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Dresdner Journal. verantwortlicher Nedactear: I. G. Hartmann V 71 Erscheint mit «»«nähme der «onn. und K.sttage tL-lich »end« «nd «st durch all« Postanstaltra ,« b«zieb«u. Lonnabend, b« 28. März. Pret» für da» vt«rt«ljahr Thaler. Insertion«-Gebühren für den Raum «iner gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1857. Amtlicher Th eil. Dresden, 19. März. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem hiesigen Srimiaalinspector Herzog, sowie einem jeden der beiden Stadtgendarmen Fischer und Frey, für di» von ihnen am 7. Decemder vorigen Jahre« gemeinschaft lich und mit eigener Gefahr bewerkstelligte Errettung der unverehelichten Ernestine Emilie Sengeboden vom Lobe de« Ertrinken«, nachdem dieselbe jenen Polizeibeamten in deren amtlicher Lhätigkett mit lobenswerther Bereitwilligkeit hülf- retchen Beistand geleistet hatte und bei dieser Gelegenheit in den Mühlgraben allhier gefallen war, die silberne LebenSret- tuagt-Mrdaille, mit der Erlaubniß, diese Ehrenzeichen tragen zu dürfen, verliehen worden. Bekanntmachung de« Ministerium« de« Innern, die Zulassung innen bemerkter ausländischer Ber- ficherunaSanftalte« zu« Geschäftsbetriebe im Königreiche Sachsen betreffend. In Gemäßheit § 6 der Verordnung über den Geschäfte betrieb ausländische« Berflcherung«anstalten im Königreiche Sachsen vom IS. Septnvber 185b wird von dem Mini sterium de« Innern andurch bekannt gemacht, daß nach benannt« ausländische Versicherungsanstalten den Vorschriften in tz. 2 bi« 4 dieser Verordnung Genüge geleistet haben und daß insbesondere DreSde«: 1) von der vaterländischen Feuer-Versicherung«-Gesell schaft zu Elberfeld, 2) von der vaterländischen Hagel-Versicherung«-Gesell- - schäft zu Elberfeld, 3) von der Allgemeinen Deutschen Hagelversicherung«. Gesellschaft „Union" zu Weimar, 4) von der Aachener und Münchner Feuerversicherungs- Gesellschaft zu Aachen, 5) von der FeuervrrficherungS-Bank für Deutschland zu Gotha; Leipzig: 1) von der Lebens-Rent,n-Au«steu,r - und Begräbniß- BersicherunaS-Bank „Vorsicht" in Weimar, 2) von der Großbritannisch»» -e-rnsrits-tt» L»bea«v«r , flcherungS-Grsellschaft zu London, 3) von der lackin »nck Bonbon Leb»n«versichrrung«-Gesell- schaft zu London, 4) von der K. K. priv. ^»icurarioni Oeoernli In Triest, 5) von ber Kölnischen Feuer-Versicherung«-Gesellschaft „Oolonin" zu Köln zum Sih ihrer Anstalt für da« Königreich Sachsen gewählt worden ist. Dresden, den 19. März 1857. Ministerium des Innern. Arhr. von Deuft. Demuth. Bekanntmachung. Den zollverein-ländischen Verkehr nach und über Bremen betreffend. In Folge de« zwischen den Staaten br« deutschen Zoll verein« und der freien Hansestadt Bremen wegen Be förderung der gegenseitigen BerkehrSverhältnisse unter dem 26. Januar 1856 abgeschlossenen und am 1. Januar diese« Jahre« in Wirksamkeit getretenen Vertrage-, müssen alle au« dem freien Verkehre der Aollvereinstaaten abstammeuden Ge genstände, welche nach Bremen versendet werden, um ent weder von dor^ in da« BereinSgebiet zollfrei wieder eingeführt, oder in die, im Laufe de« nächsten Jahr,« in Bremen zu eröffnende Zollverelnkniederlage gebracht zu werden, unter Deelarationscheincontrole und unter zollamtlichem Verschlüsse bei dem verein-ländischen Hauptzvllamt« in Bremen ankommen. Da eine Verabsäumung dieser Bestimmung für die be treffenden Waarenversender mit mancherlei Nachrheilen ver bunden sein würde, so wird da« handel- und g,werbtreibende Publicum hiervon mit dem Bemerken in Krnntniß g»seht, daß Anträge auf