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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartman». .V 61. Erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich Abend» und ist durch all» Postanftalten zu beziehen. Tonntag, den L6 März. Pret« für da« Bierteljahr 1^ Thaler. Insertions-Gebühren sür den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschrn. 1856. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die bisher «och ungrkündiqten Handdarlehne betreffend. Nachdem das Finnin-Ministerium beschlossen hat, die bis her noch unqekündigten Handdarlehne, rücksichtlich deren die betreffenden Gläubiger gegen Herabsetzung der früheren Ver zinsung von 4^ 3h auf 4 8b von der ihnen durch die Be kanntmachungen resp. vom 20. März und 30. August 1851 erthellten Zusicherung der Unaufkündbarkeit bis zum 1. April 1856 Gebrauch gemacht haben, am 1. April I8S7 bet der Finanz-Hauptcasse, gegen die qutttirt dahin zurück zugebenden Schuldverschreibungen, zur Auszahlung bringen zu lasten, so wird Solches und daß den Betheiligten hier über noch besondere schriftliche Eröffnungen zugehen werden, andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 23. Februar 1856. Finanz - Ministerium. Behr. Geuder. Dresden, 11. März. Dem Pfarrer-in Grünstädtel, Gustav Moritz Franz, ist dasPfarr- und Superintendenten amt in Annaberg übertragen worden. Nichtamtlicher Theil. Ncbersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten aus London. — Dresden: Die Feier deS Festes Mariä Verkündigung. — Wien: Betrachtungen über den Ein tritt Preußens in die Pariser (Konferenz. Tagesbericht. Näheres über den Brand im Arsenal zu Venedig. — Berlin: Die „Zeit" über die Theiluahme Preußens an den Conferenzverhandlungen. Herr v. Manteuffel nach Paris abgereist. Der Herzog von Braunschweig abgereist. Vom Landtage. Zur Duellangelegenheit. — Hannover: Die norddeutsche Flu-dampffchtstfahrtSgeseVschafk- — TuS Thüringen: Gerichts- und Eisenbahnangelegenheiten.— Paris: Auszeichnung von Directricen der Isinderbewahr- anstalten. Prinz J-röme. Die Wiege im Ttadthause ausgestellt. Weineinfuhr. Au den Conferenzverhandlun- gen. Bankausweis. Vermischtes. — Turin: Der Zu stand der sardinischen Marine. — Florenz: Die Groß herzogin nach Neapel gereist. — Madrid: Aus den Cor- teS. Steigen der Fonds. — London: Aus dem Parla mente. — Aus der Krim: Parade. Günstiger Ge sundheitszustand unter den englischen Truppen. Local, und Provmzialangelegenheiten. Dresden: Das Einladungsprogramm der Kreuzschule zu dem dies jährigen ValedictionSacte. Vorlesung zum Besten deS Frauenvereins. — Chemnitz: Selbstmord. — Schnee berg: Feuer. — BärnSbach: Brandstifter geständig geworden. — Zwönitz: Die Bürgermeisterwahl bestätigt. — Annaberg: Mildthätigkeit. Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Bezirksvereine für aus Strafanstalten Entlassene. Sachsens Eisenbahnen im Jahre I8SL. Feuilleton. Vermischte-. Inserate. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Vkachrtchten. London, Freitag, IL. März, Morgens*). In dergestriaenUnterhaussitzung richteteDiSraeli wiederum eine Anfrage wegen der Stellung Preußens zu den Pariser Conferenzen a« die Negierung. Lord Pal merston antwortete: Preußen sei als Theilnehmer an dem Vertrage über die Bosporusschifffahrt vom Jahre Z84O eingeladen, dessen Modifikationen zu genehmigen. Ueberdies sei vom Anfang an bestimmt gewesen, Preu ßen zur Natificirung eventueller Beschlüsse, nicht zur Discusfion, einzuladen. Disraeli erklärt sich durch diese Antwort befriedigt, weil ei« Friede ohne Preußen kein dauernder geblieben sein würde. *) Eingrgangen Vormittag» 9 Uhr 24 Minuten. Dresden, 15. März. In Nr. 63 der „Sächs. Const. Zeitung" befindet sich ein aus Dresden geschriebener