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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I G. Hartmau«. Lonntag, de» LS. März Erscheint mit ««»nähme der Sona« /H» DHH und Festtage täglich «dend» und ist R» M.» durch all« Poßaastalten ,« beztehea. "I-TTTTT-ssl- I i « "" Preis für da» Vierteljahr 1^ Lhaler. Insertion«--«bahren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Neugroschea. 18S7. Amtlicher rheil. DreStzni, 9. Mär,. Der zweite Universitätsprediger Karl Adolph Gerhard v. Aezschwitz und der Privatdocenk Ve. Ernst Adolph Eoccius zu Leipzig sind zu außerordent- liche« Professoren, ersterer der Theologie, letzterer der Medi ci», ernannt worden. Nichtamtlicher Theil. Metzerftcht. Tagetsteschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Bom königlichen Hofe. Minister von Beust «ach Zwickau. Bevorstehende Versammlung der Armen vereine. — Wien: Die Rückkehr der katserl. Majestäten. Berichtigung. — Berlin: Vom Landtage. Zur neuen- h«ger Angel^enhett. Prinz Karl nach Italien. Der Getffarth'sche Proceß. — Nürnberg: Minister v. Ringel mann nach München zurück. — Gotha: Wiederzu- sammentrin des Speciallandtags. — Ko bürg: General versammlung der Creditgesellschaft. Da« Gewerbehallen- projert. — Aus Thüringen: Abänderung des wei- «arischen Wahlgesetzes. — Paris: Tagesbericht. — Neapel: Strafverminderung. — London: Lord Pal merston und dir bevorstehenden neuen Parlamentswahlen. Aus de« Parlamente. — St. Petersburg: Der Ge sandte in Rom decortrt. — Alexandrien: Veränderung l» Ministerium. — Hongkong: Verhaftungen. — Bombay: Reu« Truppen nach dem persischen Meerbusen. L-c«s- «i» Mrvsttttgt't<t»«e»e«radr,tr» jvreSden: Berhanblmdgea ber Stadtverordneten. Neue Straßen namen. — Leipzig. Stabtverordnetensitzung. Geschenk für die Realschule — Chemnitz: Generalversammlung der Würschnitz,r Eisenbahn und der Actiendrauerei. Oeffevtttch« Gerichtsvrrhandlmigeu. (Dresden ) Fswtüsß»« Inserat» rageckkalrüder. Bstzf«uachrichten Beilage. OePe»tl GB^cht-vsrtzNRdlnnge». (Leipzig. Bautzen. Ka menz. Mittweida. Oschatz. Löbau. Augustusburg.) Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sovvabead, 14. Mürz. Der StaatSrath hat gestern de« Gesetzentwurf bezüglich einer Steuer anf Vctie« und Obligationen festgestrüt. Die Stempel- und BesttzverävderuvgSadgabe wird von » auf IS^» des wirklichen Capital- erhöht. Die Entrichtung eine- jährlichen Steuersatzes ist obligatorisch. Au - den» gegenwärtigen Erhrbungsmodus wird nicht- ge- ändert. Ein Reglement wird die Erhebung dieser Steuer von auswärtigen, in Frankreich negocirten Pa pieren ordnen Gestrige Abendbörse: Rente 71. Loudon, Donnerstag, 12. März Nacht-. Im Oberhaus« wurde heute die Regierung wegen deS Kriege- mit China interprllirt. Lord Panmure er klärte, e- würden Truppen, Kanonenboote und ein Commiffar nach China gesandt werden. 'Letzterer werde von der chinesischen Regierung zuerst die Er füllung der Verträge auf friedlichem Wege verlangen. Da- Unterhaus votirte ohne Anstand die Voranschläge für die Armee. (Vgl. unter London.) Feuilleton. Dresden, 14. März. Vorgestern hatte der Herr Clavier- lehrrr Niederweyer eine mvfikalische Privatsoiree veranstaltet, nm einem größer» «ingeladenen Zuhürerkretse mehrere seiner Schülerinnen und Schüler vorzuführen. Dir Leistungen seiner Eleven zeichneten sich sämmtlich durch eine leichte Handführung, elastisches Toucher, große Sauberkeit, Präcifion und Fertigkeit des Spiels, sowie feine musikalisch« Abrundung und Eleganz des Vortrags aus. Zwei der Eleven erschienen w»it genug vor geschritten, um jene Fortbildung wählen zu können, welche sie der wtitverzweigten, an Ueberfülle leidenden Gesellschaft des Lirtuosenthums als Novizen zuführen würde. Dresden, 12. März. Die letzte Novität, welche das zweite Theater in diesen