Declarationscheinabfertigung und Berschlöß- anlage bei den Zoll- oder Steuer-Aemtern de- Bezirke«, aus welchem die Versendung erfolgt, anzubringea sind- Dresden, am 19. März 1857. Königliche Zoll- und Steuer-Direttion. Lehman«. Döring. Nichtamtlicher Lheil. Neberslcht. Taaesgeschichte. Telegraphische Nachricht«». — Dresden: DaS Befinden der Prinzessin Sidonie. Die dienstlichen Vorschriften für die Gendarmen betreffend. — Prag: DaS erste Schiff der DampfschifffahrtSgesrllschast vom Stapel gelaufen. Ständige Studiendirektoren für die Universitäten. — Berlin: Fortsetzung der Finanz- d«batte. — Remagen: Berichtigung. — Hannover: DaS königl. Rescript bezüglich de« KinanzcapitelS- — Weimar: Der RechtSgesetzgebungSauSschuß über die Re vision de« Wahlgesetz,«. — Kodurg: Generalversamm lung der Werrabahn. Vermischte«. — Gotha. Vom Landtage. — Pari«: Die Budgetvorlage. Di« bevor stehenden Veränderungen im diplomatischen Eorp«. — London: Der Earl von Malme-bury für den Krieg ge gen China- — Stockholm: Ein submariner Telegraph projectirt. — St. Petersburg: Hoffnung auf eine Re form de« PaßwesenS. Verbesserung der Lage der Juden. Eine national-ökonomisch« Zeitung. — Montenegro: Zur Verhaftung de« Luka Radeni«. Local- mrd ProvtuziaUmßel«,ach«iteu. Dresden: Der Mörder Häckel abgeführt. Schuiuachrtchten. Ein verlorner Geldbrief wiedergefundga. — Bon der Frei berger Mulde: Die FlachSbereituugSanstalt zu Lichten berg verkauft. — Löbau: Einweihung neuen Schul saal«. — Kamenz: Die Bürgermeisterwahl bestätigt. Oeffeutl Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Augustus bürg.) Feuilleton Inserate. Lageskalender. Börseimachrichte«. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 27. März. Der abberufeoe hie- fige sardinische Geschäftsträger, Marchese Cantooo de Ceva, ist angeblich bereit- mit den Neisevorberei- tuugeu beschäftigt. Rach seiner Abreise wird die die- kge französische Botschaft den Schutz der sardinischen Unterbauen in Oesterreich übernehmen. »erli«, Freitag, 27. März Mittag- A» Uhr. I« der heutigen Sitzung de- Abgeordnetenhauses ist der erste Paragraph des Gebäudesteuergesetzes, welcher die Hauptbestimmung enthält, daß vom Z. Jauuar LSA8 ab eiue besondere Staatsabgabe unter der Be nennung „Gebäudesteuer" erhoben werden soll, bei der Abstimmung mit 24L gegen 7S Stimme« per- worfen worden. (Bgl. unten unsre Correspondenz au« Berlin. Die Red.) Akönia-berg, Freitag, 27. März. Die hiesige „Hartuna sche Zeitung" berichtet über die Eingangs zovermäßigungea de- neuen russischen Zolltarif-. Die Sätze für Wollzeuae und Baumwolle find fast um die Hälfte, für Bandseide jeder Art von 4 auf 2 Rubel, für glatte Tuche und Tuchköperstoffe von I Rubel auf 40 Kopeken reducirt. Seidenzeuge, bedruckte mit inbegriffen, find nach wie vor mit 4 Rubel belastet. Fertige Wäsche ist von VV auf 8S Procent ermäßigt, Leinwand 2S Procent erhöht. Paris, Donnerstag, 2«. März. Die Neuenburger Konferenz hält heute keine Sitzung. Die nächste Sitzung ist noch nicht anberaumt Mau versichert, die Bevollmächtigten Preußen-und der Schweiz würden erst an ihre Regierungen berichten. Nach der „Patrie" wird Großfürst Konstantin am 20. April in Toulon erwartet, wo zwei Flotten vereinigt werden sollen. Paris, Freitag, 27. März Der heutige „Mo- niteur" zieht Erläuterungen über das gegen den Bischof von Mulins eingeschlageve Verfahren. Es sei falsch, daß die Rtzierung sich von einem Partei geiste habe leiten lassen. Die Untersuchungen seien durch das Benehmen deS Bischofs selbst hervorgerufev worden. Die Regierung erfülle durch eiue