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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. M/V Erscheint «tt «a,nahm« der Von». Pret» für da» Btettrljahr Lhaler. ^/WA und Frfttage täglich Abend» und ist A/tzjzzjNHM, 2<W. Jnsrrtton».Gebühren für den Raum 'M M/V durch alle Paftanstaiten zu beziehen. gespaltenen Zeil, l Neugrvschen. LOEZO. Amtlicher Lhetl. Dresden, 22. April. Ihre Majestät die Königin von Preußen sind heute Nachmittag 2 Uhr von Berlin hier eingetroffen und in den im Königl. Schlosse bereit ge- Haltenrn Zimmern abgetreten. Ihre KSnigliä„ Hoheit die Prinzessin Amalie ist Heu», Nachmittag H3 Uhr nach Lindau gereist. Bekanntmachung'), dir Aufhebung des Verbot- der Ausfuhr von Waffen und Krieqömunition aller Art betreffend, vom 18. April 1856. Dal Finanz-Ministerium bringt hierdurch zur öffentlichen Krnntnij, daß da- in der Bekanntmachung vom 29. März 1855 (Seite 41 de- Gesetz- und Verordnungsblatt,- von demselben Jahre) bis auf Weiter,- au-gesprochene Verbot der Au-fuhr von Waffen und KriegSmunition aller Art, ins besondere von Geschossen, Schießpulver, Zündhütchen, Flinten steinen, ingleichen von Blei, Schwefel und Salpeter mit Aller höchster Genehmigung durch Verordnung vom 17. diese-Mo nat- wieder aufgehoben worden ist. Dre-den, am 18. April 1856. Finanz-Ministkrtum. Behr. Schäfer. *) Die Verordnung vom 17. d. M. wird demnächst im Gesetz- und Verordnungsblatt erscheinen. Nichtamtlicher Th eil. Arbrrsicht. TaaeSgeschichte. Lelrgeraphische Nachrichten. — Dresden: Die hohen Gäste de- k. Hofe«. Einladung zur Beschickung einer Ausstellung der Hau-ökonomie in Brüssel. — Leipzig: Au-gabe rittrrschaftlicher 4^>Pfand briefe beschlossen. Die Bilanz der Leipziger Bank. — Wien: Die Fried,n-dankf,irr. Di, Räumung der Donau- fürstenthümer noch nicht so nahe bevorstehend. Eisen bahnbauten in Ungarn. — Triest: Aufhebung von Ge- treideau-fuhrvcrboten. Llovddampfschifffahrt. — Berlin: Reisen der königl. Majestäten. Aus den LandtagSver- Handlungen. ZurHinckeldeyangelegenheit. — Karlsruhe: Der Landtag geschlossen. — Ko bürg: Die Arbeiten an der Werrabahn. — Gotha: Berichtigung in der Domänen angelegenheit. Uebereinkommen bezüglich des Leichentrans- portes. — Frankfurt: AuS der Sitzung der Bundes versammlung. — Paris: Mitteilungen d«S Moniteur. Eine Petition der Lyoner Fabrikarbeiter. Graf Orloff. Vermischtes. —Turin: Frankreichs Vermittelung in der Differenz mit Rom angenommen. — St. Petersburg: Die Reise des Kaisers nach Moskau. Die russischen Leuchtthürme wieder angezündet. Die Reichswehr ent lassen. Auszeichnung der Generale Grabbe und Tot leben. General Murawteff von TifliS abgereist. — AuS der Krim: Die neuesten Berichte der General« Lüder- und Eobrington. — New-Vork: Aufregung «egen der Präsidentenwahl. Ein holländische- Geschwader vor kaguaira. Local» und Provmzialaugelegenhnten. Leipzig: W» Feuer. — Löbau: Rettung eine- Kindes. Erledigte Schulstellrn. Feuilleton. Inserate. Börsennachrichten. LageSgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Paris, Dienstag, 22. April. Der „Moniteur" zeigt an, daß Maßregeln ergriffen werden, um die Armee auf den Kriedenöfuß zurückzuführen. Dahin zählt die Aufhebung der vierten Bataillone der Jn- fanterieregimemter; jede- Bataillon wird jedoch in Zukunft 8 statt der zeitherigen U Compagnien haben. DaS Ittß. und das 1V2. Infanterieregiment wird ganz aufgehoben, die erste und zweite Fremdenlegion entlassen, dagegen wird man zwei Fremdenregimenter bilden. DaS 4. Regiment der Jäger zu Pferd wird dem zu formirenden neuen Theile der Cavalerie der kaiserlichen Garde einverleibt werden Ein Bericht deS Generals