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Berantwortltcher Redakteur: I. G. Hartmann. 7»"' .. . > ——— > '' > " -M/M Erscheint mit Au«nabme der Sonn- Pret« für da« Vierteljahr lsü Thaler. /Us^ und Festtage täglich Abend« und ist Jnsettton«.Gebühre» f»r den Rau» M h^rch alle Postanstalten zu beziehen. O einer gespaltenen Zeil« 1 Neu-roschen. 1857 Nichtamtlicher Theil. !, Arbersicht. Tagcsgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Hofball. — Wien: Der neueste Geschäfts bericht der Nationalbank. Ankunft der Majestäten in Bergamo. — Prag: Immer noch Hoffnung auf Errich tung einer Landesbank. Wünsche für Beseitigung der Elbzölle. — Innsbruck: Erzherzog Max. — Berlin: Zur Neuenburger Frage. Die neuesten Finanzvorlagen. Oesterreichische Prälaten. — Darmstadt: Steuererhö- hungen. Anleihe. — Frankfurt: Ein russischer Mi- nisterresident. Der literarische Vertrag mit Frankreich. — Paris: Decrete bezüglich der Verwaltung in Algerien. Gerücht von einer bevorstehenden Erhöhung der Eivilliste. Bauten. — Bern: Die Stimmung hinsichtlich des Frie- denSprojecls. Der Große Rath in Freiburg.— London. Vom Hofe. — Kopenhagen: Günstige Aussichten be züglich der Sundzollangelegenheit. Die Domänenangele- grnheit der Fürstenlhümer. Der Hof zurück. Eine neue deutsche Zeitungin Aussicht. — St. Petersburg: Ge denkfeier an das Jahr 1812. Die Expedition zur Er forschung des Amur. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. Local- urrd Proviuzialangrlegeuheitcu Dresden , AuS den Verhandlungen der Stadtverordneten. — Chemnitz: Aus der städtischen RechnungSübersicht pro 1855.— Markranstädt und Oelsnitz: Unglücksfälle. Ocffentltche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Löbau.) ?->N -1 NlN 171 : — — ------ .... — TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Trieft, Donnerstag, IS. Januar. Ans Konstan tinopel find Nachrichten vom S. Januar hier einge troffen. Der Schah von Perfien beharrt auf Aort- sehnng -es Krieges. Die Ratification deS von der Pforte mit Herrn Wilkin abgeschlossenen AnlchenS War auS London eingetrossen. Herr Chesney hat die Bewilligung rum Bau der Euphrateisenbahn mit VH Zinsengarant,e erhalten. Bern, Mittwoch, 14. Januar Abends. Die Bundesversammlung discutirte in ihrer heutigen Sitzung den von den Commissionen der beiden Räthe einstimmig empfohlenen Antrag des Bundesrathö, nach welchem der Proceß gegen die Neuenburger Ge fangenen niedergeschlagen werden soll und die Ange klagten bis zur Erledigung der Sache vorläufig das Schweizergebiet zu verlassen haben. Fazy hielt eine heftige Oppositionsrede. Die Beschlußfassung wurde bis morgen (Donnerstag) vertagt. Bern, 13. Januar, Nachmittags 2 Uhr. (Tel. Dep. d. A. A.) Die Botschaft des BundeSrath« an die Bundesversammlung beantragt: derProceß wird niedergeschlagen, die Angeklagten verlassen die Schweiz bis zum Austrag der Sache, ein defini tives Uebrreinkommen bedarf der Genehmigung der Bundesversammlung, der Bundesrath ist mit der Vollziehung beauftragt. Successive Beur laubung der Truppen findet statt, sobald die Aus gleichung erfolgt. Ein Angriff von außen ist nicht mehr zu befürchten. Der russische und der österreichische Gesandte Haden dem BundeSrath Noten überreicht, entsprechend den Pariser Ver einbarungen, die für die Schweiz günstig lauten. Dresden, 15. Januar. Der «rste diesjährige Hofball hat gestern im königl. Schlosse stattgtfunden, und waren bei demselben gegen 500 Personen anwesend. 