derartige Ueberwachuug ihre Pflicht de- Schutzes gegeuüber der Kirche Dresden, 27. März. Ueber das Befinden Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Sidonie ist heut« Vormittag folgende« Bulletin auSgrgeben worden: „Die Verminderung de« Fie ber« und der Krankheitserscheinung,n hat im Laufe de« gestri gen Lage- und der vergangenen Nacht gleichmäßig stattge- habt. 0r CaruS. vr v. Ammon " Dresden, 27. März. In einer Correspondenz au« Dresden vom 13. l. M. in Nr. 62 der „Deutschen Allg. Zeitung" wurde der vom Ministerium d«S Junern kürzlich hiaauSgegedene« „di«nstlich,a Vorschrift,» für di« Gendarme«, Vie Anzeig«« von Verbrechen und Vergehen betreffend", mit dem Bemerken gedacht, daß diese Instruction, da sie für die Gendarmerie wie für da« Publicum von großem Borthrile sei, eine weitere Verbreitung verdiene. Diese Bemerkung erledigt sich jedoch insofern, als die in jener Correspondenz besprochenen dienstlichen Vorschriften bereits, der von dem genannten Mini sterium getroffenen Verfügung gemäß, in der erforderlichen Anzahl von Exemplaren, außer den sämmtlichen Gendarmen, auch allen zum Ressort de« Ministeriums des Innern ge hörigen k. Verwaltungsbehörden, ferner, durch Vermittelung deS Justizministerium«, den sämmtlichen Bezirksgerichten, Gerichtsämtern, Kriegsgerichten und Staatsanwaltschaften, und endlich auch denjenigen Stabträthen der vier Regierungs bezirke, welchen die Ausübung der Criminalpolizei obliegt, in ausreichender Anzahl zur Benutzung zugefrrtigt worden sind. 6 Prag, 26- März. Gestern wurde im Beisein der Dicectoren der ElbdampfschifffahrtSgesellschaft daS erst, auf der Schiffswerft zu Kralup gebaut« Dampfschiff „Di« Stadt Prag" unter großen Feierlichkeiten seiner Bestimmung über geben- Die Werft war festlich mit den kaiserlichen, mit den böhmischen, mit sächsischen und preußischen Farben geschmückt. DaS Dampfschiff hat eine Dampfmaschine von 70 Pferde kraft, die aber bi« auf 100 Pferdekraft ausgedehnt werden Feuilleton. Hoftheater. Donnerstag, 26. März: Die Nachtwandlerin. Lyrische Oper in drei Acten, Mufik von V. Bellini. (Reu einstudirt.) Keine andere moderne italienische Oper ist so reich an lieb- lich schönen, innig empsindungSvollen Melodien und zugleich an künstlerisch virtuosen Gesangpiöcen. Der idyllisch - elegische Charakter der Melodien mit ihrem süßen Reiz von Fiorituren birgt trotz seiner monotonen Grundfärbung ein reiche« Ton- colorit, welche« unS durch italienische Sänger auf unsrer Bühne früher einige Male in vollster Farbrnfülle vorgeführt wurde. Fräulein Krall besitzt zur Amine nicht jene hervorquellende Fülle, jenen Schmelz der Stimme und jene intensive Kraft, jenen Glanz de« seelischen Au-druck«, wodurch allein diese Partie zu vollendeter Erscheinung gebracht werden kann. Wohl aber ist ihr dafür naiv« Innigkeit, zarte Natürlichkeit de« Gefühl« und eine sympathische Anmuth und Anspruchlofigkeit in der Repräsentation eigen, so daß dem Zuhörer die angenehmste Be friedigung wird, um so mehr, al« eine correcte, sehr sauber« und musikalisch geschmackvolle Ausführung hinzutritt. Fräul. Krall versteht, mit Ihren Mitteln sehr taktvoll Maß zu halten, ihr Bor. trag ist stet« warm empfunden, in sich abgerundet und fertig, und forcirte und unkünstkerische Effecte bleiben ihm fern. So wurde ihre Leistung al« Amine eine sehr lobenSwerthr und im zweiten und dritten Acte gelang dn Darstellerin die Steigerung innrrster Empfindung in überraschender Weise. — Herrn Krüger'« Elwin war eine vortreffliche Leistung und wohl die beste seiner bisher gegebenen. Ein