Espinasse meldet, daß die Epidemie in der Krim aufgehört hat. London, 21.April. (T. D.d.Jndep.) Der „Washing ton Herald" kündigt an, daß Truppenabtheilun- gen des französischen und deS englischen Geschwa ders der Antillenstation gelandet werden sollen, um den Truppen von Costa Rica gegen Walker und die Bewohner von Nicaragua beiz ustehen. Turin, 19. April. (Tel. Dep. d. Oest.Corresp.) Die rati- ficirte FriedenSurkunde ist gestern von hier nach Paris befördert worden. Dresden, 22. April. Heute Nachmittag 2 Uhr ist Ihre Majestät die Königin von Preußen zu einem Besuche am königlichen Hofe von Berlin mittelst ExtrazugS hier einge- getroffen. Se. Majestät der König, ko wie Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg hatten Sich zum Empfange Allerhöchstderselben nach dem Bahnhöfe begeben. — Sr. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg hat heute Mittag Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen auf Dessen naher Besitzung „AlbrechtSberg" einen Besuch abgestattet. Dresden, 21. April. AuS Brüssel sind auf amtlichem Wege hier Programme und Einladung zur Beschickung einer Ausstellung der Hausökonomie eingegangen, welche in der belgischen Hauptstadt am 25. August eröffnet werden soll und deren Schluß auf den 5. October angeseht ist. ES liegt diesem Unternehmen die von England ausgegangene, in Frankreich und andern Ländern sehr günstig aufgenommene Idee zu Grunde, daß die Verbesserung der Lage der untern Volksklassen in Bezug auf ihr, Wohnungen, Möbeln, HauS- rath, Kleidung, Nahrungsmittel rc. durch eine Ausstellung der hierzu gehörenden Gegenstände sehr erleichtert werden würde, vorausgesetzt, daß solche sorgfältig gewählt und von den nöthigen Erläuterungen begleitet waren. Das ursprüng liche, von einer Anzahl Männer entworfene Projekt, zu För derung dieser Idee in jedem Lande ein Museum der HauS- ökonomie zu errichten, wurde im Juli 1855 der Versamm lung des internationalen Vereins zur Beförderung der Wohl- thätigkeit vorgelegt, der eS annahm und auch den mit der Pariser allgemeinen Ausstellung in Verbindung gesetzten Ver such einer derartigen Ausstellung vermittelte, der allerdings und zwar wohl zumeist infolge zu spät begonnener Ausfüh rung ein seinem Zwecke nicht entsprechendes Ergebniß lieferte. Neuerdings hat sich nun in Brüssel zur weitern Durchfüh rung der Idee ein Comitö gebildet, an dessen Spitze drei De legiere des Organisationsausschusses des internationalen Ver eins zur Beförderung der Wohlthätigkeit stehen. Von der Ansicht ausgehend, daß «S am zweckmäßigsten sei, m Verbin dung mit jeder Zusammenkunft deS genannten Vereins eine Ausstellung der Hausökonomie zu veranstalten, beabsichtigt dir zu diesem Zwecke gebildete Direktion, bei Gelegenheit der am 15. September d. I. in Brüssel bevorstehenden Zusam menkunft deS Vereins eine derartige Ausstellung und zwar mit Unterstützung der königlich belgischen Regierung ins Werk zu sehen, die sich nur auf eine gewisse Anzahl von solchen Artikeln und Modellen beschränken soll, welche einen ge nauen Maßstab für die Leistungen der Industrie in Bezug auf die Bedürfnisse der untern Volksklassen zu geben geeignet sind, eine Rücksicht, deren Beachtung den Ausstellern in dem Programme dringend empfohlen wird. Zugelassen werden überhaupt nur Mustereremplare solcher Gegenstände, die sich durch Güte und Wohlfeilheit auszeichnen, wie denn auch An gabe der Preise von höchster Wichtigkeit für den beabsichtigten Zweck ist. Die im Programm ausgestellten Kategorien von Gegenständen sind folgende sechs, in einer großen Anzahl von Unterabtheilungen: 1) Plane, Modelle und Materialien für Bauten, sowie deren