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Sonnabend. Nr. 87. 23. August 1879. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Königs. Amtsliauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kerichts-Aemter und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Kraucnstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl IthNt in Dippoldiswalde. Diele« Blalt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten nud die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spaltcn-Zei'e, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theis. Als Vorstand des landwirthfchaftlichen Confirm-VerernS für Burkersdorf und Umgegend, eingetragene Genossenschaft, sind auf 2 Jahre wiedergewählt die Herren a) August Julius Arnold, Director, b) Carl Friedrich Ehregott Kröhnert, Cassirer und o) Christian Heinrich Weichelt, Lagerhalter, . und als deren Stellvertreter zu a) Friedrich August Zimmermann, zu b) Carl Friedrich Bellmann und zu o) Carl Friedrich Wilhelm Wolf allerseits in Burkersdorf bei Frauenstein wohnhaft. F-rauenstein, am 19. August 1879. Königliches GerichtSamt. Küchler. Tagesg-schichte. "Altenberg. Ein recht trauriges Vorkommniß bewegt hier alle Gemüther. Der zum Besuch hier anwe sende Bäckermeister Clauß aus Dahlen (ein geborener Altenberger) war mit seinen Verwandten am Sonntag Nach mittag in Zinnwald gewesen und nach der Heimkehr von dort mit ihnen im Gasthaus zum „alten Amthaus" einge kehrt, wo er noch viele Jugendfreunde traf, mit denen er sich wohl unterhielt und seiner Jugendjahre erinnerte. Herrn Clauß' Schwester, deren Ehemann, Schneidermeister Kaiser, und dessen Söhne, beide verheirathet und Familienväter, waren mit unter den Gästen. Bald war die Zeit herange kommen, wo Freunde und Verwandte verlassen werden mußten, denn Herr Clauß wollte mit dem >/»3 Uhr nach Dresden abfahrenden Botenwagen seinen Geburtsort ver lassen. Zur Herbeiholung seiner Reisetasche erbot sich sein Schwager, Schneidermstr. Kaiser, dem sein Sohn Clemens entgegen zu gehen sich erbot, als er zur Zeit der Abfahrt noch nicht zurückgekommen war. Auf dem nächsten Wege über den Pingenfußsteig (der streng verboten und mit Um zäunung versehen ist) in des Vaters Wohnung angekommen, ist dieser bereits mit dem Reisegepäck fort, und um seinen Onkel noch zu treffen, schlägt der junge Clemens Kaiser abermals den Pingensteig ein, muß aber in der Dunkelheit zu weit links gegangen und auf der westlichen Seite, wo selbige am tiefsten ist, hinuntergestürzt sein! — Die Eltern sind nach der Abfahrt des Gastes nach Haus gegangen, in dem Glauben, daß ihr Sohn Clemens in seine Wohnung (an der Geifingsbergstraße) sammt dem älteren Bruder, in dessen Hause er wohnt, zurückgekehrt sei. Am anderen Morgen aber frägt dessen Frau bei den Schwiegereltern nach ihrem Manne; doch weiß Niemand Auskunft zu geben. — Da sieht am Mittwoch Morgen ein Knabe einen schwarzen Klumpen unten in der Pinge liegen und macht seine Ettern darauf aufmerksam. Diese und herbeieilende Nachbarn glauben, daß dies wohl der vermißte Kaiser sein könne, und die Vermuthung ward zur Wahrheit, als Jemand ein Stück hinunterstieg und die Trauerbotschaft brachte! Bald traten zur Heraufschaffung vier seiner Kameraden todes- muthig den gefährlichen Pfad an, einer von der westlichen (der gefährlichsten), drei von der östlichen Seite aus. Bald erwies sich, nachdem die Rettenden den Verunglückten mit Lebensgefahr ein Stück hinaufgetragen, daß es unmöglich war, den Leichnam am Seile hinaufzuziehen, wie man be absichtigt, da die hervorstehenden Gesteinsmaffen das freie Hinaufziehen hinderten, und blieb daher nichts übrig, als den Verunglückten erst bis in die Tiefe hinab über die her eingerollten Steinmaffen hinweg und auf der entgegenge-' setzten Seite hinauszutragen, was nach Verlauf von zwei Stunden auch glücklich ausgeführt wurde. Nachdem der Leichnam im Siechkorbe in das Todtenhaus getragen war, fand die gerichtsärztliche Untersuchung statt, die den sofort erfolgten Tod des Unglücklichen constatirte. Derselbe hinter läßt eine Wittwe mit zwei kleinen Kindern in der bittersten Armuth und Noth. Dresden. Durch die Gnade Sr. Maj. des Königs ist einer Anzahl jener Gefangenen, die sich in den autze- regten Tagen nach den Attentaten des Vergehens der Be-