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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartman». -MM Erscheint «ft Ausnahme der Sonn- Pret« für da« Birtteljahr 1H Thaler. »/UV M und Kesttage täglich Abend» und ist 5. Insertion«. Gebühren für den Raum W durch alle Postanstalten zu beziehen. einer gespaltenen Zeile I Nrugroschen. Amtlicher Theil. Bekanntmachung deS Ministeriums deS Innern. Da» Ministerium de« Innern hat auf Grund des von einigen Betheiligten gestellten Antrags für die B-richligung des Hopfenbach» auf den Trakten von der Mühldrücke in Zschauitz an aufwärts bi» zur Dorfbrücke in Dallwitz, in gleichen de» Baselitzbache» von dessen Einmündung in die Hopfenbach an auftvärtS bis zu dem Eintritte de» Ersteren in die Lenzer Flur in den durch die BerichtigungSplän« zu seiner Zeit festzustellenden Abschnitten in GemäSheit der Be stimmungen §. 38 de» Gesetzes vom 15. August 1855 über die Berichtigung von Wasserläufen und die Ausführung von Ent- und Bewässerungsanlagen, sowie §. 4 der dazu erlassenen Ausführungsverordnung den RegierungSrath Franz Susemihl zu Dresden zum Eommissar, zunächst zu Leitung der nöthigcn Vorarbeiten, sowie eventuell zu Besorgung der gesammten bei der Aus führung der Berichtigung selbst vorkommenden Geschäfte er nannt. Solch,» wird andurch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, am 20. März 1856. Ministerium deS Innern. Fehr. v. Beust. Demuth. Bekanntmachung. Da» Finanz-Ministerium hat zur Erzielung einer größer» Gleichförmigkeit in den Grundsätzen über Höherversichrrung de» auf den königlich sächsischen Staat» - Eisenbahnen zum Transport kommenden Reisegepäcks mit den auf den an grenzenden Bahnen dafür angenommenen Grundsätzen be schlossen, die in dem erster« Absatz de» §. 41 de» Reglement» für Beförderung von Personen, Reisegepäck rc. vom 1. April 1854 enthaltenen Bestimmungen abzuändern wie folgt: 1. Die Höh« der Versicherungssumme für jede» Pfund Reisegepäck wird auf Fünf Thaler beschränkt, so, daß jede höhere Werthsangabe ausgeschlossen ist. 2. Für je Ein Hundert Thaler de» zur Versicherung decla- rirten Gesammtwerthe« wird auf den ersten zehn Meilen der Tranöportstrecke eine Versicherungsprämie von Drei Neugroschen, für jede weitere zehn Meilen eine solche von Einem Neugroschen erhoben. — Hierbei werden jede angrfangenen 100 Thlr. und jede angefangene 10 Meilenstrecke für voll gerechnet. Im Uebrigen verbleibt es in Bezug auf Gewährleistung und Schädenermittelung bei den in 40 und 41 de» un gezogenen Reglements enthaltenen Bestimmungen, insbeson dere bei der Vorschrift, daß in allen Fällen, wo eine Höher versicherung nicht erfolgt ist, für ein verlorene», ganz ver nichtet,» oder seinem ganzen Inhalte nach beschädigtes und unbrauchbar gewordenes Gepäckstück die Entschädigung von Einem Thaler für jede» Pfund des Gewichts ge währt wird. Vorstehende unter 1. und 2. festgesetzten Bestimmungen treten mit dem 1. Mai laufenden Jahre» auf den königlich sächsischen StaatSeisenbahnen in Wirksamkeit. Zu Jedermann» Nachachtung wird dieß hierdurch be kannt gemacht. Dresden, am 1. April 1856. Finanz - Ministerium. Behr. Dresden, 22. März. Der Privatdocent De. Johanne« Emil Kuntze zu Leipzig, ist zum liehen Professor der Rechte in der Juristenfacultät daselbst ernannt worden. — — » « — - . . .. Nichtamtlicher Theil. A kdrrsicht. Tagesgeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. Ga ladiner beim französischen Gesandten. Kirchengebet aus Anlaß des Friedensschlüsse». —Wien: Einziehung der seit 1848 vom Staate ausgegebenen Geldzeichen. Die Münz- conferenz. UebungSlager. Zur Charakteristik der Börse. Zur Sequesterangelegensteit. — Berlin: Diebevorstehende Vermählung der Prinzessin Louise. Definitive Besetzung der Polizeidirectorstelle. Aus den Kammerverhandlungen. — München: Erweiterung der Bank in Aussicht. — Hannover: Eröffnungd.Landtag».