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errichten und einzelne noch bestehende Abweichungen zu-sEost- formität zu bringen. Hätte Pceu-en darin Etwa- erblick^ das seine politische Ehre verletzen könnte, so würde r« sich auch fernerhin von einer. Theflnahme fern gehaltene habe», zu welcher es sich zu drangen früher keine Veranlassung fand. Allein eine solche Verletzung lag nicht vor. Preußen hat von Anfang an erklärt, daß das schwarze Meer und die asiatischen Küsten nur ein so entferntes Interesse für ihn hät ten, daß eS darum keine Verpflichtungen eingehen könne, geeignet, es zu einer Kriegseventualität zu führen. Preußen kann deshalb auch selbstredend nichts Verletzendes darin er blicken, wenn die Parteien, die um das schwarze Meer und Rußlands orientalische Machtstellung Krieg geführt haben, sich zunächst unter sich über ihre Forderungen und Zugeständ nisse einigten, bevor an Abänderung der alten Verträge und an Aufstellung neuer Vertrag-Verhältnisse Hand gelegt wird. Bei dieser Neugestaltung der europäischen Verträge mitzu wirken, hat Preußen eben so den Beruf, wie die Pflicht. Sein Recht ist durch die erfolgte Einladung anerkannt und seiner Pflicht hat es durch Absendung des Freiherrn v. Man teuffel eine Genüge gethan. Danach werden die Andeutun gen de« englischen Premiers in Betreff der Bedeutsamkeit und der Tragweite von Preußens Eintritt in die Eonferenz aufzufassen sein. DaS Zusammenwirken der Bevollmächtig ten in Paris wird übrigens,.so hoffen wir, dazu beitragen, weitere Verständnisse herbeizuführen. — Frau v. Hinckeldey hat in den Berliner Blättern fol gende DankeSworte veröffentlicht: „Von nah und fern, aus allen Gegenden des deutschen Vaterlandes, aus den höchsten Kreisen und aus niederer Hütte (namentlich aus Berlin, welches die zweite Heimathstadt des Verewigten geworden) kommen der Unterzeichneten tiefgefühlte Beweise der Theil- nahm« zu. Ihr gebrochenes Herz findet nur Trost in dem Hinblick auf Gott, dessen unerforschliche Wege gepriesen seien von Ewigkeit zu Ewigkeit. Nicht in der Lage, die ihr zu gehenden Beweise des Mitgefühls beantworten zu können, wählt die Unterzeichnete diesen Weg, ihren Dank nach allen Seiten hin auszusprechen. Berlin, 17. März 1856. Earo- line v. Hinckeldey, geb. v. Grundherr." München, 18. März. (N.M.Z.) Sogleich nach Empfang der Nachricht von der glücklichen Geburt eines kaiserl. Prin zen von Frankreich hat Se. Majestät der König den königl. Gesandten zu Paris durch den Telegraphen beauftragen las sen, Sr. Majestät dem Kaiser die aufrichtigsten Glückwünsche im allerhöchsten Namen darzubringen. Zu gleicher Zeit machte der königl. StaalSminister des Aeußern im Auftrage des Kö nigs dem französischen Gesandten am hiesigen Hofe einen Gratulationsbesuch. Hannover, 18. März. <W. A.) Ein neuer Todesfall, welcher die Gemüther in anderer Weise in Anspruch nimmt, als der Tod des Ministerialvorstandes a. D. Lehzen, hat hier stattgefunden. Herr Detmold, der auf Wartegeld stehende Legationsrath und ehemalige Reichsjustizminister und Minister de« Innern, ist am Schlage gestorben. jj Paris, 18. März. Vorläufig und auf mehrere Tage noch ist natürlich die Geburt des Kronprinzen und Alles, was damit zusammenhängt, an der Tagesordnung. Daö Befinden der Kaiserin ist nach dem letzten, vom „Moniteur" gebrachten Bulletin fortwährend sehr zufriedenstellend, das des Kronprinzen ausgezeichnet. Der Prinz Jerome hat den 17. d. verhältnißmäßig gut verbracht. Das amtliche Blatt druckt bereits Glückwunschadressen ab, welche vom Munici- palrath der Stadt Rheims und mehrern kais. Gerichtshöfen »ingegangen sind. Die kaiserl. Gnadenbezeigungen