Tagen zur Aufführung brachte, war Karl Elmar'- „Spinnrrkäthchen, oder: Segen der Arbeit", Charakter« gemäld« mit Gesang in drei Abtheilungen, Musik vom Kapell meister Ad. Müller. Das genannte Stück, bei der ersten Dar stellung in manchen Theilen leider noch nicht frei von Spuren übereilter Einftudirung, hat eine lobenswrrihe moralische Ten denz und erheitert« außerdem das Publicum mehrfach. Eben so zahlreich besucht und unter beifälligster Aufnahme wurve am Dienstag die Poffe „Eckfitz im Cercle" wiederholt, der sich die einaktige Pibce „Ein Skandal" unter glticher'Wilkung anschloß. Beide Poffe« riefen durch das gerundete und lebendige Zu sammenspiel die heiterste Stimmung hervor, so daß die Lachlust den ganz«« Abend vollauf Befriedigung fand. Da einmal von de» »orzü-ltchsrn Darstellungen in, zweiten Theater dir Rede ist, London, Freitag, IS. März Abends. In ber soeben beendigten Sitzung de- Oberhanfe- skizzirte Lord Clarendon den Inhalt de- mit Perfirn abge- schlösse»«« Frieden-vertragS. Hiernach respeetirt Persien die Unabhängigkeit Herat- «ch Afghanistan- Wenn Differenzen «tt diesen Ländern «intreten, sucht Persien zuv-rderst England- Vermittelung nach; kommt e- zum Kriege, so kann Perfied Henat wieder erobern. In eommerzieller Beziehnnz «red England den in Persien meist begünstigten frnuden Staaten gleichgestellt. Der ehemalige grostbritaichische Gesandte Murray wird bei seiner Wiedevanknstft in Teheran ehrenvoll empfangen. Persische Uvtrrttzauen genießen künftig den Schutz England- nnr aufsvrrlangen der Regierung. Im Unterhause erklärte Lord Pchmerston, der gegenwärtig mit Persien abgeschlossene »ertrag sei vortheilhafter al- der Lord Stratfor- in Konstan tinopel angetragene Beide Häuser vertagten sich sodann - Dresden, 14. März. Wegen einer haute Nachmittag aus München »ing,troff,n<n unerwartet bettübenden Nach richt über das Befinden Ihrer k. k. Hoheit der Prinzessin Luitpold von Bayern, geb. Prinzessin von Toscana, Nichte Sr. Majestät des König«, ist di, Absage eines für heute and,räumten größer» Diners am k. Hofe, allerhöchstem Be fehl gemäß, erfolgt. i Dresden, 14. März. Se. Excellenz ber Herr Staats minister v. Beust hat sich gestern über Leipzig nach Zwickau begeben. Dresden, 14. März. Wir freue» uns, in Bestätigung einer schon vor ^niger Zeit durch die Laqespreffe gerüchtweise verlautbarten Nachricht, au« sicherer Quelle mittheilen zu können, daß ein, Land,«angel,genheit von allgemeiner», In teresse, welche unter Anderm auch di« letzt« Ständeversamm lung beschäftigt hat: die Verbesserung der öffent lichen Armenpflege durch die Mittel-ver Acmen- v»rei»e, demnächst in es« neues Entn-llKluWsfl »binar es«» zutreten verspricht. Herr Kammerherr v. Erdmannsdorf auf Schönfeld, dem das Verdienst gebührt, dieselbe durch eine dem Landtage vom Jahre 1855 übergebene, auch al« be sondere Druckschrift veröffentlicht, Petition bei diesem zuerst eingeführt und in umfassender Weise angeregt zu haben, hat in Verbindung mir dem durch seine erfolgreiche Thätigkeit für das Armenwesen seines Verwaltungsbezirk« rühmlich be kannten Herrn Gerichlsamtmann Friedrich in Ehemnitz und mit der zugesagten Unterstützung einer Anzahl patriotisch ge sinnter, für den Gegenstand erwärmter Männer aus verschie denen Landesgegenden, di« Id« aufgefaßt und zur Ausfüh rung vorbereitet, die sämmtlichen dermalen bestehenden Be zirksarm,nvereine des Landes (nach amtlicher Aufnahme an der Zahl 224) zu einer durch Abgeordnete zu beschickenden Versammlung nach Dresden einzuladen, zu dem Zwecke, die in der zeitherigen Wirksamkeit der Vereine gemachten prak tischen Erfahrungen gegenseitig auszutauschrn, die äußern und inner« Hindernisse, denen man dabei je nach der Ver schiedenheit der örtlichen Verhältnisse begegnet ist, näber ins Auge zu fassen und