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— L75 — oben bemerkt, festlich geschmückten Straßen unseres Städt chens und begab sich auf den Festplatz im Gatten der Gar küche. Hier fand das Festconcert von 6 Uhr an statt, wo bei namentlich die Gesangvereine Liedertafel (Freiberg), das Quartett des Bürgersingvereins daselbst, sowie die Vereine aus Altenberg und Sayda durch den trefflichen Vortrag ihrer Einzelgesänge allgemeinen, stürmischen Applaus ernteten. Nach beendetem Concert begab sich der größte Theil der Sänger in den Park, welcher brillant mit Lampions und Jlluminationslämpchen erleuchtet war. Es fand das feine und wohlgelungene Arrangement unseres Herrn Bürger meisters den ungetheilten Beifall aller Anwesenden. Gewiß werden dieselben noch jetzt in der Ferne der köstlichen Stun den eingedenk sein, welche sie hier bei feenhafter Beleuchtung verlebten. Ungefähr 70 auswärtige Sänger blieben am Sonntage in den ihnen von Seiten der gastsreundschaftlichen Bürgerschaft gewährten Quartieren über Nacht, um auch noch den Montag in sangesbrüderlicher Weise bei uns ver weilen zu können. Endlich richteten auch die letzten Sänger gäste ihre Schritte der Heimath zu, ein großes Stück be gleitet von den Sängern des hiesigen Gesangvereins Lieder tafel und andern Einwohnern unserer Stadt. Hoffen wir, daß es unfern werthen Sängergästen bei uns recht gut gefallen hat. Mögen sie uns ein freundliches Andenken be wahren! — Zum Schluffe möchten wir nicht unerwähnt lassen, daß das geweihte Banner der Liedertafel in der Fahnen-Fabrik der Pauline Bessert-Nettelbeck in Dresden für den Preis von 350 Mark äußerst geschmackvoll gefertigt worden ist, so daß diese Fabrik allen Vereinen, die die Ab sicht haben, sich eine Fahne oder Banner anzuschaffen, mit bestem Gewissen auf das Angelegentlichste empfohlen werden kann. Gegend von Lauenstein. Am 25. Juni ereigneten sich hier zwei Unglücksfälle. Einmal stürzte in Liebenau ein Mann, wie man hörte, von einer Leiter und zog sich, wie das Austreten von Blut aus dem Ohre andeuten soll, einen Bruch der Schädelknochen in der Nähe des Ohres zu, so daß sein Aufkommen zweifelhaft werden könnte. Zum Andern gerieth im Müglitzthale bei Fürstenwalde ein 3 jähriges Kind in einen Mühlgraben und ertrank. Die Mutter hatte, während dies geschah, ihr Jüngstes zum Impfen nach Fürstenwalde gebracht und fand bei der Heim kehr das Kind entseelt vor. Wiederbelebungsversuche hatten sich nutzlos erwiesen. Pirna. Am Montag passirten auf der Reise nach Böhmen acht seltene Vögel unsere Stadt: es waren norwegische Edelfalken, die jung aus den Nestern genommen wurden, um zur Reiherbeize abgerichtet zu werden. Sie gingen nach einem böhmischen Herrschaftssitze. Diese Art von Sport, welche seit zwei Jahrhunderten fast ganz in Vergessenheit gerathen war, ist zur Glanzzeit des französischen Kaiserreiches durch die Kaiserin Eugenie wieder zu Ehren gekommen und hat auch in England und Spanien viele Verehrer gefunden. Berlin. Die Thätigkeit des Reichstages galt in dieser Woche der fortgesetzten zweiten Berathung des Zoll- tarifes. — In allernächster Zeit wird der Kaiser von Ruß land in Berlin eintreffen, alsdann unserm Kaiser in Bad Ems einen Besuch abstatten und sich dann mehrere Wochen nach Jugenheim begeben. — Die Angelegenheit der Königin Marie von Hannover ist in der That nunmehr in das Stadium der Ausführung getreten. Die Königin hat der preußischen Regierung