gleichmäßigere« Gelingen im Technischen, verständnißvoll« Auffassung und ein ausdrucksvoller Bortrag zeichneten sie auS. Möge der Sänger bemüht sein, di« Phrasirung und dir rhythmischen Hebungen der Melodie, wodurch dem Vortrage di« Klarheit und dramatische Schärfe der Echat« tirung gegeben wird, noch feiner und prägnanter durchzubilden. Herr Lolbrun repräsentirte den Graf Rudolph. Diese Rolle verlangt eine gewandte und feine Lournure und ein degaqirte« Wesen: Hr. Lolbrun aber ist auf d«r Bühne im Spiel noch völliger Anfänger. Auch in dieser Partie, die an sich doch rin sehr mäßiges Aufträgen de» Tone« verlangt, vermißte man jene präcise und behende AuSgiebigkeit de« Organs, welch» dem Zu- Hörer die wünschenswerte Befriedigung und den Genuß musika lischer Sicherheit gewährt. Die Vorstellung war im Ganzen eine gute, doch hatte sie einige Aehnlichkeit mit einem sorgsam gemalten Bilde, auf wel chem di« letzten Retouchen und Lichtresier« noch nicht aufgesetzt find. Fräulein Krall und Herr Krüger gefielen sehr verdienter weise und fanden aufmunterndrn Beifall. C. Ban ck. Dresden, 26. März. Da« zweite Theater bracht« in diesen Tagen F. ReSmüller'« Originalposse mit Gesang: „Di« Thalmühl», odrr: So fängt man fi»" zur Aufführung, «in Stück, welches auS »iner Handlung, di« zwischen rinem Baron und einer Baronin und einer Nicht« und einem Rittmeister u.s.w, vorgeht, und dem scherzhaften Beiwerk« besteht, welche« der Stiefelputzer Schulze — al« eine auf den Gang der Handlung wesentlich rinwirkende Person — hinzufögt. Dieser Sch«rz »nd Witz, dtrsrr nimmer r»h«nd« Humor vr« Stiefelputzer« ist di« Hauptpoint«, di« Würze dr« Stück««, und dasselbe wird bet der großen Posfirlichkeit, mit welcher Herr Ferdinand ReSmüller den Stiefelputzer Schulze darstellt, den der Verfasser in jedem Zuge nach deS Darsteller« Eigenihümlichkeit zustutzen konnte, rin auf dem zweiten Theater gern gesehene« Stück bleiben. Herr Ne«müller erfreute sich wiederholten Hervorruf« und überhaupt de« günstigsten Erfolg« seiner Bestrebungen, dem Publikum einige Stunden harmloser Heiterkeit zu gewähren. Da« Hau war fast in allen seinen Räumen gefüllt. — 'Eine recht gute Leistung war die Rolle dr« Lhalmüller«, in welcher man Herrn Schmithof, der seit kurzem erst der Bühne de« zweiten Theater« angehör», zum ersten Mal» sah. Die ringewrbten Lieder fanden gute Aufnahme, besonder« die von Herrn ReSmüller gesungenen, welcher die beste Begleitung zu seinen einfachen Liedern selber schafft — d. i. sein Spiel. Fräulein Götze intonirte etwa« zu hoch, spielte aber ihre Rolle (Stubenmädchen) zur Zufriedenheit und thrilweise mit großer Trgötzlichkeit. Auch daS Originallustspiel in fünf Acten von Ed. BoaS: „Der alte Fritz und die Jesuiten", zur Lenefizvorstellung de« Herrn Eduard v. Leuchert neu einstudirt, hatte die Besucher zahl reich herbeigelockt und hielt sie bei belustigender Unterhaltung gr. fesselt. Dasselbe verknüpft zu einer zusammenhängenden Hand lung auS dem Leben Friedrich'- deS Großen bekannte Anekdoten: di« Repressalien gegen daS Zesuitencollegium zu BreSlau; da« Zusammentreffen mit dr« „Nachbar", dem Windmüller von SanSsouci, den Herr ReSmüller darstellt», sowie mit dem reim schmiedenden Leutnant v. Wiedeborn (Herr Herrmann). Herr v. Leuchert, welcher di« Titelrolle spielt«, brachte den alten Fritz in seiner äußern Erscheinung, sowie in seinen bekannten Eigen heiten zu nicht ungrnügendrr Darstellung. Treffend »ar d«r Pater Laveriu«, Provinzial- und Büchercensor in Wir», de« Herrn Schmithof, wrlchrr in den brid«n Hauptscrnrn, in denen