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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. ^V8V. Erscheint mit Ausnahme der Gönn« und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Dienstag, den 8. April. ' ' ' ' Preis für da« Vierteljahr Thal». Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Reugroschen. 1856. Amtlicher Theil. Bekanntmachung de- Ministeriums deS Innern. Nachdem da- Ministerium des Innern auf den von der Gemeind, Weinböhla gestellten Antrag und mit Rücksicht auf die bei der stattgefundenen Vorerörterung wahrgenomme nen örtlichen Verhältnisse für die Berichtigung des bei Nie- derfehra in die Elbe mündenden Bachs und seiner Zuflüsse, soweit letzteres zu Erreichung des Zwecks nöthig, in Gemäß heit der Bestimmungen 38 des Gesetzes vom 15. August 1855 über die Berichtigung von Wasserläufen und die Aus führung von Ent- und Bewässerungsanlagen, sowie §. 4 der dazu erlassenen Ausführungsverordnung den Regierungsrath Franz Eusemthl in Dresden zum Commissar, zunächst zu Leitung der nöthigen Vorarbei ten, eventuell zu Besorgung der gesammten, bei der Aus führung der Berichtigung selbst vorkommenden Geschäfte er nannt hat, so wird solches andurch öffentlich bekannt. Dresden, den 29. März 1856. Ministerium des Innern. Arhr. v. Beust. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Militärparade. Kirchliche Feier des Friedens schlusses. — Wien: Graf Buol Großkreuz des StephanS- ordens. Die bischöflichen Conferenzen. Eisenbahneinnah men. — Prag: Den Ministern Graf Buol u. v. Bruck das Ehrenbürg,rrecht verlirhen. Di, bevorstehende Ver sammlung der Land- und Forstwirts),. Bereicherung der UniversitätSbibliothrk. — Berlin: Vom Landtag,. Die Zeit der Rückkehr d,S Ministerpräsidenten noch unbe stimmt. Beschränkend, Bestimmungen für die Börst. — München: FriedrnSmahl beim russischen Gesandten. Die Eisenbahnanleihe. — Hannover: Ansprache d,S Königs an die Mitglieder der Stänbeversammlung. — Aus dem Weimarischen: Vom Landtage. — Altenburg: Brandkassenrechnung. Oberhofmeisterin v. Feuchtersleben s-. — Paris: Aus dem Senate. Aufschwung der Zolleinnah men. Von der Conferenz. Das Befinden der Kaiserin. Eine französisch-englische Streitmacht vor Port au Prince. Vermischtes. — London: Aus dem Parlamente. Der Krim-Au-schuß hat seine Sitzungen begonnen. Audienzen. Lord Clarendon's Rückkehr noch «unbestimmt. Dir Ostseeflotte um getauft. — Ostsee: Aufhebung der Blokade bekannt gemacht. — Kopenhagen: Der Reich-rath für das Interpellations recht. — Von der polnischen Grenze: Eindruck der Fried,nsnachricht. Ein Schatz aufgefunden. — Aus der Krim: Unfall. Die Zerstörungen noch nicht eingestellt. — Tiflis: Die türkischen Kriegsgefangenen. — Valparaiso: Untergang eines KriegSdampferS. Local- und Proviuzialangelegenheiten. Dresden: Das Dresden - Chemnitzer Eisenbahnproject. Vermischtes. Feuer in SchweinSdorf. — Freiberg: DaS Leihhaus ohne Geschäft. — Eibenstock: Da« Feuer vom 19. März durch ein Kind veranlaßt. — Schn erbe rg: Feuer in Neustädtrl und Schwarzenberg. — Oederan: Ver mischtes.— Mittweida: Holzbrand. — Dippoldis walde: Näheres über daS Berreuther Feuer. — Hain: Sparkasse. - ..." .V. