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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartman«. «V s«. Erschein« mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu deztehen. Tonntag, den L. Febrnar. Preis für da» Vierteljahr Ttzaler. Insertion«.Gebühren für de« Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschen. 1857. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die diesjährige Aufnahmeprüfung der für die (tadetten- sowie der für die Arttllerieschule angemeldeten oder bi» Ende Februar dieses Jahre« noch anzumeldenden Aspiranten wird den 30. März ihren Anfang nehmen. Der schriftlichen Anmeldung, welche bei dem Eommando desjenigen der beiden Institute zu erfolgen hat, in welches der Aspirant einzutceten beabsichtigt, sind nachstehende Zeug nisse und Erklärungen beizulegen: ») da« Taufzeugniß de- Aspiranten; b) ein ärztliches Zeugniß über dessen körperliche Tüchtig keit, ob der Aspirant geimpft ist und ob derselbe Ma sern und Scharlachsieber gehabt hat; c) die Schulzeugnisse über Befähigung und sittliche- Wohlvechalten; ü) eine Erklärung des Vater« rc. oder de« Vormunde«, durch welche derselbe sich verpflichtet, die Bestreitung der mit der Aufnahme und mit dem Aufenthalte im Institute sowie der mit der später nothwendig werden den Anschaffung der Portepöejunker- und OfsijierS- Equipirung verbundenen Kosten zu übernehmen. All« übrige bei der Prüfling und Aufnahme zu stellende Bedingungen sind au« dem, aus der Höcknerschrn Buchhand lung zu erlangenden AuSzuge des Regulativs für die K- S. Kriegsschule zu ersehen. Dresden, am 15. Januar 1857. Kriegs-Ministerium. v. Rabenhorst. Bekanntmachung. In Folge Beschlusses des Königlichen Finanzministerium ist da« bisherige Haupt-Steuer-Amt in Leipzig aufgehoben und treten an dessen Stelle vom heutigen Tage an ein Haupt-Zoll-Amt . und ein Haupt-Steuer Amt. A. Da« Haupt-Zoll-Amt jst innerhglb der Stadt, L«ipM_Lie Behörde für die Verwaltung der Eingang«-, AuSgangS- und DurchgangS-Aölle, der UebergangS - Abgaben (mit Ausnahme der vom verein-ländischen Fleischwerk) so wie für die Regie der Meßkosten und Neben - Einnahmen. ES liegen daher demselben alle Geschäfte ob, welche sich auf die Ausführung de« ZollgesrtzeS, der Zoll-Ordnung, der Meßordnung und der revidirten Ordnung für die fortlaufenden Conten, ferner auf die Handhabung der Vorschriften wegen der UebergangS- Abgaden und der Meßkostey, so wie der in dem Begleitschein-, dem Eisenbahn- und dem Niederlage-Regulative enthaltenen, auch sonst im Bezug auf die oben genannten Abgabenzweige bestehenden Vorschriften beziehen und deren Anwendung in nerhalb der Stadt Leipzig selbst in Frage kommt. Ein Land bezirk ist mit dem Haupt-Zoll-Amte nicht verbunden. L. Das Haupt-Steuer Amt dagegen ist für den bisherigen Bezirk des vormaligen Haupt- Struer-Amte«, einschließlich der Stadt Leipzig, die Be hörde für die Verwaltung der Branntwein-, Bier«, Tabak-, Wein-, Rübenzucker- und Schlacht-Steuer, so wie der Ueber- gangS-Abgabe von vereinSländischrm Fleischwerkt, ingleichen für die Eingang«-, AuSgangS- und Durchgang«-Zölle und UebergangS-Abgaben in so weit, al« e« sich um deren Ver waltung innerhalb de- Hauptamtsbezirkes, jedoch mit Aus schluß der Stadt Leipzig handelt. Die bei den Haupt ämtern ressortirenden Eyausse^-Angelegenheiten gehören in dem HauplamtSbezirke Leipzig zur Competenz de« Haupt- SteurramteS, beziehentlich des Obrr-Steuer-Jnspector'S. Da« Haupt-Steueramt bleibt zugleich