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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. V 3. Erscheint mit Au-nabme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Tonntag, den 4. Januar. Pret» für da» Vierteljahr lhaler. Insertion»,Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Nrugroschen. 18S7 —. — Amtlicher Theil. Dresden, 28. December 1856. Seine Majestät der König haben Allerhöchst-Jhrem Ministerreflöenden am König!. Großbritannischem Hofe, Kammerherrn Grafen Carl Vitz thum von Eckstaedt, da- Ritterkreuz de» Verdienst- Orden» zu verleihen geruht. Dresden. Se. Majestät der König haben allergnädigst genehmigt, daß der Oberforstmeister von Hake zu Schandau und der Direktor der Forstakademie zu Tharandt, Obersorst- rath von Berg, da» von Jhro Majestät der Königin von Spanien ihnen verliehene Ritterkreuz des Ordens Carl's NI. annehmen und tragen. Nichtamtlicher Theil. rlebersichl. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Leipzig: Meßbericht. — Wien: Oberst v. Manteuffel . nach Venedig. — Berlin. Die Frier des Militär- . jubiläumS des Prinzen von Preußen- Die preußische Eir- . larnote vom 28. Dec., den Aufschub der Mobilmachung betr. — Paris: Postvertrag mit Baden. Neuer Gouver neur für die Besitzungen in Indien. Stand der Spar- . kajse. Von den Conferenzen. — Bern. Schlußsitzung der Bundesversammlung. Vereidigung des General- Dufour - als Oberbefehlshaber. Die FriedenSauSsichten vorwiegend. Kein Gesandter deS Kaiser- Napoleon eingetroffen. — Kopenhagen: Ausbreitung der Mormonen. Warme Witterung. — New-York: Eine russische Note, den Anschluß an die Erklärung vom 14. April beA. Lscal- und Proviirziala«gelrgenhe1trn Dresden: Sparkaffenumsatz. Selbstmordversuch. Fremdenverkehr. — Zwickau: Sylvesterseier. Resultat der Recrutirüng. — Bautzen: RecruticungSergebniH. —Zittau: Der Rück- ' tritt de-EürgernMbed-Ansti—- Ein« neue Schifferschule. Ortman n-dorf: Kircheneinweihung. OeffentUcheGerichtsveMandlungen. (Annaberg. Meißen.) FeuMetsu. Bermischks. Inserate. TageSkalender- Börsevnachrichten. . '.f, E — - — >- Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Bern, Freitag, 2. Januar. Der diesseitige Ge sandte bei dem Cabiuet der Tuilericn, Oberst Bar man, ist mit neuen Instructionen nach Paris zurück gekehrt; Ständerath Kern begleitet ihn. BundeSrath Nr. Furrer ist von seiner Reise nach Süddeutschland noch nicht zurückgekehrt. Fortgesetzte Rüstungen; es sind zwei neue Divisionen aufgeboten. zr Leipzig, 3. Januar. Obgleich man sich im Voraus von der diesmaligen NeurahrSmeffe wenig versprochen hatte, so ist dieselbe doch in ihren bisherigen Resultaten gegen diese Erwartung noch mehr zurückgeblieben. Von fremden Ein käufern sind, außer schwacher deutscher Kundschaft, einigen wenigen aus der Moldau und Walachei, Konstantinopel und Brody, die Schweizer wegen der dbrtigen Krtrgsrüstungen, ganz auSgeblieben; auch sind die Aufträge aus Schweden, Holland und Italien sehr gering, wogegen aber noch mehrere Polen erwartet werden, da das Herhstgeschäft dort wie in der Türkei ziemlich gut gewesen ist. Von mehrrrn Sorten fabri- cirtem Leder war die Messe etwas überführt und die Preise sind darum fast durchschnittlich um mehrere Thaler pro Eent- ner gedrückt worden, ohne daß esxten Fabrikanten möglich gewesen wäre, die Lager selbst dazu ganz zu räumen. Man bezahlte pro Eentner: Rhein, wilde» Sohlenleder I. Qualität 52—54 Thlr.; Malmedy,r II. QuMät 44—50 Thlr.; Mal- medyer I. Qualität 52 — 53 Thlr.; Eschweger II. Qualität 44—48 Thlr.; Eschweger I. Qualität 52—54 Thlr.; Deut sches Zahmleder 50—52 Thlr.; Bache, viel am Platz, 48 bis 53 Thlr.; RindSleder Fahlleder 15—16^ Ngr. pro Pfund; 1 KipS Rindleder 12—15 Thlr.; schwarze Blankleder 13H bis 15 