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Parts, Sonntag, 6. April. (Tel. Dep. der „Jnd^p. belge"). Der „Moniteur" enthält eine Note de« Inhalts: „Unerwartet der Ratification des Frie- drnsvertrags ist zwischen den Weltmächten und Rußland einW affenstillstand zur See abgeschlos sen worden. Man ist übereingekommen, daß die nachUnterzeichnung desVertragS — alsonachdem 30.März— gemachten Prisen zurückerstattet wer den sollen, und daß die einschränkenden Maßre geln bezüglich der Ausfuhr der russischen Erzeug nisse, namentlich des Getreides, unverweilt auf gehoben werden sollen." — Für die Nachgelas senen der im Orient Gefallenen sind bis jetzt 1,400,000 Fr. ein gegangen. Paris, Sonntag, 6. April. (Tel. Dep. der „Jndäp. belge). Eine aus St. Petersburg hier eingegangrnr Depesche meldet, daß der Kaiser Alexander da selbst am 29. von seiner Reise nach Finnland wie der eingetroffen ist. Aus St- Petersburg wird der „Oest. Corresp." telegraphirt, daß die (von uns am 5. April bereits ge meldete) Freigebung der Getreideausfuhr aus dem russischen Reiche dort am 4. April durch eine Bekanntmachung des Finanzministeriums, auf Grund einer kaiserlichen Entschließung vom sel ben Tage verkündigt worden ist. Dresden, 7. April. Gestern Mittag halb 1 Uhr fand auf dem Theaterplatze eine Parade statt, wozu von hiesiger Garnison das dritte Jägerbataillon (unter Commando Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg) und drei Infanterie bataillone (von der ersten und Leibbrigade) auSgerückt waren. Se. Majestät der König geruhten die Parade abzunehmen und sodann die Truppen defiliren zu lassen. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, der Kriegsminister und das gesammte Offijiercorps der Garnison waren gegenwärtig. — DaS erfreuliche Ereigniß de« Friedensschlüsse« wurde auf Anordnung deS Cultusministeziums gestern in allen Kirchen des Landes durch ein besonderes Gebet gefeiert, welchem in den evangelischen Kirchen der ambrosianische Lob gesang und in den katholischen daS Tedeum folgte. An dem Gottesdienste in der hiesigen evangelischen Hofkirche nahmen die sämmtlichen Herren Staatsminifier Theil, welche sodann auch, ebenso wie das diplomatische Corps, dem Tedeum in der katholischen Hofkirche beiwohnten. In der hiesigen Sy nagoge war diese Dankfeier bereits mit der vorgestrigen Sa- bathfeier verbunden worden. Wien, 6. April. Die „Wien. Z." meldet heute amt lich, daß Se. k. k. apostolische Majestät mit allerhöchstem Handschreiben vom 2. April Ihrem Minister deS Hauses und der auswärtigen Angelenheiten, Grafen v. Buol-Schauen- stein, in Anerkennung seiner langen, treuen und ausgezeich neten Dienste und gelegentlich deS am 30. März unter seiner Mitwirkung zu Paris abgeschlossenen Friedens, das Groß kreuz des St. Stephan-Ordens zu verleihen geruht haben. — Wie die „Ostd. P." meldet, werden die bischöflichen Conferenzen Montag den 7. April eröffnet werden. Die Bischöfe und Erzbischöfe, welche zum größten Theile bereits hier eingetroffen sind, versammeln sich in dem erzbischöflichen Palais. Die Sitzungen werden ohne Unterbrechung täglich ftattfinden und den größten Theil deS TageS in Anspruch nehmen. — Die Einnahmen der k. k. privilegirten österreichischen Staatseisenbahngrsellschaft betrugen in dem Zeiträume vom 25. bis 31. März auf der nördlichen Linie 94,781 fl. (um 12,225 fl. mehr als im Vorjahre während derselben Zeit), auf der südöstlichen Linie 114,252 fl. (um 4570 fl. weniger als im Jahre 1855) und auf der Wien-Raaber Bahn 20,438 fl., seit dem 1. Januar d. I. zusammen 2,972,251 fl. mit einem Mehr von 589,915 fl. gegen daS Vorjahr, wofür auf der nördlichen Linien 20,533 Personen und 204,103 Centncr Maaren, auf der südöstlichen Linie 21,503 Personen und 155,663 Centn» Waaren und auf der Wien-Raaber Bahn 6112 Personen und 56,178 Centn» Waare transportirt wurden. IA Prag, 4. April. Die Versammlung der Stadtver ordneten hat in ihrer jüngsten Sitzung dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Buol - Schauenstein, wegen seiner Verdienste um die Wiederherstellung des Friedens und dem Minister der Finanzen, Freiherrn v. Bruck, wegen seiner Verdienste um die Hebung du österreichischen Finanzen, daS Ehrenbürgerrecht der Stadt Prag verliehen. — Der Bau der Reichenberg - Pardubitz» Bahn wird in den nächsten Wochen begonnen werden. — Nach dem Programm der hier bevorstehenden 18. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe wird dieselbe sechs Fragen in allgemeinen Sitzungen erörtern. Bon besonderer Wichtigkeit ist in national-ökonomischer Beziehung darunter folgender Punkt: Welche Ursache liegt der Theuerung landwirthschaftlicher Produkte zu Grunde? Giebt eS einen Kornwucher? Er scheinen gesetzliche Vorkehrungen, als Ausfuhrverbote, Ein stellung der technischen Verarbeitung landwirthschaftlicher Pro dukte, Magazinirung(Nothspeicker) re. für Zeiten der Theuerung wünschenSwerth und von entsprechender Wirkung? Außerdem wird die Versammlung noch in acht abgesonderten Sektionen für Acker- und Wiesenbau, für Viehzucht, für Forftwirthschaft, Naturwissenschaft, Technik, Obst- und Weinbau, Bienenzucht und endlich für den Seidenbau berathen. Die Dauer der Versammlung ist auf drei Wochen festgesetzt, wenigstens sind für so lange die Sophien- und Schützeninsel, zwei der belieb testen Erholungsörter Prags, samml den dort befindlichen Sälen für die Berathungen derselben gemiethet. — Nach dem „Lumir" ist die Bibliothek des berühmten, in Göttingen verstorbenen Philologen Hermann für die hiesige Universität«- bibiioth^ um 4000 Lhlr. angekauft worden. Die neuange- kaufte Sammlung soll 4000 — 5000 Bände und an 5000 Dissertationen umfassen und war d» hiesige Bibliothekar, Herr Schafarsik, eigens zum Abschlüsse der bezüglichen Ver handlungen nach Göttingen gereist. Berlin, 5. April. (B. Bl.) Das Herrenhaus hat in seiner heutigen Sitzung die von der Regierung beantragte Bewilligung des Steuerzuschlags bis zum 1. April k. I. nicht, wenigstens nur unvollkommen bewilligt, ungeachtet die Commission dem Hause die unverkürzte Bewilligung empfahl. Es waren zwei Amendements eingebracht: eins von dem Herrn v. Maltzan, nur auf Bewilligung für das laufende Vierteljahr lautend, daS andere von Herrn v. Buddenbrock, den Sleuerzuschlag nur bis zum Schlüsse dieses Jahres zu bewilligen. Das letztere Amendement hat eine bedeutende Majorität (63 gegen 21 Stimmen) erhalten und ist damit angenommen worden. — Das Haus der Abgeordneten hat die Berathung der rheinischen Städteordnung beendigt und wird in der nächsten Sitzung die Berathung der rheinischen Gemeindeordnung beginnen. — Die „N. Pr. Z." schreibt: Ueber den Tag der Rück kehr des Ministerpräsidenten Freiherrn v. Manteuffel aus Paris circuliren bereits bestimmte Angaben im Publicum. Wir können dagegen versichern, daß der Zeitpunkt der Rück kehr noch gar nicht, sondern bis jetzt nur so viel fcststeht, Hoftheater. Sonnabend, L. April: Die Entführung au, dem Jerail. Mufik von W- A. Mozart. „Constanze" — Fräulein Michal al« Gast. Fräulein Michal sang diese Rolle zum ersten Maie und noch mit einiger Befangenheit, welche indrß nicht hinderte, dir höchst schwierigen Coloraturpartien der beiden Arien mit außer ordentlicher Sauberkeit, Leichtigkeit und technisch vollendeter Ab rundung au«zuführen. Allerdings find diese Arien mehr für den Loloraturgrsang 6i drarura gedacht, alt für die graziöse Manier der Behandlung, doch mag Ifich die Sängerin nicht be- irren lassen, wenn dir letztere der äußerlich effectuirenden Wir kung mehr entbehrt: fie ist in gleicher Weise künstlerisch berech tigt und werthvoll, und vor dem Kenn» entscheidet Correctheit und musikalisch feiner Geschmack der Ausführung. Ein HerauS- »reten aus dies» Sphäre verbietet der Charakter ihre- Organs; ein schärferes Pointiren im Bortrage, ein belebenderes-Colorit im Nuanriren wird aber für den scenischen Gesang noch erfor derlich werden, um so mehr, da