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— 830 — — Von den Uhrmacher-Vereinen des Meißner Hoch landes und der Oberlausitz ist eine Petition an die Negie rung gerichtet worden: für den Bau eines Schulgebäudes zur deutschen Uhrmacherchule in Glashütte helfend einzutreten, entweder durch Gewährung eines zinsfreien Dar- lehns oder eines einnraligen Beitrages. Das Institut hat aus verschiedenen deutschen Staaten einen solchen Schüler zufluß, daß die jetzt disponibeln Räume nicht mehr aus reichen. Glashütte hat aber nicht die Mittel, den Bau aus zuführen, und doch liegt es im Interesse der guten Sache, die Anstalt dort zu belassen, da ausgezeichnete Kräfte im Uhrmachergewerbe sich daselbst concentriren, und weiter im Interesse Sachsens, sich eine Schule zu erhalten, welche die weitere Entwickelung speciell auch der sächsischen Uhren-Jn- dustrie ermöglicht. Ihr Interesse an der Anstalt hat die Königliche Staatsregierung übrigens bereits bethätigt durch Gewährung einer jährlichen Unterstützung. Frauenstein, am 17. November. Ein heftigeres und ungestümeres Schnee weiter, wie in den letzten Tagen hier war, dürfte wohl kaum deukbar sein. Die Windwehen sind weit über Manneshöhe und haben an den Marktseiten schanzenähnliches Aussehen. Die Posten sind zum Theil außengeblieben, theils konnten dieselben wegen des völlig bahnlosen Weges und heftigen Schneesturmes von hier nicht abgehen. Ain Sonnabend und Sonntag kamen die Posten 1v- Stunde später an. Ueberhaupt war von da an aller Verkehr von auswärts gestört. Heute ist es ruhiger, und es haben die Schneeauswerfer alle Hände voll zu thun, um in rascher Weise die Bahn frei zu machen. Für die hiesigen Landbriefträger ist ein solch' tolles Wetter geradezu lebens gefährlich. Diese haben, seit Anstellung eines fünften, ihren Dienst, gemäß der Anordnung der Oberpostdirection, nicht mehr wie früher, früh 7 Uhr, sondern erst nach Ankunft der Klingenberger Post, Mittags '/-II Uhr, anzutreten und die noch immerhinausgedehnten Bestellungsbezirke zu begehen. Es kann hierbei vorkommen, daß dieselben erst des Abends zwischen 9 und 10 Uhr nach hier zurückkehren können. Ge wiß bedarf es nur der Anregung von dazu berufener Seite, und die Oberpostdirection führt die früheren Dienststunden wieder ein, damit die Gefahr abgewandt wird, daß die Briefträger infolge des hier oft fürchterlichen Wetters und der so bald einbrechenden Nacht, Opfer ihres Berufs werden. — Kürzlich machte das Kaiserliche Generalpostamt be kannt, daß jedes einzelne Paquet nicht allein mit dauer hafter, sondern auch mit durchaus deutlicher Aufschrift zu versehen sei. Ferner sei zu beachten, daß auf dem Paquet der Bestimmungsort mit recht großen, stark aufgetragenen Buchstaben geschrieben ist, so daß er auf den ersten Blick, auch bei Licht, in die Augen fällt. Ist der Bestimmungsort nicht eine größere, bekannte'Stadt, so muß die Provinz, der Bezirk rc. angegeben sein. Auf Paqueten mit dunkelfarbigem Paquetmaterial ist die Adresse auf ein, die ganze Fläche bedeckendes Stück weißes Papier zu schreiben. Gedruckte Paquet-Adressen werden als die zweckmäßigsten empfohlen. — Trotz der, dem Hauptinhalte nach im Vorstehenden mitgetheilten Verordnung, ist man derselben nicht von Seiten des Publikums nachgekommen, so daß sich die Ober-Postdirection genöthigt gesehen hat, die obenerwähnte Verordnung anf's Neue einzuschärfen und sämmtliche Postämter anzuweisen, daß derselben anf's Ge wiesenhafteste entsprochen werde, zumal da namentlich zur Weihnachtszeit ja stets ein gesteigerter Paquetverkehr statt findet. — Wir rathen demnach einem Jeden, die Paquete in vorgeschriebener Weise zu verpacken, da sonst mit vollem Rechte deren Annahme von Seiten der Postbeamten ver weigert werden wird. Altenberg, 16. November. Heute fand in nnserer Stadtkirche während des Vormittagsgottesdienstes