzigt werde. Die beiden andern Fragen, um deren Lösung e» sich handelt: „Welche Vorzüge hat die calculirende Methode Ahn'S bei jedem stenographischen Unterrichte?" und „Welche GabelSberger'sche Regeln und Schreibweisen bedürfen zunächst der Neuprüfung?"' find vorzugsweise für Stenographen vom Fach berechnet, und wir erlauben un» in dieser Beziehung vorläufig nur die Bemer kung, daß die eine wie die andre vom stenographischen Institute in Dresden ebenfalls in'» Auge gefaßt worden, und daß e» dort gelungen ist, namentlich hinsichtlich der Vocalisation ein Princip aufzusiellen, welche» den Anforderungen der Theorie wie der Prari» gleichmäßig zu genügen verspricht, und seiner Zeit zur öffentlichen Kenntniß gelangen wird. W«r schließen nut den Worten Albrecht«: „Giebt Jeder her, wa» er fand, so wird die» namentlich zur Erleichterung de« Erlernen» der schönen Kunst beitragen, und so werden wir dem ersehnten Ziele näher rücken, di» Stenographie al» Schrift aller Gebildeten zu sehen!" Literatur. Der Accouchrur al» rathrndex und warnender Freund. Sin Versuch von Vr. Ludw. Ferd. Fürchtegott Flemming, k. s. Hofrath, prakt. Arzt und Acrou- cheur zu Dresden. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Dre»den, Adler und Dietze. 1856. 8. 84 S. Wenn e« in neuerer Zeit Gebrauch worden ist, durch söge, nannte populäre Schriftchrn und Aufsätze, die sich in einer Menge von Zeitschriften finden, über medlkinische Gegenstände da» Pu blicum aufzuklären und wenn hierdurch theil» eine bedenkliche Halbwisserei, theil» sogar höchst gefährliche Versuche deS Selbst, curiren» in die Mode gekommen sind, so erachten wir uns um so mehr verpflichtet, auf daS oben bezeichnete Schriftchen eines in fast Ksjähriger PrariS bewährten ArzteS aufmerksam zu machen, und dasselbe zu ernster Beherzigung zu empfehlen. Der Verfasser spricht sich über den Zweck desselben mit folgenden Worten auS: „Wer in dieser Schrift eine gelehrte Abhandlung über Ge- burt und deren Behandlung zu finden hofft, der irrt sich. Ich werde mich in derselben blo» bestreben, 1) den Frauen eine na- turgemäße Arficht über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Pflege der Kinder in dem ersten Lebensjahre zu geben, 2) bei Abweichungen von dem natürlichen Zustande die Frauen darauf aufmerksam zu machen, und den Gebrauch einfacher Arzneikörper bi» zur Ankunft eine» ArzteS vorzuschlagen, und 3) dir herrschen den Borurtheil« und Mißbräuche aufzusuchen und zu bekämpfen. Hierbei werde ich mich rorzüqlich hüten, Anzeichen oder Merkmale anzugrben, welche nicht von Frauen, sondern nur von Aerzten unterschieden werden können. Denn dadurch, daß viele Aerzie Schriften absaßtrn, welche für Aerzte und Nichiärzle zugleich ge- schrieben, mit ttnrr Menge von Unterscheidungsmerkmalen und