sind zahl reich. Außer Dem, was darüber bereits telegraphisch gemeldet worden, wurden auf Antrag des Justizministers 803 in Bagno's, Eentralhäusern und andern Gefängnissen Einge- sperrte begnadigt, die wegen gemeiner Verbrechen verurtheilt waren und sich im Gewahrsam ausgezeichnet hatten, auch zahlreiche Geldstrafen erlassen; auf Antrag des Ministers deS Innern wurde voller Straferlaß gewährt in Bezug auf alle Verurtheilungen wegen Uebertretungcn im Nativnalgarden- dienfte; auf Antrag des Finanzministers in Bezug auf alle ausgesprochenen Geld- und Gefängnißstrafen in Zoll-, Steuer-, Forst-, Fisch- und Jagdangeleqenheiten; auf Antrag des Krieqsminister« wurden 669 in Strafhäusern, Gefängnissen re. befindliche Soldaten ganz, 86 früher der Armee angehörig gewesene Sträflinge zum Theil begnadigt, ähnliche Gnaden auch auf Antrag des Marine- und des Handelsministers be willigt. -7- Den Schülern der Lyceen und Collegien ist ein dreitägiger Ertraurlaub neben dem Osterurlaub gewährt wor den. Wegen der Feier des Tedeums am nächsten Sonn tage in den Kirchen aller Religionsbekenntnisse des Reiche- stut> vom Minister des Eultus Hie rrf-rdgrlichtzn Anweisun gen irgßagen. — In allen Theatern war gestrgn des Zu drang zu den unentgeltlichen Vorsteitungerzungeheuer. Allent halben, mit Auszyghme des EircnSl^. wurden Hantstten, zum großen Theil eiMs für diesen Zweck gefertigt, aufgefuyrt. Der gestrige „Moniteur" brachte in seinem Feuilleton ein langes Festgedicht von Theophile Gauthier, der heutige füllt drei ganze Spalten mit Gelegenheitsgedichten von BarthS- lemy, Belmontel und Bramtot. — Dem „Nord" wird geschrieben, die Frage über die Donaufürstenthümer, die einzige, welche vermocht habe, sich in die Länge zu ziehen, sei im Princip entschieden, die Thei- lung in zwei Staaten beibehalken, das Hospodarat werde erblich, die Regierung konstitutionell aber nicht parlamenta risch sein, den Kammern werde keine Initiative zustehen, und es würde ihnen hauptsächlich obliegen, die Verwendung der von ihnen bewilligten Steuern zu regeln. — Die Damen der Halle und der Märkte von Paris fanden sich gestern Morgen in den Tuilerien ein, um dem Kaiser ihre Glückwünsche darzubringen. Eine Deputation derselben, die prächtige Blumensträuße trug, ward vor den Kaiser gelassen, der sie freundlichst empfing. Nachdem er sich einige Augenblicke mit den Damen unterhalten halte, führte er sie selbst in die Zimmer des kaiserlichen Prinzen und zeigte ihnen daS Kind von Frankreich. Beim Scheiden berichtete die Deputation den Damen, die nicht hatten vorgelassen werden können, über den ihr vom Kaiser gewordenen Em pfang, und alle gaben laut ihre Begeisterung kund, als sie den Palast verließen. Auch sämmkliche Arbeitercorporationen der Hauptstadt hatten lebhaft gewünscht, dem Kaiser ihre Glückwünsche darzubringen; da derselbe aber anderweitig zu sehr in Anspruch genommen ist, so ließ er ihnen durch den Polizeipräfecten sein Bedauern aussprechen, sie jetzt nicht empfangen zu können, waS jedoch zur Zeit der Taufe ge schehen werde. — Graf Orloff war einer der Ersten, die den Kaiser zu der Geburt eines Thronerben beglückwünschten. — Heute fand wieder eine Sitzung des Eongresses statt und Herr v. Manteuffel wohnte derselben bei. — Der Empfang in den Tuilerien heute war sehr glänzend, und der Kaiser, indem er den verschiedenen Körperschaften antwortete, machte in seiner Rede an den gesetzgebenden Körper eine Anspielung darauf, daß sein Thron wie sein Sohn, beide durch den Nationalwillen geheiligt, nicht den Gefahren entgegengehen, denen andere Dynastien ausgesetzt waren. Dem Senate sagte Napoleon Ul, daß der Name „Sohn