Ausführung und Behandlungs weise; 2) Möbeln und HauSgeräth; 3) Kleidungsstücke und Wasche; 4) Nahrungsmittel und deren Zubereitungsweise; 5) Werkzeuge und Instrumente, welche für die industrielle und landwirthschaftliche Handarbeit dienen; 6) Gottesdienst liche Gegenstände (Andachtsbücher), Hilfsmittel für physische und moralische Erziehung, für Unterricht und Erholung. An fragen (welche bis zum 1. Juli beantwortet sein sollen- sind bis zum 1. Juni an die Commission einzusendrn und ebenso wie alle Briefe und Mitthcilungen an Herrn E. Romberg, Direktor der industriellen Angelegenheiten im Ministerum deS Innern, Rue Royale 58 in Brüssel zu richten und zu fran- kiren. DaS königlich belgische Finanzministerium hat allen für die Ausstellung bestimmten ausländischen Artikeln zoll freie Einfuhr insofern gestattet, als Zollgebühren nur dann erhoben werden, wenn die Wiederausfuhr nicht in der vor- grschriebeuen Zeit bewirkt ist, daS Ministerium der öffentlichen Arbeiten hat seinerseits auf den SlaatSbahnen eine Herab setzung der Transportkosten um 50 Procent bewilligt. L Leipzig, 21. April. Der erbländische rittrrschaftliche Creditverein für daS Königreich Sachsen hat den Beschluß gefaßt, die gegenwärtige ». Serie seiner Pfandbriefe zu schließen und die Amortisation und AuSloosung derselben mit diesem Jahre beginnen zu lassen, dagegen eine neue V. Serie mit einem den gegenwärtigen Geld - und AinSfußverhältnissen entsprechendern Zinsfüße zu eröffnen. Letzterer ist in der am 15. d. M. hier abgehaltenen Generalversammlung auf 4?b für die Pfandbriefe der neuen (V.) Serie und zur Ver waltung und Tilgung festgesetzt worden, so daß die von nun an eintretenden Rentenpflichtigen im Ganzen 4HA> Rente von ihrer aufzunehmenden Schuld zu gewähren haben. — Aus der soeben erschienenen Bilanz der Leipziger Bank er sieht man, daß der Umsatz dieses Instituts im Jahre 1855 in Summa 15,590,886 Thlr. beträgt und für daS gedachte Jahr vom Ausschuss« bei der morgen bevorstehenden General versammlung die Vertheilung einer Dividende von 24 Thlr. pro Ackie (ä 250 Tblr.) beantragt wird. AZien, 21. April. Die gestrige Feier deS Friedensab schlusses wurde, wie die „Oest. Atg." berichtet, in allen Kirchen Wiens, mit besonderm Glanze aber in dem altersgrauen Dome von St. Stephan um 11 Uhr Vormittags abgehalcen. Die Hoftheater. Dienstag, 22. April. In der gestrigen Wie- Verholung der unterhaltenden hübschen Piecen „Er weiß nicht waS er will" und „Rach Sonnenuntergang" bethätigte der Gast Herr Ascher sein sehr fertig durchbildeteS Talent, durch höchst ungezwungene, natürliche Darstellung und ungekünstelten dra stisch wirkenden Humor jene wohlthuende Heiterkeit und unwill kürlich« Lachlust zu erregen, die sich durch keine forcirten und unwahren Mittel de- Künstler- irgend gestört fühlt. Auch in dem letzten für unsre Zeit veralteten Stück von Holtey: „Die Wiener in Berlin" gab Herr Ascher al» „Eugen" rin sehr er götzliches Berliner Localbild eine» zwischen geckenhaft fader Lion- natur, Bonhomie und Actenregistrande schwankenden Referen dars. Urbrr Frau Dziuba, welche als „Louise von Schlingen" debutirte, modificirt sich nach dieser sehr ungenügenden Leistung das Urtheil wesentlich. Sir spielt» dies« Partie unbeholfen, wenig graziös und ohne Routine und sprachlichen Au-druck im Dialog; der vorherrschende Gaumrnklang, mangelnde Reinheit und Schwer- fälligkeit der Zunge beeinträchtigen di, Wirkung des Gesang,», und die bisherige Ausbildung der Debütantin trägt wesentlich die Manieren einer kleinen Bühne, dir mit dem geläuterten und fei- nerm Geschmack, der auf unserm Theater herrscht, nicht zu- sammenstimmen. T. vanck. Dresden, 