—Gotha: Vermischte». —Altenburg: Au» den Verhandlungen des Gerichtshof».— Wiesbaden: Vom Landtage. — Pari»: Die Auf hebung der Blokade und die Freigebung der Getreideaus fuhr von Seiten Rußlands bevorstehend. Nähere» über die große Revue. Banket im auswärtigen Ministerium. Ein Artikel über Lord Howden. Vermischte». — Madrid: Der neue Finanzplan. Ordensverleihung. — London: Vom Hofe. Errichtung einer Kirche in Konstantinopel projectirt. Von der Flotte. Gräfin Pembroke -f. — Ost see: Die englische Flottille auf der Rückkehr nach Eng land.— St. Petersburg: Tagesbefehle. Fürst Gortscha- koff eingetroffen. — Von der polnischen Grenze: Die Recrutirung verschoben. — Konstantinopel: Tedeum au» Anlaß der Geburt de» französischen Prinzen. Omer Pascha. — Bombay: Die Einverleibung von Audh. Lord Dalhousie nicht gestorben. Local- und Provinzialangelegenheiteu. Dresden: Sparkasse. Auswanderer. Aussagen de» Mörder» Schütze. Theatervorstellung für Eibenstock. — Ehemnitz: Neuer Exercirplah. Sparkasse. — Berichte au» Glauchau, Roßwein, Zöblitz, Markranstädt und Li mb ach. Feuilleton. Inserate. Börsennachrichteu. Tagesgeschichte. Dresden, 4. April. Se. Majestät der König haben vorgestern die Fabrik moussirender Weine in Niederlößnitz mit einem Besuche beehrt. Allerhöchstdieselben langten gegen 11 Uhr Vormittags in Begleitung Ihres Flügeladjutanten, Majors v. Falkenstein, bei der Fabrik an, wurden daselbst von dem Direktorium derselben empfangen und in das Comptoir der Fabrik geleitet. Nack erfolgter Vorstellung des Direktoriums geruhten Se. Majestät zunächst einen gedrängten Vortrag des Vorsitzenden über das Ganze der Champagnerfabrikation entgegenzunrhmen, verfügten Sich hierauf in die Kellerräume und nahmen daselbst die Weinlager und die Kellerarbeiten in Augenschein. Von da in die im Erdgeschosse befindlichen Fabrikationslocalitäten zurückgekehrt, wurden Sr. Majestät sämmtliche bei der Champagnerfabrikation vorkommenden Operationen, namentlich das Degorgiren, Stopfen der Fla Opelt. der Rechte, außerordent- schen, da» Verschließen derselben, da» Etikettiren, Verpacken u. s. w. vorgeführt. Gegen Hl Uhr verließen Se. König!. Majestät die Fabrik, nachdem Allerhöchstdieselben Sich zuvor noch huldvollst anerkennend über die Einrichtung derselben ausgesprochen hatten. — Se. Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Abend auS Leipzig zurückgekehrt. Dresden, 4. April. Bei dem kaiserlich französischen Gesandten, Herrn Baron v. Forth-Rouen, hat aus Anlaß der Geburt des kaiserlichen Prinzen gestern Nachmittag ein Galadiner stattgefunden, an welchem das diplomatische Corps, die Herren Staatsminister, die Oberhofchargen und das Per sonal der kaiserlich französischen Gesandtschaft, mit Einschluß des kaiserlichen Consul» in Leipzig, Theil nahmen. Se. Er- cellenz der Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten und deS Innern, Herr Staatsminister Freiherr v. Beust, brachte hierbei einen Toast aus auf das Wohl des kaiserlichen Prinzen, welchen Herr Baron v. Forth-Rouen durch einen Toast auf Se. Majestät den König und das königliche Haus erwiderte. — Wie wir hören, hat das Cultusministerium angeord net, daß am nächstfolgenden Sonntage aus Rücksicht auf die am 30. v. M. in Paris stattgefundene Unterzeichnung des Friedensvertrags in allen Kirchen des Landes nach