Thlr.; braune Kalbleder 20—24 Thlr.; braune Schaf leder wie Michaelimesse; weiße Schafleder um 2 Thlr. pro 100 billiger als Michaelimesse. Von Tuchen, Buckskins und derartigen Wollenwaaren sind die Lager ziemlich schwach; dessenungeachtet ging der Verkauf äußerst schleppend und eS dürfte daher bis jetzt kaum die Hälfte der Einfuhr verkauft worden sein. Die Preise anlangenld, so wurde in den meisten Fällen derselbe Werth wie in der Michaelimesse bewilligt, in einzelnen Fällen sind sogar 1—2 Groschen pro Elle mehr erzielt worden. Von den übrigen Artikeln läßt sich ebenfalls wenig Erfreuliche- berichten, doch ist es möglich, daß die an gekommenen Polen, Moldauer, Jaffyer noch etwas mehr Leben hineinbringen. Wien, 1. Januar. (A. Z.) Oberst v. MazUeuffel hatte gestern eine längere Unterredung mit dem GrafemBuol und ist heute früh nach Venedig abgereist, um dem Kaiser seine Mission persönlich vvrzutragen. Berlin, 2. Januar. Uebrr die Feier de< Militärjubi- läum- Sr. königlichen Hoheit bes^Prinzen von Preußen ent- petzmen wsr einem umfänglicher» ^Berichte der „N. Pr. Ztg." Folgendes. Wie am 15. OckdifF' 1855, bei dem Mllieär- Jubiläum Sr. Majestät des König«, so zeigte sich bei dem gestern begangenen Militärjubiläum Sr. königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen die allgemeinste Theilnahme in allen Schichten der Bevölkerung Berlin-. — Da der Prinz und die Prinzessin von Preußen sich bereit- gegen ^10 Uhr nach Eharlottenburg zur Neujahrsgratulation bei Ihren Majestäten dem König« und der Königin begaben und dort dem Gottes dienste in der Schloßkapelle beiwohnten, so konnte hier in Berlin im Palais die Feier erst Mittags 1 Uhr beginnen. Früh ^9 Uhr brachten die sämmtlichen Musikchöre der hier in Garnison stehenden Regimenter, geführt von ihren StabS- Hautboisten und Stabs-Trompetern und unter Direction d,S Musikdirektors aller Miiitärmusikchöre deS GardecorpS, Wie- precht, auf Anordnung deS Oberkommandos in den Marken, dem Prinzen ein« Morgenmusik. Nach 9 Uhr war die Mu sik-Aufführung beendet. Man sah die Equipagen aller prinz- lichen Herrschaften nach Eharlottenburg fahren, und al« der Prinz von Preußen von dort zurückkehrte, verbreitete sich so fort da« Gerücht, daß Se. Majestät der König den geliebten Bruder mit der Ernennung zum Chef des 7. Husaren-Re giments (Garnison Bonn) und mit dem Geschenk eines überaus kostbaren Degens überrascht habe, welcher mit einem Griff von massivem Gold» geziert ist. Auf der Klinge sollen die Namen der Schlachten und Gefechte eingegraben sein, welchen der Prinz beigewohnt hat, während die Jahreszahlen 1807 und 1857, sowie bezügliche Embleme, die ebenso kost bare al- sinnige Waffe schmücken. — Gegzw 1 Ützr versam melten sich hier die verschiedenen Deputationen im prinzlichen Palai». In der Rotunde zwischen den großen GesellschastS- sälen hatte sich di« auf Befehl Sr. Majestät des König« ,u- sammengetretene Deputation der Armee im Kreise ausgestellt. Hinter den commandirenden Generalen standen die von den Armeecorp» derselben deputirten Generale, Stab-- und Sub- altern-Offijirre, beim 7. Infanterie-Regimente auch Unter offiziere und Gemeine. Die Generalfeldmarschälle Graf zu Dohna und Freiherr v. Wrang,l standen in der Mitte de- SaaleS, die Ankunft Ihrer Majestäten von Eharlottenburg. her erwartend. Se. Majestät der König stellte sich, nach Be grüßung der Anwesenden, in die Mitte de- Saale-, zwischen die beiden Feldmarschälle, während sämmtliche Prinzen des königlichen Hauses in großen General-uniformen oder in der Uniform ihres militärischen Ranges gegenüber Platz nahmen. Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig, ebenfalls in preu ßischer General-uniform, war zusammen mit Sr. Majestät dem Könige erschienen. Ebenso di» im preußischen H«re dienenden fremden Fürstlichkeiten, die Generale « la «uite und Flügeladjutanten Sr. Majestät deS Königs. Nun führte Ihre Majestät die Königin den fürstlichen Jubilar in die Ro tunde ein und dem königlichen Bruder zu. Die beiden Feld marschälle holten da- Ehrengeschenk der Armee für den Prin zen, einen kostbaren silbernen Schild, der nun vom Könige und der Königin Allerhöchstselbst, sowie von den beiden Feld Marschällen gehalten wurde, während Se. Majestät den Prin zen mit den herzlichsten brüderlichen und zugleich königlichen Worten anred,te. Der Prinz fand ersichtlich bei seiner tiefen Rührung nur mühsam Worte, um die ungemein herzlichen Wünsche seine- königlichen Bruder« zu beantworten. Er sagte ungefähx, daß, nachdem er schon am Morgen so große Beweise von Liebe und Gnade empfangen, dies« Ehre — wobei er auf den Schild deutete — ihn fast überwältig«; denn von seinem Könige und Krieg-Herrn selbst im Namen der ganzm Armee ein solches Zeichen der Anerkennung zu empfangen, sei nicht allein eine höchste Ehre, sondern auch ein Glück, da» er weder je erwartet, noch zu hoffen gewagt. „Mein Will« wenigsten- war immer gewissenhaft und treu." — mit bi«s«a Worten^ lchloß der Prinz eine Rede, welche den tiefsten Eindruck auf alle Anwesenden machte. Er fügte noch hinzu, daß e- die schönste Erfahrung seine« Leben« ge wesen sei, bei allen Anwesenden, mit deren bei weitem größ ter Zahl er in den verschiedensten Dienstverhältnissen zusam mengewirkt, Vertrauen gesunden zu haben, noch mehr aber, ,« sich bi- jetzt erhallen zu haben. — Als der Prinz so seinen Dank ausgesprochen, zfaßtz er seine und der Versam melten Gefühlt in dem Rufe:,As lebe Se. Majestät der König!" zusammen, in weichen-DM dreimal einftimmken. Hierauf ergriff der Feldmarschall v. Akrangel da- Wort, um dem Prinzen die Gefühle zu schildern, welche an diesem Tage und für diesen Tag die ganze Armee beseelten. Mit wenigen kräftigen, echt soldatischen Worten hob der Feldmarschall die Bedeutung diese- Jubiläums für die Armee hervor und schloß mit einem Lebehoch auf das ganze königliche Haus, worauf Se. Majestät der König hinzufügte: „Nun wollen wir aber auch, da aller guter Dinge drei sind, unfern lieben Jubilar leben lassen!" und ein dreimaliges Hoch erscholl nun dem Prinzen von Preußen. Der fürstliche Jubilar ging nun zu jedem commandirenden General, begrüßte die bekannten Generale und Offiziere der Deputationen, viele unter ihnen mit freundlichen Hände drücken, während in den Nebensälen sich die nächstfolgenden Feuilleton. Hofrath vr. meä. Paul Wolf, Ritter rc., gestorben am 2. Januar 1857, Abend- 10 Uhr, in Dre-drn. Nicht bloS in enger« und weitern Kreisen unsrer Stadt, wo der Verblichene fast 39 Jahr« lang segen-reich al« Arzt gewirkt hat, auch weit über die Grenzen de» Vaterlandes hinau- wird diese unerwartete Kunde schmerzlich berühren. Nach längerm Unwohlsein, welche- durch die anhaltend fortgesetzte Beruf»- thätizkeit gesteigert wurde, erlag Hofrath Wolf binnen wenigen Lagen einem infolge von Gichtversetzung entstandenen Lungen katarrh und Vedem. Mit ihm starb einer der ersten Homöo pathen in jeder Beziehung de» Worte». Schon al» Allopath in «»»gedehnter Weise beschäftigt, schloß er sich frühzeitig Hahne mann an und ward dessen beliebter Schüler. Doch hinderte diese» ihn nicht, selbstständig vorzuschreiten und In seinen be rühmten „18 Thesen" reformatorisch manche Dogmen und Sätze der alten Homöopathie umzuschaffen. Wie er selbst der rationellen Au-übung der Homöopathie seinen Aufschwung al» Arzt verdankt», so fand sie in ihm ihre glänzende Repräsentation durch Talente, die ihn al» gebornen Arzt auSzeichneten. Scharfer Blick, feine Beobachtungsgabe, eine ausgezeichnete Arzneikenntniß