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— 802 — Bekanntmachung, die diesjährige Stadtverordneten-Grgänzungswahl betreffend. Nachdem zur Vornahme der diesjährigen Stadtverordneten-Ergänzungswahl Lvr 4. Vvvvurbvr 1S7S anberaumt worden ist, so werden sämmtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt hierdurch aufgefordert, gedachten Tages Vormittags von 9—1 Nhr an geordneter Nathsstelle (Rathhaus, I. Etage, große Saalstube) vor dem Wahlaus schuß bei Verlust des Stimmrechtes für den gegenwärtigen Fall in Person zu erscheinen und die Stimmzettel, auf welchen aus der vom II. bis zum 2S. dieses Monats an Rathsexpeditionsstelle ausliegenden Wahlliste, von welcher jedem Stimmberechtigten vor der Wahl ein Druckexemplar zugehen wird, 2 angesessene und 1 unangesessener Bürger als Stadtverordnete, und 2 angesessene Bürger als Ersatzmänner zu benenneu sind, zu übergeben. Einsprüche gegen die Wahlliste, sie mögen die nachträgliche Aufnahme darin weggelassener oder die Ausschließung darin aufgeführter Personen oder eine Abänderung der Classification bezwecken, sind bis zum Ende des siebenten Tages nach Beginn der Auslegung, mithin spätestens bis zum I?. November d. I. zur Kenntniß und Entschließung des unterzeichneten Stadtraths zu bringen. Dippoldiswalde, am 3. November 1879. Der Stadtrath. Voigt, Brgrmstr. Aagesgeschichle. — Angckündigte öffentliche Sitzungen des könig lichen Amtsgerichts Dippoldiswalde. Dienstag, den 11. November, 10 Uhr Vormittags- in S. Tischler Louis Walther in Zschachwitz gegen Gutsbes. Lange in Reich städt, Forderung von 71 Mark betr. — 4 Uhr Nachmittags: Stadtrath Dippoldiswalde gegen Hausbes. Wolf in Ulberndorf, Pachtgelderforderung betr. — Getreidehändlcr Baumgarten in Johnsbach gegen Fuhrwerksbesitzer Ehr hardt in Schmiedeberg, Forderung betr. — Baumgar ten in Johnsbach gegen verehel. Büttner in Naundorf, Forderung betr. — Stellmacher Ernst Hartmann in Hirsch bach gegen Stuhlbauer Wolf in Seifersdorf, Forderung. Mittwoch, 12. November, 9 Uhr Vormittags: in S. Gutsbesitzer Gustav Schumann in Obernaundorf wegen Uebertretung. Frauenstein, 4. November. Der Schluß voriger und der Anfang dieser Woche waren für die hiesige Schule sehr wichtige Tage. Am 30. October legte der Herr Rector Köhler seine Functionen als Rector, Knabenlebrer und Organist nieder, um sich in den wohlverdienten Ruhestand zu begeben. Hierbei fand in der 1. Knabenklasse hiesiger Bürgerschule ein feierlicher Actus statt, welchen! die Schul vorstände, sowie einige andere Glieder der hiesigen Schul gemeinde beiwohnten. Tief ergriffen von dem Ernste der Scheidestunde gab Herr Rector Köhler einen Rückblick auf seine 47-jährige Amtsthätigkeit, wobei wir erfuhren, daß derselbe an 5 verschiedenen Orten in verschiedener Stellung thätig gewesen ist und zwar von 1832—34 als Rectorvicar in Düben und Lehrer in Cospa (im Kreise Delitzsch), von 1834—51 als Kirchschullehrer in Börnersdorf mit Henners bach und Lichtenberg, von 1851 — 59 als Garnisoncantor auf der Festung Königstein und von 1859—79 als.Rector, Knabcnlehrer und Organist hier in Frauenstein. Nach ge- thanem Rückblick nahm er von seinen Schülern, den Ver tretern der Schulgemeinde, sowie den Anwesenden wehmüthi- aen Herzens Abschied, worauf der Vorsitzende des Schulvor standes, Hr. Superintendent Ino. vr. Haffe dem Hrn. Rector Köhler für