Frankreichs" durch das allgemeine Stimmrecht vollkommen gerechtfertigt sein könne. — 19. März. Ueber den gestern bereits telegraphisch ge meldeten Empfang in den Tuilerien enthält die „Köln. Ztg." nachstehende, etwa-ausführlichere Depesche: Der „Mon."meldet, daß der Kaiser gestern die Glückwünsche der Eongrcßmitglieder aus Anlaß der Geburt des kaiserlichen Prinzen empfing und theilt die bei dieser Gelegenheit von Louis Napoleon gehaltene Rede mit. Nachdem Se. Majestät dem Eongreß seinen Dank ausgesprochen hatte, fuhr er etwa in folgender Weise fort: „Ich schätze mich glücklich, daß die Vorsehung mir in dem „Augenblicke, wo die Uera der allgemeinen Versöhnung für „Europa anbricht, einen Sohn schenkt. Ich werde ihn in „dem Grundsätze erziehen, daß die Völker nicht egoistisch sein „dürfen, sondern daß die Ruhe Europas gänzlich von dem „Wohlergehen jeder Nation abhängt." Das amtliche Blatt bringt außerdem die Ansprache des Kaisers an den Grafen Mocny, welche ungefähr folgender maßen lautet: „Die allerwärts erschallenden Jubelrufe verhindern mich „nicht, der Geschicke der in den Tuilerien gebornen Prinzen „zu gedenken. Ich hoffe, daß meinem Sohne ein glückliche res Loos zugedacht ist, da die Vorsehung alles Das, was sie „gestürzt hatte, wieder aufgerichtet hat, gleichsam wie um „durch eine Art von Märtyrerthum einer aus dem Volke „hervorgegangenen Dynastie Dauer zu verleihen, und da „diese Dynastie nie die Gunst des Schicksals mißbrauchen, „sondern ihrem Ursprünge getreu bleiben und sich nur mit „den Interessen des Volkes beschäftigen wird. Dieses Kind, „daS durch den Frieden seine Weihe erhält, welches der „Pabst segnet und Jubekrufe begrüßen, wird seines Geschickes „würdig sein." In Ostende hat sich am 17. März Abends der König der Belgier an Bord des königlichen Dampfers „Diamant" nach England eingeschifft. (Der König ist kurz vor 12 Uhr Nachts glücklich in Dover gelandet und sofort nach Wind sor weiter gereist.) 17. Mkärz. Heute Nachmittag hat der k. Hof den Buskingham Palast verlassen und sich nach Schloß Wind sor begebe». — Zufolge einer in der Unterhaussitzung am 14. d^M abgegebenen Erklärung deS Ministers Grafen Granville hat England nach' der letzten Volkszählung 5 Mil lionen Kinder von 5 bis 15 Jahren, von denen 2 Millionen mehr oder weniger Unterricht in Schulen empfangen, 1 Mil lion mit Arbeiten beschäftigt werden und 2 Millionen weder die Schule besuchen, noch arbeiten. Diese statistischen An gaben beweisen, wie viel für bin Volksunterricht noch zu thun ist. — 18. März. (T. D. d. Jnd.) Herr Buchanan, bis vor wenigen Tagen Gesandter der Vereinigten Staaten am Hofe von St. James, Hal London heule Nachmittag verlassen und begiebt sich fürs Erste nach Frankreich. Kopenhagen, 18. März. (W. T. B.) Zehn ritterschast- liche Mitglieder des Reichsraths aus dem Herzogthum Hol stein haben den Antrag gestellt: Der Reichsrath möge an den König das Verlangen stellen, daß er die Gesarnmtver- fassung und das Wahlgesetz den Ständen der Herzogthümer zur Begutachtung vorlege und deren etwaige Abänderungs vorschläge alsdann dem Reichsrathe unterbreite. Aus der Krim. Aus Balaklava, vom 29. Febr., wird dem „Hamb. Eorresp." geschrieben: Mit dem Waffen stillstände ist man vollkommen zufrieden, von dem Gedanken aber, daß die nun einzustellenden Feindseligkeiten vielleicht für immer eingestellt bleiben dürften, wendet sich Alles mit leb haftem Widerwillen ab, will Niemand etwas wissen, am aller wenigsten aber Engländer und Sarden, denen Beiden eine Wiederaufnahme, eine Fortsetzung des Kampfes Herzenswunsch und Ehrensache geworden ist; wessen das Herz voll ist, dessen fließt der Mund