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Dienstag. Rr. 17. 11. Februar 1879. Weißerih-Keitmrg. Arnts-Atatt für die Königs. AmtsHauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kerichts-Aemter und die SLadträtße zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags rind Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden nut 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Rauni, berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 8. Februar. Die gestrige Sitzung des Gewerbevereins war besser besucht als die vorige und beschäftigte sich nach Erledigung einiger Eingänge (darunter Mittheilung über eine durch Vermittelung der Königlichen Amtshauptmannschaft neuerdings für die Volks bibliothek erlangte weitere Beihilfe von 60 Mark auf das Jahr 1878) auf Grund des von dem Vorsitzenden erstatteten Referates, mit Berathung der von der Zittauer Gewerbe kammer, als Vorort sächsischer Gewerbevereine, bezüglich der Denkschrift der Hamburger Gewerbekammer gestellten Fragen. Besonders wurde vorher Abschnitt 8 jener Denkschrift: „Die fachgewerbliche Corporation und das Lehrlings wesen", in's Auge gefaßt und sodann die ganze Fragreihe im Sinne der Zittauer Gewerbekammer beantwortet. Als Schwerpunkt dürfte zu bezeichnen sein, daß man sich ein stimmig für die Bildung corporativer Verbände und Rege lung des denselben zu überweisenden Lehrlingswesens aus sprach und demgemäß stimmte. — Aus Antrag des Herrn Billig beschloß die Versammlung, der Kaiser!. Oberpost- direction in Dresden für eben so schnelles als freundliches Entgegenkommen in der vom Verein beantragten Fahrpost- Aenderung zwischen hier und Edle Krone den Dank des Vereins auszusprechen. — (Geschäfts-Bericht des Vorschuß-Vereins für Dippoldiswalde u. Umgegend auf Monat Januar 1879.) Einnahme: 90 Mark 35 Pf. Stammeinlagen. 27 - — - Eintrittsgelder und Bücher. 14540 - 55 - Spareinlagen. — - — - verkaufte Staatspapiere. — - — - Zinsen hierauf. 13595 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 336 - 1 - Provision für Vorschüsse. 860 - 95 - Zinsen für Vorschüsse. 29449 Mark 86 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 14740 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. — - — - gekaufte Staatspapiere. 13413 - 44 - zurückgezahlte Spareinlagen. 1 - - - Zinsen hierauf. 3 - 50 - zurückgez. Stammeinlagen u. Divid. 28157 Mark 94 Pf. Summa der Ausgabe. — Wie das Dresdner Journal mittheilt, ist sicherm Vernehmen nach mit Genehmigung des königlichen Mini steriums des Innern die Einrichtung eines mit einer Prüfung und der amtlichen Bezeugung des Ergebnisses derselben ab schließenden Lehrcursus in der mikroskopischen Fleichbeschau, der ungefähr 8 — 14 Tage in Anspruch nehmen wird, bei der königlichen Thierarzneischule im Werke. — In Dresdner hochgestellten Kreisen macht eine pikante Affaire viel von sich reden. Der Sohn eines mit hoher Charge bekleideten Beamten und Aristokraten, Erbe von Millionen, 19 Jahr alt, ist mit einem 29 jährigen Dienst mädchen spurlos verschwunden. Die Eltem des Jünglings sind untröstlich. Hoffentlich wird der junge Held mit seiner Entführten wohlbehalten wieder zurückkehren. Berlin. Der Kaiser wird wahrscheinlich den Reichs tag in Person eröffnen; er hat den Wunsch, vom Throne der Deutschen Nation für die Zeichen der Treue und An hänglichkeit nach den Ereignissen im vorigen Sommer seinen Dank auszusprechen. Ob etwa eine Aenderung eintritt, das wird non der Witterung und dem Befinden des Kaisers abhängen. Sehr gespannt ist man auf den Passus der Thronrede, der die finanziellen und wirthschaftlichen Fragen behandeln wird. — In der letzten Bundesraths-Sitzung wurde über den Gesetzentwurf wegen der Strafgewalt des Reichstages berathen. Man beschloß, zu den Ahndungen, welchen sich Abgeordnete unterwerfen müssen, die „Abbitte vor ver sammeltem Hause," welche der Justizausschuß beseitigt hatte, wieder hinzuzufügen. Oesterreich. Nach einem zwischen den Telegraphen- Verwaltungen von Deutschland und Oesterreich-Ungarn vereinbarten Abkommen tritt vom 1. April ds. Js. ab im gegenseitigen telegraphischen Verkehr der Worttarif in An wendung, Grundtaxe 40 Pfg., Taxe pro Wort 10 Pfg. Rußland. Oesterreichssche und deutsche Aerzte sind nach Warschau gereist, um über den Stand der Pest und die Maßregeln dagegen Erkundigungen einzuziehen. Alsdann wird in Wien die Pest-Commission ihre Berathungen fort setzen. In Rußland scheint oie Krankheit im Abnehmen zu sein; — aber aus Triest kommt eine schlimme Nachricht: daß in Salonichi am ägäischen Meere, nicht weit von der neuen österreichischen Reichsgrenze (Bosnien) eine Krankheit ausgebrochen ist, die mit der orientalischen Pest identisch zu sein scheint. Das unheilvolle Gespenst ist uns also etwas näher auf den Leib gerückt, und Europa hat nun mehr nach zwei Seiten den sorgenvollen Blick zu richten. — Am 8. Februar ist endlich in Petersburg die Unter zeichnung des russisch-türkischen Friedens erfolgt. Die Rückkehr der Truppen wird sofort erfolgen, ebenso die Ratifikation.