durch den Herzog von Altenburg ihren Dank für die bereitwillige Berücksichtigung ihrer Wünsche aussprechen lassen. Für die geschäftliche Ausfühmng ist der Abgeordnete Windthorst ihr Bevollmächtigter. England. Aus Chislehurst wird gemeldet, daß die Kaiserin Eugenie, nachdem in ihrem Zustande eine Besserung eingetreten war, einen Rückfall gehabt und ihr Befinden sich wieder verschlimmert habe. Die Schmerz-Paroxismen dauern fort, sie schläft schlecht, nimmt aber wieder einige Nahrung zu sich, und man befürchtet ihren Tod. — Die Königin Victoria machte der unglücklichen Mutter einen Beileidsbesuch. — Ueber die Absichten des Prinzen Jerome herrscht noch Unklarheit; man sagt, daß er nicht als Prätendent auftreten würde und auch für seinen Sohn die Erbschaft des kaiserlichen Prinzen zurückweise, und mache er überhaupt aus seinen Wünschen für das Fortbestehen der Republik kein Hehl. Vermischtes. Im Volksgarten auf dem Gesundbrunnen bei Berlin hat sieb in den letzten Tagen zu wiederholten Malen ein Feuertaucher mit glänzendem Erfolge producirt. Tausende von Schaulustigen umstanden den umzäumten Platz, auf welchem ein 10 Kubikmeter haltender Scheiterhaufen aufgerichtet war. Eine Feuerwehrabtheilung übernahm die nöthige Vorbereitung, begoß das Holz noch tüchtig mit Petroleum und steckte denselben punkt 9 Uhr in Brand. Es war ein grausiger Anblick, als Mr. Sparker sich wohlgemuth den hochausschlagenden Flammen näherte und in denselben verschwand. Der kreuzweis durchbrochene „Scheiterhaufen" gestattete dem Feuer taucher freie Bewegung, mit den Händen ergriff er die glühenden Scheite, zündete sich an der ärgsten Stichflamme eine Tonpfeife an und schien sich recht wohl zu befinden. Der Effect erreichte seinen Höhepunkt, als nach 35 Minuten Mr. Sparker die Säulen seines brennenden Tempels einem Simson gleich zum Stürzen brachte und sich unter den brennenden Trümmern begrub. Nach einer Minute erschien jedoch der Verlorengeglaubte wohlbehalten wieder und operirte mit einem Wasserstrahl längere Zeit auf das Geschickteste. Ein weit hin brausender Beifallssturm belohnte den „Feuertaucher". Der Anzug desselben hatte wenige Secunden nach Beendigung der Pro duction eine durchaus kühle Temperatur. Die Erfindung ist ein bedeutsamer Fortschritt auf dem Gebiete der Feuerbekämpfung, die selbe gestattet das Betreten von Räumen, wo sonst Hitze, Rauch oder giftige Gase dem Menschen sich als gesährliche Feinde ent gegenstellen. In dem Dorse S., an der reußisch-sächsischen Grenze, kamen neulich zwei Zigeunerinnen in ein Bauernhaus, als die Frau allein daheim war. Sie verlangten Eier und Speck und holten sich aus dem brodelnden Topfe am Feuer das Rindfleisch, das für die von der Arbeit zurückkehrenden Männer bestimmt war. Die hilflose Frau mußte es geschehen lasten, verweigerte aber entschieden, ein Paar Gänse ihrer Heerde von 16 Stück auszuliefern. „Du wirst in zwei Tagen keine lebende Gans mehr haben!" sagten die stechen Weiber drohend beim Fortgehen. Die Drohung ging in Erfüllung. Die Zigeunerinnen sollen bereits in den Händen des Gerichtes sein. Kirchliche Nachrichten von Dippoldiswalde. Am 3. Sonntag nach Trin. (29. Juni) Predigt Herr Superin tendent Opitz. Vorher Beichte und Abendmahl. Allgemeiner Anzeiger. Wenn Ernestine Berger in Frauenstein ihre > Melld sunge gegen mich nicht zähmen wird, werde ich sie ihr durchs stricht zähmen lassen. M. B. > wird gesucht auf dem Borwerke Oberhäslich.