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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. 18S6 Sonntag, den 30 März Prei» für da» Btetteljahr Thaler. Insertion»-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroschrn. - - - Erschein» mit Ausnahme der Senn« ^/Wy «°d Festtage täglich Abend» und ik d» U R^O durch «g, Pastnnftaltea zu beziehen. AbormemerrtS Einladung. Mit der nächste« Nummer beginn» »in neue« viwwljLhrliche« Lbvanemeat auf das „Dresdner Journal". Air er« suchen die auSwürrigr« Leser desselben, die Bestellungen bei den nächstgelegenen Postämtern recht zeitig machen zu wollen, damit keine Unterbrechung in der Zusendung eintritt. Der vierteljährliche Prei- ist in Sachsen 1H Thlr., wofür in Dresden, wo die Bestellungen bei der unterzeichneten Expe dition zu machen sind, da» Blatt den Abonnenten täglich Abends nach Erscheinen frei ins Haus gesandt wird. LAL" J«fer«te aller Art, die im „Dresdner Jour- nal" eine weit, Verbreitung finden, werden für den Raum einer vierspaltigen Zeile mit 1 Ngr. berechnet. Dresden, im März 1856. K-iü-l. Ll-k-itio» »es Drerdier Lsnnialz. Amtlicher LH eil. Bekanntmachung. Nachdem dem Ministerium d,S Innern im diplomatischen Wege der Todtenschein des in Eurland (zu Neuhausen) vor ungefähr 39 Jakren gebornen, am 27. April 1854 im Cur- ländischen Gouvernement vermögenslos verstorbenen, angeb lich König!. Sächs. Unterrhanen Johann Theodor Rühl mit dem Bemerken zugegangen ist, daß der Bruder und die Schwiegermutter de« Verstorbenen im AuSlande leben, so wird Solches für diejenigen, welche ein Interesse daran ha ben, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 22. März 1856. Ministerium des Innern. General »Abtheilunz. Ophlschütter. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tastesgeschichte. Telegraphisch, Nachrichten au« Parts, Turin und Genua. — Dresden: Besuch Sr. Maj. de« König« in der Hofapotheke. AuSloosung von Staatsschulden. Da« Trgebniß der Actkenzeichnung für die Leipziger Creditanstalt und die Repartition der selben. — Wien: Da« Projekt de« Fürsten v. Hohenlohe äl« gesichert betrachtet. Baron Forth.Rouen. Vermischte«. De Berhafmng eine« moldauischen Courier« in Czernowitz. — Prag: Cardinal Fürst Schwarzenberg nach Wien. Die Grundenllastung für Böhmen. — Berlin: Au« den Kammerverhandlungen. Zur Duellangelegenheit. Herzog Georg von Mecklenburg und vr Mandt nach St. Pe tersburg abgereist. — AuSKurhessen: Differenz zwischen dem Verfaffunq«au«schusse und der Regierung. — Olden burg und Wiesbaden: LandtagSeröffnung.— Frank furt: Herr v. Stolipine nach Pari«. Die Bildung von CassationSinstanzen. Messe. Einnahme der TaunuSeis,n- bahn. Vertrauen zur Leipziger Creditanstalt. — Pari«: Die Haltung der Türkei bei den FriedenSverhandlungen. Tagesbericht. Die Truppeneinschiffungen zu Marseille. — Rom: Zahlreicher Fremdenbesuch. — Turin: Admirali tätsangelegenheiten. Eisenbahnverlängerung. Quarantäne maßregeln. — London: Zu den Friedensverhandlungen. Contreadmiral Bayne«. Der König der Belgier. — St. Petersburg: Der Empfang der Marineequipagen in Moskau. Local- und ProvinzialaAstsle-enheiten. Dresden: Der Mörder Schütze begnadigt. Dampfschiff,rtrafahrten. Einnahme der Leipjig-Dretdner Eisenbahn. — Leipzig: UnglückSfall. — Glaucha«: BolßS-ählung. Unglücksfall. — Bischofswerda: Feuer. — Eibenstock: Leichen im Brandschutte aufgefunden. Feuilleton. Inserate. SZörsennachrichtev. Lage-geschichte. Telegraphist»« Nachrichten. Paris, Freitag, S8. März, Mitternacht*). Man versichert als gewiß : Da -er FrirdenSabschluß eben so sicher wie nahe bevorstehend sei, so werde wanden Waffenstillstand um « Wochen verlängern, um Zeit zu Einholung der Ratificationen