Artikel über die Feier deS Festes „Mariä Verkündigung", in welchem eS heißt: „dafern das Fest in die Tage der CH ar- und Osterwoche fiel, ward es, um daS Zusammentreffen mehrerer Feiertage in einer Woche zu vermeiden, von der höchsten Behörde in der Regel auf den Palmensonntag oder Sonntag Lätare verlegt." — Diese Behauptung ist nicht ganz richtig. In der Quelle nämlich, welche hier maßgebend ist — Art. IX. der Lev-Art. von 1580 — heißt eS: „Nachdem auch mit Veränderung und Verlegung des „Festes snnuncistioni, !Asrise, große und oftmals unnöthige „Ungleichheit in den Kirchen vorgelaufen, weil sich die Leute „nicht wenig geärgert, wenn es in die Char- oder Marter wochen gefallen, ist in nächstgehaltenen 8)oo<li, einhellig „dahin bedacht und beschlossen worden: So oft vermeldetes „Fest in die Marterwochen gerathen, und auf den Montag, „Dienstag oder Mittwoch gefallen, daß e< an selbem Tage „auch in allen Kirchen gehalten werden soll, weil die Kirchen diener keine erhebliche Ursachen haben, solches auf einen „andern Tag zu verlegen. Wenn eS abk auf den Tag „Loen» Domini, Charfreitag, Sonnabend, oder in die Oster- „fepertage (also nicht Osterwoche) fiel«, soll e< auf den „Palmsonntag geleget werden, darnach sich alle Kirchen-Diener „in diesen Landen wisset gleichförmig za halten.^ Es folgt hieraus von selbst, daß — da dermalen daS frag liche Fest nicht in die Osterfeiertage fällt — eS jener Vorschrift gemäß bei dem Feiern des Festes am 25. März bewenden muß. Hat man dennoch früherhin einige Mal das Fest verlegt, weil eS auf den Tag nach dem dritten Feier tage fiel, so ist dies geschehen zu einer Zeit, wo eben noch drei Feiertage bestanden und man daher die Feier von vier Feiertagen hintereinander vermeiden wollte. Dieser Grund fällt jetzt weg und man hat daher auch 1845, wo da fragliche Fest ebenfalls wie jetzt auf den Tag nach dem zweiten Feiertage fiel, von einer Verlegung abgesehen. Wien, 13. März. Die „Ostd. P." widmet dem Ein tritte Preußens in die Pariser Conferenzen folgenden Ar tikel: Oesterreich ohne Zweifel wird von der Zustimmung der andern Mächte zur Einladung Preußens, sowie von der Bereitwilligkeit des Berliner CabinctS, Bevollmächtigte zur Theilnahme am Friedenswerke zu ernennen, mit großer Be friedigung Act nehmen; denn daß eS so gekommen ist, wird großentheilS der Politik unsrer Regierung im Allgemeinen und der nachdrücklichen Geltendmachung diesseitigen Einflusses auf die westlichen Höfe im Besonder« zugeschrieben werden müssen. Insofern kann also die neueste Phase der Con- ferenz, welche nun auch die fünfte Großmacht ihren Antkeil an der Regelung einer europäischen Frage ersten Ranges neh men sieht, vorzüglich als daS Werk und das Verdienst Oester reichs bezeichnet werden, daS gleichwohl den Werth der Ein willigung zu würdigen weiß, durch welche die Westmächte den wohlmotivirten Wünschen eines Verbündeten und den Er fordernissen der Zeit Rechnung trugen. Warum Preußen nicht schon zum Beginn der Conferenzen zugezogen wurde/ Die Conferenz hat zur Grundlage ihrer Verhandlungen ein Programm gemacht, für dessen Aufrechthaltung und Durch führung alle Betheiligten einzustehen berufen und entschlossen waren. Preußen hatte dasselbe Programm allerdings in St. Petersburg zur Annahme empfohlen und mit Nachdruck bevorwortet, allein es glaubte in einer weiter reichenden Ver pflichtung auf dieses Programm einen Act zu erblicken, wel cher mit der bisherigen Haltung seiner Politik nicht im Ein klänge stände. Diese Erwägung mochte seiner Zeil ein Hin derniß gewesen sein, für den einen Theil, die Einladung zu machen, für den andern, ihr zu entsprechen. Die Friedens verhandlungen sind inzwischen zu einem Stadium fortgeschrit ten, wo die Wahrscheinlichkeit einer künftigen