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Dienstag. Nr* 74. 1. Juli 1879. WePerih-Wertung. Amts-Matt für die Königt. Amtsljauptmannfchaft Dippokdiswakdc, sowie für die Königs. Gerichts-Aemter und die Stadtmitte zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Der hiesige Gebirgs-Verein hat nunmehr das von ihm verlegte Schriftchen „Reisetouren im östlichen Erzgebirge" (Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde) erscheinen lassen, und begrüßen wir dasselbe mit Freuden. Es will ein zuverlässiger Führer sein auf der Tour von Hainsberg durch den Rabenauer Grund und die Haide nach hier, von wo es drei Routen zur Rückkehr nach Dresden vorschlägt. — Eine zweite Route behandelt die schwarze Tellkoppe und die Friedrichshöhe bei Bärenburg, und ist hier der umfassenden Aussichten in gebührender Weise ge dacht. — Im Anhangs befinden sich sämmtliche in Betracht kommende Eisenbahnrouten, sowie die Postverbindungen, wie auch hiesige und auswärtige Geschäftsinhaber die Gelegen heit benutzt haben, sich den Reisenden und Touristen zu em pfehlen. — Von der Aufnahme des Schriftchens soll es ab hängen, ob im nächsten Jahre dem ersten noch mehrere folgen. Wünschen wir daher, daß durch rege Abnahme der Verein in seinem löblichen Unternehmen, die hiesige Gegend in weiteren Kreisen bekannt zu machen, unterstützt werde. In der Exped. d. Bl. ist das Heftchen zum Preise von 20 Pf. zu haben. sH Frauenstein. Die sehr achtbare Familie des Erb- gerichtsbesitzers Kirchbach im benachbarten Dorf Seyde wurde am 23. ds. Mts. dadurch in große Aufregung ver setzt, daß sich die 26 Jahre alte Schwester des Erbgerichts- besitzers durch Erhängen den Tod gab. Dem Vernehmen nach soll unglückliche Liebe die Veranlassung zu diesem be trübenden Schritte sein. — In der Nacht zum 27. ds. Mts. sind in Weißen born zwei Güter abgebrannt. Unsere freiwillige Feuer wehr ward alarmirt, kehrte aber zurück, als sich die Ent fernung als zu weit herausstellte. * Ober-Colmnitz. Am 22. Juni ist bei dem Weg reißen einer Scheune des Gutsbesitzers Herrn Lieber Hier selbst eine Ledertasche gefunden worden, welche mit Gold- und Silbermünzen, die aus dem 17. Jahrhundert stammen, gefüllt war. Der Werth derselben wird auf 6000 Mark geschätzt. Dresden. Am 26. Juni gelang es der Polizei, einen Falschmünzer festzunehmen. Bei der Aussuchung sind nicht nur eine Menge Falsifikate, sondern auch die Gyps- formen vorgefunden worden, nach denen er Zweimark-, Ein mark-, Fünfzig- und Zehnpfennigstücke fabricirt hat. Leipzig. Seit Eröffnung der hiesigen Kunstgewerbe- ausstellung sind nunmehr sechs Wochen verflossen, und es erscheint deshalb eine Uebersicht über die bisherige Fre quenz am Platze. Die Besucherzahl hat sich danach — mit Ausnahme der vierten Woche — stetig gehoben und beziffert sich in der ersten Woche auf 4710, in der zweiten auf 4770, in der dritten auf 8505, in der vierten auf 7168, in der fünften auf 10,759 und in der sechsten auf 12,077 Einzel zahler; rechnet man hierzu die Abonnenten, so dürfte die Zahl von 50,000 Besuchern keinesfalls zu hoch gegriffen sein. Berlin. Die Debatten über die von der Commission vorberathenen Positionen des Zolltarifs haben begonnen: schleppend und matt war die Discussion, die einen Vorge schmack der unerquicklichen Verhandlungen gewährte, welche noch bevorstehen; — der Reichstag ist eben in das Stadium' vollständiger Abspannung getreten und die Positionen wurden beinahe durchweg nach den Anträgen der Commission ge nehmigt. — Die Tabaksteuer-Commission wird noch einige Sitzungen halten müssen, um den Entwurf zur Plenardebatte zu bringen. Sie lehnte die Nachsteuer ab und nahm einen Zollsatz für ausländischen Rohtabak von 85 Mk. an. Man hofft, daß das Gesetz zwei Plenarsitzungen für die zweite Lesung beanspruchen wird: die Aussichten auf das Zustande kommen desselben sind äußerst gering. Wilhelmshaven. Am 19. ds. Mts., Vormittags 11 Uhr, traf hier ein amerikanisches Kriegsschiff ein und ging auf der Rhede zu Anker. Es ist die Glatidecks- korvette „Entreprise", Capitän Selfridge, 6 Geschütze, welche von Antwerpen kommend, den hiesigen Hafen auf der Reise nach Hamburg anläuft, und zwar als erstes amerikanisches Kriegsschiff. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß am 17. Juni vor 10 Jahren der hiesige Ort, damals aus einigen wenigen Häusern bestehend, vom Kaiser bei seiner Anwesenheit hier den Namen „Wilhelmshaven" erhielt. Und jetzt zählt diese jüngste Stadt Deutschlands bereits 10,000 Einwohner. Türkei. Der Sultan hat sich entschlossen, den Khe- dive von Egypten, Ismael Pascha, abzusetzen und den Sohn desselben, Tewsik Pascha, zum Nachfolger zu er nennen. Die eingerissene Mißwirthschaft und Insolvenz des Landes überhaupt, waren die Ursachen zu dem Schritte, zu dem der Sultan von den Westmächten und Deutschland schon länger aufgefordert wurde. Er mochte wohl fürchten, daß bei fernerer Weigerung die Reihe an ihn selbst kommen könnte. — Der neue Khedive von Egypten, Tewsik Pascha, ist 27 Jahre alt. Man weiß wenig von ihm; er hat eine Art französischer Bildung genossen, wurde kürzlich von seinem Vater zum Präsidenten des Ministerrathes ernannt, lohne daß seine Wirksamkeit in diesem Amte der Verschwendungs-