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Sonnabend. Rr. 79. 12. Juli 1879. WePerih-Ieitung. Amts-Matt fiir die Königs. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königs Gerichts-Aemter «nd die Stadträtye zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark SS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theis. Vorladung. Die am 9. Mai 1860 zu Mügeln bei Oschatz geborene Dienstmagd Amalie Augufte Abratzky hat sich über eine wider sie erstattete Anzeige zu verantworten. Da der dermalige Aufenthaltsort der Abratzky unbekannt — sie soll sich in hiesiger Gegend umhertreiben — so wird dieselbe hiermit vorgeladen den 81. Juli 187S, Vormittags 10 Uhr, sich zu ihrer Vernehmung an hiesiger Amtsstelle einzufinden. Die Behörden und deren Organe werden ersucht, die Abratzky im Betreffsfalle anzuhalten und anher ein- zuliesern» Dippoldiswalde, am 10. Juli 1879 Das Königliche Gerichtsamt. Klemmer. Bekanntmachung. Nachdem nunmehr die Verlegung und Verbreiterung der von Dippoldiswalde nach Malter führenden Straße beendet worden, so wird dies hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht^daß von jetzt ab für den öffentlichen Verkehr von Dippoldiswalde nach Malter der an dem linken Ufer der Weißeritz yin führende neue Weg zu benutzen ist, dagegen der von der rothen Mühle weg am rechten Ufer der Weißeritz hin führende Weg nur noch für die angrenzenden Grundstücksbesitzer passirbar ist. Dippoldiswalde, am 10. Juli 1879. Der Stadtrath. Voigt, Brgrmstr. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Sonntag, den 20. Juli, gedenkt der sächsische Mittelelbgau seine diesjährige Gau turnfahrt zu unternehmen. Soweit uns das Programm bis jetzt bekannt ist, sollen sich die dazu gehörigen Vereine in Hainsberg versammeln und um 10 Uhr von dort über Rabenau, durch die Haide nach Dippoldiswalde mar- schiren, wo sie gegen 1 Uhr eintreffen werden. Die Turnfahrten sollen eine wesentliche Ergänzung der turnerischen Uebungen überhaupt sein, und der Altmeister Jahn nennt sie daher „die Bienenfahrten nach dem Honig- thau des Erdenlebens. An lieblichen Erinnerungen, seligen Gefühlen, würdigen Gedanken und huldvollen Augenblicken überladet sich Keiner. Zuviel trägt man nicht ein. Sitz leben und Heimbleiben will was zu zehren haben." Die Wanderlust ist ein urgermanischer Zug, welcher in der Ge schichte vielfach seine Bethätigung gefunden hat. „Das Gehen hat der Deutsche im Alterthum hoch in Ehren ge halten, bis die Schmachzeit der Ueberfeinerung und Ver- zierlichung die Schläfer und Schlaffen hervorgebracht, die dann die Wandertasche in einen Reisekoffer verwandelt und den Wanderstab in einen Hangelwagen". Und: „Stuben wacht, Ofenpacht, hat die Herzen feig gemacht". Kein Wunder, wenn die erleuchteten Männer, welche sich besonders um die Erziehung des deutschen Volkes zu Kraft und Muth, Sittlichkeit und Freudigkeit an der Natur verdient gemacht haben, den Wanderungen eine hervorragende Stelle unter den Erziehungsmitteln eingeräumt haben. Basedow und Salzmann, Guts Muths, Jahn und Spieß, Göthe, Seume und viele Andere wissen den wohlthätigen Einfluß der ge meinsamen Wanderfahrten auf Kopf und Herz nicht hoch genug zu preisen. Es ist darum nur zu bedauern, daß zu den Turn führten nicht alle Mitglieder eines Vereins ver pflichtet werden können. Will es doch hie und da scheinen, als wäre die alte Wanderlust, die jedes Biedern Herz er freuen muß, gänzlich abhanden gekommen. Es hat aller dings immer Leute gegeben, wie Ravenstein ganz richtig be merkt, welche einfältig genug sind, Turnfahrten in den Augen Unerfahrener durch höhnischen Spott herabzusetzen oder lächerlich zu machen. Sie gehören immer zu Denjenigen, welche einer naturgemäßen und vernünftigen Lebensweise