zu gewinnen. Der Austausch derselben werde wahrscheinlich in der ersten Hälfte deS MonatS Mai erfolgen, die Unterzeichnung deS Friedensvertrags aber wahrscheinlich am nächsten Sonntag stattfinden. Man erzählt ferner, die Kai serin habe den Wunsch ausgesprochen, die Feder zu besitzen, mit welcher der FriedenSvertrag unterzeichnet worden sein werde, und der Rronjuwelier habe deS halb zu diesem Behufe eine Adlerfeder angefertigt. Boulevard: Sproc. Rente 78, ÄS. *) Eingegangen Sonnabend Vormittag ßjlv Uhr. 0<7 Turin, 25. März. Der Verkauf der den Be darf de< Armeetrain« übersteigenden Pferde und Maulthirre ist in mehrer« Städten von dem Krieg «Ministerium angevrdne» worden. 00 Genua, 26. März. Die Dampfer „Bittorio Smanuele" und „Eonte Cavour", von Toulon kommend, sind, weil Ldphuskranke sich am Bord befanden, zur Abhaltung einer fünfzehntägigen Contumaz nach Varignano gewiesen worden. Dresden, 29. März. Heute Mittag ^1 Uhr geruhten Se. Majestät der König in Begleitung Ihrer Majestät der Königin und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen Sidonie, Anna, Margaret-? pnd Sophie di« heftig« Hof» apotheke mit Allerhöchstihrer Gegenwart zu beglücken, wurden von dem Finanzminister Behr, dem Commissar für die Hof apotheke Landrentmeister Lengnick und dem Hofapotheker Müller ehrfurchtsvollst empfangen, nahmen die Lokalitäten der Hofapotheke und verschiedene darin befindliche Alterthümlich- keiten in Augenschein und verließen dieselbe wieder um ^2 Uhr unter Aeußerungen der allerhöchsten Zufriedenheit mit den in der Anstalt vorgefundenen Einrichtungen. Dresden, 29. März. In den von dem LandtagSauS- schusse zu Verwaltung der Staatsschulden am 26. u. 27. März abgehalkenen Ziehungen sind Beträge von inSgesammt 199,125 Tklr. zur AuSloosung gelangt. Dieselben entfallen mit 90,425 Thlr. auf die Zprorrnt. landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, mit 59,500 Tblr. auf die 4proc. StaatS- schulden-Kassenscheine von 1847 » .'00 Tblr. Capital, mit 41,600 Thlr. auf di, vom Staate übernommenen sächsisch schlesischen Eisenbahnactien und mit 7600 Tblr. endlich auf die an die Stelle der sächsisch-bayrischen Eisenbahnactien ge tretenen 3 proc. StaatSschulden-Kassenschein, vom Jahre 1855. Dresden, 29. März. Die nunmehr beendigten Zeich nungen für die allgemeine deutsche Creditanstalt weisen bei genauer Zählung 4659 Zeichnungen mit dem Gesammtbetrag, von 4,553,470 Stück Aktien oder 455,347,000 Thlr. nach. Redurirt man die irrthümlich auf nicht derimale Zahle» ge stellten Zeichnungen auf die nächst niedrigen Derimalen, sch bleiben immer noch 449,283,900 Thlr. Daher würde bei ganz gleicher Bertheilung pro rat» auf 137 Stück eine Aktie kommen. Von jenen Zeichnungen sind aber 431 unter 10 Stück, 1759 von und mit 10 Stück bis und mit 50 Stück, 651 von und mit 55 dis und mit 150 Stück und nur 1818 über 150 Stück. Auf letztere fallen 443,838,000 Thlr. Es ergiebt sich daraus, daß bei dieser Zahl der kleinern Zeich- nungen, auch wenn man den Theiler für alle größer« Zeich nungen auf 150 erhöht, um wenigstens von 10—50 eine*) und von 55—150 zwei Aktien geben zu können, immer noch über 1000 Aktien (genau läßt sich die Zahl wegen der Spitzen nicht angeden) fehlen, welche durch die Erhöhung des TheilerS nach oben weniger erspart werden, als nüthig sind. Diese fehlenden Aktien hat die StaatSregierung wieder zur Disposition gestellt und so die Erreichung eines für die klei nen Zeichnungen immer noch möglichst günstigen Resultat« möglich gemacht. Von obiger Summe wurden übrigens in 1855 Anmeldungen (von denen 1232 unter 155 Stück) 111,238,000 Thlr. in Dresden, daS andere in Leipzig ge zeichnet. — Die Submissionen für« Ausland