Volltext Seite (XML)
Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Der in Nr. 2 ds. Bl. ausgesprochene Wunsch nach Aufstellung von Leinwandschirmen durch die Steinschläger an den Chausseen ist zwar erfüllt worden, aber der Schutz der Passanten weniger; denn die Schirme stehen zum größten Theile so, daß die Steinschläger vor dem Winde, nicht aber die Passanten vor den umherfliegenden Steinstückchen geschützt sind. Dresden. Nach einer Mittheilung der k. k. Statt halterei in Böhmen an die hiesige kgl. Wasserbaudirection hat die Schneedecke in Böhmen infolge des seit 8 Tagen anhaltenden Thauwetters fast vollständig sich aufgezehrt, so daß ohne Eintritt eines ausgiebigen Regens ein bedenk liches Steigen der Elbe nicht zu besorgen ist. — Am 11. Februar stand das Wasser am hiesigen Elbpegel noch 50 Cen- timeter unter Null. — Der Landes-Obstbau-Verein des Königreichs Sachsen veranstaltet vom 13. bis mit 17. Februar im Ausstellungs lokal-der „Flora", Dresden, Ostra-Allee, eine Ausstel lung von Obstproducten aller Art, wie gedörrtes Obst, Obst marmeladen, Obstgeloe und Conserven, Obstweine, Obstspiri tuosen und Säfte, auch frischem Winterobst, endlich von Dörraparaten, Maschinen und Geräthen, welche für die technische Verwerthung des Obstes in Anwendung kommen. — Was die Ausstellung besonders interessant machen wird, ist, daß täglich von 11 bis 1 Uhr eine Obstmahlmühle mit Presse, sowie ein Dörrofen in Betrieb gesetzt sein wird. — Der Eintrittspreis beträgt am 13., 14. und 15. Februar ä Person 50 Pfg., an den beiden letzten Tagen ä Person 30 Pfg. Freiberg. Herr Stadtrath Rößler, Stellvertreter des Bürgermeisters, feierte am 1. Februar das 25 jährige Amtsjubiläum. Nachdem ihm am Vorabende bereits eine Serenade gebracht worden, beglückwünschten den Jubilar im Laufe des Vormittags der Rath und die Stadtverordneten, die Rathsunterbeamten, die Lehrerschaft, die Schutzleute und andere Corporationen mehr. Am Abend folgte sodann ein heiteres Festmahl, bei welchem dem Jubilar ein kostbarer silberner Pokal überreicht wurde. Hohnstein. Die hiesige Anstalt zählt jetzt noch 408 Jnhaftirte, obwohl 60 derselben nach der Filiale Radeberg gebracht worden sind. Es ist dies eine noch nie erreichte Zahl. Zittau. Zu den 23 Fernsprechstationen in Sachsen wird sich vom 1. April ds. Js. an auch Oybin gesellen, welches mit Zittau durch eine Telephonleitung Verbindung erhalten wird. Berlin. Es ist die bestimmt ausgesprochene Absicht des Fürsten Bismarck, die Frage des Welfenfonds zu einer definitiven Erledigung zu bringen. — Die Eröffnung des Reichstages wird am 12. Februar, 2 Uhr Nachmittags, im weißen Saale des königl. Schlaffes durch den Kaiser in Person stattfinden. — VonderAbhaltung eines allgemeinen deutschen Turnfestes wird man auch für dieses Jahr absehen, da die Berliner Turnerschaft die Uebernahme eines solchen Festes für 1879 abgelehnt hat. Wahrscheinlich wird aber Ende Juli ein deutscher Turntag in Berlin stattfinden. Ein allgemeines Turnfest gedenkt man dagegen erst im nächsten Jahre zu veranstalten und hierzu eine Stadt Süddeutsch lands, wie Frankfurt a. M., Nürnberg oder München, in's Auge zu fassen. — Das Urtheil in Sachen der „Pommerania" ist am 10. Februar vom Senate in Hamburg gefällt worden und enthält eine glänzende Rechtfertigung des Kapitäns Schwensen und der gesammten Mannschaft. Das Urtheil giebt die Schuld am Zusammenstöße ausschließlich der Barke „Moel Elian", da diese ihren Lauf geändert habe, als der Dampfer in Sicht kam. Durch diese Rechtfertigung kann sich die deutsche Handelsmarine nur gratuliren, denn es ist damit dargethan, daß treue Pflichterfüllung auf deutschen Schiffen weit mehr zu finden ist, als auf englischen. — Ob das Urtheil in Sachen des „Großen Kurfürst" ebenfalls nach allen Seiten hin ein freisprechendes sein wird? Nach 9 Monaten ist jetzt noch kein Resultat bekannt! — Am 9. Februar Abends hat in Caub am Rhein abermals ein Bergrutsch stattgefunden, wodurch ein Haus verschüttet, ein anderes beschädigt und mehrere bedroht sind. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Stuttgart. Die Hackländer'sche Steuerhinter ziehung, welche vor nicht gar zu langer Zeit wohl nicht ganz mit Unrecht in den Zeitungen von sich reden machte und dann verstummte, ist nunmehr spruchreif geworden. Hiernach wird, wie man in eingeweihten Kreisen versichert, die etwa 300.000 Mark betragende Nachlassenschaft des Schriftstellers mit einer Steuerstrafe von ungefähr 140.000 Mark belastet werden. Den Anstrengungen, diese Strafe abzuwenden, wirkte der Umstand entgegen, daß derlei Fälle sowohl in den höchsten Adels- wie in Bürgerfamilien zu häufig vorkommen, als daß die betreffenden maßgebenden höchsten Beamten in der Lage gewesen wären, den Gang des Gesetzes aufzuhalten. Oesterreich. Wie aus Teplitz gemeldet wird, ist am 10. Febr. der Tiefbauschacht der Warnsdorfer Kohlenbau gesellschaft durch Einbruch von Grubenwäffern ersoffen; die letzteren standen alsbald 14 in hoch, und leider ist dabei der Tod von 26 Bergleuten zu beklagen. Auch andere Kohlenwerke sind überschwemmt und mußten den Betrieb einstellen. Rußland. Der türkisch-russische Friedens vertrag enthält 12 Artikel. Art. 2 zählt das durch den Berliner Vertrag bereits Modificirte auf. Die übrigen Artikel betreffen Abänderungen des aufgehobenen Vertrages von San-Stefano. Die Kriegsentschädigung ist auf 300 Mill. Rubel Papier festgesetzt; wegen deren Bezahlung findet wei tere Regelung statt. Die Vergütung der Unterhaltungs kosten für die türkischen Kriegsgefangenen erfolgt in 21 Termiüen. Sofortige Zahlung ist nicht stipulirt. Die Räu mung des türkischen Gebietes von den russischen Truppen soll 40 Tage nach Ratification des Vertrages vollendet sein. England. Der Krieg mit den Zulu-Kaffern hat unglücklich begonnen für England. Nach den, vom Cap eingetroffenen Nachrichten vom 27. Januar hat die, aus einer Batterie bestehende Truppenabtheilung eine schwere Niederlage erlitten. Ein Transport von 102 Wagen, 1000 Ochsen, 2 Geschützen, 1000 Gewehren und 250,000 Patronen, großen Mtmitions- und Proviantvorräthen rc. fiel in die Hände des Feindes, auch die Fahne. In der Schlacht (am Tulogaflusse) haben die Zulu's zwar 5000 Tobte verloren; aber auch die britische Abtheilung ist fast vollständig vernichtet. Ein schwarzer Flecken unserer Kultur. Alljährlich werden in den physiologischen Laboratorien Deutsch lands wie ganz Europas viele Tausende von hochempfindsamen Thicren (namentlich Hunden) für mancherlei utopische Zwecke in der grausamsten Weise zu Tode gemartert. Und dies ohne den behaup teten Nutzen sür die Wischenschaft und Menschenheillunde, wofür uns zahlreiche Zeugnisse ärztlicher Fachmänner zu Gebote stehen. In England ist bas Gewissen der Nation schon seit 2 Jahren erwacht und hat die über die Gräuel der Vivisektion empörte öffentliche Meinung (ausgesprochen in 772 Petitionen mit 145774 Unter schriften) dem Parlament ein Gesetz zum Schutze der unglücklichen Opfer dieser „wissenschaftlichen Untersuchungsmethode" abgerungen. Soll die deutsche Nation, die so ost als die gebildetste und humanste Nation der Erde bezeichnet wird, hinter der englischen Zurückbleiben? — Allen deutschen Männern und Frauen, denen Humanität und Christen-