die während seiner hiesigen segens- und erfolg reichen Thätigkeit bewiesene Treue und Gewissenhaftigkeit mit bewegten Worten den Dank der Frauensteiner Schul gemeinde darbrachte und Gottes reichen Segen auf den nun von uns ziehenden wohlverdienten Lehrer erflehte. Möge dieses Gebet erhört werden und Gott dem, um das Wohl der hiesigen Schule so unermüdlich thätig gewesenen Herrn Rector Köhler, der hierin ein Muster für einen jeden Lehrer ist, einen recht ruhigen und freudenreichen Lebensabend schenken. — Am Neformationsfeste verwaltete derselbe Herr zum letzten Male sein hier 20 Jahre lang in erhebender und kunstvoller Weise ausgeübtes Organistenamt. Mit herz lichen Dankesworten für sein erbauliches und dem Sinn und Inhalt der Gesänge entsprechendes Orgelspiel enthob ihn der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Herr Cuperint. Ino. vr. Hasse, seinen in dieser Beziehung bestandenen Verpflichtungen. Waren diese zwei Feierlichkeiten durchweht vom Geiste der Wehmuth, so waren die nachstehend geschilderten von freudigem Eruste durchdrungen. Am Abende vor dem Re formationsfeste hielt der neue Rector, der zeitherige Herr Lehrer Schäfer aus Altenberg, gerade während des Abend läutens seinen Einzug in unser stattliches Schnlhaus. Beim Eintritt in die hell mit Lampions erleuchtete Hausflur, in welcher sich seine neuen, ebenfalls mit Lampions versehenen Schüler aufgestellt hatten, wurde er durch einen entsprechen den Gesang begrüßt und vom Herrn Superint. Ino. vr. Hasse im Namen der Schulgemeinde willkommen geheißen. Derselbe wies Herrn Schäfer am vergangenen Sonntage in das Organistenamt ein. Am darauf folgenden Tage, Montags, geschah die Einführung in das Schulamt durch Herrn Bezirksschulinspector Mushacke aus Dippoldiswalde, wobei dieser mit bekannter Redefertiakeit die Pflichten dar legte, welche bei Uebertragung des Rector- und Schulamtes für den neuen Rector selbst, für die Gemeinde, für das Lehrercollegium und endlich für die Kinder erwachsen. Gott walte mit seinem Segen auch ferner über unserer Schule, und erfülle Alle, die an derselben zu arbeiten berufen sind, mit frischer Geistes- und Körperkraft. Dresden. Die bei der Eröffnung des Landtages von Sr. Maj. dem König verlesene Thronrede betont die fortdauernden Schwierigkeiten in der Finanzverwaltung und spricht sodann die Hoffnung aus, daß eine Erhöhung des Steuerdruckes durch die Zuflüsse aus den Reichszöllen vermieden werde. Die Rede erwähnt die bei der Aufstellung des Etats zu Tage getretene Sparsamkeit, sowie die Zurück haltung betreffs Vervollständigung des Eisenbahnnetzes.*) Ferner wird erklärt, daß trotz der Vermehrung der Richter keine Vermehrung des Justiz-Postulats nöthig sei. Die ange kündigten Vorlagen betreffen eine Taxordnung für nicht streitige Rechtssachen, einen Entwurf hinsichtlich der Dienst- Verhältnisse der Richter, sowie eine Vorlage wegen Errich tung gewerblicher Lehr-Anstalten. Die Rede spricht schließlich Befriedigung über das zu Tage tretende Streben nach Ver vollkommnung im Gewerbe, sowie über die größere Wieder annäherung zwischen Kunst und Handwerk aus. *) Im Etat sind überhaupt Vorlagen zu neuen Eisenbahnen nicht gemacht worden; die projectirtcn Secundärbahnen (also auch Dresden - Dippoldiswalde-Schmiedcberg) sollen aus den früher beim Eisenbahnbau gemachten Ersparnissen gebaut werden. D. Red.