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— 946 — käufer und Verkäuferinnen wissen uns niit so liebenswürdigen Manieren zu bedienen und jeden noch in der tiefsten 'Liefe des Herzen« schlummernden Wunsch so geschickt hervorzulocken, daß die Mühe auf unserer Seite lediglich in der nebensäch lichen Thätigkeit des — Begleichens und HeimschaffenS be steht. In der That, mein Liebchen, was willst Du mehr? — Bedenkt man nun noch dazu, daß Alles, waö Menschen begehr, in unsern Weihnachlsverkäufen zu finden ist, feine Ballroben und weiche, warme Pelze, sammt Allem, waö Mode und Geschmack zur Bekleidung und Verschönerung des äußern Menschen vom Scheitel bis zur Sohle erdacht uud hergestellt haben; Geräthe und Bedürfnisse mannigfacher Art für Woh nung, Schlafraum, Küche, Keller rc., fernerhin Luxusartikel, Stickereien, Geschirre, Spielzeug, Naschwerk rc., so ist unsere Erwartung eine« Massenzuzugs gewiß eine berechtigte, deren Erfüllung Niemand freudiger empfinden sollte, als unsere GewerbS- und Handelsleute, die, wie wir uns vielfach über zeugt haben, wirklich, und diesmal skws xdrnss — wie wir Franzosen sagen — gut assortirt sind. — Der sächsische LandeS-Obstbauverein hat bisher an verschiedenen Orten des Landes, wie bekannt, ObstauS- stellungen veranstaltet, um zu zeigen, was wir erbauen können und welches die für uns Vortheilhaftesten Sorten sind. Wie wir hören, wird derselbe nun am 16.—21. Februar 1879 in Dresden eine Ausstellung von Obstprodukten jeder Art, wie gedörrtes, gekochtes, eingemachtes Obst, Säfte, Muße u. dergl., veranstalten, und werden die Programme dazu in den nächsten Tagen versandt werden. Es soll diese Ausstellung bezwecken, die Lust am Obstbau dadurch zu wecken, daß dem Obstpro ducenten gezeigt wird, welche Absatzgelegenheiten ihm geboten sind und auf welche mannigfaltige Weise ihm eine Ver- werthung der Ernte ermöglicht ist. Dresden. Das einflußreichste Organ der Social demokratie in Sachsen, die „Dresdener Volkszeitung," ist von der kgl. Kreishauptmannschaft verboten worden. — Ein in Neustrießen an der Tollwuth erkrankter Hund hat der kgl. Amtshauptmannschaft hier Veranlassung gegeben, eine verschärfte Hundesperre für sämmtliche Ortschaften des Gerichtsamtsbezirks Dresden anzuordnen. KöHschenbroda. Hr. Rittmeister a. D. v. Tümpling auf WackerbarthSruhe beabsichtigt, die in freiwilliger Liqui dation befindliche Ehampagnerfabrik zu Niederlößnitz käuflich zu erwerben, und bereits in nächster Generalversamm lung der Aktionäre dieses industriellen Unternehmens ein ent sprechendes Kaufgebot zu thun. Selbstverständlich würde eS nach jeder Seite hin nur mit Befriedigung erkannt werden, wenn unsere so wohl accreditirte Ehampagnerfabrik in tüchtigen Händen dem Geschäftsverkehr erhalten bleibt. Hohnstein (sächs. Schweiz). Bei Winters Eintritt treffen jetzt in hiesiger Anstalt aus allen Gegenden Sachsens die Fechtbrüder ein, um Winterquartiere zu beziehen, die sie sich durch Gesetzüberschreitungen zu verschaffen wissen. Die Anstalt Hohnstein beherbergt jetzt gegen 350 Detinirte, und da für die jüngeren Kräfte eine entsprechende Arbeit nicht immer in erwünschtem Maße zu beschaffen ist, wird eine An zahl derselben von Neujahr ab nach Radeberg übersiedeln, in die jetzt unbenutzten Kasernenräume daselbst. Berlin. Die Verhandlungen mit Oesterreich wegen Erneuerung de« Handelsvereins werden ununterbrochen fortgesetzt; die Aussicht auf einen Erfolg ist von keiner Seite aufgegeben. — Se. Maj. der Kaiser führt die Regierungsgeschäfte wieder in alter strenger Regelmäßigkeit mit einer körperlichen und geistigen Frische, welche Allen, die ihm nahen, zur größten Freude und Genugthuung gereicht. Darmstadt. Die Großherzogin ist seit einigen Tagen bedenklich an der Diphteritis erkrankt. DaS sehr heftige Fieber milderte sich erst seit dem 11. Derbr., und der Kräfte zustand ist nicht mehr so besorgnißerregend. Prag. Der jetzt hier weilende