51 LÜten, 13. Januar. Gestern wurde von dem Gou verneur der Nationalbank der üblich, JahreSvortrag über die Geschäftsgrbahrung dieses Instituts abgehalten. Das Jahr 1856 hat bekanntlich den Aktionären keine glänzende Divi dende gebracht. Dafür hat sich aber der Baarschah der Bank wesentlich gehoben — von 39,410,955 fl. auf 87,240,000 fl., also um 37,830,055 fl. Die Vermehrung d,S Baarschatzes wurde mit Hilfe deS Aufgeldes bewerkstelligt, welche« zu den Einzahlungen auf die neuen 50,008 für die Errichtung der Hypothekenbank bestimmten Actien geleistet wurde. Diese Aktien sollten bekanntlich s 700 fl. in Silber eingezahlt wer den, doch wurden nur etwa 2^ Millionen in Comptant,n entrichtet, während über 30 Millionen in Banknoten gegen Zahlung de« SilberagioS einfloflen. Am Beginne deS ver flossenen Jahre« stand aber bekannnich da« Agio höher als jetzt und dies setzte die Bank in Stand, auch ein Mehr von Silber, als auf die neuen Aktien einzuzahlen gewesen wäre, anzuschaffen. Opfer wurden dabei jedoch keine von Seiten der Bank gebracht, und wenn die Dividende Heuer geringer auSsiel («S wurden pro zweites Semester 30 fl. für die Aktie festgesetzt) als in den Vorjahren, so lag dies einzig daran, daß von den 50,000 neuen Aktien (van denen jedoch bis jetzt nur 47,500 ausgegeben sind) bereits cirra 26,000 voll ein- g,zahlt sind und vollständig an der Dividende participiren und für di, Theileinzahlungen auf di, übrigen ebenfalls 4H Zinsen zu vergüten sind, während die Hypothekenbank fast gar kein Erträgniß lieferte, da von derselben im Ganzen bis jetzt nur Darlehen im Betrage von 1,616,300 fl. wirklich effertuirt sind, was für die Nationalbank ebne Gebühr von 1616 fl. abwirft. Hier wird eine durchgreifinde Reform im Interesse deS Allgemeinen, wie der Bank von nöthen sein. Der Staat thut alle« Mögliche, um die Bank zu consolidiren Die Schuld desselben wurde im verflossenen Jahre um mehr als 40 Mill, vermindert. Auch hat Se. Maj. ^der Kaiser befohlen, die Urbarial-, pmd Zehenteatschädigunaen der an die Bank ver pfändeten Domänen dieser zuzurveffeA, waS die Deckung der selben um rirca 40 Mill, vermehrt. Die auf 155 Mill, geschätzten und der Bank überlassenen Domänen lieferten im vergangenen Jahre das auffallend geringe Erträgniß von nur 2H Mill. Im Ganzen ist der Stand der Bank weit günstiger als im Vorjahr« und hat der Gouverneur in seinem Vortrage auch eine weitere ansehnliche Vermehrung deS Silber- schaheS in nächste Aussicht gestellt, wie er auch auf die Er reichung „des Zieles, das der Bank immer vorschwebt'', be deutsam anspielt,. Wien, 14. Januar. Das Abendblatt der „Wien. Ztg." meldet, daß Ihr, k. k. Majestäten gestern Mittag im besten Wohlsein und unter enthusiastischen Zurufen der Bevölkerung in Bergamo eingetroffen sind. ü Prag, 15. Januar. Ueber unsre Landesbank, deren Errichtung eine ganz sichere ist, obwohl sie in Wien vielfach in Abrede gestellt und insbesondere von der „Ostd. P." al- unmöglich dargestrllt wird, erfährt man jetzt in kompetenten Kreisen Nähere«, daS ganz geeignet ist, die Wiener Gerüchte zu dementiren. Der aus 25 (nicht 24, wie ich früher be richtete) Gründern constituirte Comitö ist jetzt mit abermali ger Berathung deS Statutenentwurfs beschäftigt, um densel ben sodann den betreffenden Behörden zur Concession zu unterbreiten. Ein Paragraph dieser Statuten vindicirt der Landesbank die Befugniß, bei dem ESromptegrschäft an kei nen gesetzlich fixirten Zinsfuß gebunden zu sein; die Depot- nähme von Staat«- und Jndustrieefferten, sowie die Dar. lehen auf Waaren bilden einen Hauptzweig der Geschäfte unsrer Landesbank. Ob dieselbe zur Ausgabe eigner Noten berechtigt sein soll oder nicht, ist bi« jetzt noch nicht entschie- den. Der Comits wählt auS seiner Mitte die zwölf Ver waltungSräthe, die aber weder auf Besoldung, noch auf Tantieme Anspruch haben; dagegen soll der Direktor und da- Beamtenpersonal der Bank anständig honorirt werden. — Unsre Prager SchifffahrtSgesellschaft hat znr rechten Zeit die jenigen Maßregeln zur Erweiterung ihrer Thätigkeit ergriffen, von welchen ich Ihnen jüngsthin Mitteilung gemacht habe. Es steht derselben nämlich eine bedeutende Concurren; da durch bevor, daß