Administrativ-Justizbehörde rücksichtlich aller innerhalb seine« Bezirke«, einschließlich der Stadt Leipzig, gegen dif^setzlichen und reglementairen Vorschriften über die vorstehend unter K. und ü. erwähnten Zweige der indirekten Abgaben begangenen Contraventionen, dergestalt, daß die bei dem Haupt-Zoll-Amte zur Entdeckung und Anzeige gelangenden Vergehen zu Einleitung des Unter suchungsverfahrens dem Haupt-Steueramt werden überwiesen werden. Diese Einrichtungen werden hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß alle bei dem bis herigen Haupt-Steueramte anhängig gewordenen und noch nicht beendigten Verwaltung«« und Proceß-Ang,legenheilen, nach Maßgabe der vorstehend bekannt gemachten Competenz- verhältnisse, entweder von dem Haupt-Aollamte oder von dem Haupt-Steueramte ihrer Erledigung werden zugeführt werden. Dresden, am 1. Februar 1857. Königliche Zoll - und Stener-Direction. von Schtorpff. Bermann, 8. Nichtamtlicher Theil. U-d-rsich«. Tage-grschichte. Dresden: Der Entwurf einer neuen Gewerbeordnung. — Wien: DaS Amnestiedecret und seine Aufnahme in Mailand. Kaiserliche Bewilligungen. — Innsbruck: Erzherzog Karl Ludwig zurück. — Berlin: Zur neuenbtlbger Angelegenheit. Die Anwesen heit d,S Herrn v. Bismarck. Die Holstein-lauenburgische Domänenfrage. Opposition gegen die projectirte Häuser steuer. — Gera: Der Erbprinz. Neue Besteuerungen. Die Eisenbahnfrage. — Frankfurt: Der Senat und der Vertrag mit Frankreich zum Schutze des literarischen Eigenthum«. — Pari«: Berger hingerichtet. Keine Er höhung d,S Bankcapital« projertirt. Vermischt,«. — Genua: BerurtheikunZ wegen Preßvergehen.— Madrid: Gonzales Bravo nach London. Genesung der Königin. — Neapel: Mordversuch auf den Erzbischof Rossini. — London: Ansichten und Aussichten In der Krieg-angele- genheit mit Persien. Local-uud Proviuzialaugelegeuheiteu Dresden. Ver handlungen der Stadtverordneten. Ein Wohlthäter der Armen -j-. Der Verein für Verbesserung der Pferdezucht. — Leipzig: Erhöhung der Schulgeldsätze bei den Gym nasien. — Zittau: Unglücksfall. —Radeburg: Selbst mord. — Großenhain. Vermischtes. — Wurzen: Sparkaffe. — Schneeberg: Selbstmordversuch. Oeffentliche Gericht-Verhandlungen. (Dresden. Leipzig.) Feuilleton Inserate. Tageskaleuder. BSrsenuachrichten Tagesgeschichte. Dresden, 31. Januar. Mit dem heutigen Tage ist der Entwurf einer Gewerbeordnung für da« König reich Sachsen zur Ausgabe für das Publicum fertig ge worden. Mit allerhöchster Genehmigung hat daS Ministerium des Innern diesen Entwurf in der Gestalt, wie er aus seinen Berathungen hervorg,gangen ist und wie er zunächst dem Gutachten de« StaatSrath« über die adoptirten Grundsätze unterworfen werden soll, bevor er in Gemäßheit dieses Gut achten« anderweit berathen und den Ständen »orgelegt wird, drucken lassen und der Meinhold'schen Hofbuchdruckerei in Verlag gegeben, woselbst dieser Entwurf für Jedermann zu haben ist. Denn e« schien in jeder Beziehung zweckmäßig, vor endlicher Feststellung de« Gesetze« über diese alle bürger lichen Kreis« so tief berührende Umgestaltung der Formen dr« Gewerbebetrieb« auch di, Stimmen der Betheiligten zu hören, um dieselben, soweit sie durch Sachkenntniß und Objektivität sich al« der Berücksichtigung werth darstellen, bei der weitern Bearbeitung benutzen zu können. Der Entwurf, wie er vor liegt, erscheint nach Obigem keine«w,g« äußerlich genau in der Gestalt, welch, künftig da« Gesetz tragen wird. Es kam darauf an, die Grundsätze der neuen Gewerbeordnung