überstiegen eben falls mit mehr als 2 Millionen die disponible Summe und konnten nicht ganz befriedigt werden. — In Bezug auf einige, dem Unternehmen sehr feindliche Artikel auswärtige Blätter sind wir übrigen« ermächtigt zu erklären, daß von an dern, al« den den Statuten gedruckt beigegebenen, den Sta tuten selbst al« rein transitorische natürlich nicht einzuverleiben den, Bedingungen seiten der StaatSregierung nie die Red« gewesen ist. — lieber Ziel und Einrichtung de« Unterneh men« werden wir bald un« weiter verbreite». § Wie«, 27. März. Bor kurzem theilt, ich Ihnen mir, daß da« von mir nmähnre Projekt deS Fürsten Felix von Hohenlohe - Oehringen, den Fruchchandel Ungarn« nnt Deutschland zu organisire«, welche«, wie einer Ihrer Corre- spondenten au« Prag ergänzend bemerkt, auch seine beson dere Bedeutung für die nördlichen Bahnlinien der Monarchie, beziehungsweise also für Sachsen hat, hier der eingehendsten Würdigung begegne. Ich bin heute in der Lage, beizufü- gen, daß dessen Ausführung eine beschlossene Thatfache ist, und daß man sich bereit« mit dessen präliminär,» Detail« beschäftigt. Eine der ersten technischen Specialitäten, welch« di« AnSkührung bett «wen, ist der Architekt Sang aus London. Am 12. d. M. Han, er die Ehr«, Sr. Maj. dem Kaiser in einer Privataudienz seine architektonischen Pläne «ad Risse zu dem Baue von Fruchthallendock« und Donauhäfen vor» zulegen, denen Se. Majestät nach eingehender Prüfung den Beifall de« Kenner« zu Theil werden ließ. Sobald all« technischen Vorarbeiten beendigt sein werden, wird die Sache sofort in Angriff genommen. E« bedarf kaum der Erwäh nung, daß einem solchen, sich ökonomisch und finanziell em pfehlenden Unternehmen nicht bang« sein durfte wegen der Aufbringung der zu seiner Ausführung nothwendigen Eapi- talien. Die Wahl zwischen den ersten Geldmächten und in- und ausländischen Capitalassociationen, die sich darum bewer ben, steht ihm bereits jetzt frei. Seine Ausführung kann also in jeder Beziehung als gesichert betrachtet werden. Wien, 27. März. (Ostd. P.) Der kaiserlich französisch« Gesandt, am königl. sächsischen Hofe, Herr Baron Forth- Rouen, welcher in der Specialmission nach Wien gekommen, um Sr. Majestät dem Kaiser da« NotificationSschreiben über *) Die heule hier rireulirende Angabe, daß auch dir Zeichner von L Aktien eine Aktie erhalten würden, ist un« aus drSfallkg« telegraphisch« Anfrage beim KegründungSromit, in Leipzig von diesem al« »in» irrthümlich« bezeichnet worden. Lgl. auch umstehend dessen Bekanntmachung. D. skrb. Dresden, 29. März. In einem hiesigen Blatte war jüngst dir Mittheilung zu lesen, die Direktion de- Hoftheater» beabsichtige „zu Herrn E. Devrient'S Abschiedsvorstellung die Preise der Plätze bedeutend zu erhöhen." — Auf Grund deSfallS von un» eingezogenrr Erkundigung können wir versichern, daß von einer bevorstehenden A bsehteds - Vorstellung deS ge nannten gefeierten Künstler« an kompetenter Stelle Etwa« nicht bekannt ist, sowie ferner: daß bri derjenigen demnächstigen Vorstellung, welche die oben ge dachte Zeitungsnotiz im Auge gehabt haben mag, «ine Er höhung der Preise dir Plätze nicht eintreten wird. — Herr Emil D evrient trat gestern wieder in einer seiner vorzüglichsten Lustspielpartien, in den „Memoiren de« Teufel»", aus und wurde von dem gefüllten Hause durch reichsten Beifall ausgezeichnet. Wir wiederholen den Wunsch, daß in die nächsten Darstellungen diese» Künstler» noch „Egmont" eingereiht werde. Drssde«. Freitag, 28. März: Rotinä« ma,ic»Ie de« Violoncellisten FeriKIetzer au» Ungarn. Der Lonkertgeber spiel«« eine kaatmmr boogrm»« von Grützmachrr, Rsstitatiov von S.vach (moderne, einem O-äur?reluäium untergelegt» Melodie), Lied