über, und die Worte: ,,>Vsr!" und ,,6uc>rr»!" erschallen allstündlich aus jedem englischen, jedem sardinischen Munde; man will nicht blos auf der Krim gewesen sein, um durch seine Anwesenheit den Franzosen das Pflücken von kor- beerkränzen möglich gemacht zu haben. Es ist nicht Neid, mit dem die Krieger Italiens und Albions zu den in jeder Beziehung wohlerworbenen RuhmcSkränzen ihrer Alliirten, zu deren reich mit Lorbeern überlaubten Adlern aufblicken, son dern es ist das Gefühl edler militärischer Begeisterung, welche- sie mit dem heißen Wunsche beseelt, gleich große, helden- müthig, Thaten zu vollbringen und vor den Augen Europa« in eben demselben SieqeSglanze zu leuchten, welcher bis jetzt größtentheils nur den Bannern Frankreichs entstrahlt. Diese kriegerische Stimmung unser« HeereS ist neuerdings noch durch ein militärisches Schauspiel, welche- den größten Theil hiesiger englischer Streilkräfte auf einen Punkt conrentrirte, durch eine am Montage vom General Eodrington auf dem Telegraphcnhügel über 25,000 Mann abgehaltene Revue be deutend erhöht und verstärkt worden. Ledig aller winterliche» Kleidungshülken, boten die Truppen, im bunten Schmucke ihrer Uniformen prangend, einen ungemein glänzenden An blick, und die Erercitien wurden — obwohl fast jede- Regi ment an hundert Recruten zählt — mit einer Virtuosität ausgeführt, die das Erstaunen unsrer zuschauenden Alliirten wach rief und dem ebenfalls als Zuschauer anwesenden Mar schall Plissier Worte der lobendsten Anerkennung entlockte. — Mit dem Theatern»,sen im englischen Lager will es nicht recht vorwärts, woran das Repertoire — die Schauspiel«: ver» steigen sich bis zum Shakespeare — wohl mit Schuld sein mag; dagegen werden die Lesecirkel täglich lebhafter besucht, und sind, namentlich unter den Hochländern und den irischen Regimentern, die Gesangvereine in hohen Schwung gekommen. — AuS der Krim wird berichtet, daß unter den Fran zosen eine betrübende Sterblichkeit herrsch, und daß sich rin Mangel an Aerzten herausstelle. Die Befestigungsarbeiten von Nikolajeff werden thätigst fortgeführt. Aus Konstantinopel sind in Triest Nachrichten vom 10. März eingetroffen. Nach den Briefen der „Triest. Z." herrsche in Konstantinopel eine sehr große Theuerung der Lebensmittel, übernebmc der französische General Bosquet das Platzcommando, und seien 1700 russische Gefangene aus gewechselt nach Odessa abgegangen. — Es hieß, daß zwischen den Alliirten Spaltungen ausgebrochen seien. Local- und Provinzial.Angelegenheiten. 8 Dresden, 20. März. In der gestrigen Stadtver ordnetensitzung wurde unter Anderm mittelst Eommu- nicat des Stadtraths dem Collegium mitgetheilt, daß durch Ansässigmachunq der zeitherige Stadtv. Kaufmann Koldewey, inqleichen der Ersatzmann Adv. v. Haupt aus der Klasse der Unansässigen in die der Ansässigen treten und infolge dessen Zed' Erinnern fegt, 0 Schmerzen, Tragt hinfort zu dieser Stunde; — Ist noch Glück in meinem Herzen, Find' ich eS im tiefsten Grunde. Erloschen. Von Moritz Hartmann. Wo ich ein Licht erlöschen seh', Thur mir'S im tiefsten Herzen weh'. Mir ist, ob eS sich schmerzlich winde, Auf daß eS nicht in Nacht verschwinde. Ich sah'S nicht gern, und mußt' eS seh'n, Wie eS bei Dir, bei Dir gescheh'n; Ich mußte mit geheimem Grauen DaS Sterben Deiner Liebe schauen. Und ist erloschen wo ein Licht, Die kalte Lampe fühlt eS nicht ; Doch die daS Leuchten überdauern, Die müssen dann im Dunkeln trauern. Seit Du nicht liebest, bist Du tort, Du einst mein Stern, mein Morgenroth. Da stehst Du, weißt eS nicht wie schaurig ; Ich aber weiß, wie sehr ich traurig! Literatur. Schlosser hat „Studien über Dante" (Winier'fche