dem Urtheile zu unterwerfen. Eine blose Zusammenstellung mehr oder weniger allgemeiner und abstrakt klingender Sätze hätte diesen Zweck, wenigsten« bei den praktischen Gewerbtrei- benden, sicherlich verfehlt. Denn man kann die Tragweite solcher Sätze nur an den Folgen messen, welche sie auf di, Einzelnheiten der Gewerbrverfaffung und de« Gewerbebetriebe« äußern. Daher mußte, und zwar häufig unter Aufnahme von Dingen, welche einst nicht in« Gesetz selbst aufgenom men, sondern der Verordnung überlaffen werden können, eine vollständige Ausammenstttlung aller irgend wichtigen Bestim mungen gegeben werden, nach denen sich künftig unser Ge werbeleben regeln soll. Darauf, wie viele dieser Bestimmun gen im Einzelnen au-gedrückt sind, ob die eine besser in die Verordnung, die andere in da« Gesetz gehöre, kommt e« jetzt nicht an, sondern darauf, ein vollständige« Bild de« künf tigen Zustande«, wie man sich ihn gedacht hat, zu geben und ein Urtheil über da« System möglich zu machen. Es ist daher auch zu wünschen, daß die Kritik sich von einem, dermalen noch verfrühten Aufstechen von Einzelnheiten der Fassung, de« Ausdruck« und der Anordnung ab- und dem Wesent lichen, der Diskussion der Grundsätze allein zuwenden möge. Wie», 2d- Januar. DaS am 25. d. M. in Mailand veröffentlichte kaiserliche Handschreiben, welche« die allgemeine Amnestie verkündet, kaum nach der „Wien. Ztg." wie folgt: „Lieber Frldmarschall Graf Radetzky! Ich finde, im Gnadrmvrgr allen dr» lombardisch vrnrtianischen Königreiche angc- tzbrmbe« Jadividve«, »rtche wegen verbrechen de« Hochverrats»», der Majrstättbelridigung, Störung der dffentlichen Ruhe, Empörung und de« Aufstande« sich noch im Strafgefängniß befinden, die ganze ihnen auferlegte Strafe zu erlassen und zu befehlen, daß dieselben sofort in Freiheit gesetzt werden- Gleichzeitig finde Ich auch, fämmtliche im lombardisch-vrnetianischen Königreiche wegen der obenerwähnten Ver brechen schwebende Proteste nieder,uschlagen, indem Ich befehle, die au« solchen Gründen verhafteten Personen in Freiheit zu setzen. Der in Mantua bestehende Speeialgerichtthof stellt von diesem Augen blicke an seine Functionen ein und wird sofort aufgelöst werden. Mailand, 2S. Januar 18L7. Franz Joseph, w. x. AuS Mailand, vom 26. Januar, wird der „Allg. Z." berichtet: Die ganze Stadt Mailand war freiwillig (ohne irgend eine direkte oder indirekte Aufforderung) mit Blitzes schnelle schon gestern Abend aufs Festlichste beleuchtet. Die Straßen, die Kaffee- und Gasthäuser waren überfüllt. Ueberall herrschte der größte Jubel. Verschiedene Gruppen junger Leute durchzogen singend die Straßen. Man vernahm lauter echt österreichisch« Lieder mit dem oft wiederholten Refrain: „Treue unserm Kaiser!" (keckeita »I nvetr» lmperstore!) Was aber auf dem Hofburgplatz« vorging, ist durchaus un beschreiblich. Bi« auf den Domplatz waren Menschen jeden Geschlechts, Alter-, Stande«, Rang,« dicht aneinander g, preßt, die in Einem fort in die Hände klatschten, weiße Tücher schwenkten und aus voller Kehle Vivat riefen und andere freudige Akklamationen auSstießen. Gegen 9 Uhr fuhren Feuilleton. Sprüche von Emanuel Seibel.