unsre StaatSeisenbahngesellschaft mit jenen Bahnen, die mit ihr im Norden zusammenftoßen, nach glaub würdigen Berichten wegen Herabsetzung ihr,« Tarifs, beson der- auf schwere Lasten, in Unterhandlungen getreten sein soll. Die Aufhebung der Elbzölle ist daher eine Lebensfrage der Gesellschaft, und steht bei der umsichtSvoilen Leitung derselben zu erwarten, daß sie die hohe Regierung um abermalig, Jn- tervenirung zur endlichen Abschaffung dieser den Verkehr so hemmenden Zölle angehen wird. Innsbruck, 12. Januar. (A. A.) Bon Brüssel nach Triest zurückkehrend, ist heute Abend Se. k. k. Hoheit der Erzherzog Ferdinand Maximilian hier angekommen und bei höchstdessen Herrn Bruder Erzherzog-Statthalter Karl Lud wig in der Hofburg abgestiegen. Der hohe Gast wird 3 bi« 4 Tage hier verweilen. II Berlin, 14. Januar. Trotz aller Fried,«-Hoffnun gen ist man bezüglich der neuenburqer Angelegenheit hier doch auf alle Eventualitäten vorbereitet. Oberst v. Man teuffel begab sich gleich nach seiner am Montag erfolgten Ankunft zu Sr. Maj. dem Könige nach Charlottenburg, um über seine Sendung an de« Kaiser- von Oesterreich Majestät Bericht zu erstatten. Ueber da- Resultat verlautet noch nichts Bestimmte-, und ich will Sir mit Gerüchten, von denen man ja jetzt ohnehin über die Gebühr behelligt wird, nicht be lästigen. So viel dürfte indessen al« gewiß behauptet wer den können, daß Preußen in Heiner bisherigen Politik in der Neuenburger Krage beharren und die bedingungslose Frei lassung der neuenburger Gefangenen al« unvermeidlichen Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen bewachten wird. Wenn man au« den bisherigen Andeutungen dn« Eabin^S urtheilen darf, wird Preußen bei diesen Verhandlungen den Verhältnissen in dem Fürstentkume und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft in der umfassendsten Weise Rechnung tra gen und um so mehr, als ein freiwillige- Aufgeben d,S ganzen Besitze- von Seiten unsrer Krone in den allgemeinen Wün schen liegt. Die Eidgenossenschaft hat ,S daher ihren eige nen Beschlüssen zuzuschreiben, wenn diese, trotz der Haltung Preußens und der ausgesprochenen Friedensliebe Oesterreich«, unabsehbare Verwickelungen hervorriefen, welche dann viel leicht auch das gelammte europäische Interesse als eine Noth- wendigkeit erheischen möchte. Vielleicht sind während mein^ Schreibens die Würfel bereit- gefallen — möchte ein glück kicher Wurf den Frieden erhalten! (Bgk. oben die telegrapd. Nachrichten. D. R.) — Die in der letzten Sitzung des Hause- der Abgeordneten eingebrachten Finanzentwürfe wer den demnächst im Druck erscheinen und einen ungemein großen Umfang haben. So umfassen die Motive zu der Gebäudesteuer 7 Druckbogen, da- Gesetz selbst besteht aus 28 Paragraphen. Dasselbe soll mit dem 1. Januar 1858 für den Umfang der ganzen Monarchie, mit Ausschluß der hohenzollernschen Lande, in Kraft treten. Von der Gebäude- steuer befreit sind: sämmtliche Häuser im Besitz d,S königl. Hause- und der königl. Familie, sämmtliche zu Staatsgütern Feuilleton. Dresden, 15. Januar. Hoftheater. Die gestrige Vor stellung brachte rin einaktiges Lustspiel von E A. Hermann: „Welche?" al« Novität. Ein junger Mann, welcher Zeit genug hat, weniger originelle al« unverschämte Einfälle zu haben, setzt sich pur lorce in die Situation, zweien gleichbenannten Frauen und Schwestern, von denen die eine verheiraihet, die andere Witwe ist, zu gestehen, daß er die eine heirathen wolle, ohne zu wissen, welche von ihnen die Witwe ist und ob seine Liebe auch dieser gelte? Dem Verfasser zu Liebe lassen sich beide Damen diese Absonderlichkeit gefallen und führen den jungen Fant bei der Aufgabe, dir Witwe unter ihnen hrrauSzufindrn, gerade solange bei dex Rase herum, al« nöthig ist, um diese kleine Bluette darau« zu fertigen. Sie dauert indeß lange genug und die