Kronprinz Rudolf hat sich durch Zufall mit einem Zimmerkapselgewehr in die linke Hand geschossen. Der Schuß ging zwischen Daumen und Zeigefinger durch die Fleischtheile; die Wunde ist b/4 Zoll lang, der Schmerz nicht bedeutend und das Allgemeinbefinden des Kronprinzen befriedigend. Vermischtes. (Was Berlin ißt.) Es ist schon viel darüber geschrieben worden, was in Berlin verzehrt wird, wenn es nur billig ist oder unter wohlklingendem Namen verkauft wird. Die letzte Versammlung der Berliner Schlächter-Innung bot zu dem „Was Berlin ißt" interessante Beiträge. Schon lange wird den reellen Wurstfabrikanten durch billige Schlackwurst eine empfindliche Concurrenz geboten, der Ursprung dieser billigen Waare ist in den Pserdeschlächtereien zu suchen; dagegen dürste man nun nichts einwenden, wenn diese Wurst als das verkauft würde, was dieselbe ist, dem ist aber nicht so: es existiren in Berlin Pferdewurst-Fabrikanten, welche in ihrer Behausung säst gar nichts im Detail verkaufen. Reisende, Agenten hier und auswärts vermitteln den Betrieb der Waare. Ter Schweine-Ver sicherungs-Gesellschaft der Berliner Schlächtermeister auf Gegenseitigkeit war das Anerbieten gestellt, die krepirten Scbweine ihr abnehmen zu wollen und solche nach Verhältniß gut zu bezahlen; aus solchem oder diesem vielleicht ähnlichen Material wird nun Schlackwurst fabricirt und billig am Ort verkauft, oder nach Gotha oder sonstigen wegen der Wurstsabrikation berühmten Städten geschickt, um von da aus wieder als echte Gothaer oder Braunschweiger zurückzukehren. Dieser Handel wird so schwunghaft betrieben, daß nach dem Bericht eines Kollegen ein solcher Wurstsabrikant bis 20 Centner Pferdefleisch wöchentlich aus der hiesigen Roßschlächterei beziehen wollte. Leider steht es nun sest, daß weder der Thierarzt noch der Chemiker mit voller Gewißheit behaupten resp. beweisen kann, daß die oder jene verdächtige Wurst aus Pferdefleisch besteht. Aus diesen Gründen wird dieser Pferdewurst-Handel auch in so großartigem Maßstab betrieben. Der beste Schutz dagegen liegt in den Händen des Publikums selbst, wenn dasselbe nicht mit Vorliebe immer dort kaufen wollte, wo es anscheinend billig eingekaust, jedoch nie weiß, was es erhält. Bei keinem Gegenstand ist es leichter, als bei der Wurst, direct beim Fabrikanten zu kaufen, und die Sicherheit ist bei jedem Schlächter zu finden, Wurst nicht von oder mit Pferdefleisch zu erhalten. Aus Halberstadt wird geschrieben: „Seit langen Jahren hatten wir nicht so billige Korn - und Fettvieh-Preise wie in diesem Jahre. Es wäre deshalb wohl gerechtfertigt und billig gewesen, auch die Verkaufspreise der Back- und Fleischwaaren entsprechend herabzusetzen. Bis jetzt ist uns aber nach langem vergeblichen Hoffen noch Nichts von „billigen Zeiten" bekannt geworden. Die noth- wendigsten Lebensmittel sind vielmehr bei kaum gleicher Güte die selben geblieben rc. Es ist leider richtig, daß, wenn eine Erhöhung der Korn- und Viehpreise auch nur in Aussicht steht, das Fleisch zwar sofort theuerer und die Backwaare augenblicklich kleiner wird, daß aber, wenn jene Preise fallen, eine Preisermäßigung der letzteren Maaren lange aus sich warten läßt. — Notiz wollen wir übrigens nehmen von der Annonce eines Fleischermeisters in Nr. 283 des „Ascherslebener Anzeigers", die lautet: „Der billige Preis der Schweine veranlaßt mich, dem langjährigen Wunsche des Publikums nachzu kommen und verkaufe das Pfund Schweinefleisch, beste Waare, mit 45 Pfennigen, wobei mir noch ein sehr guter Verdienst bleibt." '— Zur gefälligen Nachahmung hiermit bestens empfohlen. Nachrichten vom Standesamt Dippoldiswalde. Aufgeboten: Kürschner David Müller aus Deutschhause in Mähren und Anna Clara Thiele, Beide hier. Kirchliche Nachrichte«. Dippoldiswalde. Am 3. Adventsonntag (15. December) predigt Herr Sup. Opitz. Vorher, '/>8 Uhr, Beichte und Communion Herr Mac. Zimmermann. Nachmittags 2 Uhr Kindergottesdienst.