in feier lichster Weise die Ordination und Einweisung des neu angestellten Herrn Diakonus Füllgruß durch Herrn Sup. Opitz statt. Die gediegene und schwungvolle Ansprache des Herrn Superintendent sowohl, als auch der weihevolle Act der Ordination selbst, machten auf sämmtliche Zuhörer den feierlichsten Eindruck und der Wunsch des Herrn Superin tendent, daß der neue Herr Diakonus in Altenberg eine bleibende Stätte finden möchte, hallte wohl in jedem an wesenden Gemeindemitgliede um so mächtiger und freudiger wieder, als Herr Diakonus Füllgruß die Kanzel betrat, seine neue Gemeinde aufs Herzlichste begrüßte und seine erste und ausgezeichnete Predigt meisterhaft zum Vortrag brachte. Leider war unsere Kirche nur mittelmäßig besucht, jedoch dürfte daran nur der ungeheure Schneefall und Sturm, wc- durch die Straßen der Stadt nur mit großer Mühe zu passiren waren, lediglich Schuld sein, und wurde es allge mein bedauert, daß gerade heute die Witterung so sehr un günstig war. Schandau. Ein reicher Bäcker in Berlin, der in mehreren Sommern hier sich aufhielt, hat hiesigen, unbe mittelten und arbeitsunfähigen Handwerkern in seinem Te stamente 3000 Thaler ausgesetzt, deren Zinsen an dieselben alljährlich vertheilt werden sollen. — Der Gewinn an der hiesigen Ausstellung wird sich nach ungefährer Berechnung auf 2000—2500 Mark beziffern, eine für hiesige Verhält nisse gewiß sehr ansehnliche Summe. Riesa. Die Bahnhofs-Neubauten sind nunmehr vollendet und auch der Güterbahnhof ist dem öffentlichen Verkehr übergeben. — An der Elbb rücke werden jetzt an den Eingängen je zwei hübsche Thürme errichtet, welche dem Werke einen trefflichen Abschluß verleihen. Frankreich. Die Pariser Bäckergesellen haben die Arbeit eingestellt, und die Situation würde eine sehr kritische sein, wenn sie nicht ein Aushilfsmittel ersonnen hätten, wo durch sie zugleich die Meister zur Nachgiebigkeit zu bewegen hoffen. Sie verlassen ihre Arbeitsstätten, erklären sich aber bereit, provisorisch in anderen Bäckereien zu arbeiten. Durch Agenten werden den Meistern nun die Gesellen zugeschickt, aber nur auf einen Tag. Durch diese Unannehmlichkeit und Last hoffen sie die Arbeitsgeber zur Annahme des Tarifes zu vermögen. Italien. Der König Humbert und Prinz Ama deus sind am 16. November zum Besuche des deutschen Kronprinzen inPegli eingetroffen, von der Bevölkerung herzlich begrüßt. Die Zusammenkunft währte nur 2 Stunden, worauf sich die Gäste nach herzlicher Verabschiedung über Genua nach Nom zurück begaben. London. Nach vielen Jahren vergeblicher Anstrengung Seitens der Londoner Polizeibehörden, die in London be stehende Rubelnoten - Fabrik zu entdecken, ist es denselben nun gelungen, dieser Fälscherbande habhaft zu werden. Es sind 4 Personen, 3 Männer und 1 Frauensperson, darunter 1 Metallarbeiter, zur Haft gebracht und bei einer derselben Pressen, Maschinerien, Platten und ca. 1700 Stück Falsifi kate, welche nach Gutachten des Polizeirichters nur schwer von den echten russischen Noten zu unterscheiden sein sollen, mit Beschlag belegt worden. Eine der 4 Personen hatte bereits 107 Falsificate durch eine fünfte Person zur Ver ausgabung gebracht. — Fast gleichzeitig und zwar am 3. November sind in Wien 2 Personen, ein Handelsmann mit Sohn, Galizier, verhaftet worden, weil dieselben dringend verdächtig erscheinen, falsche russische Noten zu 25 Rubel, die in London erzeugt wurden, in Oesterreich in Verkehr gesetzt zu haben. Der Vater will die Falsificate, von denen 8 in seinem Besitze gefunden wurden, von einem Unbekannten in London um 140 fl. gekauft und dieselben für echt ge halten haben. Nach den anaestellten Erhebungen scheint je doch diese letztere Angabe unwahr, die Annahme dagegen, daß der Galizier einer Fälscherbande angehört, die in London ihren Sitz hat, begründet zu sein. Der mitverhaftete Sohn