Einführung der an sich möglichen Situation, sowie ihre Ausführung find der Art, daß das Unheil de- Publikum» an den Titel „Welche?" gleich anknüpft und dem Verfasser beim Schluß mit aufrichtiger Verwunderung „Welche Albernheit!" zuruft. Da» einfache Recept solcher Bühnenstückchen ist, die wirkliche Welt und ihre Sitte briseit liegen zu lassen, dafür eine eigne Theater-Welt und Sitte anzunehmen und auf diesem fügsamen Terrain unbehindert zu agirrn, um auf Kosten de« guten Geschmack« ein Amüsement zu Stande zu bringen. Der Dialog dieser Piöcr ist übrigen« nett und geschickt gemacht und nicht ohne hübsche Einfälle und Wendungen, doch tonnte diese Garnitur nicht die Haltlofigkrit un» den schlechten Geschmack de» Stoffe« verdecken. Die Darstellung erfolgte namentlich durch die Fräulein Schtnhoff und M. Michalest und Herrn Liebe. Der Letztere zeichnete sich sowohl in diesem als in dem folgenden Scribe'schen, sehr heitern und geistreich unterhaltenden Lustspiele „Mein Glückstern" durch sein gewandte», natürlich liebenswürdiges und treffend nuancirte» Spiel au«, und nächst ihm im letzten Stücke Fräulein Allram (Josephe); doch ist dabei ein weit raschere- Tempo und Zusammenspiel von nöthei^ Den Schluß machte di» Aufführung von „Wallenstein'« Lager". L. B a n ck. Kränze au- dem böhmischen Dichtergarten von Joseph Wenzig. Verlag von Wiedemann in Leipzig. 1857. Blicke über daS böhmische Volk, seine Geschichte und Literatur, mit einer reichen Auswahl von Lileraturproben, von Joseph Wenzig. Leipzig, Friedrich Brandstetter. (Fortsetzung au« Rr. I I.) Doch auch unter den Kunstpoeten hat Böhmen in früherer und späterer Zeit bedeutende Talente aufzüweisen. ES gehören dahin der schon genannte Smil von Partubir und in neuerer Zeit Kollar und ErlakowSky. Johann Kollar ist 1793 zu Mosowce geboren und starb im Jahre 1852 al« Professor der Archäologie zu Wien. Er schrieb eine groß» Dichtung: „Die Tochter der Slava", und seine patriotische Begeisterung, seine gedrängte Kraft der Gedanken und treffliche Sprach» machten d«n nachhaltigsten Eindruck auf seine Landsleute. Sein erwähnte« Werk ist rin EpoS in fünf Gesängen und in Sonetten geschrieben, deren »s nach der letzten Wiener Ausgabe 645 zählt. E« beschwor, wie „Werther'S Leiden", für die Slaven eine förmliche Sturm- und Drang periode herauf und bestärkte allerding« durch seine allgemeine begeisterte nationale Stimmung zum Panslavi-mu«, obgleich Kollar selbst dessen nicht anzuklagen ist. Man fühlt eS übrigen» dem Dichter an, daß er fich viel mit dem Petrarca beschäftigt hat, denn rr geht, wie dieser, mit Köcher und Pfeil zuweilen auf die mythologische Bilderjagd und hat mit Amor und Psyche und ihrem allegorischen Zubehör noch Manche» zu thun. Seine Em pfindung aber ist frisch, tief, leidenschaftlich und innig, der Aus druck im Einzelnen eben so graziös al» kraftvoll, die Form harmonisch gerundet. Ich thrile hier drei Sonette au- der „Tochter der Slava" mit: Die Stunde schlägt, e« harrt der Kahn am Flusse, Das böse Ruder regt fich ohne Rast, Ich zitt're bang', mein Angesicht erblaßt: Rur eine Weile noch zum letzten Kusse! Mich drängt « von hinnen auf beschwingtem Fuße; Da steht sie mich vom Fenster, stiegt in Hast Mit losem Haar mir zu, hält mich umfaßt, Der Blick verschwimmt von unserm Thränenguffe. Ach, wie zermalmend ist dein Schicksal, Liebe! Je voller und je reicher deine Triebe, Je ärmer lechzt der Mund in stil»m Brand. Roch einen Kuß! Der Vorhang rollt danieder, Zu Eharon schlepp' ich meine Schattenglirdrr: Run fahre zu dort in das Schattenland! * * * Roch ragt ihr HLu-chen au« der Ferne Flor, Auch ihm noch will ich einen Kuß vertrauen! Beeilt euch, Schritte, daß ich nicht mit Grauen Empfinde, welche Schätze ich verlor. Auf ewig schließt sich mir dein holde« Thor, Mein Freudenland! Laß dich noch einmal schauen!