*) So lang' Du wallst auf Erdenbahnen, Dem Jrrthum, Freund, entgehst Du nicht; Doch läßt Dich Jrrthum Wahrheit ahnen, Jrrthum ist Farbe, Wahrheit Licht. Freude schweift in die Welt hinaus, Bricht jede Frucht und kostet jeden Wein; Riefe Dich nicht da« Leid nach Hau«, Du kehrtest nimmer bei Dir selber ein. Wie sollen die Freuden wiederkommen, Wenn Du sie ruchlos ausgenommen! So manche trat zu Dir in« Hau« Und ging al» Sünde wieder heraus. Warum Du wider alle« Hoffen Noch niemals mitten in« Schwarze getroffen? Weil Du'« nicht lassen konntest, beim Zielen Immer in« Publicum zu schielen. Greift nur nach jedem bunten Schein, Luch den Gesellschaft«saal zu schmücken ; Aber die Kunst geht nicht hinein, Sie müßte gar zu tief sich bücken. Zweck? Da« Kunstwerk hat nur einen, Still i« eignen Glanz zu ruh'n; *) Au« dessen „Neuen Gedichten" mitgethrilt. (Stuttgart, «otta'scher «erlag.) Aber durch ihr blo» Erscheinen Mag die Schönheit Wunder thun. WaS Du gründlich verstehst, daS mache, WaS Du gründlich erfuhrst, daS sprich; Bist Du Meister im eignen Fache, Schmäht kein Schweigen im fremden dich. DaS Reden vor Alle» magst Du gönnen Denen, die selbst Richt« machen können. Heißt Dein Herz Dich Gute« thun, Thu' eS rein um Deinetwillen; Läßt da« Schöne Dich nicht ruh'n, Bild' e«, Deinen Trieb zu stillen; Doch Da« lasse Dich ungeirrt, Wa« die Welt dazu sagen wird. Giebt die Roth Dich wieder frei, Prüfe Dich-mit frommem Eifer; Ach, und ward'st Du d'rin nicht reifer, Sprich noch nicht: sie ist vorbei. Dresden, 31. Januar. Von morgen (Sonntag) an wird im Ausstellung-locale de« sächsischen Kunstvrrein« auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet von 11 bi« » Uhr) neu «»«gestellt sein: Landschaft, Oelgemälde von Sparmann. -a- Leipzig, so. Jan. Die von dem Direktor vr. Bogel allhier herau«gegebene Wandkarte von Europa auf Wach«tuch, über deren mehrfach« Anwendbarkeit wir un« bereit« im vorigen Jahre in Rr. 7> d. Bl. ausgesprochen haben, hat auch da« In teresse Sr. Majestät de« König« Johann erregt und es hat Aller« höchstderselbe sich gnädigst bewogen gefunden, dem Herausgeber genannter Karte einen werthvollen Brillantring al« Zeichen der Anerkennung „der verdienstlichen Bestrebungen, durch diese Karle dem erdkundlichen Unterrichte rin eben so wichtige« als zweck- mäßige« Lehrmittel zuzuführen", durch daS Ministerium deS königl. Hause« zu übersenden. Literatur. „Aus den Lüften. Das Leben der Vögel von Z. Michelet. AuS dem Französischen. Berlin, 18L7. All. gemeine deutsche BerlagSanstalt." — Immer mehr giebt sich auf dem Felde der Naturwissenschaft da« Bestreben kund, all- gemein faßlich und verständlich die Wunder der Natur in popu lärer Darstellung der Allgemeinheit zu erschließen und den vrr» körperten EchöpfungSgedanken Gotte« zu immer innigerm und erhöhter« Berständniß zu bringen; dir chemischen Küchen öffnen sich dem verbreitetern Wissen, da« Messer de« Anatomen gestattet auch den Laien Einsicht in den Wunderbau de« Körper», daS Mikroskop enthüllt die verbcrgenen Gliederungen der Pflanzen und Infusorien dem staunenven Auge und offenbart Leben und Bewegung, wo wir ein solches kaum ahnten. Aber diese« Be. dürfniß, allgemein zu wrrden; den Segen de« Wissen« auSzu. schütten über Alle, die dafür Thrilnahme besitzen; mit dem Lr- forschten und Entdeckten alle Eindrücke desselben zugleich den Theilnrhmenden zufließen zu lasten, stachelt die Männer de« Wissen« au« ihrer didaktischen Ruhe auf, ihr Vortrag wird Be. geisterung, ihre Anschauung dichterisch, ihre Sprache die des Porten. Damit aber überschreiten sie oft die Grenze, innerhalb welcher sie allein thätig sein sollten, da« Objekt der Betrachtung grräth au« der ruhigen Lage, welche der Beschauer bedarf, sich dasselbe klar zu machen, und statt, wie sie sollten, den Stoff zu