für die Cantilen« die verhältniß- mäßig größere Schwäche und der bedecktere Tonklang in der untern Oktave behindernd eintreten. Außerdem muß sich Fräulein Michal bestreben, auS dem nur erst konventionellen Spiel freier herauszutreten. Auch Herr Lolbrun sang den „Osmin" zum ersten Mal» und, mit Berückfichtizung sein» Unqeübtheit und «engstlichkeit t« seenischrn Auftreten, sehr brav. Der Klang seiner Baßstimme ist durchaus edel, weich und kernig, von seltenem Wohlklang und großem Umfang, vom tiefen v bis über zwei Oktaven hinaus. Zn der tiefen Lage fehlt zwar dir rasch hrrvorquellende Kraft Feuilleton. deS ToneS, doch bleibt derselbe noch markig, und eS ist wohl zu hoffen, daß Uebung dessen Ansprache noch voller, freier und aus giebiger macht, vorausgesetzt, daß der Sänger ein Forciren der Höhe vermeidet. Die GesangSauSführung war rein und musika lisch sehr befriedigend und lobenSwerth. Charakteristik, Lebendig keit und Affekt deS Ausdrucks kann erst durch größere Routine auch im Spiel und im Dialog erworben werden, und es genügt zu bemerken, daß darin durchaus nichts Unrichtiges und Mißver standene« störte. Es ist wünschenSwerth, daß Herr Lolbrun oftmals beschäftigt werde. DaS Uebrige der Darstellung ist be kannt. C. Banck. Hoftheater. Sonntag, 6. April: Wer Gheim. Lustspiel in fünf Acten vom Verfasser von „Lüge und Wahrheit". (Reu einstudirt.) Hierauf: Wie Peri. Mimische-Divertissement in einem Act. ES war die Darstellung diese- so beliebten Lustspiel-, welches durch eine treffende, gewissenhafte Charakterzeichnung und seine sich fortsteigernde Motivirung da» Geheimleben de« menschlichen Herzens zu offenbaren strebt und besonder» durch seinen poetisch empfundenen Schluß den Zuschauer für den sittlich reinen Werth der Wahrhaftigkeit erwärmt, »ine im Allgemeinen ganz ausgezeichnete, durch Fleiß und Begabung der Mitspielenden un gewöhnlich gerundete Leistung. Herr Emil Devrient repräsentirle die Partie des Doktor Löwe mit einer wunderbaren Natürlichkeit und psychologischen Klarheit d» entsprechenden Hauptmomente und verstand es dabei durch seinen edeln, beseelten Ton und Ausdruck der Rede, uns die in der Dichtung hingestellte gediegene Persönlichkeit sieg reich und liebenswürdig zu machen. Die Darstellung d» Frau v. Stürmer gelang der Frau Mitterwurzer überaus glücklich, und man empfand deutlich, daß sie die hierhergrhörigen Eigenthümlichkriren genau durchdacht und ohne Urbertreibung wiedergrgeben hatte. Bon einem nicht minder richtigen Berständniß zeigten die Ausführungen der Herren Liebe und Heese, von welchen der Erstere den jugend lich leichtfinnigen, liebenswürdigen Löwenburg, der Andere den zweideutigen Rathgeb» und nobeln Tagedieb v. Riedl» sehr wirksam darstelltr. Frau Bayrr-Bürck'S hohe Begabung für die Ent wickelung echt weiblich» Charaktere sand in der Rolle der Anna vielfache Gelegenheit, fich zu entfalten. Ich Uebrigen wirkten noch Fräulein Allram und dir Herren Dittmarsch und Reister als Kammermädchen, Bedienter und Notar fleißig mit. DaS Ausgezeichnet« der Aufführung verband sich mit dem Ein drücke des Stücke» sehr harmonisch und rief nicht nur einen viel fachen Beifall für die Künstler, sondern auch einen höchst er freulichen Gesammleffekt hervor. Das dekorative Tanzdivertiffrment „Die Peri", von Fräulein Bos« ansprechend ausgeführt, beschloß den Abend. Die morgende Borstellung d«S „Don Carlo»" wird einen feierlichen Charakter der Natur der Sache nach annehmen, in dem Herr Emil Devrient, der nicht sowohl der deutschen Schauspielkunst als ganz besonders unsrer Bühne so lange zur Zierde gereichte und ferner gereichen wird, an demselben Datum vor fünfundzwanzig Jahren zum ersten Male in Dresden al»