über die zu weiterer Förderung de« ge meinsamen Werk« erforderlichen Maßregeln, sowie über die zu dem Ende nach Befinden an die Regierung zu stellenden Anträge gemeinsame Berathung zu pflegen. Die Versamm lung, zu welcher die Aufforderungen unter Beifügung des den Verhandlungen zu Grunde zu legenden Programm« demnächst ergehen werden, soll, der getroffenen Bestimmung nach, am so mag nachträglich nicht minder der letzten Aufführung von Fr. Kaiser'« Charakiergrmälde „Eine Poffe als Mcdicin, oder: So curirt man schlimme Frauen" Erwähnung geschehen. Richt nur als anziehendes und belustigendes Stück an sich, da» durch die Komik seiner Situationen unwillkürlich zur Heiterkeit nöthigt, ist das Kaiser'sche Drama ganz vorzüglicher Beachtung wrrrh, sondern es wird auf der genannten Bühne auch dadurch, daß es Gelegenheit bietet, Herrn und Frau Nesmüller mit einander die beiden hervorragendsten Rollen — und zwar in einer Weise spielen zu sehen, die der günstigsten Wirkung auf den Zuschauer nicht verfehlen kann, zu einem der beliebtesten Reperioirstückt. Herr Nesmüller weiß seiner Rolle in ihm eigen« thümiicher Weise eine solche Fülle gemülhvoller Komik zu geben und Frau Nesmüller spielt die ihrige mit solcher Wahrheit, Sicherheit und Beweglichkeit, daß dadurch diese» Charakter- gemälv» zu den bestausgeführten auf der Bühne des zweiten Theaters gezählt werden darf. Rächst den Rollen der beiden Hauptdarsteller verdient Herrn Herrmann's „Herr v. Dunst' als eine gelungene Leistung hervorgehobrn zu werden. Die Auf nahme des Stückes war die günstigste, und lebhafter Hervorruf lohnte die Darsteller sowohl nach Beendigung des Vorspiels „Großvaters Geburtstag", welche- in seiner Schlußstein die heitere Stimmung des Publicum» aufs Höchste steigerte, als auch am Ende des ganzen Stückes. Möge das «hraterliehende Publicum bei einer etwaigen Wiederholung dem mehrgenannten Werke Kaiser'» die wohlverdiente Theilnahmr nicht versagen' Dresden, 14. März. Don morgen (Sonntag) an werden im Ausstellungslocale des sächsischen «unstverein» auf der Brühl'schrn Terrasse (geöffnet von 11 bis 3 Uhr) neu ausgestellt 31. d. M. in dem für den Zweck zur Verfügung gestellten Sitzungssaal« der Ersten Kammer stattfinden und es wird dabei für stenographische Aufnahme der Verhandlungen zur Benutzung für eine nach Befinden zu veranstaltende Ver öffentlichung der Hauptergebnisse Fürsorge getroffen »erden. Ist Das, was die Armenvereine schon zeither für Vermin« , deruug und Abstellung mancher, im Bereiche des Armenwesens in neuerer Zeit nur zu sehr fühlbar gewordener Uebelstäude . und Gebrechen geleistet haben, als höchst bedeutend und ver dienstlich anzuerkennen und lassen sich von ihrer ferner» , Wirksamkeit, besonders infolge der nähern Verbindung und , befruchtenden Berührung, welche durch di, bevorstehend, Ver- , sammlung unter ihnen angebahnt werden soll, für die Zu kunft noch größere und erfreulicher, Ergebnisse erwarten, so bietet doch die ganze Erscheinung auch schon an und für sich und abgesehen von ihren speciellen, praktischen Resultaten »ine Seite dar, von der aus sie das lebendige Interesse eine» Jeden in Anspruch nehmen muß, dem es um eine gedeihliche Fortbildung unsrer öffentlichen Zustände auf gesunder und naturgemäßer Basis zu thun ist: nämlich als ein, wenigstens , in seinen ersten Anfängen unläugbar gelungenes Beispiel dafür, waS und wie viel im Gebiete de« öffentlichen Lebens und der inner» Landesverwaltung auch ohne unmittelbare staatlich, Dazwischenkunft und eingreifende Leitung durch bas blose, planmäßige Zusammenwirken populärer Kräfte und dem socialen Volksleben angehörender Elemente gewirkt und ge schaffen werden kann, dafern nur von Haus aus klar Erlaub tes und Mögliche« erstrebt wird, in der Wahl der Mittel und Wege zur Ausführung