22. April. Fräulein Michal hat in diesem Bl«tt« so mehrfache Besprechungen ihrer trefflichen Leistungen als Eoloratursängerln gefunden, daß es kaum nöthig scheint, auf die von ihr angekündigte lEutin-emueicuIe am 24. d. noch htnjuweifen; ihre Grsangswirkung wird im Concert unstreitig Feuilleton. nur gewinnen. Auch ein in Deutschland noch nicht bekannter italienischer Violinist Sessa wird in dieser Matinee Mitwirken. Die Ausstellung zum Besten der Schiller-Stiftung auf der Brühlschen Teraffe ist eine größere und für Kunstkenner und Laien interessantere geworden, al- sich bei der Kürze der Zeit vermuihen ließ. Der Verein hat die- seinen zahlreichen Gön nern zu danken, an deren Spitze Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin und Ihre Maj. die Königin Marie stehen ; außerdem wurde aber noch von vielen Anderen, welche von der Idee der Schillerstiftunq wohlwollend erfüllt sind, die-Unternehmen durch gütige Zusendung von Bildern unterstützt. Wir nen nen darunter nur Ee. Ercell. den wirkt. Geh. Rath vr. von Lan gen«, Freiherr« Speck von Sternburg, Herrn v. Quandt, Haupt mann von Schleinitz, Professor Dahl, StaatSrath v. Grimm, Amt-Hauptmann v. Winkler, Hofrath vr. Klemm, Geh. Medi- rinalrath ve. Laru», die Professoren Brndemann, Hübner und Bähr, Frau Baronin von Bistram, Director Kraukling und end lich die Herren Rob. Kummer und Hollander. Dir Ausstellung um faßt an Gemälden und Zeichnungen gegen 200 Nummern, denen sich außerdem über LO Inkunabeln menschlicher Kunflbrstre- bungen au» der werthvollen und bekannten kulturhistorischen Sammlung de- vr. Klemm anreihen. Wir können der Sache nach bei dieser Au-stellung weder eine Gelegenheit noch ein Be- dürfniß zu kritischen Erörterungen finden, und begnügen uns, dem Publicum dir untrrhaltende und belehrende Vielseitigkeit desselben anzuempfehlen und einige der hervorragendsten Kunst werke zu nennen. Es gehören dahin von den älter» unter an ¬ dern : ein männliche- Portrait von Pohl, Pirna von Canaletto, Madonna von Francia, da- Wunder der Erscheinung der Jung frau Maria von Bonricino, eine Nvmphe von Cranach dem älter», ein Federviehstück von Jacomo Victor, eine Landschaft von Salvator Rosa, ein Blumenstück von Huhsum, do» Bildniß Tin- toretto- von ihm selbst rc. Unter den neuern Künstlern haben Jordan, Kummer, Papperiy, Schnorr v. CarvISfeld, Bende- mann, Hübner, Benno Adam, I. C- E. Dahl, Catell, Osterhouk, Agricola, Ernst Oehme, Ehrhardt, Bähr anziehend« Bilder auf dieser Ausstellung. Ein sehr übersichtlicher Catalog verhilft dem Beschauer zu einer leichten Orientirung. O. B. Literatur. Ein neuer historischer Roman (DeckerscheOber- hofbuchdruckerei in Berlin) betitelt: „der Fürst „„mein Lieb- chen"" und seine Parteigenossen" von Bachmann erregt durch seine geistreichen und kenntnißvollen Schilderungen in literarischen Kreisen Aufmerksamkeit. „Mein Liebchen" ist der Fürst-Wojwod Karl Radziwill, in ganz Polen „mein Liebchen" genannt, weil er Jedermann so anzureden pflegte; er ist der Repräsentant de-Alt- PolentbumS nach seiner religiösen, aristokratischen und nationalen Seite gegenüber der nach Pariser Mustern sich bildenden sittlich hohlen Gesellschaft de» Hofe- von König Etani-lau- Ponia- tow-ki. Der Roman führt in anziehender Weise da» polnische Leben gegen Ende de» achtzehnten Jahrhunderts vor, unmittelbar vor den Katastrophen, welche zuerst Polen und bald darauf ganz Europa betrafen. Urber dir von dem Verfasser in seiner Neber- setzung und wohl vielmehr freien Umarbeitung angedeutete Quelle zu seinem Stoff girbt der „Ezas" Aufschluß, indem er als solche den Grafen Heinrich Rzewu-ki bezeichnet.