Buchhandlung, Heidelberg u. Leipzig) veröffentlicht. Der erste Abschnitt über den Zusammenhang der Vit» nnovs mit der Divin» Oomecki» ist 1853 geschrieben, der zweite (Dante's Erklärer) 1854, die andern Aufsätze find von früherm Datum und schon in Schlosser'- „Archiv" abgedruckt gewesen. Schlosser sagt, daß er sich „in dem contemplativen Leben, welches er stets entgegen von der Welt geführt habe, seit 50 Jahren mit dem Studium des Dante und dessen platonistischen Commeniatoren Landino und Vellutello angelegentlichst beschäftigt habe, und hiermit die Resultate davon dem Publicum mittheile". Theater. In Nr. 4 des diesjährigen „Morgenblattes" be- find« sich ein Artikel über rin deutsches Tertbuch zu Mo zart'S 6o»i s»n tutte, welche Oper unter allen Mozan'schen Werken infolge ihres widerwärtigen TerteS am wenigsten bekannt ist. Der ungenannte Verfasser bietet den Bühnen seinen neuen Tert an, „der die musikalische Sprache Mozart'- mit Pietät be handelt, daneben aber eine wesentliche Abänderung der Fabel er zielt, durch welche da- Stück der Sphäre deS feinern Lustspiel näher gerückt wird." — In München ist am 13. d. M. G utzkow'S „Ella Rose" mit vielem Beifall gegeben worden. Musik. Roderich Benedir hat zu Mendelssohn'- Musik zum „SommernachlSkraum ' einen verbindenden Tert geschrieben. Mendel-sohn'S Musik ist in dieser Gestalt zum ersten Male in einem in Franksurt veranstalteten Concert zur Aufführung ge kommen. * FlourenSin seinem Buche über daS von dem Menschen möglicherweise zu erreichende Leb e n Salter beleuchtet auch die Frage, inwieweit angestrengte» Denken und geistige- Arbeiten die Lebensdauer beeinflusse. Er führt zunächst allerdings mehrere Beispiele von Männern an, die vielleicht infolge solcher über mäßiger Thätigkeit zu früh gestorben find, z. B. Lord Byron, W. Scott (dieser war jedoch 6l Jahre alt), Southey und Andere, läßt aber dann eine Reihe von Schriftstellern, Dichtern, Philo sophen u. s.w. folgen, die sich eines ziemlich langen Lebens er freuten: „Goethe, unberührt durch da- unablässige Wirken seiner Einbildungskraft, erreicht, seinen zweiundachlzigsten Winter. Doung, der Verfasser der „Nachtgedanken", ein Viel- und Tief denker, wurde vierundachtzig Jahre alt, und Voltaire, in dem selben Alter, trachtete immer noch nach schriftstellerischem Ruhme ; auch Corneille erfreute sich noch im achtundflebzigsten Jahre seiner Lorbeern; Crabbe legte erst im gleichen Alter die Feder nieder, welche mit daguerreotypischrr Genauigkeit da- Leben ge schildert. Joseph Warton machte seine hohe geistige Begabung und gemüthliche Heiterkeit bis in sein neunundsiebzigsteS Jahr zu Quellen anmuthvoller Belehrung Aller um ihn her. Charles WeleSley rief, ziemlich achtzig Jahre alt, seine Gattin an fein Sterbebett und dictirte ihr mit einem unbeschreiblichen Lächeln seinen letzten metrischen Erguß, und Klopstock, der Barde de« „MrsfiaS", fuhr bis zu demselben Leben-alter fort, seine Freunde zu erheitern und zu entzücken, Isaak Watt» legte seine geheiligte Harfe im vierundfiebzigsten Jahre nieder. Der ruhmreiche Me- tastasio ergötzte daS bewundernde Ohr der Italiener bi» in sein vierundachtzigste- Jahr; Milion öffnet, in seinem sechSundsech- zigsten Jahre seine lange verschleierten Augen dem unumwölkten Lichte, der Welt sein unsterbliche- Werk „Da-verlorene.Para- die-", hinterlassend. In dieser Aufzählung großer Männer, die trotz ihrer ungemeinen geistigen Thätigkeit ein hohe- Alter er reichten, fährt KlourenS noch eine Zeitlang fort; ja man dürft«, nach ihm, mehr al- gewöhnliche Verstande-anstrengung in be sagter Beziehung weit weniger scheuen, al- andere Aus schweifungen.