Einigung sich wesentlich steigerte und in eben dem Maße die Nothwendig- keit von Bürgschaften für das Gelingen des Friedenswerkes in den Hintergrund trat. Wir hatten schon vor einigen Tagen Anlaß, die Ueberzeugung auSzusprechrn, daß allem Anscheine nach die Conferenz bereits Wichtiges glücklich gelöst habe und daß, waS an ihrer Aufgabe noch der Zukunft übrig bleibt, zu Besorgnissen über daS Schicksal deS Friedens nicht mehr berechtige. Die Ereignisse rechtfertigen unsre Ver- muthung von damals. Preußen betritt in der Conferenz einen geebneten Boden, die Hindernisse, mindestens die be deutendsten, sind bereits hinweggeräumt. Preußen übernimmt also bci seinem Eintritte weniger eine mit Verantwortlichkeit und Gefahr belastete Pflicht, als vielmehr ein Ehrenamt, da« gleichwohl im jetzigen Augenblicke von politischer Bedeutung ist. WaS bedeut,t'demnach Preußens Eintritt? Er bedeu tet die hohe Wahrscheinlichkeit deS Friedens, da« Schwinden der äußerlichen Mißstände in den Beziehungen der Groß mächte zu einander, endlich da« allseitig gefühlte Bedürfniß, die rechte Form für das nahezu herangereifte Werk der Eini gung zu finden. — (W. Bl.) Fürst Kelir Hohenlohe-Oehringen, weicher sich einige Zeit hier aufgehalte« hat, ist gestern nach Berlin abqereist. Er verbindet mit feiner Reife dem Vernehme« »ach industrielle Zwecke. Der Fürst ist bekanntlich Präsident deS Vereins zum Schuhe nationaler Arbeit und Präsident der Darmstädter Bank für Handel und Industrie. — Der Her zog August von Sachsen-Koburg-Golha-Koharv ist sammt Ge mahlin nach Genua abgereist. — Prinz Georg Stirbev, Sohn deS regierenden Fürsten, welcher von Bukarest hier eintraf, geht nach Paris. — Der erkrankt gewesene russische Bot schaftsrat!) Fürst Demidoff hat heute bereit« eine Ausfahrt gemacht. — Die in dem österreichisch-preußischen Handelsver träge vorbehaltenen Unterhandlungen, gegenseitig« Zulassung von Versicherungsgesellschaften betreffend, sollen gleich nach Beendigung der Münzconferenzen ausgenommen werden. — Ueber den Brand, der im Arsenal zu Venedig in der Nacht vom 8. bis 9. d. M. auSbrach, schreibt die „Tr. Zeitung": Heut, Nacht hat un« ein großes Unglück bedroht. Zwischen 12 und 1 Uhr ist im k. k. Arsenal Feuer auSge« krochen. ES entstand in der Jntcndantenkanzlei, wie man bi« zur Stunde glaubt, aus einem Rauchfange, wo e« un bemerkt fortgeglimmr haben mochte. Trotz der eingeführten strengen Feuerordnung und der Wachsamkeit der zu diesem Bebufe ausgestellten Civil - und Militärwächter konnte daS Feuer erst bemerkt werden, al« die Fenster durch die in Brand geratenen Möbel und Schriften erleuchtet wurden. Bis krieüericos Auzuntu». Lurmiais elegisci libri III. Lom- zrnsuit et in vernaculum »ermnnew trsnrtulit äuliu» Lonrnck, pkilo». Dr. etc. (Dresden, 18ü5. Hosbuchhandlung von Rud. Kuntze.) Diese« elegisch «epische Gedicht in drei Gesingen: „Friedrich August" verdient sowohl seine« hohen und Allen lheuern Gegen stände« wegen, welchen e« besingt, al- auch in Rücksicht auf seine korrecthrit, sprachliche Reinheit und prosodische Vollendung ein allgemeine« Lob. Der gelehrte Verfasser ist nicht nur für seinen auSerwählten Stoff, sondern auch für die römische Poesie und Sprache warm begeistert, wie gleich au« dem Beginn seiner Dor« rede ersichtlich ist. E« heißt darin: „Wenn die lateinische Dicht kunst in neuerer Zeit nur noch wenige Freunde und Anhänger zu zählen und selbst auf de« Gymnasien nicht mehr mit der alten Liebe und den früher« Erfolgen betrieben zu werden scheint, so möchte e« eigentlich etwa« Gewagte« sein, ein Werk an da« Licht treten zu lassen, dem eben darum, wnt »« «in lateinische« Dicht werk ist, die wünschrn«werthe Theilnahme in weitern Kreisen nicht prognosticirt werden kann. Ueber