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— 1004 — — In der noch nicht ganz 5 Jahre bestehenden Piano- fortefabrik von I. F. Müller L Co. hier wurde vor acht Tagen das 1000. Instrument fertig gestellt. Die Fabrik hat sich vorzüglich in letzter Zeit so emporgeschwungen und erfreut sich im In- und Auslande eines bedeutenden Rufes. Die Arbeiter überreichten ihren Prinzipalen eine Botivtafel, und die letzteren gaben ein Fest, zu welchem das gesammte Personal mit Angehörigen, sowie Lieferanten und Geschäfts freunde eingeladen waren. Meißen. Der bisherige Pächter des bekannten Geiß ler'scheu Weinstuben-Etablissements, Stephan, ist mit Hinter lassung einer Schuldenlast von 30,000 Mark seit 8 Tagen verschwunden. Vor der Hand hat Hr. Geißler die Leitung des Etablissements selbst wieder übernommen. Pirna. Als am 21. December Abends der Handels mann Reinhold aus Struppen auf der Straße von dorr nach Langenhennersdorf ging, wurde derselbe plötzlich von zwei Mannspersonen an gefallen, in den Straßengraben ge worfen und seiner Baarschaft an 49 Mk. beraubt, worauf auf sein Geschrei und Hilferufen die Räuber eiligst sich ent fernten. Als der Thal verdächtig wurde ein Steinbruchar beiter aus Struppen bei der Staatsanwaltschaft eingeliefert. Bayern. In Würzburg macht die Erschießung des Studenten Sicken große Aufregung; 800 Studenten hielten in den letzten Tagen eine allgemeine Versammlung, an der auch Professoren Theil nehmen. Der Erschossene ist der Canditat der Medicin K. Sicken, der Erschießende der Unteroffizier Bude. Augenzeugen sagten über den Vorfall das Nachstehende aus. Sicken wöllte in der Nacht des 15. December mit einem Freund über die Brücke, um bei dem selben zu übernachten, da er, seiner baldigen Abreise wegen, keinen Hausschlüssel hatte. An der Brückenwache äußerte er, der sich nicht mehr in nüchternem Zustande befand, die Ab sicht, im Wachtlocal sich umzusehen, wo er als Freiwilliger sich schon oft befunden habe. Beide traten ein, sprachen mit den Wachtsoldaten, wollten Bier holen lassen, was abgelchnt wurde, und schickten sich an, wieder wegzuzehen, wobei der genannte Freund etwa eine Minute früher wegging. Als er sich umdrehte, sah er Sicken arretirt und von dem Unterof fizier Bude und zwei Gemeinen begleitet auf dem Wege zur Hauptwache. Er rief ihm zu, daß er ihm folgen werde und ging etwa 15 Schritte hinterher, wobei er die Bemerkung machte, daß Sicken den Soldaten gegenüber äußerte, wenn er doch mit ihnen zusammengehen müsse, so wollten sie doch wenigstens im strammen Stechschritt gehen, und Aehnliches, was vielleicht seine Begleiter geärgert haben könnte. Am Paradeplatz kam Sicken auf den unglücklichen Gevanken, seinen Begleitern durchzugehen. Unteroffizier Bude habe dann, ohne, wie herkömmlich, „Halt!" zu rufen, sofort gefeuert, worauf Sicken zusammengestürzt sei. Sein Freund eilte ihm zu Hilfe, will aber im ersten Augenblick durch die gegen seine Brust gerichteten Bajonette daran gehindert, ja sogar selbst mit Erschießen bedroht worden sein. Er schob die Bajonette mit dem Bemerken zurück, daß er ja Mediciner sei. Er konnte allerdings bloS constatiren, daß der Tod eingetreten sei. Der Schußkanal ging durch die Wirbelsäule in die Höhe der letzten Brustwirbel durch die Eingeweide etwas über den Nabel