von Stigrlli und ungarische Nanonalmelodien, beide letztere Piteen nach eigener Bearbritung. Herr Feri Kletzer besitzt bri rzcht löblicher sicherer Fettigkeit und guter Intonation einen sehr hastigen Ton, der allerdings, im Allgemeinen etwa« hart und spröd«, -er weichen, runden Fülle entbehrt: dieser Mangel möchte indeß wehr von der Entbehrung eine« guten italienischen In- Feuilleton. strument» herrühren, und e» ist vielleicht mit größerm Rechte zu loben, daß der Spieler sowohl im Piano oft sehr zarte, auSdruck». volle und den tiefen Chorden äußerst au»qiebige, sonore Klänge dem Instrumente zu entziehen versteht. Sein Vortrag der Can- tilene zeigt Aplomb, breite Boqenführung und im AuSdrucke Wärme und feine, individuelle Empfindung. ES ist für letztere dir Neigung da, in ein» gewisse, affectirt scheinende Sennmenz abzuschweifen und dem Spieler zu wünschen, daß sein offenbar bedeutende« und gut vorgebildetes Talent sich durch nächste Studien einen sichern, musikalisch au-geprägten Styl in der vir tuosen Behandlung de» Violoncell» aneignr. Die Matinee ward von Frau Sophie Förster durch Vor träge von Liedern (von Banck, Weber, Ehrenstein und Lachner) unterstützt, in denen die Sängerin ein« eben so natürlich innige, al» charakteristisch verschiedene Auffassung zu künstlerisch ge- lingendem und höchst ansprechendem AuSdruck brachte. Auch LiSzt'S Lurie-Phantafie für Piano wurde von Fräul. A. Nent- wich gespielt, welch» dabei vorläufig nur al« eine fleißige Dilettantin erschien. Der Abend desselben Tage» brachte noch eine musikalische Soiree, gegeben von Fräulein Valentin» Bianchi. Der Mezzosopran der Sängerin ist ohne große« Tonvolumen, doch von auSgiebigem, jugendlich frischem Klanqcolorit ; die Intonation ist rein; Wohllaut und Schmelz de» noch ungleichen Organ» liegen In der höhern Tonlage, der tiefe Brustton besitzt jene rigrnthumliche, nicht angenehm» Kehltonbildung, welch» die modern» italienische Schule eingesihrt hat, ohne zugleich vom natürlichen Wohlklange derselben überzeugen zu können. Mts Schulung der Stimme ist musikalisch gewandt und von formell gewonnener Routine, ohne doch nach irgend einer Seit« hin ein« künstlerische Vollendung aufzuweisen: für den getragenen, ein fachen Gesang stört da» hinüberziehend« Tonverbinden, wogegen ein schöne» Portamento fehl»; die Ausführung der Eoloratur, der chromatischen Läufe rc. ist noch vollkommen unfettig und inkorrekt, obwohl einzeln» kleinere Fiorituren sehr hübsch und präki« gelingen. Der Vortrag einer Arie au» der „Sonnam- bula" war daher technisch noch höchst mangelhaft, aber Fräulft» Bianchi besitzt al» einstweiligen Ersatz dafür da» Talent eines lebhaft anregenden und affectvoll ansprechenden AuSdruck» »»d gestaltet ihn mit Gewandtheit und ESprit, ohne jedoch in d«r Auffassung di« Tief» und Leidenschaft der Empfindung zu be rühren und «iederzugeben. Obwohl dies« Grenze de» AuSdruck» und der Mangel an großem, pathetischem Styl in der Behand lung der Elektra-Arie au» „Idomeneu»' sehr fühlbar wurde, so war doch, davon abgesehen, di, Ausführung d«rs«lb«n wchmsch viel loben»w,rth,r. Zum Schluß folgte der vottrag russischer Nationallieder. Man möchte sich kaum irren, w«nn «an t» Fräulein Bianchi ein sehr beachtenSwerthe» Talent für dir Vühna fleht, in Soubrettenpattien lyrischer Gattung, natürlich nach vollendeter» Studien. Die Srirr« wurde mit de» Bvttrage d«s O-moll-TrioS (oz». I) von Beethoven durch di» Herren Lehner, Rirciu» und Poortrn eröffnet; Herr RieriuS spielt« außer dem Variationen von David für die Violine mit musitalisch treff lichem und technisch sehr loben »würdigem Dorrrag« nud Herr Poorten zeigt« sich in ein« kleinen Andauw von Momberg für'»