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Dienstag. Nr. 11. 28. Januar 1879. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Königs. Amtsfiauptmannfchafk Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kerichts-Aemter und die Stadtratpe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 28 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutende» Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. ZnMcher Theil. Auf Folium 74 des hiesigen Handelsregisters ist heute die Firma Paul Bemman» in Dippoldiswalde und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Paul Friedrich Bemmann daselbst, zufolge Registratur vom 22. Ja nuar 1879 eingetragen worden. Dippoldiswalde, den 24. Januar 1879. Königliches Gerichtsamt. Klimmer. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Am vorigen Mittwoch hielt der hiesige Männer-Gesang-Verein im Saale des Gast hofes zum goldnen Stern seinen ersten Familienabenv ab. Es war dies die erste gesellige Vereinigung des Ver eins in seiner neuen Gestalt; wir meinen dies insofern, als sich der Verein in neurer Zeit die Aufgabe gestellt hat, neben der Pflege des Gesanges, auch die Pflege geselliger Ver einigungen seiner Mitglieder und Angehörigen und deren Freunde, als gleichberechtigten Factor anzuerkennen, wodurch es gekommen ist, daß sich in kurzer Zeit dem Verein an 20 ältere Herren als unterstützende, passive Mitglieder an geschlossen haben; daher die stattliche Versammlung, welche den Saal vollständig füllte. Von Seifersdorf hatte sich auf erfolgte Einladung der Männer-Gesang-Verein „Ein tracht" unter Direction seines Liedermeisters, Herrn Cantor Prätorius, eingefunden, um das Band freundnachbarlicher Sangesbrüderschaft, welche seit dem Stiftungsfest des letzt genannten Vereins (zu welchem derselbe die hiesigen Sänger auf 7 Schlitten von hier abgeholt hatte) beide Vereine ver bindet, noch fester zu knüpfen, was denn auch in herzlicher Weise durch Lied und Wort geschah. — Der unterhaltende Theil wurde ausschließlich durch Angehörige des Vereins ausgeführt und muß zuerst das, extra für diesen Abend von einem Mitglieds geschriebene Festspiel: „Die Enthauptung des Morpheus im Olymp" (eine sehr freie Phantasie auf vorhistorischen« Hintergrund) erwähnt werden, zu welchem der Vereinsdirigent, Herr Lehrer Buckel, den musikalischen Theil in geeignetster Weise arrangirt hatte. Das Ganze verfehlte nicht, durch die Fremdartigkeit des Inhalts und der Scenerie sowohl, als auch durch die Pracht und Ge diegenheit der antiken Costüme, welche, wie wir hörten, zum größten Theil selbst verfertigt waren, die Zuhörer in eine gehobene Stimmung zu versetzen. Hierauf wechselten Chor- und Sologesänge mit Zither-, Piano- und Clarinetten-, so wie Pantomimenvorträge in bunter Reihe ab. Reicher Applaus lohnte die gehabten Mühen. Ein heiteres Tänz chen hielt die Theilnehmer bis in die frühen Morgenstunden zusammen. Mag der Verein, getreu seinen Vorsätzen, sein Ziel weiterverfolgen, an Freunden wird es ihm nicht fehlen. — 27. Januar. Es war nach mehrjähriger Erfahrung vorauszusehen, daß die neuliche vorläufige Bekanntmachung des „Eisclub," die bevorstehende Feier feines Stiftungsfestes betreffend, ein rapides Steigen des Thermometers zur Folge haben würde. Und in der That, abermals hat sich die Er fahrung bewährt, wenn wir auch lebhaft bedauern, daß die stets sehr hübschen Veranstaltungen des Eisclubs sistirt werden mußten. Das Weher« milderer Lüfte hat für uns auch die Folge gehabt, daß die seit November hierher ver schlagenen Zug- und Wandervögel, die Feist'fche Schau- fpielertruppe, abermals weiter gezogen sind, um zunächst in Glashütte zu rasten. Unsere Nachbarn in der Uhrmacher stadt und ihrer Umgebung werden wohlthun, den kurzen Aufenthalt der Gesellschaft zu nützen, denn was wir hier von ihr gesehen haben, berechtigt uns vollkommen zu auf richtigster Empfehlung. — In jetziger Zeit stellen Raubvögel den Forellen in unglaublicher Weise nach; zu ersteren gehören der Eis vogel, die Wasseramsel, der Fischreiher und die Tauchente. Die Reiher sind im Frühjahre am besten zu schießen, well dieselben aus der ganzen Umgegend auf einem Platze horsten; ein Paar Eisvögel, welche ihre Jungen nur mit Fischbrut füttern, sind im Stande, den ganzen Stamm aus einem Bache zu vertilgen. Dresden. Der kürzlich hier verstorbene Maler Pröll- Heuer hat über seinen, auf 300 000 Mark geschätzten Nach laß letztwillige Verfügungen getroffen, welche für den sächs. Staat, wie für Dresden selbst, von großem Interesse sind. Der Verstorbene hat nämlich eine Stiftung errichtet und bestimmt, daß die Zinsen seines Nachlasses verwendet werden sollen zum Ankauf vor« Bilder«« hervorragender deutscher Meister für die königliche Gemäldegalerie; es ist jedoch aus drücklich verordnet, daß die Gemälde nur auf den hiesigen Kunstausstellungen angekauft werden dürfen. Es ist also