heraus. Der Leichnam blieb vor dem Harmoniege bäude 1>/, Stunde liegen und wurde dann in's Spital ge bracht. — Die Untersuchung muß ergeben, welches Maaß von strafbarer Schuld hier vorliegt. Leider waren die Ver hältnisse zwischen Studenten und Militär in Würzburg schon längere Zeit sehr mißlich. Oesterreich. Selbst die Blätter der Regierung müssen cingestehen, daß man im Lande das Weihnachtsfest in keiner rosigen Stimmung feiern konnte, daß die schweren Sorgen nur auf Augenblicke zu verscheuchen waren. Die officielle „Montags-Revüe" sagt: „Unsere Lage ist so schlimm, wie sie in der Geschichte dieser Monarchie, die wahrlich an schweren Prüfungen nicht arm ist, noch selten da war. Das Ver trauen zu Allem ist dahingeschwunden, die Armuth erfüllt jede Hütte. Wer sie zu bannen weiß, rettet daS Reich!" Diese Worte spiegeln treu die Anschauungen der Bevölkerung wieder, deren gedrückte Stimmung auf Schritt und Tritt sich bemerkbar macht. Die schwere Noch der Zeit beherrscht Alles, und selbst die fröhliche, glückselige Weihnachtszeit kann sich dieser Herrschaft nicht ganz entziehen. England. Der erste Theil des Krieges mit Afgha nistan fit beendet; die englischen Truppen haben Jellalabad besetzt. Der Emir Schir Ali ist geflohen und das Land ist in vollständiger Anarchie. Neueren Nachrichten zufolge ist der Sohn des Emirs, Jakub Khan, der bisher von seinem Vater lange in Gefangenschaft gehalten wurde, zum Nach folger ausgerufen worden; sollte er der richtige Mann am richtigen Platze sein, so könnte der Ratlosigkeit im Lande wohl ein Ende gemacht, wohl auch ein Widerstandsversuch gegen England geplant werden. — Trotz der in Indien errungenen Vortheile ist die Stimmung in England durchaus keine erfreuliche. Die finanzielle und kommerzielle Bedrängniß wirft düstern Schatten in alle Kreise. Die Noch des Landes ist ungeheuer, die Armuth der arbeitenden Klassen ist täglich wachsend; in kauf männischen Kreisen hat sich in Folge der vielen Falliments der letzten Zeit ein allgemeines Mißtrauen gezeigt, das größere Unternehmungen verhindert. Dazu ist der Winter ein strenger und macht die Noth um so fühlbarer. Dänemark. Die Trauung des Herzogs von Cumber land mit der Prinzessin Thyra hat am 20. Decbr. in Kopen hagen stattgefunden. — Es machte außerordentliche Sensation, daß kurz vorher dem König ein Drohbrief zuging, worin ge sagt war, eS werde auf das junge Paar bei der Vermählnug geschossen werden; doch hat eS sich nicht bewahrheitet, und ist ja auch die Gesinnung der ganzen Bevölkerung eine ganz loyale. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am Sonntag nach Weihnachten (29. December) predigt Herr Diaconus Zimmermann. Am Sylvester Abends 6 Uhr predigt Herr Superint. Opitz. Am Ncujahrslag predigt Herr Diaconus Zimmermann. Früh halb 8 Uhr Beichte und Kommunion Herr Superint. Opitz. Nach mittags 2 Uhr Kindergottesdienst. Allgemeiner Anzeiger. Sparkasse zu Dippoldiswalde. Die am 31. December dS. IS. fälligen CapitalSsinsen werden im Laufe des Monats Januar 1879 im Sparkassen zimmer jeden Tag Vormittags von S bis I Uhr in Empfang genommen. Quittungen über dieselben haben nur dann Giltigkeit, wenn sie außer vom Kassirer noch von einem Deputirten mit unterzeichnet sind. DerStadtvath. Dippoldiswalde, am 27. December 1878. Voigt, Brgrmstr.