vereinigten fich in ihm mir Mild« de» Verfahren-, Umsicht und Vorsicht, Freundlichkeit und Humanität, um ihn zu einem der gesuchtesten Aerzte zu machen. Von weit und breit kamen die Kranken zu ihm, au» den entferntesten Ländern consultirte man ihn brieflich und berief ihn selbst. Auch fürstliche und gekrönte Häupter berieth er mehr al» einmal und längere Zeit, und wurde dafür mit Orden und Ehrenbezeugungen aller Art belohn». Sein größter Rubm aber wird sein der Schmerz um seinen Heimgang und die Anhänglichkeit seiner Kranken , welche auch da» Grab überdauern wird; die Dankbarkeit seiner älter» und jünger» BerufSgenoffen, denen er ein humaner College und treuer Be« rather war; die Stellung endlich, die fich sein Name in der Ge schichte der Homöopathie für alle Zeiten gesichert hat. Den zahlreichen Verehrern und Freunden de» Verblichenen wird die Anzeige nicht unwillkommen sein, daß in der nächsten Zeit in der von mir reoigirten homöopathischen Zeitschrift ein ausführliches Lebensbild de» Dahingeschiedenen in besonderm Abdruck erscheinen wird. Dresden, am 3. Januar 1857. vr. Hirschel. Dresden, 3. Jan. Von morgen (Sonntag) an werden im AuSstellungSlocale de» sächsischen Kunstverein» auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet von 11 bi» 3 Uhr) neu ausgestellt sein: Weibliche» Porträt, Oelgemälde von Scholz; desgleichen in Pastell von demselben; Eine Mühle, Oelgemälde von Arnold. Dresden, 3. Januar. Wenn neulich die Hoffnung aus gesprochen wurde, daß da» zweit« Thratrr infolge der er- haltenen hübschen und einladenden Räumlichkeiten fich von jetzt an jedenfalls eine» zahlreicher« Besuche» erfreuen werde, so scheint fich diese Voraussetzung in erfreulicher Weise zu be währen ; denn sowohl dir Vorstellungen am WeihnachtSfeste al» am NeujahrStage waren so übrrau« zahlreich besucht, daß vor- g-stern Abend sogar da» Orchester geräumt werden mußte. Di« letzte Neuigkeit war Heinrich Bauer'» zweiaetige Originalpoffe: „Sine telegraphische Depesche", rin Stück zwar von gewöhnlicher Rache und starker Unwahrscheinlichkeit, da» aber dennoch manche komische Momente enthält und daher vielfach Gelächter erregte. Herr Krilling, in welchem da» zweite Theater einen vortreff lichen Komiker besitzt, war al» Hau-knecht Leuzl ungemein er götzlich, ebenso Herr Wei rauch in der kleinen Rolle de» Egidi, während Herr Röhl in seiner umfangreichen und anstrengenden Aufgabe al» Franz v. Locker sich durch fleißige» und gewandte» Spiel auSzeichneie. Der genannten Novität ging da- einaktige und von A. v. Winterfrld nach dem Franzöfischen bearbeitete Lustspiel: „Ich esse bei meiner Mutter" vorau», da- namentlich Frau NeSmüller willkommene Gelegenheit gab, ihr sehr ge übte» und gern gesehene- DarstellungStalent zu bethätigen. Im Uebrigen muß man sagen, daß di« seitherigen Darstellungen immer wohl einstudirt waren und gerundet gingen, wa» bei einer Bühne, deren Mitglieder täglich auf ver Scene stehen, gewiß alle Anerkennung verdient. K Zittau , 25. December. Eine Bemerkung in Nr. 29t> Ihre» Blatte», daß iu Zwickau bei Gelegenheit der Feier deS Geburt»tage» Er. Majestät de» König», al» de» hohen Pro tektor» de» sächsischen Alterthum»verein», zur Gründung eine dortigen Zwrigvrrrin« aufgefordert worden fri, vrranlaßt auch, d«S in unsrer Stadt bereit» brstehendek „AlterthumS- MuseumS" hier kurz« Erwähnung zu thun. Im Anfang» vorigen Jahre» forderte nämlich der um di« Geschichte Zittau» in jeder Beziehung hochverdiente vr. tl>. Pejcheck in dem hiesigen Localblatte di« sämmtlichen Bewohner der Stadt auf, Alter- thümer aller Art, di« fich auf Stadt und Umgegend bezögen und dir, in Familien zerstreut und «eisten» unbeachtet, sonst gewöhn- lich verkümmern und verderben, in eine gemeinsame Sammlung