diese« Bedenken erhob jedoch den Verfasser die gewiss» Zuversicht, daß schon der Name, den dasselbe an seiner Stirn trägt, ihm Leser und Freund, genug zuführen würde. Denn nicht nur die begeistert« Treue, mit welcher jeder gut« Sachse dem unvergeßlichen Friedrich August «och im Tod« anhänqt, sondern auch die hohe Ehrfurcht, welche man diesem Muster aller Reqententuqenden im weitern Vater land« wie jenseits seiner Grenzen zollt, läßt jeder nur Irgend entsprechenden Erscheinung auf dem Felde der Literatur, dir Feuilleton. den erhabenen Monarchen betrifft, eine freundliche Aufnahme gewärtigen." Der Verfasser hat den Stoff seiner Dichtung, die auf histo rischen Werth keinen Anspruch macht, um desto treuer in Aus druck. Geist und Vorstellung-weise der Lateiner dichten zu können, in die alte mythologische Zeit poetisch zurückvrrlegt. So taucht denn darin manche- sinnige Symbol auf und spricht für die tüchtige LombinationSgabe deS Autor-. Ersichtlich an die besten Muster der Vorzeit gewöhnt und durch den vertrautesten Umgang mit den vorzüglichsten Klassikern gebildet, hat vr. Eonrad jede nicht strengberechligte poetische Licenz vermieden. Er darf sich mit Recht rühmen, daß sich in seinem Gedichte weder eine Elision noch ein BerS ohne Läsur oder ein dreifüßiger Pentameter»»-« gang finden ließe. Für Die, welche weder Latein verstehen noch mit der wissenschaftlichen Bildung der antikrn Zeit bewaffnet find, ist eine deutsche Uebersetzung in Versen hinzugefügt, während ein Namenregister ihnen vorkommende Dunkelheiten erhellt. Da« Werk, welche« gebildeten Patrioten mit Fug und Recht al« eine Denkschrift auf ihren vlelverehrten und tiefbetrauert,n Fürsten empfohlen werden muß, ist trefflich au«qestattet und von Druckiehlern, die sich bei solchen Lvilionen so leicht rinschleichen, fast gänzlich frei. O. B. Dresden, 15. März. In einem gestern von Hrn. I. Frenkel gegebenen Eoncert producirte flch der Genannt», Schüler de« Herdn Loncerimtister« Schubert, al« junger, talentvoller Biolin« spieler. In dem Dortrage einer Lapric, von Dieuriemp« mit Vrchesterbegleitung zeigte Herr Frenkel eine leicht», doch noch nicht sichere Bogenführung, einen reinen und graziösen, aber dünnen und schwachen Ton und sehr hübsche- Talent für eine gewandte Technik und einen geschmackvoll eleganten Vortrag. Herr Eoncertmeister Schubert unterstützte da« Eoncert durch dir Ausführung seiner „Tarantella" und die Fräulein- Krall und M. Michalesi durch Gesang-« und DeclamaiionSvor« träge. — Gleichzeitig brachte in einer Privatsoiree der Pianist und Komponist Herr Fr. Baumfeld er (in Tbieme'« Saal) vor einem zahlreichen eingeladenen Zuhörerkreise eine Reihe eigener neuerer Compofilionen zu Gehör, welche ein ernst streb same- Talent und eine gediegene musikalische Durchbildung er freulich bewiesen. Die producirten Pibcrn waren eine Klavier sonate mit Violine (letztere von Herrn H. Ricciu- gespielt), eine Anzahl kleinerer Klavierstücke (vom Komponisten au-ge« führt), von welchen die trefflich gearbeiteten Kanon- al- besonder« gelungen sich au-zeichnetrn; eine große konceriscene und drei Lieder, sämmtlich von Fräulein Koch vorgeiragen. Unter de« letzter« sei da- Lied: „Denn a Rö«l,in" hervorgrhoben, weil e« am natürlichsten und gesangvollsten empfunden war. Dresden, 15 März. Im Locale de« Sächsischen Kunst verein« auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet von l> bi« ' S Uhr) werden von morgen (Sonntag) an neu »»«gestellt sein: „Gegend bei Carthaqena in Spanien", Oelgemäldr von Pap« peritz; „Waldlandschaft", mit Rahmen, von G. Hammer; Altarbild: „khristu- al« guter Hirt", Oelqemäld« von Schön« Herr; „kypressen"^ Oelgemäldr von M. Wentzel; Kopie nach Karlo Dolce, Öel^mäld« von vrrtel; 10 Photograph«,n von