der Pre digt statt des gewöhnlichen allgemeinen Kirchengebets ein mit Rücksicht auf das gedachte erfreuliche Ereigniß besonders entwor fenes Gebet verlesen und sodann der Ambrosianische Lobgesang gesungen werde. Auch in den katholischen Kirchen wird eine ähnliche Feierlichkeit stattfinden. Wien, 3. April. Die heutige „Wiener Ztg." enthält einen Erlaß des Finanzministeriums, die Einziehung särnmt- licher seit 1848 vom Staate ausgegebener Geldzeichen be treffend. Damit sämmtliche seit dem Jahre 1848 vom Staate ausgegebenen Geldzeichen, mit alleiniger Ausnahme der ungarischen Münzscheine zu zehn Kreuzer gänzlich aus dem Umlaufe gebracht werden, steht sich nämlich das Finanz ministerium bestimmt, zu verordnen, daß jene Gattungen von Staatspapiergeld, deren Einlösung laut des Erlasses vom 23. Februar 1854 an die privilegirte österreichische National bank übertragen wurde, nur noch bis 31. August 1856 und nach Ablauf dieser Zeit nur über eine besondere, bei dem Finanzministerium zu erwirkende Bewilligung bei allen Staats kassen al» Zahlung angenommen und bei allen Bankkassen gegen Banknoten verwechselt werden. Nach Ablauf deS Mo nat» Oktober d. I. kann auch von Seiten des Finanzmini sterium» eine Annahme an AahlungSstatt oder Verwechselung der hier erwähnten Papirrgeldgattungen nicht mehr bewilligt werden. — Wie die „Oest. Ztg." meldet, dürfte die Münzcon- ferenz im Ganzen etwa noch 20 Sitzungen halten. — Dem Vernehmen nach wird zur Erercirzeit in der Umgebung Wiens ein UebungSlager für mehrere Cavalerieregimcnter errichtet werden. — Das gegen 6 Uhr beginnende „Börsen-Abend- Geschäft" wurde gestern plötzlich durch einen Jncidenzfall un terbrochen, indem zwei achtbare Börsenagenten in dem Mo mente, wo sie au» dem Kaffeehause traten, um den Bankiers, von denen sie Aufträge hatten, die Course anzusagen, arre- tirl und auf die k. k. Polizeidirection abgeführt wurden. Die „Oesterr. Ztg." bemerkt hierzu Folgende»: Dieser Vorfall bat die leicht begreifliche Verordnung der betreffenden Behörde zur Ursache, wonach auf der Straße, um die Passage frei zu erhalten, keine Geschäfte stattzufinden haben. Andererseits ist das „Caft List" jetzt, wo die wärmere Jahreszeit begonnen, dann bei der Masse der Besucher — und es befinden sich allerlei darunter — in der That ein sanitätswidriges Local geworden, von dem Widerwillen Derjenigen, die mit etwas Erinnerungen aus Capri. Von Ferdinand Grrgorovins. (Fortsetzung au« Rr. 77.) Da» emsige Leben an der Marina grande, dem einzigen Hafen der Insel, wo eine Reihe von Häusern steht, gewährt zu allen Zeiten »inen großen Reiz. Die Fischer find kräftige, oft schöne, herkulische Männer, muSkulö» und dunkelbraun, energische Gesichter und kühn auSsehend unter der phrygischen Mütze. Ist da» Meer bewegt, so erfreut man sich an ihrer wilden Thätigkeit, wenn sie die Barken durch die Brandung an den Strand ziehen. Derselbe ist kurz und vor dem Wogenschlage nicht sicher. Schiffen ist da- hafenlose User unzugänglich. Jeden Dienstag und Frei tag kehren dir Verkehr-barken au» Neapel zurück, wohin sie Tag» zuvor abgegangen waren. Dann giebt e» da« bunteste Leben auf dem Strande, weil auch die Mädchen und Frauen von Ana- Capri die große Felsenstiege hrrabkommen, um Da» in Empfang zu nehmen, was die Barke für sie gebracht ha». Ist da« Meer bewegt, so springen, ehe da- Boot landet, die jüngsten Fischer in die Wellen; sie stürzen sich kopfüber in da« Wasser wie Taucher enten; di, in der Barke werfen ihnen Tau, und Ruder zu, eS vermindert sich die Last de« Schiffchen«, da Einer nach dem Andern über Bord spring». Jene am Lande