maßvolle Berücksichtigung der be stehenden Verhältnisse vorwaltet und bei der oder» Leitung der Geist der Loyalität und echten Humanität da« Banner vorträgt. Ohne Zweifel darf und wird sich der Staat zu diesen und ähnliche», sein« eigne Wirkungssphäre so nahe berührenden Bestrebungen nicht blos negativ und passiv ver halten wollen; im Gegenrheil ist es, um bei der zunächst vor- . liegenden Veranlassung stehen zu bleiben, wünschenSwertk und bis zu einem gewissen Grade unerläßlich, daß dem Staate auch bei der weitern Fortbildung des Institut« der Armen vereine der ihm gebührnrde Einfluß gesichert bleib« und jene in einer Richtung erfolg«, aöo für ei» nrgainischM Zusam menwirken der Vereine mit den für die unmittelbaren Staats zwecke bestehenden, mit ihrer Thätigkeit an bestimmte Ge bietsabgrenzungen gebundenen Organen den nöthigen Spiel raum offen läßt und Bürgschaft gewährt. Allein ,S gehört hierzu nicht, ja es wäre kaum al« ein erwünschter Fortschritt zu bewachten, wenn durch eine zu weit ausgedehnte Anwen dung eines centralisirenden Princips auf die Armenver-ine, da» Institut seines ursprünglichen Charakters der Freiwillig keit zu sehr entkleidet, in seiner darauf mit beruhenden, den Bedürfnissen der verschiedenen Landesgegenden und selbst den betheiligtrn persönlichen Verhältnissen und Interessen sich anschmiegenden Bildungsfähiqkeit geschmälert und allmählich in eine dem Gesetze der Uniformität unterliegende Staats anstalt umgestaltet würde. Der von den Veranstaltern an sie gerichteten Einladung zur Betheiligung an der bevorsteyenden Versammlung der Armenvereine wird die Regierung jedenfalls zu entsprechen sich verpflichtet finden und den Verhandlungen der letztern mit allem dem Interesse und der Aufmerksamkeit folgen, welch, dem wichtigen Gegenstände gebührt. Es schien aber von Nutzen, durch obige Bemerkungen gleich jetzt darauf hin- zuweisen, daß diese Brtheiligung nicht den Sinn habe und nicht so aufzufaflen sei, als sei es etwa die Absicht der Re gierung, di, ganze Angelegenheit in die Hand zu nehmen und das Institut der Armenvereine zu einer Art Dependenz zu machen. Die Armenvereine mögen bleiben, wa» sie von An sein: Eommerlandschaft, Oelgemälde von A. Arnold; Thier stück, drsgl. von Sehbicke; „Briefleserin", desgl. von Friedrich Wolf; weibliche» Porträt, desgl. von Grüder; landschaftliche Cartons, darunter ein Cyklu» aus der „Odyssee", von Professor Preller in Weimar. j) Chemnitz, 11. März. Der Jakobi. Cantor Stahlknecht hier beabfichtigt, im Monat August dieses Jahre- ein giößeres Gesangfest zu veranstalten, welche« auf eine zweitägige Dauer berechnet und zu dem, insoweit die Jakobikirche dazu be nutzt werden soll, die Genehmigung der Confistoriglbehürde bereits eingeholt ist. Am Abend de» ersten Festtag,» soll die Aufführung des „Elias" von Mendelssohn, am andern Tage Vormittags ein anderweitige« geistliches Concert für Männer gesang in der Jakobikirche stattfinden, Nachmittags aber ein fest licher Auszug nach dem reizend gelegenen Chemnitzer Schlosse erfolgen, wo theil» gemeinschaftliche Gesänge, theil» Solovorträg« einzelner Vereine zur Aufführung gelangen werden. Es haben schon jetzt eine groß« Mehrzahl Verein«, darunter der Leipziger Paulinerverein, ihr« Betheiligung zugrfagt, so daß man auf das Zusammenkommen von ungefähr Ivvo Gesang«,he,lnehmern rechnet. Ein Comits von einigen vierzig Männern wird die Arrangirung und Leitung des Festes in die Hand nehmen. — Fünf Mitglieder der Leipziger Sewandhauskapelle, di« Herren Krause, Grabau, Grün, Haubold und Japho, haben am 6, 8. und 9. d. M. in» hiestgrn Cafinosaale musikalische Abendunter- . Haltungen für Streichinstrumente und P anoforte veranstaltet und durch den in jeder Beziehung trefflichen Vortrag ihres Re- pertoirs allgemeinsten Beifall gewonnen.