ziehen nun da« Fahrzeug mit lautem Geschrei am Tau, und di« Stimme de« Barkenpatron« übertönt da« Rauschen der Brandung und da wilde Rufen aller dieser zur fieberhaftesten Thätigkeit aufgeregten Menschen. Am Strande harren die Weiber auf da« Mit. gebrachte; »« sind Artikel für da- Leben, Gemüse, Melonen, Zwieback, oder Kleidung und sonstiger Hau-bedarf. Auch manch' Feuilleton. bebänderte« Blumensträu-chen von Napoli wird mitgebracht und manche neugedruckke Canzone vom Quai Santa-Lucia. Der Fremdling aber setzt sich auf eine der Felsentrümmer am Ufer und erbricht den Brief, der für ihn auS derselben Barke auSge- schifft worden. Fast alle Barken der Marina gehören Fischern von Capri, nur wenige auch Leuten von droben in Ana-Capri. Die Natur hat diese« zweite Städtchen der Insel vom Meere abgesperrt. Denn e- liegt hoch oben auf der höchsten Hälfte de« Eilande« unter dem Gipfel de- Solaro. Dagegen gehen viele rüstige junge Männer Ana-Capri» und mehr al- von Capri in die Fremde auf den Korallenfang. Jährlich verlassen ihre Heimath etwa zweihundert. Für Rechnung der Korallenhändler in Torre del Greco wagen sie sich in ihren Barken in die Meerenge von Bonifacio und gn die Küsten Afrika«. Sie gehen im März und kommen im Oktober wieder; dann finden sie, wa« seitdem da- Schicksal in ihrer kleinen Well zur Freude oder zum Leide gereift hat, Treue und Untreue, neue- Leben und jungen Tod. Wenn sie hundert Ducaten gewonnen haben, heirathen sie ihren Schatz. Denn in Capri gelten hundert Ducati al- Erforderniß zum Heirathen. Mir erzählte ein Maler, daß er mit seinem Jungen, der ihm dir Staffelei nachträgt, folgende- Gespräch gehabt habe. Der Junge: Herr, habt Ihr eine Frau? Der Maler: Nein. Der Junge: Habt Ihr denn nicht hundert Ducati? Der Maler: Ja, ich habe hundert Ducati. Der Zunge (höchsten- erstaunt): Wie, Herr, Ihr habt hundert Ducati und heirathrt nicht? An den Strand von Capri treiben viele Korallenstücke. Die kleinen Kischerkinder und dir jungrn Mädchrn sammeln sie; sie flechten ganz kleine Körbchen von Stroh und thun in sie hinein rothe Korallenstückchen, Seepferdchen und Meersternchen und kleine bunte Muscheln, und wenn Du am Strande entlang gehst, vertreten sie Dir den Weg und bieten Dir da« zierlichste Körbchen mit lachenden Augen zum Kauf an, so daß Du e» wohl kaufen wirst. Ja, Alle» ist hier graziös, lieblich und klein und gar reizend die Beschäftigung der Mädchen in den kleinen Häusern, wo sie die schöne goldgelbe Seide aufhaSpeln oder abspinnen und die bunten Bänder weben. Die Industrie der Frauen bestehl hier in etwa- Seidencultur, hauptsächlich im Weben von Band, so wohl droben in Ana - Capri al- drunten. Viele Wetstühle sind dort thätig. Die Mädchen sitzen dabei von Sonnenaufgang bis zur Nacht. Die Baumwolle oder die Seide liefen ihnen der Kaufmann von Neapel, der ihre Arbeit dürftig bezahlt. Sie weben Band in allen Farben. Der stillen Homerischen Ge schäftigkeit bei so reizend frauenhaftem Thun, in den kleinen gewölbten Gemächern oder auf den Terrassen, unter den blühen den Blumen und bei dem beständigen Anblicke deS MeereS sieht man gern zu; e- ha: wahrlich etwa« Märchenhafte-, und mit diesen kleinen schwarzlockigen Einen plaudert eS sich angenehm genug. Ich habe mich ost in Gebirgen Italien- an der Naivetät deS Volke« erfreut, aber mich dünkt, ich hätte nirgend- ein naivere- gefunden al« hier. Die Abgeschiedenheit von der Welt hat die Mildheit seiner Sitte bewahrt und den Zauber unmittelbarer Natur erhalten. Man weiß hier nicht- von den Verbrechen der Livilisation, e« giebt nur Frieden, Armuth und Thätigkeit. Der